Arthrose (Osteoarthrose) – Ursachen und Therapie

Arthrose (Osteoarthrose) – Ursachen und Therapie

Als Arthrose bezeichnet man einen fortschreitenden Gelenkverschleiß, der im Gegensatz zur Arthritis nicht durch eine Entzündung entsteht. Sie zeichnet sich durch eine fortschreitende Veränderung der Knorpel- und Knochenstruktur aus, die schließlich das Gelenk zerstören kann.

Nach der Ursache unterscheidet man zwischen primärer und sekundärer Arthrose:

Primäre Arthrose – Ursachen

Bei der primären (idiopathischen) Arthrose ist keine konkrete Ursache für die Krankheit ermittelbar. Dennoch  können sich mit zunehmendem Alter  einzelne Prozesse im Knorpelstoffwechsel so verändern, dass sich die Elastizität des Knorpels verringert. Außerdem kann eine übermäßige oder auch eine Fehlbelastung der Gelenke im Laufe der Jahre zu Schäden am Knorpel führen, die sich nicht mehr rückgängig machen lassen. Dadurch können sich z. B. kleine Risse im Knorpel bilden, im fortgeschrittenen Stadium kann daraus auch ein Totalverlust des Knorpelpolsters zwischen den Gelenkknochen resultieren. Dann reiben die Knochen des Gelenks direkt aufeinander, was Schmerzen verursachen und die Beweglichkeit des Gelenks stark einschränken kann. Schäden am Knorpel können auch die Bildung neuer Knochenauswüchse (sogenannte Sporne) um die Gelenke herum auslösen.

Arthrose kann in Familien gehäuft auftreten, was darauf hindeutet, dass die Erkrankung auch eine erbliche (genetische) Komponente haben könnte. In seltenen Fällen kann die Arthrose durch eine Mutationen im Gen für Kollagen verursacht werden, welches ein Eiweiß kodiert, das eine wichtige Komponente des Knorpels ist.

Eine Hauptursache für die primäre Form der Arthrose ist:

  • Adipositas (Übergewicht) verursacht eine Arthrose, weil die mechanische Belastung des Knorpels in den Stützgelenken (Knie, Hüfte, Wirbelsäule) dauerhaft erhöht ist. In der Tat ist Übergewicht neben dem Altern der stärkste Risikofaktor für eine Arthrose des Kniegelenks.
  • Fehlstellung der Gelenkachsen
    Arthrose entsteht auch häufig bei angeborenen Gelenkdeformationen bzw. -fehlstellungen, wie zum Beispiel in den Hüftgelenken bei Hüftdysplasien.

Sekundäre Arthrose

Sekundäre Arthrose wird durch vorausgehende Verletzungen, andere Erkrankungen oder als seltene Nebenwirkung bestimmter Medikamente verursacht, dazu gehören zum Beispiel:

  • Verletzungen oder Operationen an den Gelenken (Traumata)
    Man nimmt an, dass wiederholte Traumata des Gelenkapparates (angrenzende Bänder, Knochen und Knorpel) zum Beispiel bei Fußballspielern zu einer frühen Arthrose der Knie führen.
  • Angeborene Gelenkanomalien
    Einige Menschen werden mit abnormal geformten Gelenken (angeborene Gelenkanomalien) geboren. Diese sind anfällig für mechanische Abnutzung, was zu einer frühen Degeneration und schließlich zum Verlust des Gelenkknorpels führt.
  • Gichterkrankungen
    Ablagerungen von bestimmten Stoffwechselprodukten im Knorpel können eine Knorpeldegeneration und Arthrose verursachen.
  • Diabetes und andere Hormonstörungen
    Hormonstörungen, wie Diabetes und Wachstumshormonstörungen können auch Ursache einer sekundären Arthrose sein.

Wie wird Arthrose behandelt?

Die Art der Behandlung hängt von mehreren Faktoren ab, zum Beispiel von Alter, Aktivitäten und Beruf, allgemeinem Gesundheitszustand, Art und Anzahl der von der Arthrose betroffenen Gelenke und Schweregrad der Erkrankung. Die Arthrose wird normalerweise durch eine Kombination von Therapien behandelt, dazu können folgende Methoden gehören:

  • Medikamente, oral eingenommen oder durch Injektion in das betroffenen Gelenk
  • Physiotherapie (Bewegungstherapie)
  • physikalische Therapie (heiße bzw. kalte Kompressen)
  • Entfernung der Gelenkflüssigkeit (Arthrozentese)
  • Orthesen, oder unterstützenden Hilfsmittel wie Unterarmgehstützen
  • Chirurgische Maßnahmen, wenn andere Behandlungsmöglichkeiten nicht helfen

Medikamente gegen Arthrose

Anders als bei der rheumatoiden Arthritis, bei der die Gelenkzerstörung heute durch Medikamente weitgehend verhindert werden kann, gibt es für die Arthrose keine krankheitsmodifizierenden Medikamente. Es gibt allerdings eine ganze Reihe von Medikamenten, mit denen sich die Beschwerden bei Arthrose lindern lassen. Einige davon sind rezeptfrei erhältlich, jedoch sollten Sie Gelenkschmerzen ohne eindeutig erkennbare Ursache immer von einem Arzt untersuchen lassen.

