Nachhaltigkeit im digitalen Gesundheitswesen

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Zusammenfassung
Die von den Vereinten Nationen (UN) formulierten 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung bilden das Kernstück der Agenda 2030 – ein Konzept für Frieden und Wohlstand für alle Menschen. Mittels E-Health könnte der Gesundheitssektor nicht nur zur verbesserten Gesundheitsversorgung beitragen, sondern auch einen Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit leisten.
Die Agenda 2030 gilt für Staaten, Unternehmen, NGOs (Nichtregierungsorganisationen) und die Zivilbevölkerung und adressiert damit auch die Verantwortung des Gesundheitssektors in Bezug auf den Umweltschutz.
Es wird in der politischen Debatte immer relevanter, welche Rolle dem Gesundheitssystem zukommt. Dieses ist in einem bedeutenden Ausmaß an der globalen CO2-Emission beteiligt. Begründet liegt dies einerseits darin, dass bestimmte Einrichtungen des Gesundheitswesens wie beispielsweise Krankenhäuser und Labore einen hohen Energiebedarf haben. Aber auch die verschiedenen Fahrten mit dem Auto zu einer ärztlichen Praxis sowie Hausbesuche und Krankenfahrten verursachen CO2-Emissionen und tragen durch den Ausstoß vieler umweltschädlicher Gase dazu bei, dass die Luftqualität weiter abnimmt.
Mit einer stärkeren Nutzung von E-Health-Technologien könnten im Gesundheitssektor fünf von den 17 formulierten Nachhaltigkeitszielen der UN zu einer verbesserten Gesundheitsversorgung führen. Bei drei der Ziele hat E-Health zudem einen potenziell positiven Einfluss auf die Umwelt.
Diese drei Nachhaltigkeitsziele der UN lauten:
- Ziel 3: Sicherstellung eines gesunden Lebens und Förderung des Wohlbefindens für alle Menschen jeden Alters
- Ziel 12: Nachhaltige Konsum- und Produktionsmuster sicherstellen
- Ziel 13: Dringende Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels und seiner Auswirkungen ergreifen
Mit E-Health die medizinische Versorgung sicherstellen
E-Health, Telemedizin – wie auch immer die medizinische Versorgung über die Ferne genannt oder welcher Bereich davon genutzt wird, sie hält immer mehr Einzug in das deutsche Gesundheitssystem. Für die Patientinnen und Patienten bietet das viele Vorteile: Sprechstunden lassen sich virtuell abhalten, medizinische Fragen schriftlich klären, die eigenen Patientendaten in der elektronischen Patientenakte (ePA) verwalten und E-Rezepte bequem an die zuständige Apotheke versendet werden.
Für Menschen in abgelegenen Regionen Deutschlands oder anderen Teilen der Welt und für Menschen, die aus gesundheitlichen Gründen nicht mobil sind, lässt sich allein mit dieser Auswahl an E-Health-Möglichkeiten die medizinische Versorgung verbessern. Voraussetzung dafür ist, dass alle – medizinisches Personal ebenso wie die Menschen, die medizinische Unterstützung benötigen, – Zugang zu den entsprechenden Technologien und der Hardware wie Smartphones, Laptops oder PCs sowie eine intakte Internetverbindung haben.
Gleichzeitig lassen sich auf diese Weise zum Teil lange Anfahrtswegesparen. Schätzungen zufolge kann die Telemedizin dazu beitragen, Besuche in der Praxis um 26 Prozent und Besuche in der Notfallambulanz um zwischen sieben und elf Prozent zu reduzieren, wenn vermeintliche Notfälle bereits telemedizinisch aufgefangen und versorgt werden können. Allein dadurch ließe sich der CO2–Ausstoß um 40 bis 70 Prozent reduzieren. Dabei lohnt sich die Telemedizin bereits bei einer Distanz von wenigen Kilometern.
E-Rezept und elektronische Patientenakte schützen Wälder
Die Möglichkeit, Patientenakten zu digitalisieren, macht Papier in der Praxis weitestgehend überflüssig – zum Wohle einheimischer und tropischer Wälder, die uns Menschen als CO2-Speicher dienen. Einer Studie zufolge wiegt eine Patientenakte aus Papier in der Praxis im Schnitt 0,36 Kilogramm, eine Krankenhausakte fast das Doppelte. Auf das Jahr gerechnet würden durchschnittlich 1.040 Tonnen Papier für Patientenakten benötigt. Bei einem Verzicht auf papierbasierte Patientenakten jedoch ließen sich ungefähr 21.000 Tonnen CO2 einsparen und damit Waldgebiete schonen.
