Klimawandel und Umweltschutz: E-Health im Fokus

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Zusammenfassung
Klimaschutz ist heute nicht mehr nur auf Klimakonferenzen ein Thema, sondern bei jeglichen Gesundheitsdebatten ein wichtiger Punkt – denn: Auch der Gesundheitssektor weist eine hohe CO2-Emission auf. E-Health könnte hier einen Beitrag zum Umweltschutz leisten.
Treibhausgase wie CO2 treiben die Klimaerwärmung an und tragen gleichzeitig zu einer abnehmenden Luftqualität bei. Die interdisziplinäre Forschungskooperation Lancet Countdown (LCD) Europe veröffentlicht regelmäßig einen Bericht darüber, wie es um den fortschreitenden Klimawandel und dessen Auswirkungen auf die Gesundheit steht. Zuletzt erschien der Bericht, Lancet Policy Brief genannt, im Mai 2024. Demnach haben sich die Zahlen seit 2019 minimal verbessert – das deutsche Gesundheitssystem ist derzeit mit 68 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten für knapp 6 Prozent der gesamten CO2-Emissionen Deutschlands verantwortlich. Auch global gesehen gehören Krankenhäuser und andere Gesundheitseinrichtungen durch ihren hohen Stromverbrauch zu den größten Verursachenden von Treibhausgasen.
Bislang war das mögliche Potential von E-Health in Bezug auf Umweltschutz nicht im Fokus – doch dies ändert sich mit den zu erwartenden Folgen des Klimawandels.
Virtuelle Sprechstunde: effizient und umweltschonend
Während der Corona-Pandemie, aber auch dank verschiedener Änderungen des E-Health-Gesetzes, hat die Telemedizin in Deutschland eine große Akzeptanz erfahren. Neben einer verbesserten Versorgung von erkrankten Personen in abgelegenen Regionen bietet die Telemedizin dem Gesundheitssektor gleichzeitig einen Ansatzpunkt, den Ausstoß des umweltschädlichen CO2 und von gesundheitsschädlichen Autoabgasen zu reduzieren: So unter anderem mit der virtuellen Sprechstunde für beispielsweise Anamnese- oder Vorgespräche.
Über einen sicheren, an die Telematikinfrastruktur angebundenen Messenger ist es dem behandelnden Arzt oder der behandelnden Ärztin möglich, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten zu klären, aber auch im Rahmen der Nachsorge nach Operationen über die Videofunktion die Heilungsfortschritte zu begutachten. Auch könnte sich so die Anzahl an unnötigen Notfallaufnahmen und Fahrten mit dem Krankenwagen vermeiden lassen, wenn plötzlich auftretende Symptome im Rahmen einer virtuellen Sprechstunde vorab abgeklärt werden.
Mit weiteren Smartphone-Installationen lassen sich ebenfalls Wege einsparen. So ermöglichen es verschiedene Gesundheits-Apps, mit denen sich beispielsweise der Bluthochdruck oder der Blutzucker managen lassen, die gemessenen Daten an die hausärztliche Praxis zu schicken. Dadurch lässt sich die Anzahl an regelmäßigen Kontrolluntersuchungen reduzieren. Forschende fanden im Jahr 2021 heraus, dass sich nur durch die Nutzung von virtuellen Sprechstunden mehr als 6.000 Kilometer Fahrt mit dem Auto zur Praxis einsparen ließen. Dies entspricht einem Einsparpotential von 1,1 Tonnen CO2 für die Nutzung von telemedizinischen Diensten.
Rezept als Code, Elektronische Akten = weniger Abholzung
Über die virtuellen Sprechstunden lässt sich, genau wie nach einem Besuch in der Praxis, ein elektronisches Rezept – das E-Rezept– ausstellen. Dieses besteht aus einem Code, der direkt von der Praxissoftware auf einem sicheren Server innerhalb der Telematikinfrastruktur gespeichert wird. Mit der auf dem Smartphone installierten E-Rezept-App der gematik oder der eigenen Krankenkasse lässt sich dieses Rezept abrufen und an eine Apotheke vor Ort oder eine Versandapotheke weiterleiten. Auf diese Weise ist es in der Praxis nicht mehr nötig, das Rezept auf Papier auszudrucken. So ermöglicht die Einführung des E-Rezepts ebenso Papier einzusparen, wie die Digitalisierung von beispielsweise Anamnesegesprächen, Laborbefunden und Krankenhausbriefen. Auch Fahrten zur Praxis könnten auf diese Weise gespart werden.