Auf jeden Fall sollten Sie zum Arzt gehen, wenn die Gelenke:

  • Schmerzen
  •  sich nicht mehr in vollem Umfang bewegen lassen oder knirschen
  • geschwollen, überwärmt oder gerötet sind

Der Arzt wird die Gelenkschmerzen und eventuelle begleitende entzündliche Veränderungen lindern. Dazu kann er Ihnen folgende Arzneimittel verordnen:

  • antirheumatische Medikamente (NSAR) wie Diclofenac oder Coxibe gegen Schmerzen und Entzündungen
  • bei starken Schmerzen können auch Opiate eingesetzt werden
  • muskelentspannende Wirkstoffe wie Tetrazepam
  • Kortison-Injektionen für das betroffene Gelenk

Zuweilen werden auch schmerzlindernde und entzündungshemmende Salben, Gels oder Sprays direkt auf die betroffene Stelle aufgetragen (z. B. Felbinac, Indometacin oder Ketoprofen).

Auch wärmende Salben (Nonivamid und Nicoboxil) werden häufig als wohltuend empfunden.

Vorsicht bei Selbstbehandlung:

Auch frei verkäufliche Medikamente können Nebenwirkungen haben, die insbesondere bei langfristiger Anwendung auftreten können. Nehmen Sie rezeptfreie Medikamente nicht länger als 10 Tage ohne Rücksprache mit Ihrem Arzt ein. Generell empfehlen wir freiverkäufliche Präparate nur in Absprache mit dem behandelnden Arzt einzunehmen, da es zu gefährlichen Wechselwirkungen der freiverkäuflichen Präparate mit rezeptpflichtigen Medikamenten kommen kann.

Physiotherapie und Sport bei Arthrose

Übungen sind wichtig, um die Gelenkbewegung zu verbessern und die Muskeln zu stärken, die die Gelenke umgeben und stabilisieren. Auch bestimmte Sportarten, wie Schwimmen, Walking auf ebenen Flächen oder Tai Chi, werden empfohlen, da diese die Muskeln um Ihre Gelenke trainieren, ohne die Gelenke selbst zu stark zu belasten. Vermeiden Sie Aktivitäten, die Gelenkschmerzen verstärken, wie Joggen, Tennis oder ähnliches.

Mehr Informationen zum Thema Rheuma und Sport finden Sie hier.

Orthesen und andere Hilfsmittel

Orthesen für Arthrose sind medizinisches Hilfsmittel, die zur Stabilisierung, Entlastung, Führung oder Korrektur von Gelenken eingesetzt werden. Diese und andere unterstützende Geräte können helfen, den Druck auf die Gelenke mit Arthrose zu verringern. So können z. B. Stöcke oder Unterarm-Gehstützen hilfreich sein, um bestimmte Gelenke zu entlasten. Eine Unterstützung des Kniegelenks kann beispielsweise manchen Menschen helfen, die Bänder und Sehnen zu stabilisieren und den Schmerz zu verringern. Zusätzlich zur Schmerzlinderung können Hilfsgeräte die Funktion verbessern und bestenfalls Stürze verhindern. Ein Physiotherapeut oder anderes medizinisches Fachpersonal kann bei der Auswahl unterstützen, welche Geräte für Sie am besten geeignet sind. Darüber hinaus stehen viele Geräte zur Verfügung, mit denen alltägliche Routinearbeiten wie die Hausarbeit oder das Kochen erleichtert werden können. Hier kann Sie ein Ergotherapeut fachlich beraten und Ihnen Vorschläge machen, welche Geräte und Hilfsmittel Ihnen den Alltag erleichtern können.

