Erste-Hilfe-Apps: Mobil für den Notfall gewappnet

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Zusammenfassung
Jeder Mensch kann einmal in eine heikle Situation geraten. Um im Notfall sich und anderen helfen zu können, gibt es eine Vielzahl an mobilen Apps, die einerseits Erste-Hilfe-Anweisungen geben oder den Notruf ermöglichen. Andererseits sollen sie dabei helfen, gefährlichen Situationen vorzubeugen oder sich möglichst gut darauf vorzubereiten. Denn im Notfall zählt jede Minute.
Dank Smartphones begleiten uns Apps im Alltag fast überall hin. Aus diesem Grund gibt es mittlerweile eine ganze Reihe an Apps, die im Notfall Anleitungen zur Ersten Hilfe bieten. Einige der Apps können aber auch dazu eingesetzt werden, um das Wissen aus dem Erste-Hilfe-Kurs aufzufrischen.
Erste-Hilfe-Apps

Über die App-Stores sind Apps verschiedener Trägergesellschaften oder Krankenkassen verfügbar. Diese können in unterschiedlichen Notfallsituationen bei der ersten Hilfe unterstützen – von Atemnot über Vergiftung bei Kindern bis Verkehrsunfall. Die Apps unterscheiden sich teilweise maßgeblich in ihrem Aufbau und Fokus. Manche bieten bebilderte Anleitungen, Quizfragen oder Videos zu den verschiedenen Themen. Dadurch eignen sie sich dazu, Wissen aus vergangenen erste Hilfe Kursen aufzufrischen. Die Videos lassen sich meist auch für den Offline-Gebrauch herunterladen. Manche Apps lassen es zu, verschiedene Sprachen wie Englisch, Türkisch und Arabisch einzustellen. Nicht immer sind dann jedoch alle Informationen im gleichen Ausmaß verfügbar.
Die Videos und Illustrationen eignen sich allerdings nicht für die akute Notfallsituation. In der Regel bleibt nicht die Zeit, sich durch die Illustrationen zu klicken oder bei den Videos bis zur Stelle mit den Handlungsanweisungen zu spulen. Praktisch ist es allerdings, wenn die App über einen akustischen Timer verfügt, um eine Herzmassage auszuführen. Dennoch ist es sinnvoller, nachdem der erste Schritt getan und der Notruf abgesetzt wurde, den Anweisungen am Telefon zu folgen.

