Zyklus App – den eigenen Körper besser kennenlernen

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Zusammenfassung
Verhütung oder Kinderwunsch, in beiden Fällen spielt der weibliche Zyklus eine entscheidende Rolle. Kondome und Hormonpräparate wie die Antibabypille stehen zur Verhütung noch immer hoch im Kurs. Digitale Helfer wie Zyklus Apps können unterstützen und bieten zahlreiche Möglichkeiten.
In Deutschland verhüten die meisten Personen noch immer mithilfe eines Kondoms oder der Antibabypille. Beide Formen der Verhütungsmittel werden gleich häufig gewählt. Allerdings sind diese nicht für jeden geeignet und verträglich oder sogar gewünscht. Immer mehr Paare und Frauen suchen nach Alternativen, mit denen sie natürlich, ohne Zusätze und vor allem sicher verhüten können.
Wenn ein Paar die Familienplanung startet, gilt es einige Dinge zu beachten: Im Zyklus der Frau gibt es eine bestimmte Zeitspanne, in der die besten Voraussetzungen bestehen, schwanger zu werden. Dabei schwankt der Zyklus häufig. Wie lässt sich dann die fruchtbare Phase ohne eine ärztliche Untersuchung feststellen? Eine Möglichkeit sind Zyklus Apps, die zu den sich immer weiter entwickelnden Gesundheits-Apps gehören. Diese digitalen Helfer sollen es ermöglichen können, sowohl zu verhüten als auch dem Kinderwunsch näher zu kommen.
Die fruchtbaren Tage im weiblichen Zyklus
Der weibliche Zyklus dauert Studien zufolge bei den meisten Frauen 25 bis 35 Tage, wobei er bei über 80 Prozent der Frauen zumeist stark schwankt. Wann eine Frau in dieser Zeit empfängnisbereit ist, hängt davon ab, wann der Eisprung (Ovulation) stattfindet. Im Durchschnitt ist eine Frau vier bis fünf Tage vor und etwa einen Tag nach dem Eisprung fruchtbar (fertil). Allerdings ist dieser Zeitpunkt von Frau zu Frau sowie von Zyklus zu Zyklus ein anderer und somit nicht fix. Er wird von zahlreichen Faktoren beeinflusst. Solche sind zum Beispiel:
- Grunderkrankungen
- Körperliche Anstrengung
- Psychische Faktoren wie Stress
- Medikamente
Unabhängig von solchen Faktoren verändert sich der weibliche Körper in der Zeit bis zum Eisprung und zeigt durch bestimmte körperliche Signale an, in welcher Phase des Zyklus er sich befindet. An folgenden drei Merkmalen lässt sich das erkennen:
- Der Körpertemperatur (insbesondere die morgendliche Aufwach- oder Basaltemperatur)
- Die Konsistenz des Sekrets bzw. Schleims im Gebärmutterhals (Zervixschleim)
- Die Beschaffenheit des Muttermundes beim Tasten
Für eine genaue Bestimmung des Eisprungs oder der fruchtbaren Tage braucht es genaue Kenntnis darüber, was die jeweilige Körpertemperatur, Beschaffenheit des Zervixschleims und der Tastbefund des Muttermundes bedeuten. Darüber informieren mitunter einige der aktuell verfügbaren Zyklus Apps, sodass es möglich sein sollte, selbst die Phasen des Zyklus zu erkennen. Mediziner zweifeln jedoch noch daran, dass sich dies damit sehr genau bestimmen lässt.
Mit Zyklus Apps schwanger werden oder verhüten
Laut den Herstellern soll mit Zyklus Apps sowohl die Verhütung als auch die natürliche Familienplanung (NFP) möglich sein. Doch wie genau funktionieren Zyklus Apps eigentlich? Im Grunde sind sie wie ein Kalender aufgebaut und erfassen unter anderem den Menstruationszyklus. Im Hinblick auf zusätzliche Funktionen unterscheiden sich die Apps zum Teil erheblich wie bei der Beratung und Informationsbereitstellung zum Thema Verhütung und Empfängnis und besonders in der Berechnung des Zyklus und der fertilen Zeiten.
Es gibt Apps, die den Ovulationszeitpunkt und die fertilen Tage rein statistisch berechnen, also anhand vergangener Perioden Durchschnittswerte bestimmen. Sie berücksichtigen dabei oft keine weiteren Parameter wie Körpertemperatur oder Informationen zum Zervixschleim. Andere Apps tun dies sehr wohl. Sie bieten die Möglichkeit, diese und andere Merkmale einzutragen und verfahren damit gemäß der sogenannten sympto-thermalen Methode, auch als natürliche Familienplanung (NFP-Methode) bezeichnet.
Experten haben festgestellt, dass eine rein statistische Berechnung nicht zur Verhütung geeignet ist. Der Zyklus unterliegt zu vielen Schwankungen, damit sind solche Apps viel zu ungenau.
Mit der Information darüber, wann eine Frau am fruchtbarsten ist, kann sie einerseits einer Empfängnis vorbeugen, also verhüten, indem sie sich zusätzlich schützt beispielsweise mit einem Kondom, oder auf den Geschlechtsverkehr in dieser Zeit verzichtet.
Andererseits ist mit dem Wissen über den fertilen Zeitraum eine kontrollierte und natürliche Familienplanung möglich.
Natürlich ist eine Zyklus App auch einfach als sogenannter Perioden-Tracker hilfreich, d.h. den Beginn der nächsten Periode vorherzusagen. Manchen Frauen ist es lieber, bestimmte Aktivitäten (Schwimmbadbesuche, Wellness, Sport) oder Urlaube darauf abzustimmen, zumindest im Rahmen der durch die App gegebenen Möglichkeiten.
