Diese Wearables sollten Sie kennen!

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Zusammenfassung
Immer mehr smarte Technologien zur Gesundheitsförderung erscheinen auf dem Markt. Sie unterstützen Menschen im Alltag, indem sie zum Beispiel an die Einnahme von Tabletten erinnern, Ratgeber für eine gesunde Ernährung bieten und zu mehr Bewegung anregen. Das Angebot ist umfangreich und beschränkt sich mittlerweile nicht mehr nur auf das Zählen von Schritten oder Kalorien, sondern umfasst zahlreiche Geräte und Anwendungen, die sogar im Management und in der Therapie von Krankheiten anwendbar sind.
Was sind Wearables?
Der Begriff Wearable bezeichnet tragbare Technologien, die als kompakte Geräte entweder direkt am Körper getragen oder lose mitgeführt werden können. Über computergestützte Anwendungen erfassen diese Technologien in der Regel Daten von Nutzenden, die je nach Anwendung auch medizinisch relevant sind. Dabei kann das Gerät selbst die Daten aufnehmen und auswerten oder sie über ein Netzwerk an eine entfernte, mit dem Gerät verbundene Anwendung weiterleiten. Sie werden als Remote Healthcare Plattformen oder Applikationen bezeichnet und umfassen sowohl Anwendungen (Apps) auf Smartphones als auch Software-Programme auf Desktop-Computern.
Beim Konzept und Nutzen der kleinen technologischen Helfer sind grundsätzlich Wellness-Anwendungen von tatsächlichen Medizinprodukten zu unterscheiden.
Wearables für Fitness und Gesundheit
Zu den bekanntesten und häufig genutzten Wellness-Wearables zählen zum Beispiel die seit einigen Jahren beliebten Fitness-Tracker wie Armbänder und Uhren, die mit einem Smartphone verbunden werden. Sie registrieren unter anderem die tägliche Schrittzahl, sie messen den Puls, die Sauerstoffsättigung im Blut und das Stresslevel. Oft sind Fitness-Tracker oder komplexe Gesundheits-Apps (kurz: Health Apps) auf Smartphones bereits vorinstalliert und können mit zusätzlichen Wearables verbunden werden. Wearables sind Bluetooth-fähig und verbinden sich problem- und vor allem schnurlos mit dem Smartphone oder parallel auch mit anderen Geräten.
Fitness-Armbänder und Smartwatches sehen nicht nur schick aus, sondern erfassen vorrangig Daten über unterschiedlichste Aktivitäten. Sie verfügen über integrierte Sensoren und ein verknüpftes Programm, die zum Beispiel als Schrittzähler fungieren oder über GPS die zurückgelegte Wegstrecke registrieren.
Auch Schuhe sind mittlerweile unter den smarten Technologien zu finden und sollen nicht nur Sportbegeisterten in ihren Trainings mehr Komfort bieten. Die Schuhe sind unter anderem mit Druck- und Vibrationssensoren ausgestattet, registrieren Bewegungen und erfassen ein für die Tragenden typisches Bewegungsprofil. Durch integrierte Motoren sind sie zudem in der Lage, auf Änderungen im Profil zu reagieren. Dabei passt sich das Fußbett im Schuh den veränderten Bedingungen an und soll so das Laufen optimieren.
Interessant sind diese smarten Schuhe auch für die Medizin. Menschen mit Diabetes müssen beispielsweise sehr bewusst auf geeignetes Schuhwerk achten und sind sehr anfällig für Infektionen, die durch kleinste Verletzungen hervorgerufen werden können. Schuhe, die sich an den Fuß anpassen, könnten bei der Vorbeugung von Diabetes bedingten Folgeerkrankungen einen wichtigen Beitrag leisten.
Smarte Geräte in der Medizin
Immer mehr smarte Technologien kommen auch im medizinischen Bereich zum Einsatz. Medizinische Wearables erlangen einen immer größer werdenden Stellenwert in der Patientenversorgung. Sie können Menschen in der Therapie unterstützen und bieten sowohl ärztlichen Behandelnden als auch Patienten und Patientinnen die Möglichkeit, auch über Distanz in Verbindung zu bleiben. So braucht es nicht in jedem Fall einen Besuch in der ärztlichen Praxis, da die Daten direkt übertragen werden und dem medizinischen Fachpersonal jederzeit zur Verfügung stehen. Geräte und Anwendungen, die medizinisch relevante Gesundheitsdaten (z. B. Vital-Werte wie der Blutdruck, Sauerstoffsättigung und Temperatur) digital übertragen, sind Teil der sogenannten Telemedizin und des Systems der mobilen Gesundheitsförderung, in Englisch mobile health (kurz: m-Health).
Medizinische Wearables benötigen jedoch als solche zunächst eine entsprechende Zulassung. Herstellende müssen ihren medizinischen Nutzen, die Wirksamkeit und auch die Sicherheit gemäß der Datenschutzverordnung nachweisen. Als Medizinprodukte sind sie medizinisch klassifiziert und nach dem Medizinproduktegesetzt (MPG) verifiziert. Zugelassene Geräte lassen sich bei entsprechender Indikation ärztlich verschreiben. Die meisten Krankenkassen übernehmen in vielen Fällen auch anfallende Kosten.
Große Fortschritte in der Entwicklung und dem Einsatz mobiler Technologien in der Medizin sind vor allem in den Bereichen Herz-Kreislauf-Erkrankungen (Kardiologie), Diabetologie und Schlafmedizin zu beobachten. Aber auch andere medizinische Felder wie die Dermatologie rücken auf.

