Digitalisierung im Gesundheitswesen – wie gut kommt sie an?

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Möglichkeiten, Vorteile und Risiken von digitalen Anwendungen in der Medizin
Die Digitalisierung hält nun bereits seit einigen Jahren Einzug in das Gesundheitswesen. Das Ziel dahinter: eine bessere und effizientere Versorgung der Patientinnen und Patienten bei gleichzeitig steigender Wirtschaftlichkeit. Außerdem sollen sich mehr Nutzende durch die verschiedenen bedienungsfreundlich entwickelten digitalen Anwendungen für diesen Prozess begeistern. Inwieweit dies bereits bei medizinischem Fachpersonal sowie Patientinnen und Patienten gelingt und was für den Schutz von Gesundheitsdaten unternommen wird, lesen Sie hier.
In vielen verschiedenen Bereichen des Gesundheitswesens eröffnen sich durch die Digitalisierung neue Möglichkeiten. Dies zeigte sich besonders deutlich durch die Coronapandemie ab dem Jahr 2020, die dem zunächst schleichenden Digitalisierungsprozess einen Schub verlieh. So beschleunigte sie die Entwicklung verschiedener digitaler Anwendungen, deren Vorteile vielen Erkrankten und medizinischen wie pflegerischen Fachkräften schnell ersichtlich wurden.
Was Ärztinnen und Ärzte an der Digitalisierung schätzen
Etwa 64 Prozent der befragten Ärztinnen und Ärzte sind davon überzeugt, dass digitale Anwendungen neue Möglichkeiten in der Diagnose und Therapie von Erkrankungen schaffen. Ebenso viele Befragte sind zudem der Meinung, dass sich durch digitale Anwendungen die Kommunikation mit Fachpersonal anderer Praxen oder Einrichtungen verbessert.
Etwa die Hälfte der befragten Ärztinnen und Ärzte geben an, dass sich der Austausch mit den zu behandelnden Menschen verbessert und der Praxisalltag erleichtert hat – vor allem im direkten Vergleich der Jahre 2022 und 2023. Dies liegt beispielsweise am größeren Angebot und der stärkeren Nutzung von Online-Terminbuchungen, Terminerinnerungen, E-Rezepten oder digitalen Überweisungen. So machte sich der Einfluss der verschiedenen Anwendungen beispielsweise dadurch bemerkbar, dass sich das Telefonaufkommen um zwölf Prozent verringerte oder sich die Zeitersparnis um elf Prozent erhöhte. Diese kam den Erkrankten zugute, wodurch sich die Patientenzufriedenheit gleichsam steigern ließ.
Zu den fünf Anwendungen, die ärztliche Fachkräfte besonders häufig nutzen oder ein großes Potenzial darin sehen, gehören die
- elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU, 82 Prozent),
- digitale Befundübermittlung (80 Prozent),
- digitale Kommunikation mit kassenärztlichen Vereinigungen (78 Prozent),
- Online-Terminbuchung (77 Prozent) und
- digitale Kommunikation mit anderen Praxen (73 Prozent).
Die Digitalisierung des Gesundheitswesens kommt in den medizinischen Fachbereichen gut an. Das zeigt sich darin, dass etwa 50 Prozent der Medizinerinnen und Mediziner sich für die ärztliche Praxislandschaft das Gegenstück zum Krankenhauszukunftsgesetz wünschen. Mit einem Praxiszukunftsgesetz wäre es möglich, zweckgebundene finanzielle Unterstützung für die Digitalisierung der eigenen Praxis zu erhalten.
Ärzteschaft zufrieden – Was sind ideale Voraussetzungen für Patientinnen und Patienten?
Besonders das Thema Datenschutz im Gesundheitswesen findet immer wieder seinen Weg in die Medien und heizt die Diskussion an. Der Grund dafür ist offensichtlich: Digitale Gesundheitsdaten sind anfällig für Datenmissbrauch. Laut der Verbraucherzentrale des Bundesverbandes (vzbv) könnte dies für viele ein Hindernis dafür sein, digitale Anwendungen zu nutzen. Hinzu kommt, dass nur etwa 50 Prozent der Befragten das Gefühl haben, ausreichend über die Digitalisierungsvorhaben im Gesundheits- und Pflegebereich informiert zu sein.
Um dem entgegenzuwirken, sieht die vzbv es als Voraussetzung an, die Digitalisierungsstrategie am Bedarf der Patientinnen und Patienten auszurichten. Besonders wichtig ist es, diese umfänglich und verständlich über die Möglichkeiten, Risiken sowie Chancen der Nutzung digitaler Anwendungen zu informieren. Weiterhin erscheint es sinnvoll, die sicherheitstechnischen Strukturen der Telematikinfrastruktur (TI) transparent zu machen. Dadurch haben Patientinnen und Patienten die Möglichkeit, eine informierte Entscheidung darüber zu treffen, welche digitalen Anwendungen für sie infrage kommen.
Patientinnen und Patienten wollen schnellere Digitalisierung
Davon abgesehen stehen etwa 70 Prozent der befragten Patientinnen und Patienten der Digitalisierung im Gesundheitswesen positiv gegenüber und haben diesbezüglich kaum bis keine Bedenken. So sind 46 Prozent von ihnen sogar der Meinung, dass sie schneller vorangetrieben werden sollte, weil sie das deutsche Gesundheitssystem im Rückstand sehen.
Etwa 60 Prozent der befragten Personen wünschen sich – oder erfahren durch die verstärkte Nutzung digitaler Angebote bereits – eine Zeitersparnis. Viele nutzen digitale Angebote, um
- Online-Termine zu buchen, zu verschieben oder abzusagen,
- neue Ärztinnen und Ärzte zu finden oder diese schneller zu erreichen,
- die Kommunikation mit diesen zu erleichtern oder
- einen verbesserten Zugang zu medizinischer Versorgung zu haben.

Analog zu den ärztlichen Fachkräften gibt es unter den Patientinnen und Patienten digitale Anwendungen, die sie bevorzugt nutzen oder nutzen würden. Dazu zählen in der Reihenfolge:
- Online-Terminbuchung (78 Prozent)
- E-Rezept (69 Prozent)
- Online-Terminerinnerung (61 Prozent)
- Digitaler Dokumentenaustausch (57 Prozent)
- Digitale Überweisungen (57 Prozent)
- Elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU, 48 Prozent)
- Elektronische Patientenakte (ePA, 32 Prozent)
- Videosprechstunde (27 Prozent)

Fazit
Die Digitalisierung im Gesundheitswesen bietet der Ärzteschaft wie auch Patientinnen und Patienten viele Anwendungsmöglichkeiten – deren Nutzung von der Mehrzahl der beteiligten Personen als Vorteil betrachtet wird. Voraussetzung für den Gebrauch der digitalen Anwendungen ist jedoch ein ausreichender Schutz der Gesundheitsdaten sowie eine ausführliche Aufklärung der Patientinnen und Patienten.
Veröffentlicht am: 25.09.2024
Aktualisiert: 21.11.2024
Quellen
[1] Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik e-Health – Cyber-Sicherheit im Gesundheitswesen. https://www.bsi.bund.de/DE/Themen/Unternehmen-und-Organisationen/Standards-und-Zertifizierung/E-Health/e-health.html
[2] Verbraucherzentrale Bundesverband. Digitalisierung am Bedarf der Patient:innen ausrichten. https://www.vzbv.de/pressemitteilungen/digitalisierung-am-bedarf-der-patientinnen-ausrichten
[3] Doctolib Digital Health Report 2023. Digitalisierungsstrategie im Reality Check – wo stehen wir, wo wollen wir hin