Patientenportale: Verbesserte Behandlungsqualität durch Zeitersparnis

Schnelleinstieg in unsere Themen
Patientenportale werden ab dem Jahr 2025 für alle deutschen Krankenhäuser verpflichtend. Damit werden auch Menschen, die eine medizinische Behandlung benötigen, aktiv in die Digitalisierung des Gesundheitssystems miteinbezogen. Warum das so ist und welche Vorteile sich aus der Einführung von Patientenportalen für alle ergeben, lesen Sie hier.
Verschiedene Dienstleister im Bereich der Healthcare IT bieten Patientenportale für Praxen und Krankenhäuser an. Letztere erhalten eine Förderung für die Einführung eines Patientenportals – so hält es das Krankenhauszukunftsgesetz (KHZG) im Fördertatbestand 2 fest. Bis zum Jahr 2025 sind diese für alle Krankenhäuser verpflichtend. Die Ziele sind dabei nicht nur die Kosten zu reduzieren und die medizinischen Fachkräfte zu entlasten, sondern auch eine verbesserte Versorgungsqualität der Patienten zu ermöglichen. Von den Patienten wird ein gewisses Maß an Mitarbeit eingefordert, denn: Patientenportale für Praxen und Krankenhäuser binden Patienten aktiv und digital in ihren Behandlungsprozess mit ein.
Aufgrund der Vielzahl der verschiedenen Anbieter für diese Plattformen, wovon viele verstärkt im Bereich der Telemedizin aktiv sind, unterscheiden sich die einzelnen Patientenportale in ihren Funktionen. Alle jedoch dienen dazu, so viele Bereiche wie möglich für Patienten zu digitalisieren. Patientenportale können dabei sowohl im ambulanten als auch im stationären Sektor durch verschiedene Funktionen Mehrwert schaffen. Eine Funktion ist beispielhaft die mögliche Terminbuchung online. Ist der Kalender des bestehenden Krankenhausinformationssystems oder Praxisverwaltungssystems in das Patientenportal integriert, sind alle freien Termine in Echtzeit sichtbar, sodass Patienten Termine selbst buchen und gegebenenfalls verschieben können. So entfällt für die Sprechstundenhilfen und Pflegekräfte die Zeit für Terminbuchungen am Telefon und auch Patienten können die Termine einfacher zuhause einplanen.
Patientenportale vereinen verschiedene Funktionen
Eine Entlastung bieten Patientenportale beispielsweise durch eine Symptomchecker-Funktion. Mit dieser lassen sich plötzlich auftretende Beschwerden und die nächsten möglichen Schritte digital abklären. Die nächsten Schritte könnten entweder eine Terminvereinbarung vor Ort oder eine Videosprechstunde sein, auch ein Austausch mit dem Arzt per Textnachrichten wird oftmals angeboten.
Im Falle einer notwendigen stationären Aufnahme ermöglichen Patientenportale ein digitales Aufnahme- und Entlassmanagement sowie Überleitungsmanagement. Mittels digitaler Formulare lassen sich Anliegen, Krankheitsgeschichte, Beschwerden, Sorgen und persönliche Daten per PC oder mobilem Endgerät angeben – entweder von zu Hause oder dem Wartezimmer aus. Dieser Vorgang erleichtert und beschleunigt die nachfolgenden Prozesse, sowohl für die Krankenhausmitarbeiter als auch für die Patienten. Diese Informationen können für eine digitale Triage genutzt werden. Bei einer Triage werden die Patienten von geschulten Pflegekräften nach dem Schweregrad ihrer Erkrankung priorisiert, um sie so bedürfnisgerecht behandeln zu können.
Auch Aufklärungsmaterialien für den stationären Aufenthalt lassen sich im Patientenportal abrufen.