Operation bei Arthrose

Bei manchen Patienten reichen medikamentöse oder andere konservative Maßnahmen nicht aus, um die Symptome einer Arthrose ausreichend zu kontrollieren. Wenn also die Schmerzen Sie daran hindern, Ihre normalen Aktivitäten auszuüben, kann man eventuell eine Operation in Betracht ziehen. Es gibt mehrere Möglichkeiten von Operationen bei Arthrose, zum Beispiel:

  • Arthroskopische Operation
    Unter einer Arthroskopie bzw. arthroskopischen Operation versteht man einen Eingriff, bei dem eine Optik (Arthroskop) in das Gelenk eingeführt wird. Damit kann der Gelenkinnenraum auf einem Bildschirm dargestellt werden. Über einen zweiten Schnitt (jeweils ca. 10 mm lang) setzt der Operateur Mikroinstrumente ein, um das Gelenk unter Sicht zu operieren. Eine solche Operation wird unter Narkose routinemäßig am Schultergelenk, Ellenbogen, Knie und oberen Sprunggelenk durchgeführt.

Der Vorteil der arthroskopischen Operation liegt darin, dass das Gelenk mit nur sehr kleinen Schnitten eröffnet wird. Die Gelenkkapsel und die umgebenden Weichteilstrukturen werden somit geschont.

  • Gelenkersatz
    Mit einer Operation kann auch das beschädigte Gelenk durch ein künstliches Gelenk ersetzt werden. Ein Gelenkersatz kann in Erwägung gezogen werden, wenn die Gelenkschmerzen so schwer sind, dass die Funktion des Gelenks und Lebensqualität des Patienten deutlich beeinträchtigt sind. Aber selbst unter optimalen Umständen kann eine solche Operation das Gelenk nicht in seinen normalen Zustand zurückversetzen. Künstliche Gelenke haben nicht die gleiche Bewegungsmöglichkeit wie ein „echtes“ Gelenk, jedoch werden Beweglichkeit und Funktionsfähigkeit deutlich verbessert. Außerdem kann ein künstliches Gelenk den Schmerz stark verringern. Die am häufigsten ersetzten Gelenke sind Hüfte und Knie. Künstliche Gelenke gibt es heute aber auch für Schultern, Finger, Ellenbogen und Knöchel.

Sprechen Sie mit Ihrem Arzt, ob eine dieser Behandlungsmöglichkeiten für Sie in Fragen kommt.

Alternative Behandlungen bei Arthrose

Nahrungsergänzungsmittel

Glucosamin und Chondroitin sind zwei Nahrungsergänzungsmittel, die bei Arthrose eingenommen werden. Die Mittel sollen bei einigen Menschen mit Arthrose Schmerzen lindern. Laut einer Meta-Analyse schadet die Einnahme von Glucosamin und Chondroitin zwar nicht, eine therapeutische Wirkung ist aber auch nicht zu erwarten. (1)

SAMe (S-Adenosylmethionin) ist eine Ergänzung, die möglicherweise bei Arthrose hilfreich ist. Wie Studien gezeigt haben, kann SAMe eine gute Alternative zu Schmerzmedikamenten für Patienten mit degenerativen Gelenkerkrankungen sein. (2, 3)

VORSICHT
Informieren Sie Ihren Arzt über alle Nahrungsergänzungsmittel, die Sie einnehmen, da diese mit Medikamenten in Wechselwirkung treten können.

Akupunktur
Wie eine Übersichtsstudie der English Arthritis Research UK Foundation ergab, kann auch Akupunktur bei Erkrankungen des Bewegungsapparates, insbesondere bei Arthrose, Fibromyalgie und Lumbago wirksam sein. (4) Wie genau Akupunktur wirkt, ist nach wie vor unklar. Akupunktur wirkt nur gegen Schmerzen, sie kann keine Arthrose heilen, d.h. sie kann keinen zerstörten Knorpel wiederaufbauen.

Quellen:
1 Britisches Ärzteblatt BMJ 2010; 341:c4675
2 Najm WI, Reinsch S, Hoehler F, Tobis JS, Harvey PW.; “S-adenosyl methionine (SAMe) versus celecoxib for the treatment of osteoarthritis symptoms: a double-blind cross-over trial.”, BMC Musculoskelet Disord. 2004 Feb 26;5:6.
3 Kim J, Lee EY, Koh EM, Cha HS, Yoo B, Lee CK, Lee YJ, Ryu H, Lee KH, Song YW; “Comparative clinical trial of S-adenosylmethionine versus nabumetone for the treatment of knee osteoarthritis: an 8-week, multicenter, randomized, double-blind, double-dummy, Phase IV study in Korean patients.”; Clin Ther. 2009 Dec;31(12):2860-72. doi: 10.1016/j.clinthera.2009.12.016.
4 Andrew J. Vickers et al. Acupuncture for Chronic Pain Individual Patient Data Meta-analysis Arch Intern Med. 2012;172(19):1444-1453. doi:10.1001/archinternmed.2012.3654


 

COMMENTS