Wechselwirkungen von Medikamenten ermitteln

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Warum ein Check auf Wechselwirkungen wichtig ist und wie Sie Wechselwirkungen vermeiden können
Menschen, die mehrere Arzneien zu sich nehmen, sollte bewusst sein, dass die einzelnen Wirkstoffe sich gegenseitig beeinflussen können. Diese Wechselwirkungen sind manchmal unerwünscht, lassen sich aber mit einem Wechselwirkungscheck durch Ärztin, Arzt oder die Online-Apotheke vermeiden.
Was sind Wechselwirkungen und was sind Kontraindikationen?
Wechselwirkungen (WW), oder auch Interaktionen genannt, treten auf, wenn sich zwei oder mehr Wirkstoffe gegenseitig beeinflussen. Dies führt dazu, dass die gewünschte Wirkung entweder ausbleibt, abgeschwächt oder verstärkt wird. Wechselwirkungen sind meist unerwünscht und können – müssen aber nicht – gefährlich sein.
Doch Wechselwirkungen treten nicht nur im Zusammenhang mit anderen Medikamenten auf, auch Nahrungs- und Nahrungsergänzungsmittel können einen Effekt haben. Durch geschickt gewählte Einnahmezeitpunkte jedoch lassen sich Wechselwirkungen manchmal vermeiden.
Beispiele für gängige Wechselwirkungen:
Grapefruit (aber auch Pomelo oder Bitterorange) hemmen das Enzym CYP3A4. Dieses Enzym hilft dem Körper dabei, Arzneistoffe abzubauen. Wird der Abbau gehemmt, wirkt das Medikament nicht so wie es soll und ist schlechter verträglich. Da die Wirkung dieser Früchte unabschätzbar lange andauert, ist es ratsam, während der gesamten Zeit, die man sich zum Beispiel in einer Krebsbehandlung befindet, vollständig auf deren Verzehr zu verzichten.
Werden Alkohol und das eingenommene Medikament von der gleichen Enzymgruppe in der Leber verstoffwechselt, verlangsamt sich der Abbau beider Substanzen. Damit halten die Wirkung wie auch die Nebenwirkungen von Medikament und Alkohol länger an, wie zum Beispiel bei Schlaf- und Beruhigungsmitteln. Gehört es langfristig zur täglichen Routine, ein oder mehrere Medikamente einzunehmen, kann es im Laufe der Behandlung zu Vergiftungen kommen.
Milch – aber auch andere Milchprodukte und bestimmte Sorten von Mineralwasser – sind Calcium-haltig. Manche Medikamente gehen im Magen mit Calcium schwerlösliche Verbindungen ein, wenn sie mit Milch eingenommen werden. In der Folge fällt die gewünschte Wirkung des Medikaments schwächer aus.
Das unter anderem in Nahrungsergänzungsmitteln eingesetzte Johanniskraut kann die Wirkung anderer Medikamente verstärken oder abschwächen. So wirken bei gleichzeitiger Einnahme Gerinnungshemmer oder Medikamente, die das Immunsystem unterdrücken, schwächer. Auch bei gleichzeitiger Einnahme bestimmter Antidepressiva ist Vorsicht geboten.
Kontraindikationen
Anders verhält es sich mit Kontraindikationen. Diese sind durch bestimmte Patientencharakteristika wie das Geschlecht, ein bestimmtes Alter, eine Schwangerschaft oder Vorerkrankungen bestimmt. Eine absolute Kontraindikation liegt vor, wenn eine geplante Maßnahme gravierende Auswirkung auf die Gesundheit des Ungeborenen, der Schwangeren oder des vorerkrankten Menschen hätte. Ein Beispiel für eine Kontraindikation ist der Gerinnungshemmer Phenprocoumon (zur Behandlung und Prophylaxe von Thrombosen und Embolien) während der Schwangerschaft. Dieser ruft beim Embryo häufig Fehlbildungen hervor.
Bei einer relativen Kontraindikation lassen sich geplante Behandlungen durchführen, wenn der erwartete Nutzen größer als der befürchtete Schaden ist. Dazu erfolgt vorher eine ärztliche Einschätzung des Nutzen-Risiko-Verhältnis der Maßnahme.
