Das E-Rezept im Ländervergleich

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Zusammenfassung
Während das E-Rezept zum 01.01.2024 in Deutschland eingeführt wurde, hat es sich bereits in vielen anderen Ländern erfolgreich etabliert. Dazu gehören beispielsweise die skandinavischen und südeuropäischen Länder.
Besonders dort ist das E-Rezept mit teils sehr unterschiedlichen Funktionalitäten weit verbreitet.
Eine generell große Herausforderung besteht auch in diesen Ländern darin, die verschiedenen Informationssysteme von Haus- und Facharztpraxen sowie Klinken zusammenzuführen. Perspektivisch ist es aber weiterhin das Ziel, das E-Rezept grenzüberschreitend ohne Barrieren nutzbar zu machen.
Wo ist das E-Rezept bereits national verfügbar?
Estland, Schweden, Dänemark, Belgien und Portugal zählen in Europa in Sachen E-Rezept zu den Vorreitern. So werden dort bereits rund 99 Prozent aller Verschreibungen elektronisch getätigt. Was diese Länder zudem auszeichnet ist, dass die übergreifenden E-Rezept-Systeme und E-Medikationslisten bereits früh mit der in den Ländern ebenfalls schon länger vorhandenen elektronischen Patientenakte (ePA) verbunden worden sind. Darüber hinaus generieren und versenden die E-Rezept-Systeme in Schweden, Estland und Dänemark zusätzlich einen Report für die Arztpraxis, nachdem die erkrankte Person das Rezept in einer Apotheke eingelöst und das Medikament ausgehändigt bekommen hat.
Regional oder begrenzt verfügbare E-Rezept-Systeme oder E-Medikationslisten finden sich des Weiteren in Italien, England, Spanien, Frankreich und den Niederlanden. Diese nur teilweise Abdeckung ist darauf zurückzuführen, dass sowohl die technische Infrastruktur als auch funktionierende Systeme kaum vorhanden sind.
Das E-Rezept: unterschiedliche Umsetzung in Europa
Die europäischen Länder mit etablierten E-Rezept-Systemen haben diese dennoch jeweils sehr unterschiedlich umgesetzt. Manche Lösungen, wie auch die hierzulande, erlauben es dem Arzt oder der Ärztin beispielsweise, während der Erstellung der Verordnung einen Barcode zu generieren, mit dessen Hilfe die Apothekenfachkräfte das richtige Rezept identifizieren und vom zentralen Server abrufen können. Andere Länder haben – genau wie in Deutschland zusätzlich verfügbar – ein Verfahren eingeführt, bei dem das E-Rezept auf den Servern der Karteninfrastruktur der jeweiligen elektronischen Gesundheitskarte gespeichert wird. In der Apotheke lässt sich das Rezept dann mittels eines Kartenlesegeräts abrufen.
Hierzu eine Übersicht zum Einlösungsprozess ausgewählter europäischer Länder:
In Estland, Dänemark, Schweden, Finnland und Portugal sind vollständig digital ausgestellte E-Rezepte erhältlich.
In Dänemark gibt es bereits einen zentralen digitalen Medikationsplan, welcher von sämtlichen Gesundheitsdienstleistern in regelmäßigen Abständen aktualisiert werden muss. Das Einlösen des E-Rezepts erfolgt mit Hilfe der „MitID“. Hier registrieren sich die Bürger und Bürgerinnen bei einer dänischen Behörde. Anschließend bekommen sie einen Aktivierungscode, welcher im zentralen Gesundheitssystem eingegeben werden muss. So kann das E-Rezept eingelöst werden. Sowohl Krankenhäuser als auch niedergelassene Arztpraxen nutzen E-Rezepte.
Für die Schweden gehört das E-Rezept schon länger zum alltäglichen Standard. Hier wird es in eine zentrale Datenbank eingespeist, welche als Schnittstelle für sämtliche Apotheken in ganz Schweden dient. Beim ersten Einlösen registrieren sich die Bürger und Bürgerinnen Schwedens mit der „Freja-ID“ oder ihren Bankdaten. Dann können sie wählen, ob sie das erforderliche Präparat selbst in einer Vorort-Apotheke abholen möchten oder ob es Ihnen nach Hause geschickt werden soll.
