Seit 2023 sind in Deutschland sogenannte Abnehmspritzen zugelassen – Medikamente mit den Wirkstoffen Semaglutid oder Tirzepatid, die die Pfunde purzeln lassen.
Menschen mit Diabetes ist Semaglutid schon länger bekannt. Es kann verschrieben werden, wenn der Diabetes sich mit herkömmlicher Therapie nicht einstellen lässt. Nun sind diese Mittel, neben Diabetes Typ 2, auch für Adipositas zugelassen.
Wir erklären, wie die Abnehmspritzen, vor allem in Hinblick auf Diabetes, wirken, wer sie bekommt und worauf Sie achten sollten.
Wie wirken Abnehmspritzen bei Diabetes?
Wenn wir Nahrung aufnehmen, werden unter anderem körpereigene Hormone wie GLP-1 und GIP freigesetzt. Diese stimulieren die Ausschüttung von Insulin.
Auch Semaglutid und Tirzepatid stimulieren die Freisetzung von Insulin, denn Semaglutid ahmt die Wirkung des körpereigenen Hormons GLP-1 und Tirzepatid die Wirkung von GLP-1 und GIP.1,2 So wird mehr Zucker aus dem Blut aufgenommen und der Blutzuckerspiegel sinkt. Zudem reagieren die Zellen besser auf das Insulin.1,2
Ein weiterer positiver Effekt ist, dass die Medikamente neben der Blutzuckersenkung die Entleerung des Magens und den Appetit regulieren. Der Magen entleert sich langsamer und man ist länger gesättigt, der Appetit wird gezügelt.1,2
Für wen sind die neuen Abnehmspritzen geeignet?
Die neuen Mittel gegen Diabetes Typ-2 und Adipositas sind verschreibungspflichtig. Eines oder mehrere der folgenden Merkmale müssen Patientinnen und Patienten erfüllen, damit der Arzt oder die Ärztin die Mittel verschreiben kann:2,3,4,5
Voraussetzungen für Verschreibung:
- Unzureichend eingestellten Diabetes Typ-2
- Unverträglichkeit von herkömmlichen Diabetes-Medikamenten (z.B. Metformin)
- BMI (Body-Mass-Index) über 30 (Adipositas)
- Bei BMI ab 27 muss eine Begleiterkrankung wie Diabetes oder Bluthochdruck vorliegen
- Jugendliche ab 12 Jahren mit Adipositas oder einem Gewicht über 60 Kilo.
Wie werden die Abnehmspritzen bei Diabetes verabreicht?
Semaglutid und Tirzepatid werden als Spritzen verabreicht. Es erfolgt eine sogenannte Aufdosierung. Das heißt, man fängt mit einer kleinen Dosis an und steigert diese über einen bestimmten Zeitraum in Absprache mit dem Behandlungsteam.2,4
Die Mittel werden einmal wöchentlich unter die Haut gespritzt. Das kann man nach einer Einweisung in der Arztpraxis zuhause allein machen.
Wie viel kann man mit den Abnehmspritzen abnehmen?
Laut den Herstellern können Anwenderinnen und Anwender je nach Dosierung zwischen 5 bis zu 15 Prozent ihres Ausgangsgewichts verlieren. Zusätzlich werden immer auch eine Ernährungsumstellung und mehr Bewegung empfohlen.2 Das kann unter Umständen die Wirkung noch verbessern.
Daher kann die Gewichtsabnahme individuell sehr unterschiedlich ausfallen.
Wichtig zu wissen: Nach Absetzen der Spritzen kommt es bei den meisten Personen wieder zu einer Gewichtszunahme. Ernährungsumstellung und Bewegung können diesem Effekt etwas entgegenwirken und sind daher wesentlicher Bestandteil der Therapie.
Gibt es Nebenwirkungen der Abnehmspritzen?
Nebenwirkungen sind vor allem im Magen-Darm-Bereich zu erwarten. Es kann zu Bauchschmerzen, Durchfall, Verstopfung, Erbrechen und Übelkeit kommen.3 Diese Nebenwirkungen sollen in der Zeit der Aufdosierung am stärksten sein und später nachlassen. Durchhalten kann sich also lohnen.5
Weitere Nebenwirkungen können sein:
- Bei gleichzeitiger Gabe von Insulin oder Sulfonylharnstoff kann es zu Hypoglykämien (Unterzuckerungen) kommen.4,5
- Zudem kann es zu Hautreaktionen an der Einstichstelle kommen und es können Schwindel und Sehstörungen auftreten.3
Sollten Sie bei der Anwendung eine oder mehrere dieser Nebenwirkungen bemerken, sprechen Sie bitte schnellstmöglich mit Ihrem behandelnden Arzt oder Ihrer behandelnden Ärztin.
Zahlt die Krankenkasse die Abehmspritzen?
Wird das Mittel aufgrund von Diabetes Typ-2 verschrieben, übernimmt die gesetzliche Krankenkasse die Kosten und man muss nur den Eigenanteil zahlen.
Anders sieht es aus, wenn die Spritzen zum Abnehmen verschrieben werden, wie es bei Adipositas der Fall ist. Dann muss man selbst in die Tasche greifen, denn in Deutschland sind Medikamente zur Gewichtsregulierung von der Erstattung durch die gesetzlichen Krankenkassen ausgeschlossen, da sie als sogenannte „Lifestyle-Arzneimittel“ gelten.5
Referenzen
- Zava: Mounjaro®: Ein neues Medikament zum Abnehmen. https://www.zavamed.com/de/mounjaro.html. Stand: 09.01.024. Abgerufen: 09.01.2024
- iKK classic: Abnehmspritze: Was hinter dem Hype um Wegovy und Ozempic steckt. https://www.ikk-classic.de/gesund-machen/leben/abnehmspritze Stand: Januar 2024. Abgerufen: 09.01.2024
- Apotheken Umschau: Semaglutid: Ein Wirkstoff, zwei Anwendungsgebiete
- European Commission: Public Health. Union Register: Mounjaro: Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels. https://ec.europa.eu/health/documents/community-register/2022/20220915156773/anx_156773_de.pdf
- Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft: Arzneiverordnung in der Praxis: Semaglutid (Wegovy®) 1 – neue Indikation. https://www.akdae.de/fileadmin/user_upload/akdae/Arzneimitteltherapie/AVP/vorab/aktuell/20230927-Semaglutid.pdf Veröffentlicht: 27.09.2023 Abgerufen: 09.01-.2024
- Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte: Fälschung des Arzneimittels Ozempic® https://www.bfarm.de/DE/Arzneimittel/Arzneimittelinformationen/Rapid-Alert-System/Arzneimittelfaelschungen/Ozempic/_artikel.html?nn=468782 Stand: 10.11.2023. Abgerufen: 09.01.2024
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