Im Vergleich zu anderen Krankheitserregern ist HIV aber schwerer übertragbar. Darum wird es in alltäglichen Situationen nicht weitergegeben. Das HI-Virus kann durch den Kontakt mit infektiösen Körperflüssigkeiten weitergegeben werden, wenn diese auf offene Wunden oder auf Schleimhäute gelangen. HIV kommt besonders in Körperflüssigkeiten vor, die auch beim Sex eine Rolle spielen – in Sperma, Scheidenflüssigkeit, im Flüssigkeitsfilm auf der Darmschleimhaut und in (Menstruations-)Blut. Deswegen sind die Hauptübertragungswege vor allem ungeschützter Vaginal- und Analsex sowie – mit geringerer Wahrscheinlichkeit – die Aufnahme von Blut oder Sperma in den Mund beim Oralsex.
Die häufigsten Übertragungswege für HIV in Deutschland sind ungeschützte Sexualkontakte und Drogenkonsum mit nicht sterilen Injektionsnadeln. HIV wird entweder über die Schleimhäute übertragen (besonders wenn hier Verletzungen vorliegen) oder über Verletzungen der Haut. Das Virus kann jedoch nicht in intakte Haut eindringen. HIV kann durch infizierte Zellen, vor allem aber durch infektiöse (also das HI-Virus enthaltende) Körperflüssigkeiten übertragen werden, nämlich:
Sperma
Blut
Vaginalsekret
Flüssigkeitsfilm auf der Darmschleimhaut
Muttermilch
In Europa, Nordamerika und Australien geschehen die meisten HIV-Infektionen durch homosexuellen Geschlechtsverkehr bei Männern oder durch gemeinsam benutzte Injektionsnadeln bei Drogenabhängigen. HIV-positive Männer sind in diesen Ländern deutlich in der Überzahl. Nur etwa ein Viertel der HIV-Infektionen geschehen beim heterosexuellen Geschlechtsverkehr.
In Afrika, Asien und der Karibik wird HIV hauptsächlich durch heterosexuellen Geschlechtsverkehr übertragen; Männer und Frauen sind hier gleichermaßen betroffen.
Eine HIV-Infektion ist möglich, wenn infektiöse Flüssigkeiten (siehe oben) des HIV-positiven Partners mit den Schleimhäuten von Mund, Vagina, Penis oder Rektum des nicht-infizierten und nicht geschützten Partners in Kontakt kommen. Am höchsten ist das Risiko beim vaginalen oder analen Sex ohne Kondom, unabhängig davon, ob es zu einer Ejakulation kommt. Das Risiko erhöht sich bei riskanten sexuellen Aktivitäten, die zum Beispiel zu Verletzungen führen. Außerdem ist das Risiko erhöht, wenn einer der Partner oder beide eine akute Herpesinfektion, Syphilis oder andere sexuell übertragbare Krankheiten haben. Eine Infektion beim ungeschützten Oralsex ist zwar auch möglich, aber weniger wahrscheinlich. Am sichersten ist es, immer ein Kondom zu benutzen. Außerdem sollte man Sexspielzeug nicht abwechselnd benutzen, ohne es gründlich zu desinfizieren.
Die Übertragung des HI-Virus durch kontaminiertes Blut ist nach dem Geschlechtsverkehr die zweithäufigste Form der HIV-Infektion. Das geschieht z.B. bei Personen die Drogen i.v. spritzen und dabei Injektionsutensilien gemeinsam benutzen, oder durch Verletzungen an kontaminierten Instrumenten, z.B. bei medizinischem Personal.
Eine Übertragung durch Blutkonserven und Blutprodukte, zum Beispiel bei Operationen, oder über transplantierte Organe, ist prinzipiell möglich. In Deutschland ist dies heute aber aufgrund bestimmter Herstellungsverfahren und durch entsprechende Tests so gut wie ausgeschlossen.
In Deutschland wird jeder Frau während der Schwangerschaft ein HIV-Test angeboten. Durch die umfassende medizinische Betreuung und die Behandlung mit HIV-Medikamenten kommt eine HIV-Übertragung von Mutter zu Kind bei uns nur extrem selten vor. In Deutschland werden 20 Kinder jährlich von HIV-infizierten Müttern entbunden. (1)
Eine Übertragungen des Virus von HIV-positiven Müttern auf ihr Kind ist kurz vor, vor allem aber während der Geburt möglich. Nach der Geburt kann das HI-Virus durch Stillen übertragen werden. Wird die HIV-positive Mutter nicht behandelt wird, werden etwa 25 bis 35 % der Babys bei der Geburt mit HIV infiziert und weitere 10 bis 15 % beim Stillen. Durch die antiretrovirale Therapie vor der Geburt und durch den Verzicht auf das Stillen kann das Risiko der Übertragung auf das Kind deutlich reduziert werden.. HIV-positive Schwangere sollten also während des zweiten und dritten Trimesters der Schwangerschaft, vor der Geburt und während des Stillens auf HIV getestet werden, um sicherzustellen, dass der Viren-Titer niedrig genug ist. Andernfalls kann ein Kaiserschnitt und die antivirale Behandlung des Babys während der ersten Wochen nach der Geburt das Risiko weiter reduzieren. In industrialisierten Ländern, wo qualitativ hochwertige Babynahrung und gute medizinische Versorgung zur Verfügung stehen, sollten HIV-positive Mütter aufs Stillen verzichten.
