Bei Patienten mit chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) kann die Lungenrehabilitation das Wohlbefinden erheblich verbessern. Die Effekte der Lungen-Reha auf Atemnot, körperliche Leistungsfähigkeit und die Lebensqualität von Menschen mit Lungenerkrankungen sind nachgewiesenermaßen hoch. Das gilt gerade und besonders für die COPD. Einer kürzlich durchgeführten Studie zufolge erhalten jedoch nur wenige Menschen, die mit COPD leben, die Vorteile eines speziellen Lungen-Reha-Programms. Bei einer Lungen-Reha werden Bewegungstraining, Ernährungsberatung, Patientenschulung und unterstützende Maßnahmen kombiniert.
Die Vorteile der Lungen-Reha
Patienten mit COPD bewegen sich aufgrund ihrer Atemnot immer weniger. Sie geraten so in einen Teufelskreis, der zu immer weniger Bewegung und Konditionsverlust führt, was wiederum die Atemnot verschlimmert. Die Lungen-Rehabilitation gibt den Menschen Werkzeuge an die Hand, die den Krankheitsfortschritt verzögern und den Umgang mit der Erkrankung erleichtern.
Besonders für Patienten mit COPD wirkt die Lungen-Rehabilitation erwiesenermaßen sehr gut, berichtet Dr. Rainer Glöckl vom Forschungsinstitut für Pneumologische Rehabilitation in der Ärzte Zeitung[1]. „Reha-Maßnahmen steigern die Lebensqualität und körperliche Leistungsfähigkeit. Dadurch nehmen Kraft und Ausdauer der Bein- und Armmuskulatur zu und die Atemnot nimmt ab. COPD-Patienten, die an einer Lungen-Reha teilgenommen haben, müssen seltener ins Krankenhaus und wenn doch, können sie schneller als andere wieder nach Hause entlassen werden. Angst und Depressionen treten vergleichsweise seltener auf.“
Die Lungen-Rehabilitation sollte deshalb für die Behandlung von COPD-Patienten als Standard etabliert werden. Dadurch lässt sich die Atemnot lindern. Bewegungs- und Aktivitätsfähigkeit sowie Lebensqualität und Stimmung (weniger Depressionen und Angstzustände) werden verbessert.
Auch Patienten mit schwerer COPD können von der Rehabilitation profitieren. Es gäbe kaum einen COPD-Patienten, der nicht davon profitieren würde, so der Forscher. Aufgrund ihrer Vorteile wird den Patienten normalerweise empfohlen, innerhalb von drei Wochen nach der Entlassung aus dem Krankenhaus mit der Lungenrehabilitation zu beginnen.
Was versteht man unter einer Lungen-Reha?
Lungen-Rehabilitationsprogramme sind auf den jeweiligen Patienten zugeschnitten. Im Einzelnen kann eine solche Maßnahme aus folgenden Bausteinen bestehen:
- Körperliches Training
COPD-Patienten leiden vor allem unter Atemnot (Dyspnoe) und schneller Erschöpfung der Muskeln. Daher spielt körperliches Training, vor allem Ausdauertraining, aber auch Krafttraining mit Geräten oder freien Gewichten, eine entscheidende Rolle bei der Lungen-Reha. Schon täglich 20 Minuten Training senkt die Häufigkeit von Krankheitsschüben um 27 %, wobei mehr Training auch mehr Effekt hat, so Glöckl in der Ärzte Zeitung. Wenn Sie zusätzlich eine Sauerstofftherapie bekommen, können auch Patienten in fortgeschrittenen Erkrankungsstadien trainieren. - Atemphysiotherapie
