Wer an Schuppenflechte, auch unter dem wissenschaftlichen Namen Psoriasis bekannt, leidet, entwickelt in Schüben gerötete Hautstellen, die im Vergleich zur sonstigen Haut etwas verdickt erscheinen und stark Schuppen bilden. Oft beginnt die Schuppenflechte am Haaransatz, typisch sind auch erste Stellen an Ellbogen und Schienbeinen. Gerade die starke Schuppenbildung und der Juckreiz an der Kopfhaut führen häufig zu gutgemeinten Ratschlägen wie, Schuppenshampoos zu nutzen oder generell eine bessere Hautpflege zu betreiben. Dabei hat die Reinlichkeit nichts mit der Psoriasis zu tun.
Kennt man die Ursachen der Schuppenflechte?
Die Schuppenflechte wird tatsächlich nicht besser durch ständiges Waschen oder Haarwäschen – meist trocknet dies die Haut nur zusätzlich aus und fördert dadurch womöglich zusätzlich den Juckreiz. Die klassische Strategie zur Pflege der Psoriasis-Haut ist stattdessen ganz vereinfacht: Cremen. Aber auch allein mit Trockenheit der Haut ist die Erkrankung ebenfalls nicht zu erklären.
Die Psoriasis ist vererbbar hat also eine ausgeprägte genetische Komponente, wie Studien inzwischen zeigen konnten1. So gibt es häufig familiäre Vorbelastungen, also mehrere Mitglieder einer Familie mit Schuppenflechte. Besonders bei jüngeren Betroffenen (unter 40 Jahren), dem sogenannten Frühtyp (Typ I) der Psoriasis, sieht man eine solche Häufung in der Familie.
Besonders ein Gen ist inzwischen als wesentliches Risikogen für die Psoriasis bekannt. Ungefähr 60 % der Betroffenen tragen diese Genvariante in sich2. Dieses Gen spielt eine wichtige Rolle für unser Immunsystem und dafür, dass Immunzellen fremde Zellen und solche, die zum Körper gehören, unterscheiden können. Mit dem veränderten Gen funktioniert diese Unterscheidung nicht mehr richtig. Das Immunsystem erkennt dann eigene Hautzellen als fremd und greift sie an. Die Erkrankung greift auch teils auf andere Zellen über und schädigt so bei etwa einem Drittel der Patienten auch die Gelenke (Psoriasis-Arthritis).
Ist Schuppenflechte ansteckend?
Die Schuppenflechte ist also eine vererbbare Autoimmunkrankheit, bei der das eigene Immunsystem Teile des Körpers angreift. Ansteckend ist die Krankheit nicht. Ob und wann die Erkrankung ausbricht, ist bisher schwer vorherzusagen. Nach derzeitigem Verständnis gibt es Trigger, die die Entzündungskaskade der Schuppenflechte auslösen. Infektionen, Stress, Rauchen oder auch Verletzungen können diese Auslöser sein3. Bereits der erste Schub kann schließlich zu einer anhaltenden chronischen Entzündung führen. Wie ausgeprägt die Erkrankung verläuft, ist allerdings individuell sehr unterschiedlich und kann auch innerhalb einer Familie variieren.
Schüben vorbeugen, entzündete Haut pflegen
Bei einer bekannten Neigung zur Psoriasis in der Familie können einzelne Familienmitglieder frei von Schuppenflechte bleiben oder an einer milderen Form leiden. Sowohl eine Stressreduktion als auch, sofern erforderlich, ein Rauchstopp können dazu beitragen, einem Krankheitsschub vorzubeugen. Im Schub hilft dagegen vor allem die Pflege der entzündeten Haut mit gezielt für die Schuppenflechte empfohlenen Cremes. Diese sollen nicht zusätzlich reizen und heilend auf die komplexen Krankheitsprozesse in der Haut einwirken. Je nach Schwere der Erkrankung ist eine medikamentöse Behandlung zur Abmilderung und Vorbeugung einzelner Schübe notwendig. Dies wird häufig auch weiterhin mit medizinischer Hautpflege und spezieller Licht-Behandlung nach Bedarf unterstützt.
Referenzen
1. Solmaz D, Bakirci S, Kimyon G, et al. Impact of Having Family History of Psoriasis or Psoriatic Arthritis on Psoriatic Disease. Arthritis Care Res (Hoboken). 2020;72(1):63-68. doi:10.1002/acr.23836; https://onlinelibrary.wiley.com/doi/abs/10.1002/acr.23836
2. Bowes J, Ashcroft J, Dand N, Jalali-Najafabadi F, Bellou E, Ho P, Marzo-Ortega H, Helliwell PS, Feletar M, Ryan AW, Kane DJ, Korendowych E, Simpson MA, Packham J, McManus R, Brown MA, Smith CH, Barker JN, McHugh N, FitzGerald O, Warren RB, Barton A. Cross-phenotype association mapping of the MHC identifies genetic variants that differentiate psoriatic arthritis from psoriasis. Ann Rheum Dis. 2017 Oct;76(10):1774-1779. doi: 10.1136/annrheumdis-2017-211414. Epub 2017 Aug 18. http://ard.bmj.com/content/76/10/1774.long
3. Frischknecht L, Vecellio M, Selmi C. The role of epigenetics and immunological imbalance in the etiopathogenesis of psoriasis and psoriatic arthritis. Ther Adv Musculoskelet Dis. 2019 Nov 6;11:1759720X19886505. doi: 10.1177/1759720X19886505. PMID: 31723358; PMCID: PMC6836300. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/31723358/
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