Asthma bronchiale ist bei Kindern die häufigste chronische Erkrankung. Etwa 10 % der Kinder in Westeuropa leiden unter Asthma. Häufig haben die betroffenen Kinder die Veranlagung für eine Asthma-Erkrankung von ihren Eltern geerbt. Ob ein Kind mit einer solchen genetischen Veranlagung tatsächlich erkrankt, hängt aber unter anderem von den Umweltbedingungen ab. Auch bestimmte Infektionen scheinen das Asthma-Risiko zu erhöhen. Ursachen, wie Genetik und Virusinfektionen im Kindesalter, lassen sich nicht verhindern. Starkes Übergewicht oder gar Fettleibigkeit – wie in den USA häufig beobachtet – ist vielleicht der einzige vermeidbare Risikofaktor für Asthma im Kinderalter.
Wissenschaftler der der Duke University in North Carolina (USA) haben in einer Studie die Daten von 507.496 Kindern (2 bis 17 Jahre) bzw. von mehr als 19 Millionen Arztbesuchen in sechs großen Kindergesundheitszentren der USA analysierten.
Jede Gewichtszunahme über die Norm erhöht das Asthma-risiko
Nach den Ergebnissen der Studie haben Kinder, die als stark übergewichtig (Adipositas) eingestuft wurden, ein um 30% höheres Asthmarisiko als Gleichalterige mit Normalgewicht. Asthma beeinflusst aber nicht nur Heranwachsende mit starkem Übergewicht. Auch Kinder, die zwar übergewichtig, aber nicht adipös waren, hatten im Vergleich zu normalgewichtigen Gleichaltrigen immer noch ein um 17% erhöhtes Asthma-Risiko. Das bedeutet, so die Forscher, dass etwa 23 bis 27% aller Asthmaerkrankungen bei übergewichtigen Kindern direkt durch das Übergewicht verursacht werden. Rechnet man das um, bedeuten die Werte, dass etwa 10% aller Asthmafälle bei Kindern vermeidbar wären, wenn sie ein gesundes Gewicht halten würden; das sind in den USA fast 1 Million Kinder. In Deutschland wären es immerhin noch 50.000 (1). Denn auch bei uns ist inzwischen jedes siebte Kind zu dick oder sogar fettleibig. Das zeigt eine Studie des Robert-Koch-Institut (RKI) zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen.
Frühere Untersuchungen haben auch gezeigt, dass auch umgekehrt Asthma zu Übergewicht führen kann. So schreibt der Lungeninformationsdienst: „Kinder mit Asthma bronchiale haben ein erhöhtes Risiko im Lauf ihrer Kindheit Übergewicht zu entwickeln, unabhängig von Faktoren wie körperlicher Aktivität. Verwenden sie jedoch Bedarfsmedikamente wie Beta-2-Sympathomimetika, könnte dies dem erhöhten Risiko entgegenwirken.“ (2)
Die Zusammenhänge sind noch unklar
Die Studie zeigt deutlich, dass Übergewicht und Fettleibigkeit direkt zu Veränderungen im Organismus führen, die zu Asthma beitragen. Fettleibigkeit kann in diesen Fällen also direkt verantwortlich für die Entstehung von Asthma sein oder sie auch zumindest eine Schlüsselrolle spielen. Die Wissenschaftler können bislang allerdings noch nicht vollständig klären, wie und warum dies geschieht. Eine Hypothese ist, dass sich Lunge und Atemwege bei Kindern mit Übergewicht unterschiedlich entwickeln und aufgrund der Fettleibigkeit entzündliche Veränderungen im Körper der Kinder auftreten, die Asthma begünstigen.
Diese neue Erkenntnis ergänzt die schon länger bekannte Tatsache, dass sich Asthma durch Gewichtsabnahme häufig verbessert. All das zeigt, wie wichtig es ist, Fettleibigkeit schon in jungen Jahren zu vermeiden. Die Eltern sollten darauf achten, dass ihre Kinder aktiv bleiben und ein gesundes Gewicht beibehalten.
Quelle:
(1) www.rki.de/DE/Content/Gesundheitsmonitoring/Gesundheitsberichterstattung/GBEDownloadsJ/Focus/JoHM_03_2018_Allergische_Erkrankungen_KiGGS-Welle2.pdf?__blob=publicationFile
(2) https://www.lungeninformationsdienst.de/aktuelles/news/alle-news-im-ueberblick/aktuelles/article/dicke-kinder-durch-asthma//index.html
https://medicalxpress.com/news/2018-11-largest-pediatric-obesity-asthma-children.html
https://pediatrics.aappublications.org/content/142/6/e20182979
https://www.kinderaerzte-im-netz.de/news-archiv/meldung/article/gewicht-wahrscheinlich-fuer-ein-viertel-der-asthma-faelle-bei-kindern-mit-uebergewicht-verantwortlic/
https://pediatrics.aappublications.org/content/142/6/e20182119
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