Länger zuhause wohnen: App-gestützte Gesundheitsüberwachung für Senioren

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Zuhause alt werden statt im Pflegeheim
Die Zahl älterer Menschen wächst stetig. Alleine von 1991 bis 2021 ist die Zahl der über 65-Jährigen von 12 Millionen auf 18 Millionen angestiegen. Die Frage nach der Lebens- und Versorgungssituation von Senioren rückt deshalb zunehmend in den Vordergrund, nicht zuletzt, da bis zum Jahr 2030 ein Bedarf an knapp 300.000 zusätzlichen Pflegeheimplätzen zu erwarten ist – und damit möglicherweise eine erhebliche Versorgungslücke. Alternativen zum Pflegeheim gewinnen vor diesem Hintergrund immer mehr an Bedeutung, und das keineswegs nur aus Sicht der Experten. Denn viele Senioren haben mittlerweile auch den ausdrücklichen Wunsch, in den eigenen vier Wänden in ihrer vertrauten Umgebung alt zu werden. Und die gute Nachricht ist: Durch unterschiedlichste Dienstleistungsangebote und eine wachsende Zahl digitaler Helfer ist dieser Wunsch immer leichter realisierbar.
Assistenzsysteme – weit mehr als ein Hausnotruf-Knopf
Digitale Hilfsangebote für Senioren, die noch im eigenen Haushalt leben, beschränkten sich lange Zeit auf einen Hausnotruf-Knopf. Über diesen in ein Armand oder eine Halskette integrierten Knopf können ältere Menschen im Notfall rund um die Uhr einen Notruf an eine Notrufzentrale absetzen, um Hilfe zu erhalten. Selbstverständlich ist der Hausnotruf-Knopf noch immer eine wertvolle Stütze im eigenen Zuhause, er wird aber mittlerweile durch sogenannte AAL-Systeme (Ambient Assisted Living = Altersgerechtes Assistenzsystem) ergänzt, die den Alltag noch sicherer machen können. Dabei handelt es sich um ausgeklügelte Sensorsysteme, die Bewegungen wahrnehmen. Sie werden an verschiedenen zentralen Stellen in der Wohnung montiert, die der Senior regelmäßig aufsucht, zum Beispiel an der Badezimmertür oder am Kühlschrank. Haben die Sensoren ungewöhnlich lange kein Signal empfangen, beispielsweise, weil der Hausbewohner gestürzt ist und nicht eigenständig aufstehen kann, schickt das System eine Benachrichtigung an einen Angehörigen, eine Pflegeperson oder direkt an die Notfallzentrale.
Medizinische Helfer für Senioren
Neben Hausnotruf und altersgerechtem Assistenzsystem gibt es auch zahlreiche digitale Anwendungen, die die tägliche medizinische Versorgung im Alter unterstützen und sicherstellen. Dazu zählen zum Beispiel:
- Tablettenspender mit Erinnerungsfunktion: Sie haben eine eingebaute Uhr. Ist die Zeit für die Tabletteneinnahme gekommen, ertönt ein Alarmsignal oder der Senior erhält eine SMS oder einen Anruf. Auch Angehörige oder Pfleger kann das Gerät informieren, wenn die Einnahme nicht zur geplanten Zeit erfolgt ist. Da die Geräte nur die vorgesehene Tagesdosis zur Verfügung stellen, lässt sich mit ihrer Hilfe auch eine gefährliche Überdosierung vermeiden.
- Digitale Blutdruck- und Blutzuckermessgeräte ermitteln nicht nur Blutdruck- und Puls- oder Blutzuckerwerte, sondern übermitteln diese auf Wunsch auch direkt an den behandelnden Arzt.
- am Körper getragene Sturzsensoren registrieren, wenn ein Mensch plötzlich seine Position stark verändert und lösen einen Alarm aus, wenn dieser sich danach kaum noch oder gar nicht mehr bewegt.
Digitale Haushaltshelfer für mehr Komfort und Sicherheit
Digitale Anwendungen sorgen im Haus nicht nur für schnelle Hilfe im Notfall und eine bessere medizinische Versorgung. Sie können älteren Menschen auch bei verschiedenen Haushaltstätigkeiten unterstützen und den Alltag erleichtern und sicherer gestalten:
Saugroboter sind vor allem für glatte Böden geeignet und erledigen das anstrengende Saugen im Alleingang. Sie lassen sich per Knopfdruck bedienen oder über eine App steuern und programmieren, sodass sie ihre Arbeit auch in Abwesenheit des Bewohners erledigen können. Wischroboter haben zusätzlich zur Saugfunktion einen integrierten Wassertank. Für Senioren, die einen Garten besitzen, sind auch Mähroboter erhältlich, die das Rasenmähen übernehmen.
