Ohnmacht - Ursachen und Symptome

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Eine Ohnmacht ist in der Regel harmlos und die Folge einer kurzen Durchblutungsstörung im Gehirn. Durch den damit einhergehenden Sauerstoffmangel verliert die betroffene Person das Bewusstsein und stürzt. Umgangssprachlich ist dann auch von einem Kreislaufkollaps die Rede. Werden die typischen Vorboten einer Ohnmacht rechtzeitig erkannt, lässt sich der Sturz oft durch bestimmte Gegenmaßnahmen vermeiden. In der Regel erholen sich Menschen schnell wieder und sind ansprechbar. Treten keine weiteren Symptome wie Druckschmerz in der Brust auf und hat sich die Person nicht durch den Sturz verletzt, handelt es sich nicht um einen Notfall. Auch ist ein Besuch beim Arzt nicht zwingend notwendig. Dieser sollte jedoch in Erwägung gezogen werden, wenn häufiger Ohnmachten unbekannter Ursache auftreten. Denn manchmal können auch behandlungsbedürftige Herzerkrankungen dahinterstecken.
Wie äußert sich eine Ohnmacht?
Charakteristisch für eine Ohnmacht (Synkope) ist der kurzzeitige Verlust von Bewusstsein (auch TLOC, engl. Transient loss of consciousness) und Körperspannung, der durch eine Minderdurchblutung im Gehirn ausgelöst wird. Betroffene verlieren dadurch die Kontrolle über ihren Körper, stürzen und können sich so verletzen. Durch die waagerechte Lage erlangen sie meist schnell das Bewusstsein wieder, sind ansprechbar und orientiert. Der Grund dafür ist, dass das Gehirn wieder stärker durchblutet und damit auch besser mit Sauerstoff versorgt wird. Oft fehlt allerdings die Erinnerung an das Geschehene.

Folgende Frühsymptome (Prodromi) gehen einer Ohnmacht oft voraus:
- Schwarzsehen, z. B beim Aufstehen oder nach langem Stehen
- Leisehören, manchmal begleitet von Ohrensausen oder -rauschen
- Starkes Schwitzen
- Benommenheit
- Schnelle Atmung (Hyperventilation)
- Übelkeit
- Stark spürbares Herzstolpern oder – klopfen
- Schwächegefühl
- Schwindel
- Schulter- und/oder Nackenschmerzen
Während der Ohnmacht sind die Augen meist geöffnet, daneben können Muskelzuckungen, die an Epilepsie erinnern können, auftreten (konvulsive Synkope).
Zwar treten die genannten Symptome häufig im Vorfeld einer Ohnmacht auf, das bedeutet jedoch nicht zwangsläufig, dass diese auch tatsächlich eintritt. Oft lässt sich die drohende Bewusstlosigkeit abwenden, beispielsweise durch Trinken eines Glases kalten Wassers.
Wie kommt es zu einer Ohnmacht?
In der Regel ist eine Ohnmacht harmlos. Jedoch kann die verursachende Minderdurchblutung im Gehirn die Folge unterschiedlicher Fehlregulationen im Körper sein, die möglicherweise behandlungsbedürftig sind. Die Ohnmacht lässt sich gemäß ihrem Auslöser unterscheiden und einteilen.
Die vasovagale oder auch Reflexsynkope folgt einer heftigen und reflexartigen Reaktion des autonomen (vegetativen) Nervensystems auf einen starken Reiz. Dabei kann es sich um einen Schmerzreiz handeln oder einen großen Schreck, der einen Teil dieses unbewussten Nervensystems, den Sympathikus, hemmt. Das hat zur Folge, dass
- sich entweder die Blutgefäße plötzlich weit stellen (Vasodilatation) und/oder
- der Herzschlag (Bradykardie) verlangsamt oder
- der Herzschlag kurz aussetzt (Asystolie).
In der Folge sackt das Blut der Schwerkraft folgend in die Beine ab und das Gehirn wird weniger stark durchblutet.
Die orthostatische Synkope wird von einem gestörten Sympathikus ausgelöst. Sie tritt nach schnell vollzogenen Positionswechseln auf, zum Beispiel vom Sitzen oder Liegen ins Stehen. Normalerweise sorgt der Sympathikus bei einer schnellen Bewegung dafür, dass sich die Gefäße reflexartig engstellen, sich die Herzschlagfrequenz der neuen Situation entsprechend anpasst und somit das Gehirn konstant mit Blut versorgt ist. Ist der Sympathikus gehemmt, folgt das Blut der Schwerkraft und sackt in die Beine ab und begünstigt so eine Ohnmacht.
Diese Form der Synkope kann auch durch andere Faktoren hervorgerufen werden. Hat eine Person beispielsweise über den Tag verteilt zu wenig getrunken, erzeugt der Flüssigkeitsmangel ein geringeres Blutvolumen. Dadurch kann das Absacken des Blutes nach dem Aufstehen stärkere Symptome verursachen. Auch Krampfadern (Varizen) begünstigen durch die krankhafte Erweiterung der Blutgefäße in den Beinen eine Ohnmacht, das gleiche gilt für gefäßerweiternde Medikamente, zum Beispiel gegen Bluthochdruck. Bei einem Diabetes mellitus kommt es häufig zu Schäden an den Nerven. Das hat bei manchen Menschen zur Folge, dass sich die Blutgefäße nach einer Positionsänderung nicht mehr schnell genug zusammenziehen können. Dadurch werden sie anfälliger für solche kurzzeitigen Durchblutungsstörungen des Gehirns.
