Blutmarker bei Multipler Sklerose entdeckt

Blutmarker bei Multipler Sklerose entdeckt

Durch einen neu entdeckten Biomarker im Blutserum lässt sich die Schwere der Multiplen Sklerose (MS) und die Wirksamkeit von MS-Medikamenten einfach und zuverlässig bestimmen.

Bisher konnte man den Verlauf der Multiplen Sklerose und die dadurch entstandenen Schäden im Nervensystem nur mit bildgebenden Verfahren (MRT: Magnetresonanztomografie) nachweisen. Das ist sehr aufwändig und kostspielig, und man kann mit der MRT auch nur indirekt darauf schließen, wie stark die Nervenzellen durch die MS geschädigt sind. Deswegen suchen die Forscher schon seit Jahren nach Markern, die mit einer Blutuntersuchung einfach nachzuweisen sind und mit denen man den Krankheitsverlauf der MS zuverlässig charakterisieren kann.

Ein vielversprechender Kandidat hierfür scheint das so genannte Neurofilament Protein (NFL: Neurofilament Light Chain) zu sein. Dieses fadenförmige Protein wird ausschließlich in Nervenzellen produziert. Es dient als eine Art Innenskelett in den langen Ausläufern (Axonen), über die Nervenzellen Signale weiterleiten. Seit einiger Zeit weiß man nun, dass das NFL-Protein bei neurodegenerativen Erkrankungen vermehrt im Blut auftaucht. Das sind Krankheiten, die mit der allmählichen Zerstörung des Nervensystems verbunden sind, wie z.B. die MS. Die Konzentration von NLF im Blutserum lässt sich über Antikörper-Assays bestimmen (siehe Box).

Wie zwei neue Studien jetzt zeigen, sind die NFL-Konzentrationen im Blut von Patienten umso höher, je mehr Nervenschädigungen die Patienten aufwiesen. Außerdem fallen die NFL-Werte, wenn die Patienten mit MS-Medikamenten behandelt werden. So untersuchten Forscher vom Universitätsspital Basel 162 MS-Patienten, die einerseits mit Fingolimod (Gilenya, ein MS-Medikament), anderseits mit Placebo (einer unwirksamen Kontrolle) behandelt wurden. Ergebnis: Der NFL-Wert unter der medikamentösen Behandlung sank innerhalb von 6 Monaten von 30 auf 20 ng/l und blieb dann konstant auf diesem Wert bis zum Studienende nach 2 Jahren. Unter Plazebo blieben die Werte in etwa beim Anfangswert. Auch in anderen Studien erreichten die NFL-Werte unter Fingolimod-Behandlung in etwa den Normalwert von NFL im Blut von gesunden Personen (15 bis 20 ng/l).

Nach Ansicht der Wissenschaftler ist NFL ein sehr empfindlicher Biomarker. Die Messung der NFL-Konzentration im Blutserum lässt Rückschlüsse zu auf:

  • das Ausmaß neuronaler Schäden durch MS
  • das Ansprechen einer MS-Therapie
  • den Krankheitsverlauf der MS
Antikörper-Assay
Antikörper sind kleine Proteine (Eiweißstoffe), die das Immunsystem bildet, um spezifisch Fremdkörper im Organismus zu markieren und dann unschädlich zu machen. Wissenschaftler nutzen das aus, indem sie künstlich Antikörper gegen irgendeinen interessanten Stoff herstellen und diese Antikörper mit einem leicht nachweisbaren „Marker“ versehen. Mit solchen Sonden lässt sich dann der jeweilige Stoff im Gewebe z.B. im Blut sehr empfindlich und spezifisch nachweisen.
In vorliegenden Fall verwendeten die Forscher einen Antikörper gegen das Neurofilament Protein (NFL: Neurofilament Light Chain), ein Zellbestandteil der für Nervenzellen spezifisch ist.

 

Quellen
Disanto G et al. Serum Neurofilament light: A biomarker of neuronal damage in multiple sclerosis. Ann Neurol. 2017; 81: 857-870. doi: 10.1002/ana.24954.

Müller T. Neurofilament – Serummarker für MS-Aktivität

 

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