Allerdings ist es – unabhängig vom Wirtschaftsbereich – wichtig, im Rahmen der Digitalisierung auf stromeffiziente und langlebige Hardware zu achten. Zudem sollten alle Geräte sowie die digitale Infrastruktur von Strom aus erneuerbarer Energie gespeist werden, was zum Teil auch schon in einigen Gesundheitseinrichtungen umgesetzt wird.
E-Health-Apps bewirken nachhaltigen Konsum
Gesundheitsapps wie Fitness-, Trink- oder Kalorienzähler-Apps sind bei den Nutzerinnen und Nutzern aus verschiedenen Gründen sehr beliebt. Meist leicht handzuhaben, erleichtern sie es, durch Erinnerungen oder eine einfache Listenführung individuelle Ziele zu verfolgen – unabhängig davon, ob es darum geht, körperlich fitter zu werden oder mehr auf die eigene Ernährung zu achten und gleichzeitig abzunehmen.
Es konnte bereits gezeigt werden, dass beispielsweise eine Kalorienzähler-App nicht nur das Gewicht der Nutzerinnen und Nutzer reduzieren, sondern auch ihr Bedürfnis stärken kann, gesünder zu leben. Die App hilft Menschen dabei, stärker darauf zu achten, mehr ballaststoffreiche und fettarme Produkte zu konsumieren und weitestgehend auf Zucker und Fleischprodukte zu verzichten. Das führt letztlich dazu, dass sie ihr Essverhalten dauerhaft ändern. Diese Ernährungsumstellung hat einen positiven Einfluss auf die Umwelt. Besonders in Europa und den USA konsumieren Menschen überdurchschnittlich viel tierisches Protein in Form von Fleisch. Das erhöht einerseits das Risiko für Krebs und Fettleibigkeit (Adipositas), andererseits treibt es die Treibhausgasemission durch die Tierhaltung in die Höhe.
E-Health – nur ein Baustein im Umweltschutz
Der Schritt, E-Health stärker in die Gesundheitsversorgung einzubauen, birgt für Patientinnen und Patienten ebenso wie für medizinisches Personal und die Umwelt sehr viel Potenzial. Allein die Telemedizin könnte der Umwelt eine CO2-Belastung von mehreren Tonnen ersparen, bei einer gleichzeitig effektiveren Zeiteinteilung für Sprechstunden und weitreichender medizinischer Versorgung.
Veröffentlicht am: 07.11.2023
Letzte Aktualisierung: 05.08.2024
Quellen
[1] tbd*. Why Should Sustainability Be an Issue in Digital Healthcare. https://www.tbd.community/en/a/why-should-sustainability-be-issue-digital-healthcare
[2] United Nations, Department of Economic and Social Affairs. The 17 Goals. https://sdgs.un.org/goals
[3] Turley, Marianne et al. “Use of electronic health records can improve the health care industry's environmental footprint.” Health affairs (Project Hope) 2011, Vol. 30,5: 938-46.
[4] Coughlin, Steven S et al. “Smartphone Applications for Promoting Healthy Diet and Nutrition: A Literature Review.” Jacobs journal of food and nutrition 2015, Vol. 2,3: 021.
[5] Bouvard, Véronique et al. “Carcinogenicity of consumption of red and processed meat.” The Lancet. Oncology 2015, Vol. 16,16: 1599-600.
[6] Chen, Catherine et al. “The Kaiser Permanente Electronic Health Record: transforming and streamlining modalities of care.” Health affairs (Project Hope) 2009, Vol. 28,2: 323-33.
[7] Holmner, Å. et al (2014). Carbon Footprint of Telemedicine Solutions - Unexplored Opportunity for Reducing Carbon Emissions in the Health Sector. PLOS ONE 9(9): e105040.
[8] viamedici – Stiftung für eine gesunde Medizin. Erneuerbare Energien in Kliniken. https://www.viamedica-stiftung.de/fileadmin/user_upload/Materialien/Finalversion_Broschuere_EE_241111.pdf
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