In der Regel lässt sich das HI-Virus 2 bis 10 Wochen nach der Infektion erstmalig nachweisen. Ist 12 Wochen nach einem Infektionsverdacht kein Virus nachweisbar, kann eine Infektion mit großer Sicherheit ausgeschlossen werden. 2 bis 3 Wochen nach der Infektion kann bei einem Teil der Infizierten das unspezifische Krankheitsbild einer Virusinfektion auftreten, was meist als die Symptome eines Grippeinfekts verkannt wird. (Siehe hierzu HIV Diagnose).
Nach der Phase der akuten Infektion folgt meist ein symptomfreies oder symptomarmes Stadium der HIV-Infektion, das Monate oder auch bis zu 10 Jahre dauern kann. In den beiden ersten Jahren nach Infektion ist der Anteil der an AIDS Erkrankenden sehr gering, unbehandelt erkranken danach jährlich etwa 6% der HIV-Infizierten.
Mit den heute zur Verfügung stehenden antiretroviralen Medikamenten kann eine AIDS-Erkrankung aber um viele Jahre hinausgezögert oder ganz verhindert werden.
Jeder HIV-infizierte Mensch ist lebenslang potenziell ansteckungsfähig. Die Ansteckungsfähigkeit ist in den ersten Wochen nach der Infektion besonders hoch, bevor sich körpereigene Abwehrstoffe und spezifische Abwehrzellen gebildet haben. Danach sinkt das Ansteckungsrisiko in der Regel, nimmt aber mit fortschreitendem Krankheitsverlauf und dem Auftreten von AIDS-Symptomen wieder zu. Grundsätzlich ist die Ansteckungsfähigkeit umso höher, je mehr HI-Viren im Blut und anderen Körpersekreten nachweisbar sind.
Durch eine erfolgreiche antiretrovirale Therapie, wird die Menge an Viren reduziert, was auch die Ansteckungsfähigkeit deutlich verringert. Trotzdem sollten auch HIV-positive Patienten, bei denen das Virus durch medikamentöse Behandlung erfolgreich zurückgedrängt wurde, nicht auf Vorsichtsmaßnahmen verzichten, die die Weitergabe der HIV-Infektion unterbinden (u.a. „Safer Sex“).
Wodurch kann HIV nicht übertragen werden?
HIV ist im Vergleich zu anderen Krankheitserregern ein schwer übertragbares Virus. Denn nur wenn eine ausreichende Menge von HI-Viren über Schleimhäute oder offene Wunden in den Körper gelangen, kommt es zu einer HIV-Infektion.
HIV, also das „AIDS-Virus“, kann nach heutigem Wissen nicht oder nur extrem selten übertragen werden durch:
Körperkontakte im alltäglichen sozialen Miteinander (auch Massage, gemeinsames Baden)
Küssen (auch Zungenküsse), Schmusen, Petting
Luft oder Wasser (Schwimmbad)
Speichel, Schweiß, Tränenflüssigkeit, Tröpfcheninfektion (Nießen, Husten)
Urin und Kot
Insektenstiche
Haustiere
Benutzung sanitärer Einrichtungen. Türklinken etc.
gemeinsames Benutzen von Geschirr oder Besteck
Sie haben mein erhöhtes Risiko, sich mit HIV anzustecken, wenn Sie…:
… ungeschützten Geschlechtsverkehr haben (keine Kondome),
… häufig wechselnde Geschlechtspartner haben,
… Ihr Partner häufig wechselnden Geschlechtsverkehr hat,
… als Mann homosexuell sind,
… ungeschützten Geschlechtsverkehr mit einem männlichen oder weiblichen (!) Partner aus einem Hochrisikogebiet haben (Afrika südlich der Sahara, Karibik, Teile Asiens),
… akut oder vor kurzem eine andere sexuell übertragbare Krankheit haben oder hatten, wie zum Beispiel Syphilis oder aktiven Herpes. Das Vorhandensein anderer sexuell übertragbarer Infektionen ist ein wichtiger Risikofaktor für die Übertragung von HIV. Denn es kann sowohl die Infektiosität des HIV-positiven Partners wie auch die Ansteckungswahrscheinlichkeit beim gesunden Partner deutlich steigern,
Drogen oder Medikamente injizieren und dabei nicht sterile Nadeln von anderen verwenden.
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Referenzen
https://www.frauenaerzte-im-netz.de/de_hiv-und-aids-hiv-in-der-schwangerschaft-stillzeit_359.html
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