Kardiale Synkopen werden durch Herzrhythmusstörungen wie Herzrasen (Tachykardie), Bradykardie oder Vorhofflimmern verursacht. Diese haben zur Folge, dass das Herz das Blut nicht mehr effizient durch den gesamten Körper pumpen kann. Der Mensch fällt dann durch diese Mangeldurchblutung in Ohnmacht. Daneben können auch organische Ursachen des Herzens der Grund dafür sein, dass eine Person das Bewusstsein verliert. So verhindert beispielsweise eine Verengung der Aortenklappe im Herzen (Aortenklappenstenose) bei körperlicher Belastung, dass durch die linke Herzkammer genug Blut in den Körper gepumpt wird. Dadurch kommt es zu einem plötzlichen Blutdruckabfall.
Auch eine seelische Überforderung kann zu einer Ohnmacht führen. Allerdings dauert diese psychogene Pseudosynkope in der Regel länger an als jene Formen, die eine physiologische Ursache haben.
Wann zum Arzt bei Ohnmacht?
Eine Ohnmacht kann jeden Menschen ereilen, ohne dass ihr eine ernsthafte Erkrankung zugrunde liegen muss. Dennoch ist es sinnvoll die hausärztliche Praxis aufzusuchen, um die mögliche Ursache zu klären. Das gilt insbesondere dann, wenn sie erstmals auftritt. Der Besuch ist allerdings nicht jedes Mal nötig, wenn Menschen dazu neigen, in Ohnmacht zu fallen und den Auslöser dafür kennen. Jedoch kann es unabhängig von der Ursache durch die Synkope zu Sturzverletzungen kommen. Unter Umständen können diese schwerer sein, beispielsweise wenn das Ereignis beim Radfahren eintritt.
In manchen Fällen ist es jedoch ratsam, einen Notarzt zu rufen. Beispielsweise dann, wenn erste Hilfemaßnahmen nicht dazu führen, dass die ohnmächtige Person wieder zu sich kommt. Dazu zählt beispielsweise die Rückenlage bei hochgelagerten Beinen, nachdem Atmung und Puls überprüft und festgestellt wurden.
Auch wenn sie über Schmerzen oder ein Druckgefühl in der Brust oder starkes Herzrasen klagt, ist es wichtig, schnell Hilfe zu holen, denn die kardialen Synkopen stellen die gefährlicheren Formen der Ohnmacht dar. Das gleiche gilt, wenn sich die Lippen blau färben oder sich kalter Schweiß bildet.
Wie verhält man sich richtig bei Ohnmacht?
Sie können eine Ohnmacht oft verhindern, zum einem, indem Sie bekannte Auslöser vermeiden, zum anderen, wenn Sie bei auftretenden Vorboten entsprechende Gegenmaßnahmen ergreifen. Dazu zählen beispielsweise:
- Kreislaufanregende isometrische Muskelübungen: Dafür können sie beispielsweise im Stehen die Beine übereinander kreuzen und dabei Bein-, Bauch- und Gesäßmuskeln anspannen. Durch die Muskelkontraktionen wird das Blut in Richtung Herz gepumpt.
- Das flache Hinlegen und Hochlagern der Beine: Geschieht dies rasch genug nach Auftreten der Symptome, lassen diese in der Regel schnell nach. In jedem Fall vermeiden Sie so jedoch, dass Sie stürzen.
- Ein kaltes Glas Wasser trinken
- Atmen an der frischen Luft (vor allem, wenn diese kühl ist)
Ohnmachten können Sie aber auch vorbeugen, indem Sie
- Kompressionsstrümpfe tragen, die den Rückfluss des Bluts zum Herzen unterstützen,
- Ausdauersport, beispielsweise Joggen, betreiben, um so die Herz-Kreislaus-Gesundheit zu fördern
- Auslöser meiden: Dazu zählen langes Stehen, Alkohol, oder der längere Aufenthalt in warmen und sauerstoffarmen Räumen,
- täglich ausreichend Wasser oder ungesüßte Tees trinken, und damit das Blutvolumen hochhalten.
Veröffentlicht am: 14.01.2025
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Quellen
[1] S1-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN). Synkopen. AWMF-Registernummer: 030/072. Stand Januar 2020. https://register.awmf.org/assets/guidelines/030-072l_S1_Synkopen_2020-04.pdf
[2] ESC-Pocket Guidelines der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie. Diagnose und Management von Synkopen. Version 2018. https://leitlinien.dgk.org/files/11_2018_pocket_leitlinien_synkope.pdf
[3] Pschyrembel online. Synkope. https://www.pschyrembel.de/Synkope/K0M40/doc/
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