MS und die Auslöser – Können Hormone eine Rolle spielen?

MS und die Auslöser – Können Hormone eine Rolle spielen?

Bei der Autoimmunkrankheit Multiple Sklerose (MS) greifen die Immunzellen des Körpers die Myelinschicht der Nervenzellen an. Dies führt zu Entzündungsherden im Nervensystem und die Nerven werden geschädigt. Was genau eine MS letztlich auslöst, wissen wir noch nicht. Studien zeigen jedoch, dass auch Hormone bei der MS eine Rolle spielen könnten. Hormone könnten einen Einfluss darauf haben, wie sich MS im Körper auswirkt, und wie schwer die Symptome der MS sein können.

Was sind Hormone?

Hormone sind körpereigene Botenstoffe, die von speziellen Drüsenzellen ins Blut abgegeben werden, um längerfristige und/oder weiträumigere Wirkungen im Körper zu erzielen. Hormone können beinahe alles beeinflussen, von der Stimmung über Hunger, Wachstum, Sexualtrieb bis zu Stressreaktionen und die Höhe des Blutzuckerspiegels. Oft steuern Hormone auch den Spiegel anderer Hormone, so dass komplexe hormonelle Regelkreise entstehen. Beispiele für hormonproduzierende Gewebe sind: die Hirnanhangdrüse, die Schilddrüse, die Bauchspeicheldrüse, die Nebennieren oder die Keimdrüsen (Eierstöcke und Hoden). Bekannte Hormone sind: Insulin, Adrenalin, Testosteron oder Östrogen. Sehen wir uns einige Hormone an, die bei der MS eine Rolle spielen könnten.

Wachstumshormon und MS

Das Wachstumshormon (auch growth hormone (GH), humane growth hormone (HGH), somatotropes Hormon oder Somatotropin genannt) wird in der Hirnanhangdrüse (Hypophyse) im Gehirn gebildet. Das Hormon ist besonders bei Kindern und Jugendlichen für Wachstum und Entwicklung wichtig. Bei Erwachsenen hilft es, zum Beispiel den Stoffwechsel oder das Muskel- und Knochenwachstum zu regulieren. Man hat beobachtet, dass bei Menschen mit niedrigen Werten des Wachstumshormons die MS-Symptome tendenziell schwerer sind. Deswegen untersuchen Forscher, ob das menschliche Wachstumshormon zum Schutz vor der MS-Erkrankung, bzw. zur Regeneration von geschädigten Nervenzellen beitragen kann. (1)

Östrogen und MS

Östrogene sind weibliche Geschlechtshormone, die vielfältige Wirkungen im menschlichen Organismus haben. Normale Spiegel dieses Hormons scheinen zwar nicht vor MS zu schützen, aber Frauen mit MS haben während der Schwangerschaft (wenn der Östrogenspiegel stark ansteigt) normalerweise weniger Schübe.

Hohe Spiegel der beiden Östrogene Östriol (Estriol) und Östradiol (Estradiol) haben ersten Studien zufolge möglicherweise einen positiven Effekt bei MS. Bei Frauen mit schubförmig-remittierender MS können die Hormone dazu führen, dass die Schübe seltener auftreten. (2, 3), andere Studien wiederum konnten diesen positiven Effekt durch magnet­resonanz-tomografische Untersuchungen jedoch nicht bestätigen.

Testosteron und MS

Wie andere Autoimmunkrankheiten, tritt auch die MS häufiger bei Frauen auf. Deswegen vermutet man schon länger, dass die Sexualhormone Östrogen und Testosteron bei der MS eine Rolle spielen. Studien deuten darauf hin, dass ein hoher Testosteronspiegel junge Männer vor einer MS-Erkrankung schützen kann. Dafür spricht auch, dass Männer eher im höheren Alter an MS erkranken, wenn der Testosteronspiegel normalerweise sinkt.

Möglicherweise könnte Testosteron zur Behandlung von MS hilfreich sein. So wurde in einer kleinen Studie festgestellt, dass Männer mit MS nach täglicher Testosterongabe eine Verbesserung des Gedächtnisses und der Aufmerksamkeit zeigten. Sie verloren auch langsamer Nervenzellen in ihrem Gehirn.

Vitamin D und MS

Vitamin D, das „Sonnenhormon“ wird aus historischen Gründen als Vitamin bezeichnet. In Wirklichkeit ist es aber ein wichtiges Hormon, das in zwei Varianten vorkommt: Vitamin D2 und Vitamin D3. Wir nehmen einen Teil mit der Nahrung auf, unser Körper kann Vitamin D3 aber auch selbst herstellen, wenn die Haut genügend Sonnenlicht (UV-Strahlung) ausgesetzt ist. Der Zusammenhang zwischen MS und Sonnenexposition ist lange bekannt. MS tritt umso häufiger auf, je weiter man sich vom Äquator entfernt. Ob allerdings eine Behandlung mit hochdosiertem Vitamin D die Symptome der MS lindern und Schübe seltener machen kann, ist umstritten. Hier sind noch weitere Studien notwendig, auch um mögliche schädliche Auswirkungen sehr hoher Vitamin D-Dosen ausschließen zu können. (4)

Quellen
1 https://n.neurology.org/content/82/10_Supplement/P3.155
https://idw-online.de/de/news520296
2 https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/daz-az/2016/daz-1-2016/oestrogene-fuer-ms-patientinnen
3 https://www.spektrum.de/news/spezifisches-oestrogen-gegen-multiple-sklerose/903373
4 https://www.dmsg.de/multiple-sklerose-news/ms-therapien/hochdosiertes-vitamin-d-als-zusatztherapie-in-der-behandlung-der-multiplen-sklerose-ein-upda
5 https://doi.org/10.1073/pnas.0407262101
https://www.webmd.com/multiple-sclerosis/ms-hormones-link

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