Verblisterung: Erhöhte Therapiesicherheit auch für zu Hause

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Wie patientenindividuelle Verblisterung die Medikamenteneinnahme erleichtert
Menschen mit chronischen Erkrankungen müssen täglich die verschiedenen verordneten Medikamente zusammenstellen und zu entsprechenden Uhrzeiten einnehmen. Dies kann im Alltag belasten. Die patientenindividuelle Verpackung von einzelnen Medikamenten bedeutet nicht nur mehr Sicherheit, sondern kann auch eine echte Zeitersparnis darstellen.
Blisterverpackungen kennen wir alle aus unserem Alltag: Haben wir Kopfschmerzen, dann drücken wir eine Tablette aus der typischen Folienpackung, die auf der einen Seite eine blasenförmige Wölbung hat und auf der anderen, geraden Seite mit einer Schutzfolie bedeckt ist. Wenn verschiedene Medikamente patientenindividuell in einer solchen Blisterkarte oder auch in einem Blisterschlauch mit einzelnen Tütchen zusammengestellt sind, spricht man von einer Neuverblisterung. Dazu sind jedoch nur feste orale Darreichungsformen wie Kapseln und Tabletten geeignet.
Was genau passiert bei der Verblisterung?

Diese Art der Medikamentenverteilung an die Patientinnen und Patienten findet in Deutschland bislang eher in Krankenhäusern und Pflegeheimen statt. Die Herstellung übernimmt dabei in der Regel ein darauf spezialisiertes Unternehmen, damit die hohen Sicherheitsstandards eingehalten werden können. Zunächst werden die verordneten Medikamente aus der Originalverpackung entfernt, „entblistert“. Dies passiert oft maschinell. Danach befüllt die Maschine die Blisterkarte entsprechend des Medikationsplans mit den verschiedenen Tabletten und Kapseln und versiegelt sie mit einer Schutzfolie. Dieser Vorgang findet vollautomatisiert in einem Reinraum unter höchsten Hygienestandards statt. So wird verhindert, dass die Medikamente kontaminiert werden.
Auf der Blisterkarte ist auf den jeweiligen Blasen die empfohlene Einnahmezeit vermerkt. So ist auf einen Blick ersichtlich, welche Tabletten der Patient oder die Patientin zusammen (oder explizit nicht zusammen) morgens, mittags, abends oder vor der Bettruhe einnehmen soll.
Außerdem stehen dort noch weitere Informationen zum Medikament selbst:
- Name und eingesetzte Dosis
- Beschreibung des Medikaments
- Einnahmenbesonderheiten
- Chargennummern der Originalverpackungen. So können im Falle einer Rückrufaktion durch Pharmaunternehmen die Mitarbeitenden in der Apotheke gleich nachvollziehen, welche Tabletten an ihre Kunden gegangen sind.
Alle diese Informationen tragen zu einer erhöhten Patientensicherheit bei.