Auch Steuersysteme für Rollläden und Licht lassen sich bequem vom Smartphone aus bedienen, wenn die Beweglichkeit im Alter eingeschränkt ist. Gerade für Senioren empfiehlt sich eine Lichtsteuerung, die sich dem Tagesverlauf anpasst. Das hellere Licht am Vormittag und das wärmere, gedämpfte Licht am Abend kann älteren Menschen helfen, den Tag zu strukturieren. Zudem erleichtert Licht die Orientierung und sorgt für mehr Sicherheit.
Ganz modern sind Systeme, die Schalter, Türen und Schlösser automatisch steuern. Verlässt der Bewohner beispielsweise das Haus, schließen sich automatisch alle Fenster und das Licht geht aus. Auch Elektrogeräte lassen sich auf Wunsch anschließen und in Abwesenheit automatisch ausschalten. Andere Systeme wiederum erzeugen einen Signalton, wenn Fenster oder Balkontüren sehr lange aufstehen, da der Bewohner möglicherweise vergessen hat, sie wieder zu verschließen. Weiterhin lassen sich Herdplatten mit einer Abschaltautomatik ausrüsten, die zum Beispiel auf Bewegung reagiert oder den Herd nach einer zuvor eingestellten Zeit automatisch abschaltet.
Nicht nur Senioren kennen das Problem: Plötzlich ist das Brillenetui, das Portemonnaie oder der Haustürschlüssel weg. Doch auch hier gibt es eine digitale Lösung: Sogenannte Schlüsselfinder sind Empfänger im Miniaturformat, die piepen, sobald man am Sender einen Knopf drückt. Einfach am Schlüsselanhänger, im Portemonnaie oder Brillenetui hinterlegt, können sie viele nervenaufreibende Suchaktionen verhindern.
Telefon- und Türklingelverstärker helfen bei nachlassender Hörfähigkeit, indem Sie die Geräusche von Telefon und Türklingel verstärken. Einige Geräte leuchten zusätzlich und sind dadurch auch für gehörlose Menschen geeignet.
Intelligente Kühlschränke haben stets im Blick, wenn ein Lebensmittel zur Neige geht und erinnern daran, rechtzeitig einkaufen zu gehen. Einige Modelle haben sogar das Mindesthaltbarkeitsdatum im Blick oder können Einkaufslisten erstellen.
Veröffentlicht am: 21.12.2023
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Quellen
[1] BKK Dachverband. Länger und sicherer zuhause leben. https://www.bkk-dachverband.de/innovation/digitale-transformation/laenger-und-sicher-zuhause-leben
[2] Destatis. Die Bevölkerungsgruppe der älteren Menschen ab 65 Jahren. https://www.destatis.de/DE/Themen/Querschnitt/Demografischer-Wandel/Aeltere-Menschen/bevoelkerung-ab-65-j.html
[3] Deutsches Ärzteblatt. Studie hält 290.000 zusätzliche Pflegeplätze für notwendig. https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/112845/Studie-haelt-290-000-zusaetzliche-Pflegeplaetze-fuer-notwendig
[4] Deutsches Rotes Kreuz (DRK). Hausnotruf. Sicherheit auf Knopfdruck. https://www.drkhausnotruf.nrw/jetzt-anfragen?gclid=CjwKCAjw95yJBhAgEiwAmRrutOluDprO7kG9BS8NWSWxhM-m6v__OLBU9UlRJetcvswdQ6zRf7-6shoCqsQQAvD_BwE
[5] Verbraucherzentrale. Digitale Helfer für mehr häusliche Sicherheit für Senioren. https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/umwelt-haushalt/wohnen/digitale-helfer-fuer-mehr-haeusliche-sicherheit-fuer-senioren-55323
[6] Verbraucherzentrale. Häuslicher Komfort im Alter – so helfen digitale Helfer Senioren zuhause. https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/umwelt-haushalt/wohnen/haeuslicher-komfort-im-alter-so-helfen-digitale-helfer-senioren-zuhause-55314
[7] Verbraucherzentrale. Digitale Gesundheitshelfer für Senioren: So bleiben Sie fit und gesund. https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/umwelt-haushalt/wohnen/digitale-gesundheitshelfer-fuer-senioren-so-bleiben-sie-fit-und-gesund-55317
[8] Deutsches Ärzteblatt. Intelligenter Medikamentenspender. https://www.aerzteblatt.de/archiv/163392/Intelligenter-Medikamentenspender
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