Zahngesundheit bei Diabetes

Zahngesundheit bei Diabetes

Unsere Zähne müssen ganz schön viel aushalten: Wir zerkleinern im Laufe unseres Lebens riesige Mengen an Nahrungsmitteln. Dabei muss ein Zahn im Durchschnitt Kräften von bis zu 80 Kilo widerstehen – und das einige hundert Mal am Tag.1 Die maximale Kaukraft unserer Backenzähne liegt sogar bei rund 193 Kilo2. So viel Einsatz sollten wir mit guter Pflege würdigen, damit die fleißigen Beißer noch lange so weiterarbeiten können.

Bei Diabetes die Zähne nicht vergessen

Menschen mit Diabetes sollten ein besonderes Augenmerk auf die Pflege ihrer Zähne legen. Denn eine Entzündung des Zahnhalteapparates mit Zahnfleischschwund und möglichem Zahnverlust (Parodontitis) tritt bei Menschen mit Diabetes häufiger auf als bei Stoffwechselgesunden. Der Grund: Ein zu hoher Blutzuckerspiegel kann die kleinen Gefäße im Mundbereich schädigen. Dadurch wird das Zahnfleisch nicht mehr so gut mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt, es zieht sich zurück und die Zähne lockern sich.3

Vor allem ein erhöhter Langzeitblutzuckerwert (HbA1c) über 9 Prozent stellt ein größeres Risiko für Paradontitis dar als ein HbA1c von 7 Prozent oder niedriger.3,4 Bei einem hohen Blutzuckerspiegel findet sich zudem auch mehr Zucker im Speichel und es kommt zu Mundtrockenheit. Beides ist ein Nährboden für Bakterien.3

Zudem ist bei Diabetes häufig die Immunabwehr geschwächt. Dadurch heilen Wunden schlechter – auch in der Mundhöhle- und Bakterien können leichter eindringen.3

Damit erst gar keine Druckstellen oder Wunden im Mundraum auftreten, sollten Sie regelmäßig den Zustand von eventuell vorhandenen Kronen und den richtigen Sitz von Zahnprothesen zahnärztlich überprüfen lassen.

Andersherum kann eine Parodontitis auch den Diabetes beeinflussen: Die Entzündungen im Mund erhöhen die Insulinresistenz der Zellen und erschweren so die Stoffwechseleinstellung.3 Doch soweit muss es nicht kommen. Das A und O für gesunde Zähne ist neben einer guten Blutzuckereinstellung eine gute Mund- und Zahnpflege.

Die Technik macht’s: Zähne pflegen bei Diabetes

Zähne sollten mindestens zweimal täglich gereinigt werden: morgens nach dem Frühstück und abends vor dem Schlafengehen. Wer zu wenig putzt, behält einen Biofilm von Bakterien (Plaque) auf den Zähnen, der von Karies und Entzündungen des Zahnfleischs bis hin zu Parodontitis führen kann.5

Anzeichen für eine Entzündung ist rotes, geschwollenes Zahnfleisch, das beim Zähneputzen anfängt zu bluten. Jetzt heißt es besonders gut pflegen, denn kann man in diesem Stadium die Entzündung meist noch in den Griff bekommen und Schlimmeres verhindern. Wichtig ist vor allem die richtige Putztechnik: Man sollte gründlich, aber gleichzeitig schonend vorgehen, denn wer die Bürste zu fest aufdrückt, riskiert kleine Stich- und Schürfverletzungen am Zahnfleisch. Die Folge: Es geht zurück und irgendwann liegen die Zahnhälse frei. Dadurch werden die Zähne schmerzempfindlicher und es kann Zahnhalskaries entstehen. Blutende Stellen sollten nicht ausgespart, sondern sogar besonders sorgfältig geputzt werden, da das Blut eine Folge des bakteriellen Zahnbelags ist – und der muss möglichst gründlich entfernt werden.5

