Warum und wie oft sollte man den Blutzuckerspiegel als Diabetiker messen?
Bei Diabetes ist eine gute Einstellung der Glucosekonzentration im Blut (Blutzuckerspiegel) wichtig. Nur dadurch lassen sich kurzfristige Entgleisungen des Glucosestoffwechsel (Unter- oder Überzuckerung bzw. Ketoazidose) und langfristige Folgeschäden der Diabetes verhindern. Der Blutzuckerspiegel sollte also immer in einem optimalen Bereich gehalten werden. Den Blutzucker als Diabetiker zu messen, hat also viele Vorteile.
Ein Betroffener, der seinen Blutzuckerspiegel regelmäßig misst, kann leicht kontrollieren, ob eine Behandlung den gewünschten Erfolg hat und wie sein Blutzuckerspiegel auf unterschiedliches Essen, auf Stress, Sport oder andere Aktivitäten reagiert. So kann er im Zweifelsfall sein Verhalten ändern oder das weitere Vorgehen mit seinem Arzt besprechen.
Für die meisten Menschen mit Diabetes ist es also wichtig, ihre Blutzuckereinstellung regelmäßig und zu festen Zeiten zu kontrollieren. Folgende Richtwerte gelten:
Typ-1-Diabetes: in der Regel 4 mal am Tag, vor den Hauptmahlzeiten, vor und nach dem Sport, vor dem Zubettgehen und gelegentlich während der Nacht.
Typ-2-Diabetes: insulinpflichtige Diabetiker sollten ihren Blutzucker – abhängig von Typ und Menge an Insulin – mindestens zweimal täglich messen, und zwar normalerweise vor dem Essen und vor dem Zubettgehen. Nicht insulinpflichtige Typ-2-Diabetiker müssen ihren Blutzuckerspiegel eventuell nicht täglich messen.
Ansonsten ist die Blutzuckermessung sehr geeignet, um seinen Lebensstil anzupassen. Um zum Beispiel den Einfluss von Mahlzeiten auf den Blutzucker zu kontrollieren, misst man vor dem Essen und 1–2 Stunden nach dem Essen. Wenn der Blutzucker dann immer noch zwischen 140 und 200 mg/dl liegt, weiß man, dass man nicht ideal gegessen hat. Auch beim Sport und anderen anstrengenden Aktivitäten sollten Menschen mit Diabetes häufiger messen, und zwar nach dem Sport, auch abends und am nächsten Morgen.
Prof. Dr. Bernhard Ludvik, Vorstand der 1. Medizinischen Abteilung mit Diabetologie, Endokrinologie und Nephrologie einer Wiener Klinik, empfiehlt die so genannte Siebenpunkt-Profilmessung, denn um Zusammenhänge zu erkennen, reiche ein Tag allein nicht aus: „Statt vieler täglich gemessener Einzelwerte, sollten Diabetiker nach einem vorgegebenen Muster den Blutzucker an definierten Tagen sieben Mal am Tag messen und Tagesprofile erstellen. Dadurch können Trends erkannt, die Therapie angepasst und die Werte längerfristig verbessert werden“, so Ludvik. Die Werte müssen notiert oder elektronisch gespeichert werden, sodass man mit einer grafischen Darstellung Tagesprofile erstellen kann. Daraus lassen sich die Zusammenhänge zwischen Essen, Bewegung und Blutzuckerspiegel sehr gut ableiten, was für die Anpassung der Therapie wichtig ist.
Was ist ein geeignetes Blutzuckermessgerät?
Die meisten Menschen mit Diabetes messen ihren Blutzucker mit einem Blutzuckermessgerät (Glukosemeter). Dabei wird ein Tropfen Blut durch einen Stich mit einer Nadel oder Lanzette zum Beispiel aus der Fingerkuppe gewonnen. Ein wenig Blut wird auf einen Teststreifen übertragen und dann in einem tragbaren Messgerät analysiert.
Es gibt eine Vielzahl von unterschiedlichen Blutzuckermessgeräten auf dem Markt. Wenn Sie eines kaufen wollen, achten Sie darauf, dass es leicht zu bedienen und das Display gut abzulesen ist. Die meisten Geräte haben eine Speicherfunktion für die Werte, was zum Aufstellen von Tagesprofilen sehr praktisch sein kann.
Die Kosten für Blutzuckermessgerät und Teststreifen übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen normalerweise nur bei Patienten, die Insulin spritzen müssen. Für viele Menschen mit Typ-2-Diabetes ist die Blutzuckerkontrolle auch nicht notwendig. Wenn Sie aber an Ihren Blutzuckerwerten interessiert sind, weil Sie zum Beispiel Ihren Lebensstil gesünder gestalten wollen, dann ist ein günstiges Blutzucker-Messsystem sicher empfehlenswert.
Kontinuierliche Blutzuckermessungen (CGM)
Neu und eine erhebliche Erleichterung für Menschen mit Diabetes, die eine Insulinpumpe nutzen, ist die kontinuierliche Blutzuckermessung (CGM: Continuous Glucose Monitoring). Anders als bei den bislang üblichen Messmethoden werden hier nicht mehr einzelne Messpunkte zu bestimmten Zeiten bestimmt, sondern es wird ein kontinuierlicher Rund-um-die Uhr-Verlauf des Blutzuckerspiegels aufgenommen. Zuckersensoren im Unterhautfettgewebe am Bauch oder am Oberarm, messen ununterbrochen den Glukosewert. Der Messfühler ist mit einem Sender auf der Hautoberfläche verbunden, der die gemessenen Werte an einen Empfänger funkt, zum Beispiel ein Smartphone. Dieses zeigt dem Patienten nicht nur den aktuellen Zuckerwert, sondern auch den Trend – also ob der Blutzuckerspiegel im Moment steigt oder sinkt. Weiterer Vorteil: Eine Alarmfunktion warnt, bevor die Werte zu tief fallen.
Artikel veröffentlicht im September 2017, aktualisiert am 21.03.2024
Referenzen:
Nationale Versorgungsleitlinie Typ-2-Diabetes, 2023; https://www.leitlinien.de/mdb/downloads/nvl/diabetes-mellitus/diabetes-2aufl-vers1.pdf
Verband der Diabetes-Beratungs- und Schulungsberufe in Deutschland e.V. (VDBD), Leitfaden zur Glukose-Selbstkontrolle in Beratung und Therapie, https://www.vdbd.de/fileadmin/portal/redaktion/Publikationen/190516_VDBD_Leitfaden_Glukose_Selbst.pdf
Wiener Gesundheitsverbund. 2022, Diabetes – auf die richtige Einstellung kommt es; https://pflege.gesundheitsverbund.at/diabetes-monat-diabetes-mellitus-auf-die-richtige-einstellung-kommt-es-an/
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