Weiterhin bieten manche Apps
- Listen mit den Nummern von Notrufen und denen der regionalen Giftnotzentralen,
- eine Krankenhaus-, Apotheken- oder Arztsuche,
- Checklisten und Tipps zur Vorbeugung von Erkrankungen und Verletzungen insbesondere bei Kindern,
- die Option, ein Notfall-Adressbuch anzulegen oder
- erinnern an die fünf W-Fragen, die während des Anrufs bei der Notrufzentrale beantwortet werden müssen.
Notruf per App im Fall der Fälle
Moderne Smartphones erlauben es, eine Notfall-Funktion zu aktivieren. Die Details sind herstellerabhängig, aber es wird beispielsweise nach mehrmaligem, schnellem Drücken des Power-Buttons ein Notruf an zuvor festgelegte Notfall-Kontakte abgesetzt. Zusätzlich kann eine SMS mit dem aktuellen Standort versendet werden. Bei Android lassen sich über diese Funktion auch Allergien, Medikation, Blutgruppe und weitere medizinische Informationen hinterlegen.
Diese Funktionen werden auch von verschiedenen kostenpflichtigen Apps angeboten. Oft können Nutzende zusätzlich einen Button zum Anrufen der Nummer 112 auf dem Sperrbildschirm anzeigen lassen. Eine weitere App bietet zusätzlich eine standortabhängige Notruf-Funktion. Dabei wird je nach Standort aus einer Liste von 128 Ländern die richtige lokale Notrufnummer ausgewählt.
Barrierefreie Apps ermöglichen es Gehörlosen, Schwerhörigen und Menschen mit Sprachbeeinträchtigung, einen Notfall zu melden und diesen gemeinsam mit Standortdaten automatisch an Polizei, Feuerwehr oder Rettungsdienste sowie persönliche Notfallkontakte zu senden. Es gibt weitere Apps für spezielle Zielgruppen wie Skifahrer oder Wanderer. Mit diesen ist es möglich, verschiedene Leitstellen in Ski- und Wanderhochburgen wie Bayern, Tirol oder Südtirol zu alarmieren. Aktiviert, senden sie die Standortdaten dort hin.
Neben den Erste-Hilfe-Apps bestehen auch solche, die dazu dienen sollen, bestimmte Notfälle zu verhindern. Sie ermöglichen es den Nutzenden die Begleitung mit Alarmmodi, wenn sie zum Beispiel auf einsamen Heimwegen unterwegs sind. Ist die entsprechende Funktion aktiviert, erkennen manche von ihnen unter anderem auch Stürze und benachrichtigen daraufhin alle Notfallkontakte.
Gibt es Online-Erste-Hilfe-Kurse?
Manche Trägergesellschaften bieten Erste-Hilfe-Onlinekurse. Einen Kurs online zu absolvieren, klingt bequem und kann definitiv hilfreich sein, um altes Wissen aufzufrischen. Doch viele Dinge lassen sich besser unter professioneller Anleitung vor Ort lernen. Denn wer hat schon zuhause einen eigenen Defibrillator oder eine Reanimationspuppe, an der die Herzmassage ausprobiert werden kann? Daher gelten solche Kurse meist auch nur als Auffrischung bereits vorhandenen Wissens und nicht als alleinstehende Online-Kurse für Erste Hilfe.
Fazit
Wie nützlich eine Erste-Hilfe- oder Notfall-App ist, hängt nicht nur von der Funktionalität der App, sondern auch vom eigenen Wissensstand ab. Auch wenn Notfallsituation glücklicherweise selten auftreten, lohnt es sich aber, eine Erste-Hilfe- oder Notfall-App vor dem richtigen Notfall auszuprobieren. Einerseits, um sich mit der Funktionalität vertraut zu machen und einzuschätzen, ob die App hilfreiche Funktionen für einen selbst bietet. Andererseits, um einzuschätzen, wie sicher das eigene Wissen zur Ersten Hilfe ist. Vor allem für Menschen, die selbst oder deren Angehörige ein erhöhtes Risiko für Notfälle tragen, zum Beispiel bei Personen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Diabetes mellitus sowie Extremsportlern, ist es sinnvoll, noch einmal das eigene Erste-Hilfe-Wissen aufzufrischen und Checklisten durchzugehen. Insgesamt bleibt der professionell angeleitete Erste-Hilfe-Kurs vor Ort aber weiterhin die beste Wahl.
Veröffentlicht am: 08.05.2024
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Quellen
[1] Einspruch EL et al.: Retention of CPR skills learned in a traditional AHA Heartsaver course versus 30-min video self-training: a controlled randomized study. Resuscitation. 2007;74(3):476-86.
[2] Zanner R et al.: Evaluation of M-AID, a first aid application for mobile phones. Resuscitation. 2007;74(3):487-94.
[3] ARD Morgenmagazin: SOS-Funktion bei Android-Smartphones aktivieren. https://www.daserste.de/information/politik-weltgeschehen/morgenmagazin/service/notrufsysteme-im-vergleich-100.pdf
[4] iPhone Benutzerhandbuch: Kontaktieren der Rettungsdienste auf deinem iPhone. https://support.apple.com/de-de/guide/iphone/iph3c99374c/ios
[5] heise.de: Notruf- und Notfall-Apps im Vergleich: Mit dem Smartphone Erste Hilfe leisten. https://www.heise.de/ratgeber/Notruf-und-Notfall-Apps-im-Vergleich-Mit-dem-Smartphone-Erste-Hilfe-leisten-7204512.html
[6] The Cycleverse: Erste-Hilfe-Apps für 2023: die 5 besten Apps im Test. https://thecycleverse.com/de/blog/erste-hilfe-apps-testbericht
[7] Die BARMER: Kindernotfall-App: Schnelle Hilfe bei Unfällen und Verletzungen https://www.barmer.de/unsere-leistungen/apps-skills/kindernotfall-app
[8] Malteser Hilfsdienst e.V.: Erste-Hilfe-App der Malteser. https://www.malteser.de/erste-hilfe-app.html
[9] Ministerium des Innern des Landes Nordrhein-Westfalen: nora ist die offizielle Notruf-App der Bundesländer. https://www.nora-notruf.de/de-as/startseite
[10] Deutsches Rotes Kreuz: Erste Hilfe App für Unterwegs https://www.drk.de/hilfe-in-deutschland/erste-hilfe/erste-hilfe-app-fuer-unterwegs/
[11] World In Sign Europe: WIS Emergency barrierefreie Notruf Systeme. https://worldinsign.de/wis-barrierefreier-notruf/
[12] Deutscher Alpenverein: Notfall-App: SOS-EU-ALP. https://www.alpenverein.de/bergsport/sicherheit/ausruestung/notfall-app-sos-eu-alp_aid_34001.html
[13] Rega – Schweizerische Rettungsflugwacht: Die Rega-App. https://www.rega.ch/im-einsatz/so-helfen-wir-ihnen/rega-app
[14] Johanniter-Unfall-Hilfe e.V.: Online-Kurs: eFreshUp Erste Hilfe. https://www.johanniter.de/juh/lv-sn/rv-dresden/bildungszentrum-dresden/online-kurse/online-kurs-efreshup-erste-hilfe/