Nützliche Helfer zur Zahnpflege bei Diabetikern

Neben einer fluoridhaltigen Zahncreme sind die richtigen Hilfsmittel wie Zahnbürste oder Zahnseide entscheidend. Eine moderne elektrische Zahnbürste reinigt die Zähne sehr gut. Doch auch gegen eine Handzahnbürste ist bei der richtigen Technik nichts einzuwenden. Lassen Sie sich die richtige Anwendung am besten in Ihrer zahnärztlichen Praxis zeigen. Wichtig ist, dass die Borsten weich bis höchstens mittelhart und abgerundet sind. Kunststoffborsten sind besser als Naturborsten, da sich Keime hier nicht so schnell festsetzen. Nach spätestens drei Monaten sollte eine Zahnbürste entsorgt werden, da dann die Reinigungswirkung stark nachlässt und sich zudem immer mehr Keime an den Borsten ansiedeln. Für die Zahnzwischenräume gibt es spezielle Interdentalbürsten. Stehen die Zähne sehr eng, nimmt man am besten Zahnseide. Auch hier zeigt Ihnen Ihre Zahnärztin oder Ihr Zahnarzt die richtige Handhabung.6,7

Wie essen Diabetiker zahnfreundlich?

Ballaststoffreiche Speisen und Rohkost wie Vollkornbrot, Möhren oder Äpfel müssen gut gekaut werden. Das regt den Speichelfluss an und damit die Selbstreinigung der Zähne: Der Speichel verdünnt und neutralisiert die Säuren, die durch Zucker in der Mundhöhle entstehen während – ebenfalls eine wichtige Funktion des Speichels – die Zähne mit Mineralien versorgt.

Zwiebeln enthalten Schwefelverbindungen, die das Wachstum von Kariesbakterien hemmen. Käse wiederum enthält Kalzium, Phosphat und das Milcheiweiß Kasein, die die Mineralien des Zahnschmelzes ersetzen. Eine zahngesunde Kost kann die tägliche Zahnhygiene also unterstützen, aber nicht ersetzen.8,9,10

Daher gilt: Wenn Ihr Blutzucker gut eingestellt ist, Sie auf eine sorgfältige Mundpflege achten und regelmäßig zur zahnärztlichen Kontrolluntersuchung gehen, werden Sie noch lange gut zubeißen können.

Wichtig:
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Referenzen:

  1. de. Beißkraft. https://medlexi.de/Bei%C3%9Fkraft Stand: 12.11.2021. Abgerufen: 18.07.2023
  2. Schaal, Kunsch & Kunsch: Der Mensch in Zahlen. Springer Spektrum, 4. Auflage, 2016
  3. de. Parodontitis bei Diabetes. https://www.diabinfo.de/leben/folgeerkrankungen/zaehne.html Stand: 31.10.2019. Abgerufen: 18.07.2023
  4. de. Typ-2- Diabetes – Wie soll der Blutzucker eingestellt sein? https://www.patienten-information.de/patientenblaetter/diabetes-hba1c Stand: Mai 2023. Abgerufen: 18.07.2023
  5. Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung KZBV. Zähneputzen – rundum sauber. https://www.kzbv.de/zaehneputzen-rundum-sauber.54.de.html Stand: 2023. Abgerufen: 18.07.2023
  6. Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung KZBV. Zahnbürsten – das Grund­werkzeug. https://www.kzbv.de/zahnbuersten-das-grundwerkzeug.57.de.html Stand: 2023. Abgerufen: 18.07.2023
  7. Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung KZBV. Zahnseide und weitere Hilfsmittel. https://www.kzbv.de/zahnseide-und-weitere-hilfsmittel.59.de.html Stand: 2023. Abgerufen: 18.07.2023
  8. Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung KZBV. Ernährung. https://www.kzbv.de/ernahrung.64.de.html Stand: 2023. Abgerufen: 18.07.2023
  9. Zahnarzt Dr. Peterke. ZAHNPFLEGE + GESUNDE ERNÄHRUNG = GESUNDE ZÄHNE! https://www.dr-peterke.de/zahnpflege-gesunde-ernaehrung-gesunde-zaehne/ Stand: 2023. Abgerufen: 18.07.2023
  10. Fachgesellschaft für Ernährungstherapie und Prävention e.V. Sulfide – Ernährungstherapeutische Aspekte https://fet-ev.eu/sulfide/ Stand: 13.10.2021. Abgerufen: 18.07.2023

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Titelbild: AdobeStock

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