Verblisterung: Die Vorteile
Krankenhäuser und Pflegeheime profitieren von der Verblisterung von Medikamenten. Denn um die Patientinnen und Patienten medikamentös zu versorgen, muss so keine Pflegekraft mehr dazu abgestellt werden, die benötigten Medikamente patientenindividuell zusammenzustellen.
Diese Tätigkeit ist zeitaufwändig und erfordert ein hohes Maß an Konzentration. Denn die Pflegenden müssen bei der Zusammenstellung und beim Verteilen der Medikamente stets sicherstellen, dass die richtige Person die richtigen Medikamente bekommt. Dabei halten sie sich an die 6-R-Regel.
Nach dieser Regel wird zu jedem Zeitpunkt Folgendes geprüft:
- R: richtige(r) Patient(in)
- R: richtiges Medikament
- R: richtige Dosierung
- R: richtige Applikationsart
- R: richtiger Zeitpunkt
- R: richtige Dokumentation
Durch das händische Verteilen der Medikamente fehlt den Pflegenden die Zeit für die ebenso sinnvolle intensivere menschliche Betreuung der Patienten und Patientinnen.
Besonders interessant ist die patientenindividuelle Verblisterung für Menschen, die aufgrund einer chronischen Erkrankung täglich mehrere Medikamente einnehmen müssen. Häufig sind es so viele, dass Betroffene nicht mehr überblicken, wann sie welches Medikament in welcher Dosierung einnehmen sollen. Tages- und Wochenspender können da eine gute Übersicht verschaffen. Diese müssen aber täglich oder wöchentlich mit der Hand neu bestückt werden. Das kostet viel Zeit und Aufmerksamkeit. Auch kann es so leicht zu Verwechslungen kommen und Hygiene und Haltbarkeit können beeinträchtigt werden.
Dieser Zeitaufwand kann bei einer Polymedikation, also der gleichzeitigen Anwendung mehrerer Arzneimittel, so sehr zu einer Last werden, dass keine regelmäßige Medikamenteneinnahme mehr erfolgt. Darunter leidet häufig die Adhärenz (Therapietreue), was zu vielen weiteren Problemen führen kann.
Vielen ist nicht bewusst, dass bei manchen Medikamenten eine gewisse zeitliche Abfolge bei der Einnahme zu beachten ist. Diesen Menschen bieten verblisterte Medikamente einen großen Vorteil. Denn diese sind so zusammengestellt, dass sie nicht miteinander wechselwirken oder interagieren können. Dieser Wechselwirkungs- und Interaktionscheck durch die Apotheke macht die Arzneimitteltherapie sicherer. So unterstützt die Verblisterung den Therapieerfolg und verhindert, dass Medikamente fehlerhaft eingenommen werden. Sie kann die Betroffenen somit in ihrem Leben mit der Erkrankung unterstützen und dadurch die Therapie positiv beeinflussen.
Die Verblisterung bedeutet auch für Angehörige von chronisch erkrankten Menschen eine erhebliche Entlastung im Alltag. Sie bietet eine strukturierte und sichere Möglichkeit, die Medikamenteneinnahme ihrer Familienmitglieder zu unterstützen, ohne selbst umfangreiche organisatorische Aufgaben übernehmen zu müssen.
Ein weiterer Vorteil der Verblisterung liegt in der hohen Flexibilität, wenn die Medikamente in ihrer Dosierung angepasst werden müssen. Hat eine Person bereits die verschiedenen Tabletten in ihren Originalverpackungen gekauft, kann sie sie häufig nicht weiterverwenden und muss sie entsorgen. Neu verblisterte Medikamente hingegen werden meist in wöchentlichen Dosierungen an den Patienten oder die Patientin abgegeben. Auf eine Therapieanpassung kann die Apotheke daher ebenso zeitnah und flexibel reagieren wie auf Folgeverordnungen.
Verblisterung und E-Rezept
Die Einführung des E-Rezepts in Deutschland bietet eine ideale Ergänzung zur patientenindividuellen Verblisterung. Mit dem E-Rezept wird der Medikationsprozess nicht nur digitalisiert, sondern auch deutlich effizienter gestaltet. Durch das E-Rezept können Ärztinnen und Ärzte Verordnungen direkt an Apotheken übermitteln, wodurch die Patientinnen und Patienten keinen Papierausdruck mehr mit sich führen müssen. Diese digitale Schnittstelle erlaubt es Apotheken, die Rezepte unmittelbar zu verarbeiten und bei Bedarf eine patientenindividuelle Verblisterung zu starten. Dadurch wird die Zeitspanne zwischen Verordnung und Verblisterung erheblich verkürzt, was insbesondere bei der Anpassung von Therapien oder bei Folgeverordnungen von Vorteil ist.
Ein weiterer Vorteil liegt in der verbesserten Kommunikation zwischen Arztpraxis und Apotheke. Dank der digitalen Übermittlung können Rückfragen zu Medikationsplänen schneller geklärt werden. Das sorgt nicht nur für mehr Transparenz, sondern erhöht auch die Sicherheit der Verblisterung.
Für Patientinnen und Patienten bedeutet die Kombination aus Verblisterung und E-Rezept eine erhebliche Erleichterung im Alltag. Chronisch Erkrankte oder ältere Menschen müssen sich weniger um die Organisation ihrer Medikamente kümmern, da die Apotheke in enger Abstimmung mit den behandelnden Ärztinnen und Ärzten für eine korrekte Zusammenstellung sorgt. Zusätzlich wird das Risiko von Einnahmefehlern minimiert, da der gesamte Prozess über standardisierte und digitale Wege erfolgt.
Fazit
Die Verblisterung von Medikamenten bietet eine erhebliche Erleichterung für Menschen mit chronischen Erkrankungen und ihre Angehörigen. Sie erhöht die Therapiesicherheit, indem Einnahmefehler und Wechselwirkungen minimiert werden. Gleichzeitig fördert sie die Adhärenz, da die patientenindividuelle Zusammenstellung die korrekte und regelmäßige Einnahme erleichtert.
Auch für Pflegeeinrichtungen bietet die Verblisterung Vorteile, da sie das Pflegepersonal entlastet und mehr Zeit für die Betreuung der Patientinnen und Patienten schafft. Die Flexibilität bei Therapieanpassungen und die Möglichkeit, Medikationspläne einfach umzusetzen, machen die Verblisterung zu einem wichtigen Instrument für eine effiziente und sichere Arzneimitteltherapie. Die Kombination von Verblisterung und E-Rezept entlastet Patientinnen und Patienten, steigert die Effizienz der Apothekenabläufe und erhöht die Therapiesicherheit nachhaltig.
Veröffentlicht am: 08.04.2021
Letzte Aktualisierung: 04.12.2024
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Quellen
[1] Deutsche Apothekerzeitung. Patientenindividuelle Verblisterung. Patientenindividuelle Verblisterung. https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/daz-az/2007/daz-35-2007/patientenindividuelle-verblisterung
[2] Asklepios Fachklinikum Tiefenbrunn. Standard zum Umgang mit Medikamenten im Asklepios Fachklinikum Tiefenbrunn. https://www.asklepios.com/tiefenbrunn/qualitaet/sicherheit-uebersicht/medikamentenvergabe/
[3] BPAV – Bundesverband Patientenindividueller Arzneimittelverblisterer e.V. Fakten über Verblisterung. https://blisterverband.de/wissen-ueber-verblisterung/
[4] Blisterpharm. Patientenindividuelle Verblisterung. https://www.blisterpharm.de/patientenindividuelle-verblisterung