Einige Zyklus Apps im Überblick
Zyklus Apps gibt es inzwischen zahlreich von unterschiedlichsten Unternehmen für Mobilgeräte sowohl mit iOS als auch Android-System. Sie lassen sich in den gängigen App-Stores herunterladen und sind teils kostenlos.
Eine Zyklus App für Android-Systeme, die in verschiedenen Verbrauchertests mit „gut“ abgeschnitten hat, ist die kostenlose App Lady Cycle. Sie ist eine der Apps, die Daten nach der NFP-Methode auswertet. Sie lässt sich für verschiedene Anwendungszwecke einstellen und kann entweder zur Verhütung, bei Kinderwunsch oder auch Schwangerschaft genutzt werden. Außerdem bietet sie eine hohe Datensicherheit.
Ähnlich, aber noch detaillierter, ist die MyNFP App aufgebaut. Sie wertet ebenfalls nach der NFP-Methode aus. Zusätzlich können Nutzerinnen hier Merkmale wie die Härte des Muttermundes oder Brustsymptome eintragen, was eine genauere Bestimmung des Eisprungs und der fruchtbaren Tage ermöglichen soll. Diese App gibt es sowohl für iOS als auch Android-Geräte.
Die Ovy App ist per Bluetooth mit dem Ovy Digitalthermometer (kostenpflichtig) verbunden, mit dem idealerweise morgens die Körpertemperatur gemessen wird. Die Daten werden an die App übertragen und protokolliert. Damit bestimmt die App dann den Zeitpunkt des Eisprungs. Eine Besonderheit dieser App ist, dass sie sich mit dem Mobilgerät des Partners verbinden lässt. Bei Kinderwunsch wird dieser beispielsweise direkt informiert, wann der richtige Zeitpunkt ist, um aktiv zu werden. Sie ist laut Hersteller sogar ein CE-konformes Medizinprodukt.
Die nach NFP-Methode arbeitenden Zyklus Apps halten für Nutzerinnen in der Regel auch zahlreiche Informationen rund um das Thema Menstruation, Verhütung, Empfängnis oder Schwangerschaft bereit. Einige, wie die Flo App, bieten Chat-Funktionen an, über die sich Nutzerinnen über ihre Erfahrungen austauschen können. Andere Apps wiederum ermöglichen sogar den Kontakt zu einer medizinischen Beratung.
Fazit
Zyklus Apps können in vielerlei Hinsicht, zum Beispiel für die Planung einer Schwangerschaft, hilfreich sein, eine Garantie, dass es klappt, gibt es jedoch nicht. Ebenso wenig eignen sich Zyklus Apps zur alleinigen Verhütung. Dafür haben zu viele Faktoren einen Einfluss auf den Zyklus, die eine App nicht 100 prozentig erfassen und berücksichtigen kann. Sie bieten Frauen und unter Umständen auch den Partnern vor allem aber die Möglichkeit, sich intensiver mit dem weiblichen Körper und dem Zyklus vertraut zu machen.
Unabhängig davon, für welche Zyklus App Sie sich entscheiden, machen Sie sich ausführlich mit den Funktionen vertraut, bevor Sie sie zur Empfängnisverhütung oder für die geplante Empfängnis nutzen. Oft braucht es eine gewisse Zeit der Übung, um den eigenen Körper genau kennen und einschätzen zu lernen.
Eine Zyklus App ersetzt außerdem nicht das Gespräch mit dem Frauenarzt. Sollten Sie Fragen haben oder unsicher sein, ob Verhütung beziehungsweise Empfängnis erfolgreich funktionieren, sprechen Sie unbedingt mit Ihrem behandelnden Arzt.
Außerdem entscheidet nicht nur der Zyklus der Frau darüber, ob eine Empfängnis gelingt, sondern auch die Qualität der Spermien des Mannes. Diese lässt sich jedoch nicht mithilfe einer App feststellen, sondern nur durch eine ärztliche Untersuchung.
Veröffentlicht am: 16.02.2024
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Quellen
[1] Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). Die fruchtbaren Tage erkennen. https://www.familienplanung.de/kinderwunsch/fortpflanzung-und-geschlechtsorgane/die-fruchtbaren-tage-erkennen/
[2] Robert Koch-Institut (RKI). Sexual- und Verhütungsverhalten von jungen Erwachsenen in Deutschland – Ergebnisse aus KiGGS Welle 2. Journal of Health Monitoring 2022;7(2) https://www.rki.de/DE/Content/Gesundheitsmonitoring/Gesundheitsberichterstattung/GBEDownloadsJ/Focus/JHealthMonit_2022_02_Sexual_Verhuetungsverhalten_KiGGS.pdf?__blob=publicationFile#:~:text=Ein%20Kondom%20nutzen%2044%2C1,geben%20diese%20als%20Verh%C3%BCtungsmittel%20an
[4] Pharmazeutische Zeitung. Schwanger werden oder verhüten – aber natürlich. https://www.pharmazeutische-zeitung.de/schwanger-werden-oder-verhueten-aber-natuerlich-132585/
[5] data4life.care. Weibliche Gesundheit: Zyklus-Apps im Test. https://www.data4life.care/de/bibliothek/journal/weibliche-gesundheit-zyklus-apps-im-test/
[6] familie.de. Zyklus-App im Test: Das sind die drei Sieger bei Stiftung Warentest. https://www.familie.de/kinderwunsch/zyklus/zyklus-apps-stiftung-warentest-laesst-die-meisten-durchfallen/
[7] Berufsverband der Frauenärzte e. V. (BVF). Weiblicher Zyklus – Wann sind die fruchtbaren Tage? https://www.frauenaerzte-im-netz.de/familienplanung-verhuetung/natuerliche-familienplanung/weiblicher-zyklus-wann-sind-die-fruchtbaren-tage/