Neben den Smartwatches und Smartphones gibt es zum Beispiel:
- Brustgurte, Armbänder, Ringe oder Ohrringe, die als Screening-Instrumente die Vital-Werte wie Puls und Blutdruck messen
- Stirnbänder, die neben der Herzfrequenz auch Schlafparameter wie Atemfrequenz, Atemaussetzer (Schlafapnoe) und nächtliche Bewegungen erfassen
- Pflaster (medizinische Patches) mit Bewegungssensoren, die z. B. nach einer Knie-Operation die Funktionalität des Gelenks überwachen, oder auch die Herzfunktion registrieren
- Textilien mit Sensoren, die neben Herzfunktionen auch die Körpertemperatur messen oder Schlaffunktionen überwachen
- Blutzuckermessgeräte und Blutzuckerregulatoren, die Diabetiker an die Insulineinnahme erinnern, vor einer Über- oder Unterzuckerung warnen oder über ein Implantat Insulin abgeben
Auch neueste kabellose Herzschrittmacher, die die Vital-Werte des Herzens über ein Netzwerk an behandelnde Ärzte übermitteln, gehören zu den medizinischen Wearables. All diese Geräte sind Teil des sogenannten Remote Patient Monitoring. Das bedeutet, dass die Gesundheitsüberwachung von Patienten über eine entsprechende Distanz erfolgt und nicht direkt in einer Klinik oder Praxis.
Vorteile und Nachteile medizinischer Wearables
Ein klarer Vorteil der medizinischen Hilfstechnologien liegt darin, dass eine ständige Überwachung des Gesundheitszustandes möglich ist, ohne dass erkrankte Personen dafür in die Klinik oder Praxis müssen. Gerade bei schweren Erkrankungen, bei denen die Betroffenen unter Umständen körperlich stark beeinträchtigt sind, ist durch medizinische Wearables die Versorgung weitestgehend gesichert. Smarte Technologien wie intelligente Textilien oder Matratzen können beispielsweise bei nächtlichen Atemaussetzern Betroffene alarmieren. Einige Geräte können bei kritischen Veränderungen oder Krankheitszeichen wie Herzrhythmusstörungen oder akuter Atemnot die zuständige ärztliche Praxis und gegebenenfalls sogar den Notruf informieren. Die Besprechung der Gesundheitsdaten, die von Nutzenden erfasst werden, lässt sich ebenfalls remote – also über die Distanz – durchführen, zum Beispiel über eine Videosprechstunde oder im Telefonat mit der behandelnden ärztlichen Fachkraft.
Nachteile finden sich zum Beispiel bei einigen Geräten und Anwendungen, die eine Alternative zum bisherigen EKG (Elektrokardiogramm) darstellen. Sie sollen die Herzfrequenz und Schlagkraft des Herzens erfassen und so mögliche Fehlfunktionen aufzeigen. Momentan sind diese Geräte jedoch noch nicht immer zuverlässig in der Lage, Messungen auf dem gleichen Niveau wie herkömmliche EKG-Geräte durchzuführen. Sie können aber dennoch Hinweise auf sich anbahnende Erkrankungen wie einen Schlaganfall oder Herzrhythmusstörungen geben.
Eine weitere Unsicherheit besteht zudem in der Datensicherheit. Durch die Nutzung von Wearables entsteht eine große Datenmenge, die es zu speichern und zu schützen gilt. Bevor Personen sich für eine Gesundheitsapp entscheiden, sollten sie sich daher über die Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) informieren, wie ihre persönlichen Daten verwendet werden. Am besten sind die gesundheitlichen Informationen bei digitalen Gesundheitsanwendungen (DiGA) geschützt, die es inzwischen häufig auf Rezept gibt.
Egal ob es sich bei der Wahl eines Wearables um ein Wellnessprodukt oder Medizinprodukt handelt, Nutzende sollten im Zuge therapeutischer Maßnahmen und für eine umfassende Versorgung regelmäßig das ärztliche Gespräch suchen und alle Bedenken oder Fragen abklären.
Veröffentlicht am: 01.09.2023
Letzte Aktualisierung: 07.08.2024
Quellen
[1] Godfrey A, et. al. From A to Z: Wearable technology explained. J Maturitas 2018; 113:40-47.
[2] Data 4 life der Hasso Plattner Foundation: Wie medizinische Wearables und Fitness-Tracker unsere Gesundheit verändern. https://www.data4life.care/de/bibliothek/journal/medizinische-wearables-und-fitness-tracker/
[3] National Heart, Lung, and Blood Institute (NHLBI): Pacemakers. https://www.nhlbi.nih.gov/health-topics/pacemakers
[4] Bundesministerium für Gesundheit. Medizinprodukte. https://www.bundesgesundheitsministerium.de/themen/gesundheitswesen/medizinprodukte/definition-und-wirtschaftliche-bedeutung.html
[5] Viboud C, Santillana M. Fitbit-informed influenza forecasts. Lancet Digital Health 2020;2:e54-e55.
[6] Fachinformation der Deutschen Kommission Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik (DKE) in DIN und VDE: Medizinische Wearables sind in Vorbereitung und werden die Gesundheit von Patienten verbessern. https://www.dke.de/de/arbeitsfelder/health/wearables-medizintechnik
[7] Medical Tribune: Vorhofflimmern: Sind Wearables reif für Screening und Monitoring? https://www.medical-tribune.de/medizin-und-forschung/artikel/vorhofflimmern-sind-wearables-reif-fuer-screening-und-monitoring/
[8] Rantakari J, et. al. Charting Design Preferences on Wellness Wearables. Conference paper: The 7th Augmented Human International Conference 2016;1-4.
[9] Gokalgandhi D, et. al. A Review of Smart Technologies Embedded in Shoes. Journal of Medical Systems 2020;44.
[10] Babu, M. et al. Wearable Devices: Implications for Precision Medicine and the Future of Health Care. Annual Review of Medicine 2024. 75:401-415.