In Estland zum Beispiel lädt die Praxissoftware das E-Rezept automatisch in das Gesundheitssystem hoch. Um es anschließend aus dieser Datenbank abzurufen und das Medikament in der Apotheke zu kaufen, müssen sich die Versicherten dann vor Ort mit ihrer elektronischen Gesundheitskarte (eGK) identifizieren.
In Belgien benötigt das Apothekenpersonal einen Barcode, der als Schlüssel fungiert, um das Rezept vom Server der Karteninfrastruktur abrufen zu können. Hierzu muss sich der Patient oder die Patientin bei einem digitalen System namens „Itsme“ registrieren. Dann kann der Arzt oder die Ärztin das E-Rezept, nachdem es mittels der Praxissoftware erstellt wurde, ausdrucken oder in elektronischer Form, beispielsweise als E-Mail, an das Mobiltelefon der erkrankten Person schicken. In Belgien gibt es das E-Rezept bereits seit 2018 und wird mittlerweile flächendeckend eingesetzt.
In Finnland ähnelt der Prozess stark dem in Belgien verwendeten. Für eine Vielzahl von Gesundheitsdiensten gibt es den staatlich organisierten Fachdienst „My Kanta“. Erstmalig müssen sich die Bürger und Bürgerinnen mit der „MobileID“ anmelden. Alternativ funktioniert die Anmeldung aber auch mit Ihren Online-Banking-Daten oder dem E-Personalausweis.
Welche EU-Länder planen noch die Einführung des E-Rezepts?
Neben den oben genannten EU-Ländern haben auch Österreich, Polen und die Schweiz, Fortschritte in der Einführung des E-Rezepts zu verzeichnen.
Ein Blick in unser Nachbarland Österreich: Dort werden seit Juli 2022 in allen Bundesländern alle Kassenrezepte als elektronisches Rezept ausgestellt. Seit Anfang 2023 können auch Privatrezepte als E-Rezept ausgestellt werden. Die Voraussetzung dafür ist die österreichische Krankenversicherungskarte „e-Card“, die im e-card System läuft. Der Arzt oder die Ärztin erstellen und speichern das Rezept im e-card System. Nach dem sich die versicherte Person per e-Card in der Apotheke identifiziert hat, speichert das Apothekenpersonal im System, dass das Rezept eingelöst wurde und rechnet es elektronisch mit der Sozialversicherung ab. Gleichzeitig werden Informationen zum jeweiligen Medikament in die E-Medikation-Anwendung eingetragen, die für ärztliche Fachkräfte sowie Patientinnen und Patienten einsehbar und Bestandteil der elektronischen Patientenakte (ELGA) ist. Auch durch Vorzeigen eines QR-Codes per App oder einer Rezept-ID ist das E-Rezept in Österreich einlösbar.
Veröffentlicht am: 27.04.2021
Letzte Aktualisierung: 01.08.2024
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Quellen
[1] Pharmazeutische Zeitung. E-Rezept erstmals länderübergreifend. https://www.pharmazeutische-zeitung.de/e-rezept-erstmals-laenderuebergreifend/
[2] DAZ.online. Finnland ist Europameister beim E-Rezept. https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2019/12/04/finnland-ist-europameister-beim-e-rezept
[3] apotheke adhoc. E-Rezept in der Schweiz. https://www.apotheke-adhoc.de/nachrichten/detail/internationales/e-rezept-in-der-schweiz-plattform-schneller-als-apothekerverband/
[4] Gelbe Liste. Das E-Rezept in anderen Ländern https://www.gelbe-liste.de/e-rezept/erezept-eu
[5] Bundesministerium Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz. e-Rezept ab 2023 für alle Medikamente verfügbar https://www.sozialministerium.at/Services/Neuigkeiten-und-Termine/Archiv-2022/Dezember-2022/e-rezept.html