Bei dieser Maßnahme werden den Patienten mit COPD unter anderem spezielle Atmungstechniken vermittelt, um die Ausatmungsphase zu verlängern. Dabei wird durch die so genannte Lippenbremse der Widerstand beim Ausatmen erhöht, um die Lunge dadurch zu entblähen. Auch ein Geh- und Treppensteig-Training durch einen Physiotherapeuten ist gerade bei schwerkranken Patienten äußerst effizient, denn es trägt zum Erhalt der Selbständigkeit der Patienten bei. Auch das richtige Husten kann man erlernen. Das ist für den COPD-Patienten einerseits wichtig, um der meist sehr belastenden Verschleimung entgegenzuwirken, andererseits soll die Atemmuskulatur nicht durch ineffektives Husten be- oder überlastet werden. - Patientenschulung
Bei diesem Baustein lernt der Betroffene wichtiges Hintergrundwissen zu seiner Krankheit und zu den Medikamenten. So zum Beispiel, wie man Krankheitsschübe frühzeitig erkennt und richtig darauf reagiert, oder wie man Medikamente richtig inhaliert. Auch Schulungen zur ausgewogenen und gesunden Ernährung gehören in diesen Bereich. - Rauchentwöhnung
Der Verzicht auf das Rauchen ist eine zentrale Behandlungskomponente bei Lungenerkrankungen wie der COPD und die effektivste Maßnahme überhaupt, wenn sie gelingt. Unterstützend kann dabei der Umstieg auf e-Zigaretten wirken. - Psychosoziale Unterstützung
Die Häufigkeit von Angst- und Paniksymptomen oder von Depressionen bei COPD-Patienten wird unterschätzt. Deswegen ist es wichtig, den Betroffenen durch psychologische Behandlungen eine positive Perspektive zu vermitteln, was Ängste und Depressionen vermindert. Auch die krankheitsbezogene Berufs- und Sozialberatung gehört zu den Reha-Maßnahmen.
Menschen mit COPD empfiehlt die europäische Atemwegsgesellschaft (ERS) drei bis fünf Mal pro Woche bei 60 Prozent der maximalen Leistungsfähigkeit für jeweils 20 bis 60 Minuten zu trainieren..
Wenig Nutzer – warum?
Nur wenige Patienten mit chronisch-obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) beginnen nach dem Krankenhausaufenthalt mit der Lungenrehabilitation, obwohl sie empfohlen wird und nachgewiesenermaßen Vorteile bringt, wie eine US-Studie zeigt.[2] Warum ist das so? Amerikanische Wissenschaftler haben 500 Patienten mit COPD dazu befragt[3]:
40% der Befragten haben nicht erkannt, wie gefährlich ihre Erkrankung ist und 62 % hatten noch nie von einer Lungenrehabilitation gehört. Und von den 38 % der Befragten, die von einer Lungenrehabilitation gehört hatten, nahmen nur 29 % bis zum Schluss an einer Reha-Maßnahme teil. In Deutschland findet die Lungen-Rehabilitation noch fast ausschließlich stationär in entsprechenden Einrichtungen statt. Hier ist das Problem, dass die stationären Kapazitäten „bei Weitem“ nicht ausreichen. Angesichts der vielen wissenschaftlichen Beweise, dass die Lungen-Reha wirksam und extrem wichtig ist, müssen dringend mehr hochwertige ambulante Angebote geschaffen werden, so die Experten in der Ärzte Zeitung. Vor allem in ländlichen Regionen fehlen häufig noch entsprechende Angebote. Patienten mit COPD können sich Übungen zum Lungensport verordnen lassen. (Mehr Infos finden Sie unter www.lungensport.org.)
[1] https://www.aerztezeitung.de/medizin/krankheiten/asthma/article/975334/pneumologie-reha-nuetzt-copd-kranken-besonders.html
[2] https://www.atsjournals.org/doi/abs/10.1513/AnnalsATS.201805-332OC
[3] https://www.thoracic.org/about/newsroom/press-releases/journal/survey-reveals-majority-of-patients-diagnosed-with-chronic-pulmonary-disorders-are-unaware-of-standard-of-care-treatment-for-their-deadly-disease.php
COMMENTS