Generell gilt bei einer Verschreibung, dass der Nutzen, der dem Patienten oder der Patientin bei der Einnahme entsteht, stets das mögliche Risiko überwiegen sollte.
Wie lassen sich Gesundheitsrisiken durch Wechselwirkungen vermeiden?
Einer Studie der Barmer Krankenkasse aus dem Jahr 2023 zufolge, könnten sich durch eine verbesserte Transparenz und digitale Erfassung von Patientendaten bis zu 65.000 Todesfälle zum Beispiel durch Wechselwirkungen pro Jahr vermeiden lassen. Eine wichtige Informationsquelle, die medizinischen Fachkräften in ärztlichen Praxen und Apotheken hilft, mögliche Wechselwirkungen zu erkennen und Risiken der gleichzeitigen Einnahme mehrere Medikamente zu vermeiden, bietet die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände e. V., Spitzenorganisation aller Apothekerinnen und Apotheker in Deutschland (ABDA). Diese sehr umfangreiche Datenbank enthält die Informationen zu verschiedenen Wirkstoffen, darunter auch, wie sie sich mit anderen Wirkstoffen kombinieren lassen. Hier sind als weitere Unterstützung für ärztliches und Apotheken-Fachpersonal die möglichen Interaktionen in unterschiedliche Schweregrade eingeteilt. Die ABDA aktualisiert ihre Datenbank in einem 14-tägigen Rhythmus, sodass aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse oder Informationen zu neuen Wirkstoffen schnell verfügbar sind.
Wechselwirkungen checken: auch bequem von zuhause aus
Die Arzneimittelsicherheit steht bei Online-Apotheken an höchster Stelle. Daher wird bereits bei der Bestellung ein automatischer Wechselwirkungscheck zwischen den bestellten Medikamenten durchgeführt und die möglichen Interaktionen hinsichtlich ihrer Schweregrade beurteilt. In die Prüfung miteinbezogen sind auch Nahrungsergänzungsmittel und andere rezeptfreie Medikamente. Ein Kundenkonto bei der Online-Apotheke hilft hierbei und kann damit die Sicherheit für die Bestellenden erhöhen. Denn durch die so dokumentierten bestellten Medikamente lässt sich eine Medikamentenhistorie erstellen. Dieser Service ist besonders für die Kunden und Kundinnen interessant, die noch keinen Anspruch auf einen Medikationsplan haben. Einen Anspruch auf die Ausstellung eines Medikationsplans hat eine Person, wenn sie dauerhaft drei oder mehr verordnete Medikamente einnimmt.
Damit das Fachpersonal der Online-Apotheke einen aussagekräftigen WW-Check durchführen kann, muss das Kundenkonto folgende Informationen enthalten:
- vollständige Kundendaten (Alter, Geschlecht, (Vor-) Erkrankung(en), Schwangerschaft, Stillzeit)
- Informationen über alle verschreibungspflichtigen und rezeptfreien Arzneien, die eine Person bereits einnimmt oder in einem bestimmten Zeitraum vor der aktuellen Verschreibung eingenommen hat
Aber auch ohne Kundenkonto prüft die Online-Apotheke bei jeder Bestellung, inwieweit die verordneten und frei verkäuflichen Medikamente miteinander harmonieren und informiert den Kunden oder die Kundin bei gesundheitsbeeinträchtigenden Wechselwirkungen. Bei offenen Fragen ist außerdem eine pharmazeutische Beratung über die Online-Apotheke möglich. Die Shop Apotheke bietet zudem ein frei nutzbares, interaktives Tool auf ihrer Homepage an, um Wechselwirkungen von Medikamenten zu ermitteln.
