Elektronischer Mutterpass

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Zusammenfassung
Eine Schwangerschaft bringt zahlreiche Veränderungen mit sich, unter anderem gesundheitliche. Der Mutterpass – nun auch digital – ist dabei das Dokument, in dem die Schwangerschaft festgehalten wird und der eine lückenlose Versorgung und Dokumentation unterstützen soll. Worin sich der elektronische vom herkömmlichen Mutterpass unterscheidet und welche Vorteile er mitbringt, erfahren Sie hier.
Zur medizinischen Versorgung einer Schwangeren gehört, dass sie mit Feststellung der Schwangerschaft einen Mutterpass erhält. In diesem werden sowohl persönliche Daten als auch Ergebnisse aus allen, die Schwangerschaft betreffenden Untersuchungen beziehungsweise Behandlungen festgehalten. Ein Mutterpass ist somit ein medizinisches Befunddokument und wurde bislang in Papierform erstellt.
Was ist ein elektronischer Mutterpass?
Der elektronische Mutterpass oder auch eMutterpass ist die digitale Ausführung des herkömmlichen Mutterpasses aus Papier und ist Teil der elektronischen Patientenakte (ePA). Wenn eine Schwangere, die bereits einen Mutterpass besitzt, dies wünscht, kann sie die Daten aus ihrem Mutterpass in die ePA übertragen lassen. Damit hat sie die Möglichkeit, anschließend nur noch den digitalen Mutterpass anstelle des Papierdokuments zu nutzen. Natürlich können sich Schwangere, auch direkt einen eMutterpass erstellen lassen.
In der elektronischen Patientenakte werden die Daten des eMutterpasses in Informationsbausteinen angelegt, auch als Medizinische Informationsobjekte (MIO) bezeichnet. Übertragen und eintragen kann ein Arzt die Daten mithilfe geeigneter Software beziehungsweise eines Praxisversorgungssystems (PVS), die an der Telematikinfrastruktur (TI) angeschlossen sind.
Wie auf den eMutterpass zugreifen?
Seit 2022 können alle Versicherten über die ePA-App auf ihre Daten, die in der ePA gespeichert sind, zugreifen und somit auch auf den Mutterpass. Eine solche App bieten Krankenkassen ihren Versicherten an und kann in der Regel auf allen gängigen Smartphones oder Tablets genutzt werden. Informationen darüber, wo genau sich Nutzer die App herunterladen können und wie sie diese anwenden, finden sich zumeist auf den Webseiten oder in der jeweiligen Standard-App der Krankenkassen.
In der ePA-App müssen Versicherte explizite Freigaben erteilen, damit auch Ärzte und anderes medizinisches Personal wie Hebammen auf die gespeicherten Daten beziehungsweise MIOs Zugriff haben. Ohne diese, bleiben die Informationen den Ärzten verschlossen, also vertraulich, und sie können keine neuen Einträge vornehmen.
Impfpass inzwischen auch digital
Wie beim Mutterpass lassen sich auch die Daten aus dem Impfpass in die elektronische Patientenakte übertragen. Diese können dann ebenfalls jederzeit abgerufen werden, sodass der Impfpass nicht zu jedem Arztbesuch oder im Notfall vorgelegt werden muss.
Welche Daten sind im eMutterpass gespeichert?
Die Inhalte des elektronischen Mutterpasses gleichen denen im Papierdokument und sind gemäß der Mutterschafts-Richtlinien (MU-RL) des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) festgelegt. Dazu gehören neben persönlichen Daten der Mutter vor allem die Ergebnisse zum Schwangerschaftsverlauf, der durchgeführten Vorsorgeuntersuchen und alle Schwangerschaftsrelevanten Therapien sowie Erkrankungen. Das sind zum Beispiel Angaben wie:
- Errechneter Geburtstermin
- Gesundheit/körperliche Entwicklung in der jeweiligen Schwangerschaftswoche (Gravidogramm): z.B. Größe/Gewicht des Kindes, Fundusstand (Abstand zwischen unteren Rippen und Bauchnabel), Zustand von Gebärmutter und Gebärmutterhals (Öffnung), Kindslage und -bewegungen
- Laborwerte: z.B. Blutgruppe, Antiköper-Suchtests, Blutdruck, Urin-Zuckerwert
- Infektionskrankheiten: z.B. Toxoplasmose, Hepatitis B, HIV, Röteln, Chlamydien
- Ergebnisse der Ultraschalluntersuchungen inkl. Ultraschallbilder
- Aufzeichnungen der Herztöne, später der Wehentätigkeit (Kardiotokographie)
- Anti-D-Prophylaxe
- Vorangegangene Schwangerschaften
Welche Vorteile bietet der eMutterpass?