Zudem erlauben es Patientenportale den Patientinnen und Patienten auch, die auf der elektronischen Patientenakte (ePA) gespeicherten Daten für jede medizinische Fachkraft individuell freizuschalten. Damit haben es die Menschen in Behandlung immer in der eigenen Hand, welche Laborwerte, Befunde, Arztbriefe, Ergebnisse bildgebender Verfahren – wie Ultraschall, Magnetresonanz (MRT)- oder Computertomographie (CT) – einsehbar sind. Patientenportale sorgen für die Sicherheit der Gesundheitsdaten durch sogenannte Token. Dabei handelt es sich um Erkennungsmarken, die eine Sendeberechtigung enthalten– dies ist ähnlich dem System, das auch beim Online-Banking zum Tragen kommt.
Patientenportale: Studien und Analysen
Die Vorteile für die Nutzung von Patientenportalen sind vielfältig. Zum einen gewinnt das medizinische und pflegerische Personal an Zeit, die es dann für die Behandlung, das Gespräch und die Sorgen der Ratsuchenden hat. Zum anderen optimieren Patientenportale das Aufnahme-, Entlassungs- und Überleitungsmanagement von Krankenhäusern hin zu ambulanten Praxen oder anderen nachfolgenden Einrichtungen wie Reha-Kliniken. Diese sind nach Freischaltung der Daten in der Lage, alle notwendigen Gesundheitsinformationen der Patienten abzurufen – dies trägt zu einem geringeren Aufwand in den Bereichen Administration, Dokumentation und Verwaltung von Patientendaten bei.
Das zeigen auch internationale Studien aus Ländern, in denen Patientenportale bereits als fester Bestandteil in das Gesundheitssystem integriert sind: In Schweden sparen medizinische Fachkräfte zwischen vier und acht Minuten pro Sprechstunde an Verwaltungsaufwand ein. Einer Studie aus Kanada zufolge stuften 93 Prozent der Befragten Patienten die Bedienung des genutzten Patientenportals als einfach ein; über die Hälfte sahen darin auch eine Zeitersparnis, auf diesem Wege ihre Termine zu buchen. Des Weiteren empfanden 40 Prozent der Befragten es als bemerkenswert, dass sie sich während der Sprechstunde nicht wiederholen mussten, weil die Informationen zur Krankheitsgeschichte bereits digital vorlagen.
Die integrierten Funktionen des Patientenportals wie ein Symptomchecker oder der Videosprechstunde machte einen Klinikbesuch beziehungsweise den Gang in die Notaufnahme oft auch überflüssig. Außerdem ließ sich die No-Show-Rate reduzieren. Das bedeutet, dass weniger Menschen ihre Termine verfallen ließen – wahrscheinlich wegen einer vereinfachten Terminänderung über das Patientenportal.
Erste europäische Studien analysierten die Gründe, die bei Krankenhäusern zu einer zögerlichen Einführung und generell unzureichender Nutzung von Patientenportalen führen können. Diese waren oft nicht-technischer Natur und bezogen sich beispielsweise darauf, dass Erkrankte sich oft um die Sicherheit ihrer Daten sorgten. Anderen war nicht bekannt, dass solche Plattformen existieren oder waren von ihrem Mehrwert noch nicht überzeugt. Oft mangelte es auch an Kenntnissen im Umgang mit digitalen Kommunikationsmitteln.
Ähnlich sah es auf der Seite der Belegschaft aus: Hier zeigten die Studien, dass sich die Befragten sorgten, durch mangelnde Erfahrungswerte im Umgang mit digitalen Medien nicht schnell genug mit Patienten zu interagieren oder auf die Bedürfnisse zu reagieren. Gleiches galt für Sorgen über Haftungsrisiken sowie den befürchteten höheren Arbeitsaufwand.