Medikationsplan unterstützt Wechselwirkungscheck
Der elektronische Medikationsplan (eMP) steht seit 2016 mit Inkrafttreten des E-Health-Gesetzes allen Patientinnen und Patienten zu, die über einen Zeitraum von mindestens 28 Tagen drei oder mehr Medikamente gleichzeitig einnehmen müssen. Er enthält einen Barcode, den alle Arztpraxen und (Online-)Apotheken auslesen und so mögliche Interaktionen beurteilen können. Bei einer Medikamentenbestellung über eine Versand-Apotheke passt diese den Medikationsplan im gleichen Schritt an, hält ihn so aktuell und informiert bei bedenklichen Wechselwirkungen.
Da beide, Apotheken und (Fach-)Arztpraxen, Zugriff auf den elektronischen Medikationsplan der Patienten und Patientinnen haben, beschleunigt und vereinfacht dies die Kommunikation und Abstimmung zwischen den beteiligten Parteien. Der Medikationsplan kann auch in der elektronischen Patientenakte (ePA) gespeichert werden und so von bestimmten Leistungserbringenden, die der Patient oder die Patientin bevollmächtigt hat, abgerufen werden.
Fazit zu Wechselwirkungen:
Wechselwirkungen zwischen Medikamenten oder mit Lebensmitteln können schwerwiegende, teilweise auch lebensbedrohliche Folgen haben. Sie können die Wirksamkeit von Arzneimitteln beeinträchtigen oder sogar gefährliche Nebenwirkungen auslösen. Ein Wechselwirkungscheck ist daher essenziell, um diese Risiken zu minimieren und die Arzneimittelsicherheit zu gewährleisten.
Sowohl Ärztinnen, Ärzte als auch Apotheken spielen eine entscheidende Rolle, um Wechselwirkungen frühzeitig zu erkennen. Mit digitalen Tools wie dem elektronischen Medikationsplan und interaktiven Online-Checks können Risiken effektiv überwacht werden. Für Patientinnen und Patienten, die regelmäßig mehrere Medikamente einnehmen, ist ein umfangreicher Check der möglichen Wechselwirkungen besonders wichtig. Durch die Kombination von Fachwissen, digitalen Hilfsmitteln und informierten Patientinnen und Patienten können Wechselwirkungen wirksam vermieden werden.
Veröffentlicht am: 28.04.2021
Letzte Aktualisierung: 20.12.2024
Quellen
[1] Verbraucherzentrale. Wechselwirkungen mit Medikamenten. https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/lebensmittel/nahrungsergaenzungsmittel/wechselwirkungen-mit-medikamenten-10595
[2] Deutsche Apotheker Zeitung (DAZ). Wechselwirkungen lassen sich in der Apotheke lösen. https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/daz-az/2012/daz-3-2012/wechselwirkungen-lassen-sich-in-der-apotheke-loesen
[3] Deutsche Apotheker Zeitung (DAZ). Arzneimittelinteraktionen.
https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/daz-az/2012/daz-36-2012/arzneimittelinteraktionen
[4] Stiftung Warentest. Wechselwirkungen von Medikamenten Gefährliche Kombinationenhttps://www.test.de/Medikamente-Dieser-Mix-vertraegt-sich-nicht-1435578-2435578/
[5] Deutsche Apotheker Zeitung (DAZ). Von Kontraindikationen und Wechselwirkungen. https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/daz-az/2005/daz-40-2005/uid-14704
[6] AMBOSS. Pharmakotherapie in der Schwangerschaft. https://www.amboss.com/de/wissen/Pharmakotherapie_in_der_Schwangerschaft
[7] Krebsinformationsdienst. Zitrusfrüchte und Wechselwirkungen mit Krebsmedikamenten. https://www.krebsinformationsdienst.de/aktuelles/2020/news064-wechselwirkungen-krebsmedikamente-zitrusfruechte.php
[8] Bundesministerium für Gesundheit. Die elektronische Patientenakte (ePA). https://www.bundesgesundheitsministerium.de/elektronische-patientenakte.html
[9] Barmer. Transparenz in der Arzneimitteltherapie: Viele Todesfälle sind vermeidbar. https://www.barmer.de/gesundheit-verstehen/mensch/gesundheit-2030/zukunft-gesundheitswesen/sicherheit-in-der-arzneimitteltherapie-1229090