Normalerweise sollte eine Schwangere ihren Mutterpass immer mit sich führen. So liegen im Notfall dem betreuenden, medizinischen Personal – angefangen von der Hebamme, über den Gynäkologen bis hin zu anderen Fachärzten – alle nötigen Informationen über Befunde und Behandlungen unmittelbar vor. Allerdings kann es aus unterschiedlichen Gründen dennoch mal passieren, dass der Mutterpass nicht vorliegt. Das kann sowohl für die werdende Mutter als auch für das ungeborene Kind in kritischen Situationen mit Komplikationen verbunden sein. Besteht für den Arzt jedoch die Möglichkeit direkt auf den eMutterpass zuzugreifen, ist eine lückenlose Versorgung wahrscheinlicher.
Der elektronische Mutterpass bietet folgende weitere Vorteile:
- einfachere Dokumentation von Befunden: fachübergreifend und jederzeit, auch ohne Anwesenheit der Schwangeren
- schnellere, interdisziplinäre Kommunikation, da auch mobil verfügbar
- Unterlagen sind immer vollständig
- kein Verlust möglich
- Download der Patientendaten z.B. als PDF: Dokumente lassen sich ausdrucken
- Upload von Dokumenten in unterschiedlichen Formaten
- zusätzliche, patientenverständliche Informationen/Erläuterungen sind über die App abrufbar
- Erinnerungsfunktion: kein Versäumen von Untersuchungsterminen
Fazit zum elektronischen Mutterpass
Der elektronische Mutterpass bringt zahlreiche Vorteile mit sich, sowohl für medizinisches Personal als auch für die Schwangeren. Im Vordergrund steht vor allen die schnelle, unkomplizierte und lückenlose Orientierung über Befunde, die in Verbindung mit der Schwangerschaft stehen. Insbesondere die Kommunikation zwischen verschiedenen Fachbereichen ist vereinfacht, sodass eine kontinuierliche Versorgung gewährleistet werden kann. Allerdings gelingt dies nur, wenn die Schwangere den betreuenden Ärzten, Hebammen und gegebenenfalls Therapeuten den nötigen Zugriff erteilt hat. In kritischen oder Notfallsituationen, in denen oft andere Ärzte als die vertrauten anwesend sind, kann der eMutterpass entsprechend an seine Grenzen stoßen, da in diesen Fällen die Freigaben mitunter fehlen.
Ein weiteres Limit besteht darin, dass der Zugang zum eMutterpass von ärztlicher Seite nur mithilfe der Telematikinfrastruktur gelingt. Ist eine Praxis dieser nicht angeschlossen, kann sie auf die Daten ebenfalls nicht zugreifen. Hier erhält eine Schwangere automatisch den Mutterpass wie gewohnt in Papierform.
Veröffentlicht am: 16.10.2024
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Quellen
[1] Gematik. Der Mutterpass ist auch elektronisch verfügbar. https://www.gematik.de/sektoren/hebammen
[2] Gematik. E-Patientenakte. https://www.gematik.de/anwendungen/e-patientenakte
[3] Gematik. Die ePA-App. https://www.gematik.de/anwendungen/e-patientenakte/epa-app/
[4] Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV). Anwendungen in der ePA. https://www.kbv.de/html/e-mutterpass.php
[5] Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV). Mutterpass 1.0.0. https://mio.kbv.de/display/MP1X0
[6] Bundesministerium für Gesundheit. Der elektronische Mutterpass (E‑Mutterpass). https://gesund.bund.de/elektronischer-mutterpass
[7] Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). Mutterpass. https://www.familienplanung.de/schwangerschaft/schwangerschaftsvorsorge/der-mutterpass/
[8] Bundesverband der Frauenärzte (BVF). Der Mutterpass wird digital – Was das in Zukunft bedeutet. https://www.bvf.de/aktuelles/fachliche-meldungen/artikel/der-mutterpass-wird-digital-was-das-in-zukunft-bedeutet/
[9] Techniker Krankenkasse. Wie kann ich meinen Mutterpass in der ePA hinterlegen? https://www.tk.de/techniker/leistungen-und-mitgliedschaft/online-services-versicherte/elektronische-patientenakte-tk-safe/dokumente-in-der-patientenakte/mutterpass-elektronische-patientenakte-tk-safe-2119148
[10] Bundesverband der Frauenärzte e.V. (BVF). Mutterpass. https://www.frauenaerzte-im-netz.de/schwangerschaft-geburt/schwangerenvorsorge/mutterpass/