Rheuma bei Kindern – juvenile rheumatoide Arthritis

Rheuma bei Kindern – juvenile rheumatoide Arthritis

Die juvenile rheumatoide Arthritis (JRA), auch als juvenile idiopathische Arthritis (JIA) bezeichnet, tritt bei Kindern auf und verursacht Gelenkentzündungen und Gelenksteifheit die mehr als sechs Wochen bestehen. Sie betrifft ungefähr 13.000 Kinder in Deutschland (1). Die Entzündung kann eine Rötung Schwellung und Überwärmung, sowie Schmerzen in den betroffenen Gelenken (viele Kinder mit JRA haben jedoch keine Gelenkschmerzen) verursachen. Jedes Gelenk kann betroffen sein und die Entzündung kann die Beweglichkeit der betroffenen Gelenke deutlich einschränken.

Wie die rheumatoide Arthritis ist auch ihre juvenile Form eine Autoimmunerkrankung. Das Immunsystem des Körpers greift dabei einige seiner eigenen Zellen und Gewebe an, weil es sie fälschlicherweise als fremd identifiziert. Das Ergebnis ist eine Entzündung in bestimmten Gelenken mit den oben beschriebenen Symptomen.

Leider weiß man immer noch nicht genau, warum das Immunsystem bei Kindern, die JRA entwickeln, „aus dem Ruder läuft“, aber man vermutet, dass es sich um einen zweistufigen Prozess handelt. Zuerst existiert eine Mutation in den Genen des Kindes, das es für eine JRA anfällig macht. Dann löst ein Umweltfaktor, wie zum Beispiel ein Virus, Medikamente oder Chemikalien die Entwicklung von JRA aus.

Symptome der juvenilen rheumatoiden Arthritis

Die häufigsten Symptome aller Arten von juveniler rheumatoider Arthritis sind anhaltende Gelenkschwellungen, Schmerzen und Steifheit, die normalerweise am Morgen oder nach einer längeren Ruhezeit schlimmer sind. Der Schmerz kann die Bewegung des betroffenen Gelenks einschränken. Viele Kinder, besonders jüngere, klagen aber nicht über Schmerzen.

JRA betrifft häufig die Knie und Gelenke der Hände und Füße. Eines der frühesten Warnzeichen der Krankheit ist das Hinken am Morgen wegen eines steifen Knies.

Weitere Symptome können sein:

  • Zeitweise auftretende Fieberschübe
  • Appetitlosigkeit
  • Gewichtsverlust
  • Anämie
  • Hautausschlag an Armen und Beinen
  • Entzündung des Auges

Typischerweise gibt es Perioden, in denen sich die JRA-Symptome verbessern oder ganz verschwinden (“Remissionen”) und Zeiten, in denen sich die Symptome verschlimmern (“Schübe”). Der Zustand ist bei jedem Kind anders. Manche haben nur ein oder zwei Schübe und haben nie wieder Symptome. Andere hingegen bekommen viele Schübe oder Symptome, die nicht verschwinden.

Typen von juveniler rheumatoider Arthritis

Man unterscheidet drei Arten von JRA, basierend auf der Anzahl der Gelenke, der Symptome und dem Vorhandensein bestimmter Antikörper (das sind spezielle Eiweiße des Immunsystems) im Blut.

Folgende Arten der juvenilen rheumatoiden Arthritis gibt es:

Oligoarthritis

Oligoarthritsi (von oligo = wenige) bedeutet, dass vier oder weniger Gelenke beteiligt sind. Dies ist die häufigste Form der JRA; etwa die Hälfte aller Kinder mit JRA erkranken an diesem Typ. Es betrifft typischerweise große Gelenke, wie z. B. die Knie. Mädchen unter 8 Jahren entwickeln diese Art von JRA häufiger als Jungen. Einige Kinder mit Oligoarthritis haben charakteristische Proteine im Blut, die antinukleäre Antikörper (ANAs) genannt werden.

Augenkrankheiten kommen bei 20 bis 30% der Kinder mit Oligoarthritis vor. Für die Behandlung schwerer Augenprobleme wie Iritis (Entzündung der Iris des Auges) oder Uveitis (Entzündung des inneren Auges) sind regelmäßige Besuche beim Augenarzt erforderlich. Viele Kinder mit einer Oligoarthritis entwickeln im Erwachsenenalter eine Arthritis, wobei die Augenprobleme weiter bestehen können und Gelenksymptome bei einigen Patienten wiederholt auftreten können.

Polyartikulär

Ein Teil der Kinder mit JRA haben die polyartikuläre (von poly = viele und articula = Gelenke) Form der Erkrankung, bei der fünf oder mehr Gelenke betroffen sind. Die kleinen Gelenke, wie diejenigen in den Händen und Füßen, sind am häufigsten betroffen, aber die Krankheit kann auch große Gelenke betreffen. Die polyartikuläre JRA ist oft symmetrisch (d.h. die gleichen Gelenke auf beiden Seiten des Körpers sind betroffen). Die Kinder haben oft eine schwerere Form der Krankheit, die der rheumatoiden Arthritis bei Erwachsenen am meisten ähnelt. Einige dieser Kinder mit der polyartikulären Form weisen eine besondere Art von Antikörper im Blut auf, den sogenannten Rheumafaktor.