Seit dem Jahr 2021 bieten Krankenkassen ihren Patienten und Patientinnen die elektronische Patientenakte (ePA) an. Diese hat verschiedene Vorteile: Die erkrankte Person kann die für die verschiedenen Ärzte und Ärztinnen relevanten Informationen aktiv zugänglich machen und dabei auch selbst verwalten. Dies ermöglicht zum einen eine bessere Patientenversorgung, zum anderen liegen alle Informationen digital vor und nicht mehr in Papierform.
Die Digitalisierung kann dazu beitragen, dass Wälder erhalten bleiben und somit weiter als unsere größten CO2-Speicher fungieren können. Jedoch kommt dieser positive Effekt nur zu tragen, wenn Server und Geräte energieeffizient sind und konsequent Strom aus erneuerbarer Energie erhalten.
Fazit
Da E-Health noch nicht sehr lange im Gesundheitssektor genutzt wird, fehlt es noch an abschließenden Belegen dafür, inwiefern sich seine Nutzung positiv auf die Umwelt auswirkt. Klar scheint jedoch, dass E-Health global für eine leichter erreichbare und gleichzeitig sicherere medizinische Versorgung von Menschen sorgt – bei behandlungsbedürftigen Menschen ebenso wie bei medizinischem Personal. Voraussetzung ist, dass ein Zugang und das entsprechende Wissen um den Umgang mit der nötigen Technologie besteht.
Ist dieser Zugang gegeben, lässt sich mit der verstärkten Nutzung von virtuellen Sprechstunden oder Gesundheits-Apps der CO2-Ausstoß durch die Anfahrtswege einsparen. Jedoch ist es sinnvoll, auf erneuerbare Energie zu setzen und in langlebige und effiziente Hardware und Technologien zu investieren. So lassen sich gleichzeitig die Menge an Elektromüll reduzieren sowie der CO2-Ausstoß durch energieeffiziente Geräte niedrig halten.
Einen größeren positiven Effekt auf die Umwelt bietet E-Health möglicherweise durch den Umstieg auf die digitale Dokumentation und das E-Rezept. Der damit reduzierte Verbrauch von Papier könnte dazu führen, dass weniger Fläche heimischer und tropischer Wälder für die Papierproduktion abgeholzt wird, was dazu beiträgt, dass dieser CO2-Speicher erhalten bleibt.
Veröffentlicht am: 25.08.2022
Letzte Aktualisierung: 01.08.2024
Quellen
[1] Holmner, Asa et al.: Climate change and eHealth: a promising strategy for health sector mitigation and adaptation. Global health action 2012, Vol. 5.
[2] Christos Tsagkaris, et al. Using telemedicine for a lower carbon footprint in healthcare: A twofold tale of healing, The Journal of Climate Change and Health 2021, Vol. 1. https://doi.org/10.1016/j.joclim.2021.100006.
[3] Van Daalen, K. R. et al.: The 2024 Europe report of the Lancet Countdown on health and climate change: unprecedented warming demands unprecedented action. Countdown 2024:9(7), E495-E522. https://www.thelancet.com/journals/lanpub/article/PIIS2468-2667(24)00055-0/fulltext
[4] Filfilan,A. et al.: Positive environmental impact of remote teleconsultation in urology during the COVID-19 pandemic in a highly populated area, Progrès en Urologie 2021,31(16),1133-1138. https://doi.org/10.1016/j.purol.2021.08.036.
[5] Deutsches Ärzteblatt. Krankenhäuser: Mobilität erzeugt die höchsten CO2-Emissionen. https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/151156/Krankenhaeuser-Mobilitaet-erzeugt-die-hoechsten-CO2-Emissionen