Schlaftracker – sinnvoll oder nur Gadgets?

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Was Schlaftracker Apps zuverlässig leisten können und was nicht
Viele Menschen beschäftigen sich intensiv mit ihrer Gesundheit und nutzen dafür verschiedene Apps, zum Beispiel, um ihren Schlaf zu überwachen. Dies gelingt mit Schlaf Apps auf dem Smartphone ebenso wie mit Schlaftrackern als Armband oder Ring. Doch wie zuverlässig lässt sich damit herausfinden, wie erholsam der Schlaf ist und ob vielleicht Schlafstörungen vorliegen?
Schlaftracker boomen seit Jahren. Diese sind gerade für die Menschen interessant, die ihren Schlaf überwachen wollen – entweder weil sie schnarchen, Schlafprobleme haben oder auf einen gesundheitsbewussten Lebensstil achten wollen. Denn ein erholsamer Schlaf ist wichtig für die Gesundheit. Dabei kommt es auf die Schlafqualität ebenso an wie auf die -dauer. Viele Schlaftracker werten beides aus und ermöglichen es auch, ein digitales Tagebuch zu führen. So lassen sich möglicherweise Muster oder Auslöser erkennen, welche die Schlafstörungen begünstigen oder verursachen.
Im Jahr 2021 wiesen rund 23 Prozent der Deutschen Schlafprobleme auf. Etwa 40 Prozent von ihnen wachten zu früh auf und kamen damit nicht auf die individuell nötige Schlafdauer.
Was sind Schlaftracker?
Der Begriff Schlaftracker umfasst alle technischen Hilfsmittel und Programme, mit denen es möglich ist, den Schlaf zu dokumentieren. Dazu zählen Schlaf Apps sowie Geräte wie der Schlaftracker Ring und das Schlaftracker Armband. Der Markt bietet viele verschiedene Produkte, die meisten nehmen Schnarch- oder Umgebungsgeräusche auf, registrieren mit einem Beschleunigungssensor die Bewegungen, die Schlafende machen oder messen mit einem Pulssensor den Herzschlag am Handgelenk oder Finger. Mithilfe dieser Messwerte erfassen die Geräte und Schlaf Apps neben Umgebungsfaktoren, die den Schlaf stören könnten, auch die Schlafdauer. Manche Hersteller werben damit, dass sich durch diese Daten auch Informationen zu den einzelnen Schlafphasen ableiten lassen. Die Datenauswertung wird grafisch in Kurven dargestellt.
Dies soll zum Beispiel mit der Schlaf App der Apple Watch möglich sein. Dafür muss die Smartwatch vollständig aufgeladen, über Nacht getragen und der Theatermodus eingestellt werden. So lässt sich verhindern, dass sie im Schlaf versehentlich aktiviert wird und diesen stört. In der App lässt sich das Schlafziel, das heißt die tägliche Schlafdauer und der Beginn der Bettruhe festlegen. Dieser Schlafplan kann dabei unterstützen, eine Schlafroutine und Schlafgewohnheiten zu entwickeln, die einem erholsamen Schlaf förderlich sind. In Verbindung mit der Health-App auf dem iPhone lässt sich während des Schlafs zudem die Atemfrequenz aufnehmen. Außerdem wertet sie die verschiedenen Messdaten aus und stellt sie anschaulich dar.
Schlaftracker – Therapieunterstützung bei Schlafapnoe?
Zu den Schlaftracker Applikationen gehört auch die myAir-App. Diese Schlafapnoe App soll Menschen, die mit Atemproblemen oder -aussetzern im Schlaf (Schlafapnoe) leben, dabei unterstützen, nachts regelmäßig ihre Sauerstoffmaske zu tragen. Sie ist kostenlos und registriert, wie lange die Maske pro Tag genutzt wurde. Zudem erfasst sie die Anzahl an Apnoen sowie Luftaustritten durch die Maske und wie oft diese abgenommen wurde. All diese Messdaten beeinflussen, wie die Schlaf App die Schlafqualität bewertet. Studien zeigen, dass Menschen, die während ihrer Beatmungstherapie die Schlafapnoe App nutzen, eine höhere Adhärenz zeigen, das heißt therapietreuer sind.
Sind Schlaftracker zuverlässig?
Schlaftracker versuchen, anhand der erfassten Daten zu errechnen, wie lange der Schlaf dauerte und wie tief er war. Allerdings sind weder Schlaf Apps noch Schlaftracker Armband oder Ring in der Lage zu unterscheiden, ob die Person tatsächlich schläft oder aber bewegungslos wach liegt. Auch ist es mit Schlaftrackern nicht möglich, die einzelnen Schlafphasen (Wach-, Schlaf-, Tiefschlaf oder REM-Phase) zuverlässig richtig abzubilden. Diese unterscheiden sich in ihrer Gehirnaktivität, die sich nur in Schlaflaboren mithilfe eines Elektroenzephalogramms (EEG) erfassen lassen.