Systemisch (Morbus Still)

Neben den Gelenkschwellungen ist die systemische Form der JRA durch Fieber und einen leichten rötlichen Hautausschlag gekennzeichnet und kann auch innere Organe wie Herz, Leber, Milz und Lymphknoten betreffen. Die systemische Form, auch als Still-Krankheit bezeichnet, betrifft etwa 10% der Kinder mit JRA. Ein kleiner Prozentsatz dieser Kinder entwickelt eine schwere Arthritis in vielen Gelenken, die bis ins Erwachsenenalter fortdauert.

Unterschiede von juveniler und erwachsener rheumatoider Arthritis

Der Hauptunterschied zwischen juveniler und adulter Arthritis ist, dass viele Kinder mit JRA sich von der Krankheit erholen können, während Erwachsene in der Regel lebenslang Symptome haben. Studien gehen davon aus, dass bei mehr als der Hälfte aller betroffenen Kinder die JRA-Symptome bis zum Erwachsenenalter verschwinden. Allerdings kann JRA im Gegensatz zur adulten rheumatoiden Arthritis sowohl die Knochenentwicklung als auch das Wachstum des Kindes beeinträchtigen.

Folgeschäden

Einige Kinder mit JRA können Wachstumsprobleme haben. Abhängig von der Schwere der Erkrankung und den beteiligten Gelenken kann das Wachstum der betroffenen Gelenke zu schnell oder zu langsam sein. Das kann dazu führen, dass ein Bein oder Arm länger ist als das andere oder dass das Kind insgesamt langsamer wächst oder eine geringere Endgröße erreicht. Zudem können schwere dauerhafte Gelenkschäden auftreten.

Die Behandlung von juveniler rheumatoider Arthritis

Ist Ihr Kind an einer juveniler rheumatoider Arthritis erkrankt, wenden Sie sich am besten an einen Kinderrheumatologen. Das ist ein Facharzt, der sich auf die Behandlung von Kindern mit Gelenkproblemen, wie zum Beispiel Arthritis spezialisiert hat. Da solche Spezialisten gerade in ländlichen Gegenden nicht häufig sind, können Sie Ihr Kind auch von einem Kinderarzt und zusätzlich einem Rheumatologen behandeln lassen; Physiotherapeuten und Ergotherapeuten können ebenfalls helfen. Permanente Schäden durch juvenile rheumatoide Arthritis sind heute selten, und die meisten betroffenen Kinder erholen sich vollständig von der Krankheit, ohne bleibende Folgeschäden.

Die Behandlung ist ähnlich wie bei Erwachsenen, wobei auf Physiotherapie und Bewegung verstärkt wertgelegt wird, um den wachsenden Körper aktiv zu halten. Viele der stärkeren Medikamente, die bei Erwachsenen angewandt werden, sind bei JRA normalerweise nicht nötig.

Bei den meisten Kindern mit JRA sind jedoch Medikamente und physikalische Therapie unterstützend notwendig, um die Symptome zu lindern, die Gelenke beweglich zu halten und weitere Komplikationen zu verhindern.

Medikamente bei juveniler rheumatoider Arthritis

Die erste Art von Medikamenten, die ein Arzt verschreiben wird, sind wahrscheinlich nichtsteroidale entzündungshemmende Medikamente (NSARs), zum Beispiel Ibuprofen oder Naproxen.

Krankheitsmodifizierende Antirheumatika (DMARDs), wie Methotrexat, werden dann verwendet, wenn NSAIDs nicht genug Linderung bringen. DMARDs können verhindern, dass die JRA fortschreitet. Aber da es Wochen oder Monate braucht, bis sich die Symptomatik verbessert, werden sie oft zusammen mit einem NSAR verschrieben.

Kortikosteroide wie Prednison können Kindern mit schwerer JRA helfen. Diese Medikamente können zum Beispiel ernsthafte Begleiterkrankungen wie eine Entzündung des Herzens (Perikarditis) stoppen. Kortisonhaltige Medikamente gegen JRA werden meist direkt in die betroffenen Gelenke injiziert. Das vermindert die Gefahr von Nebenwirkungen, denn Steroide können das normale Wachstum eines Kindes behindern und andere unerwünschte Effekte verursachen, wie etwa Gewichtszunahme, geschwächte Knochen und eine größere Wahrscheinlichkeit von Infektionen.

Physiotherapie

Die Behandlung eines Kindes mit JRA sollte unbedingt auch eine Physiotherapie umfassen. Dies hilft dabei, die Muskeln zu stärken, damit sich die Gelenke so gut wie möglich bewegen können. Ein Physiotherapeut kann ein spezielles Trainingsprogramm für das Kind erstellen. Der Spezialist kann auch Schienen und andere Geräte empfehlen, um das normale Knochen- und Gelenkwachstum zu unterstützen.

Alternative Medizin

Einige alternative oder komplementäre Ansätze zur Behandlung einer JRA können dem Kind helfen, mit den Alltagsproblemen und den Symptomen einer chronischen Erkrankung umzugehen. Hierzu gehört zum Beispiel die Akupunktur, die eine akzeptable zusätzliche Behandlung für Arthritis darstellt. Studien zeigen, dass sie Schmerzen lindert, den Bedarf an Schmerzmitteln senkt und die Flexibilität in den betroffenen Gelenken erhöht. Allerdings kann Akupunktur das Fortschreiten der Erkrankung nicht aufhalten.

Informieren Sie Ihren Arzt, wenn Sie alternative Behandlungen ausprobieren möchten. Ihr Arzt kann beurteilen, was für Ihr Kind effektiv und sicher ist.


 Quelle
1 https://dgrh.de/Start/DGRh/Presse/Daten-und-Fakten/Rheuma-in-Zahlen.html

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