Nachtschichten können das Diabetes-Risiko erhöhen

Nachtschichten können das Diabetes-Risiko erhöhen

Für die aktuelle Studie untersuchten Forscher um Dr. Zhilei Shan von der Harvard T.H. Chan School of Public Health in Boston die Daten von mehr als 140.000 Krankenschwestern. Keine von ihnen litt zu Studienbeginn an Diabetes, Herzerkrankungen oder Krebs. Die Teilnehmer füllten zwischen 1976 und 1989 regelmäßig Fragebögen zu ihrer Gesundheit, Ernährung und Ihren Lebensstil aus.

In der Nachbeobachtungszeit zwischen 1998 und 2000 wurde bei fast 11.000 der Frauen ein Typ-2-Diabetes diagnostiziert. Dabei erkrankten Krankenschwestern mit Nachtschichten sehr viel wahrscheinlicher an Diabetes Typ 2 als Gleichaltrige, und zwar je länger sie in Nachtschichten arbeiteten: Nach ein bis fünf Jahren mit Nachtschicht stieg das Risiko um 11%, bei fünf bis neun um 28% und bei zehn und mehr Jahren um 46%. (Zu Nachtschicht zählten die Studienteilnehmerinnen, wenn sie zusätzlich zu Tag- und Abendschichten mindestens in drei Nachtschichten pro Monat arbeiteten.)

Das Diabetesrisiko war außerdem besonders hoch, wenn noch zusätzliche Risikofaktoren vorlagen, wie Trinken, Rauchen, Bewegungsmangel und ungesundes Essen. Bei einer Kombination aus Nachtschichtarbeit plus einem der vier ungünstigen Lebensstilfaktoren war das Diabetesrisikos sogar um 183% höher als bei Krankenschwestern, die nur tagsüber arbeiteten und bezüglich der untersuchten Faktoren einen gesunden Lebensstil verfolgten.

Das Diabetes-Risiko war für eine Kombination aus Nachtschichten und ungesunden Gewohnheiten höher als dies aufgrund der Einzelfaktoren zu erwarten war. Dies deutet auf eine Wechselwirkung zwischen Schichtarbeit und ungesunden Lebensgewohnheiten hin, die die Wahrscheinlichkeit einer Diabetesentwicklung noch erhöht, so die Autoren der Studie.

Welcher Mechanismus könnte dahinterstecken?

Arbeiten in der Nacht und Schlafen am Tag kann die Melatoninproduktion des Körpers durcheinanderbringen, ein Hormon, das den Schlaf-Wach-Zyklus steuert. Eine verstärkte Melatoninproduktion aber senkt die Insulinsekretion. Da das Hormon Insulin zur Kontrolle des Blutzuckers dient, könnte ein Mangel zu einem erhöhten Blutzuckerspiegel und damit zu Diabetes führen.

Gerade für Menschen, die häufiger in Nachtschichten arbeiten müssen, sind daher gesunde Ernährung, ausreichend Bewegung und die Kontrolle von Blutdruck und Cholesterinspiegel sehr wichtig. „Schichtarbeiter haben also sogar mehr zu gewinnen, wenn sie mit dem Rauchen aufhören, besser essen, Sport treiben und Gewicht verlieren„, so der Studienleiter Shan gegenüber Reuter.

Quellen
Shan, Z., et al. Rotating night shift work and adherence to unhealthy lifestyle in predicting risk of type 2 diabetes: Results from two large US cohorts of female nurses. BMI (2018) 363, k4641
https://www.aerztezeitung.de/medizin/krankheiten/diabetes/article/978236/nurses-health-study-nachtschichten-potenzieren-diabetes-risiken.html
https://www.bmj.com/content/bmj/363/bmj.k4641.full.pdf
https://www.reuters.com/article/us-health-diabetes-night-shift/night-shifts-plus-unhealthy-lifestyle-may-be-recipe-for-diabetes-idUSKBN1O22IV

COMMENTS