Damit bewerten Schlaf Apps tendenziell zu viel Zeit als Schlaf und stellen ihn positiver dar, als er unter Umständen ist. Das liegt beispielsweise daran, dass sie sich im Schlaf ändernde Körpersignale wie die Geschwindigkeit von Puls oder Atmung nicht korrekt interpretieren. Dies führt mitunter dazu, dass die Nutzenden einen falschen Eindruck über ihren Schlaf gewinnen. So können positiver ausfallende Analysen den Anwendenden suggerieren, dass sie tatsächlich keine Schlafprobleme hatten, auch wenn die Nacht subjektiv als schlecht empfunden wurde. Geben sie zum Beispiel weniger Stunden erfassten Schlafs an, könnte dies als schlechte Schlafqualität interpretiert werden.
Die Zuverlässigkeit von Schlaftrackern wurde bereits wissenschaftlich untersucht. Dabei wurde der Schlaf von Studienteilnehmenden einerseits über ein EEG und andererseits mithilfe verschiedener Anwendungen überwacht. Die Messungen der Schlaftracker unterschieden sich dabei nicht nur von denen des EEGs, sondern auch untereinander. So attestierten mehrere Schlaftracker der gleichen Person einen unterschiedlich erholsamen Schlaf. Dies zeigt, dass Schlaftracker nicht in der Lage sind, akkurate Schlafanalysen zu erstellen. Das Gleiche gilt auch für Schlafphasen Apps.
Sind Schlaftracker sinnvoll?
Schlaftracker könnten Menschen mit Schlafproblemen dennoch dabei unterstützen, diese zu überwinden. So ist es beispielsweise möglich, über die aufgenommenen Umgebungsgeräusche Störfaktoren auszumachen und einzudämmen. Manche Schlaf Apps bieten die Option, ein Tagebuch zu führen. So zum Beispiel bei den dauerhaft als DiGA aufgenommenen Apps HelloBetter Schlafen, somnovia und somnio.Konsequent geführt ist es so möglich, mithilfe dieser medizinisch zertifizierten Apps Muster zu erkennen und entsprechende Lösungen zu finden. Das gelingt jedoch nur, wenn Nutzende das Tagebuch regelmäßig mit bestimmten Informationen füllen. Dazu zählen verschiedene Tagesereignisse wie Aktivitäten oder stressige Situationen beispielsweise im Beruf oder mit der Familie. Außerdem helfen Angaben darüber, wann welche Nahrungs- und Genussmittel konsumiert wurden, die unter Umständen einen erholsamen Schlaf beeinflussen können. Für medizinische Schlaftracker gibt es bislang noch keine Zertifizierung.
Fazit
Schlaftracker bilden die Schlafqualität und -dauer nicht ausreichend zuverlässig ab. Damit ist nicht immer eine Aussage darüber möglich, ob eine Schlafstörung vorliegt. Allerdings können sie Menschen dabei unterstützen, sich stärker damit auseinanderzusetzen, welche Faktoren im Alltag einem erholsamen Schlaf entgegenwirken. Wichtig ist es zudem, sich auf das eigene Gefühl zu verlassen. Menschen mit einem erholsamen Schlaf spüren dies in der Regel.
Veröffentlicht am: 23.05.2024
Letzte Aktualisierung: 04.12.2024
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Quellen
[1] Meltzer LJ, Walsh CM, Traylor J, Westin AM. Direct comparison of two new actigraphs and polysomnography in children and adolescents. Sleep. 2012 Jan 1;35(1):159-66.
[2] Chinoy ED et al. 1002 Examination of Wearable and Non-Wearable Consumer Sleep-Tracking Devices Versus Polysomnography, Sleep, Volume 42, Issue Supplement_1, April 2019, Pages A403–A404.
[3] gesundheitsinformation.de. Schlafprobleme und Schlafstörungen (Insomnie) https://www.gesundheitsinformation.de/schlafprobleme-und-schlafstoerungen-insomnie.html#Diagnose
[4] Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM). DiGA-Verzeichnis. https://diga.bfarm.de/de/verzeichnis?search=schlaf
[5] mednic. Zertifizierte App für Schlafapnoe-Patienten. https://mednic.de/zertifizierte-app-fuer-schlafapnoe-patienten/11757
[6] statista.de. Schlafen Sie gut? https://de.statista.com/infografik/25655/umfrage-zu-schlafdauer-und-schlafproblemen-in-deutschland/
[7] Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM). 7 Stunden Schlaf sind kein Garant für einen erholsamen Schlaf! https://idw-online.de/de/news793384