Fazit: Erfahrungswerte aus anderen Ländern nutzen
In Deutschland ist eine flächendeckende Einführung von Patientenportalen noch in den Anfängen. Dies bietet die Chance, die Erfahrungswerte aus anderen Ländern bei der Einführung in deutschen Kliniken zu berücksichtigen. Patientenportale beschleunigen und digitalisieren administrative Prozesse und ermöglichen so eine Zeit- und Kostenersparnis, die Behandlern und Menschen in Behandlung zugutekommt. Voraussetzung für ein erfolgreiches Patientenportal ist es unter anderem, dass es für alle Beteiligten leicht zu nutzen ist. Zudem sollten das Krankenhausinformationssystem (KIS), das Praxisverwaltungssystem (PVS) und das Patientenportal über geeignete Schnittstellen verfügen und damit interoperabel sein, d.h., wenn eine Person online einen Behandlungstermin bucht, muss dies in den Systemen der Behandler in Echtzeit sichtbar sein. So lässt sich ein Mehraufwand für die Belegschaft vermeiden. Zudem sollten Insellösungen vermieden werden: Ein Patientenportal hat den größtmöglichen positiven Effekt, wenn sich hierüber Patientenunterlagen von allen beteiligten medizinischen Einrichtungen teilen lassen.
Veröffentlicht am: 24.01.2023
Letzte Aktualisierung: 08.03.2023
Quellen
[1] Thieme kma online: Was wir von anderen Nationen über Patientenportale lernen können. Stand 06.04.2021. https://www.kma-online.de/aktuelles/it-digital-health/detail/was-wir-von-anderen-nationen-ueber-patientenportale-lernen-koennen-a-45304 (letzter Abruf am 06.10.2022)
[2] Healthcare computing. Was ist und wie funktioniert ein Patientenportal? Stand 28.06.2021. https://www.healthcare-computing.de/was-ist-und-wie-funktioniert-ein-patientenportal-a-1034572/ (letzter Abruf am 06.10.2022)
[3] Management & Krankenhaus. Patientenportale – Patient Empowerment für das Krankenhaus der Zukunft. https://www.management-krankenhaus.de/produkte/patientenportale-patient-empowerment-fuer-das-krankenhaus-der-zukunft (letzter Abruf am 06.10.2022)
[4] Nubedian. Fachbeitragsserie zum Thema Patientenportal (Teil 1/3). Stand 15.09.2021. https://nubedian.de/fachbeitragsserie-zum-thema-patientenportal-t1/ (letzter Abruf am 06.10.2022)
[5] Die Techniker. Pressemitteilung vom 13.06.2022. Patientenportale: Kliniken im Südwesten treten ein ins digitale Zeitalter. https://www.tk.de/presse/themen/medizinische-versorgung/krankenhausversorgung/patientenportale-digitalisierung-kliniken-2129242 (letzter Abruf am 06.10.2022)
[6] +mednic. Wie Kliniken das Potenzial digitaler Patientenportale ausschöpfen. Stand 04.03.2022. https://mednic.de/wie-kliniken-das-potenzial-digitaler-patientenportale-ausschoepfen/18192 (letzter Abruf am 06.10.2022)
[7] Der niedergelassene Arzt. Digitale Anamnese – Was lässt sich in acht Minuten Konsultation erreichen? https://www.der-niedergelassene-arzt.de/praxis/news-details/praxisalltag/digitale-anamnese-was-laesst-sich-in-acht-minuten-konsultation-erreichen (letzter Abruf am 06.10.2022)
[8] Healthcare computing. Digital integrierte Gesundheitsversorgung beginnt jetzt. Stand 16.03.2022. https://www.healthcare-computing.de/digital-integrierte-gesundheitsversorgung-beginnt-jetzt-a-1103316/ (letzter Abruf am 06.10.2022)
[9] Recare. Digitale Patientenportale gemäß KHZG. https://recaresolutions.com/wp-content/uploads/2021/01/Recare_KHZG_Guide_v5.pdf (letzter Abruf am 06.10.2022)
[10] Bundesamt für soziale Sicherung, Version 03 vom 03.05.2021 https://www.bundesamtsozialesicherung.de/fileadmin/redaktion/Krankenhauszukunftsfonds/20210503Foerderrichtlinie_V03.pdf S. 13f (letzter Abruf am 02.01.2023)
[11] Deutsches Ärzteblatt. Triage in der Notaufnahme. Stand 10.02.2010. https://www.aerzteblatt.de/archiv/79711/Triage-in-der-Notaufnahme (letzter Abruf am 02.01.2023)