Zukunft der TI 2.0: Wo geht die Reise hin?

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Zusammenfassung
Bereits in den 2000er Jahren wurden die technologischen Grundlagen der heutigen Telematikinfrastruktur (TI) festgelegt. Doch die Ansprüche an die Technologie haben sich geändert. Diese Tatsache, wie auch der Netzwerkausfall der TI im Sommer 2020, veranlasste die gematik GmbH dazu, das System neu zu erfinden: Die TI 2.0 wird bis zum Jahr 2025 in die „Arena für die Medizin“ überführt.
Mitte 2020 fielen nach einem fehlerhaften Zertifikatswechsel rund 80.000 ärztliche Praxen aus dem TI-System heraus. Das Problem ließ sich erst nach 52 Tagen durch ein Software-Update der Konnektoren lösen, das manuell durch zahlreiche Dienstleister eingespielt wurde. Nach dem Beschluss der Gesellschafterversammlung vom September 2021 ist das Ziel der gematik daher, diese Konnektoren – und damit die Smartcard-Lösungen – durch Zugangsschnittstellen im Internet zu ersetzen. So lässt sich die Nutzbarkeit für Versicherte, medizinische Fachgruppen und Unternehmen im Gesundheitswesen vereinfachen und sicherer machen.
TI 2.0 - Das Gesundheitswesen neu gedacht
Menschen nutzen Internetdienste mittlerweile anders und häufiger als es in den frühen 2000er Jahren der Fall war, was unter anderem im technologischen Fortschritt der letzten Jahre begründet liegt. Dieser setzt einen neuen Standard für eine wirtschaftlichere und qualitativ hochwertigere Umsetzung der Digitalisierung im Gesundheitswesen.
Um den verschiedenen Nutzungsgruppen gerecht zu werden, strebt die gematik GmbH ein flexibles und offenes Anwendungs- und Datenökosystem an, das in der „Arena für digitale Medizin“ den verschiedenen Anbietenden der Fachdienste zur Verfügung steht.
Die „Arena für digitale Medizin“ fußt auf folgenden sechs Säulen:
- Das föderierte Identitätsmanagement ist ein neues Element der TI 2.0. Dieses ermöglicht den sicheren Umgang miteinander verknüpfter und hochsensibler Daten von Patientinnen und Patienten. Es legt fest, wer mit welchen Rechten auf welche Daten zugreifen darf und dass dies nur nach Anmeldung erfolgen kann. Föderiert wird dieses Identitätsmanagement, indem sich verschiedene Vertrauensdienstanbietende von digitalen Identitäten zusammenschließen. Bei versicherten Personen sind das der Internetdienst der jeweiligen Krankenkasse, bei Bediensteten im Gesundheitswesen stellen beispielsweise die Ärzte- und Apothekerkammern die föderierte elektronische Identität (eID) zur Verfügung. Langfristig sollen diese die bisherigen Smartcards von Patientinnen und Patienten sowie medizinischem Personal ersetzen. Die Nutzenden müssen sich dann nur noch einmal anmelden, um alle Anwendungen nutzen zu können.
- Durch die universelle Erreichbarkeit haben die Anwendenden unabhängig von einem Konnektor und über eigene Endgeräte (z. B. Smartphone, Tablet) und das Internet einen zeit- und ortsunabhängigen Zugriff auf den gewählten Dienst.
- Die TI 2.0 ermöglicht es, Anwendungen zu nutzen, die miteinander verknüpft sind – die sogenannten verteilten Dienste. Möchte eine Person beispielsweise ihre elektronische Patientenakte (ePA) mit den Daten aus einer digitalen Anwendung (DIGA) aktualisieren, kann sie die Daten für einen automatischen Abgleich freigeben. So sind diese Informationen auch für das behandelnde ärztliche Personal verfügbar und sorgen auch bei einem medizinischen Notfall für eine optimierte Behandlung. Es gibt standardisierte Schnittstellentechnologien und einen Standard für das Datenformat.
- Um die Daten in der TI zu strukturieren, wird ein übergreifender Standard etabliert, der bereits international verwendet wird. Ausgerichtet auf Interoperabilität ermöglicht es dieser Standard, Daten aus allen Arten von medizinischer Dokumentation auszutauschen und zu neu zu strukturieren.
- Die moderne Sicherheitsarchitektur der TI 2.0 sieht kein zentrales Netz mit physischen Zugangspunkten und Konnektoren mehr vor – künftig erreichen die Nutzenden der TI die gewünschten Dienste über das Internet vom Endgerät ihrer Wahl aus. Nötig ist nur noch die Authentifizierung über die Smartcard oder die eID. Das Prinzip des „Zero Trust Networking“ sichert die TI 2.0 auf hohem Niveau ab, wobei jede Verbindung Ende-zu-Ende-verschlüsselt ist: So müssen sich stets beide Seiten gegenseitig authentisieren. Zudem müssen die genutzten Geräte registriert sein.
- Das neue Regelwerk der Telematikinfrastruktur wird von der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, der Deutschen Krankenhausgesellschaft und anderen sektorverantwortlichen Stellen sowie der gematik erarbeitet und umgesetzt. So regeln alle Beteiligten die Sicherheit und den Datenschutz, die Funktionalität sowie die Interoperabilität und Verfügbarkeit. Die Einhaltung dieser Regeln lässt sich zum Teil maschinell lesen und somit durch die Systeme und Komponenten der TI automatisch prüfen.
Telematikinfrastruktur 2.0 - Fazit für die Nutzer
Die TI 2.0 soll allen die Nutzung der TI-Strukturvereinfachen und diese sicherer machen. Ziel ist es auch, die Anwendungen der TI in den täglichen Arbeitsablauf der Krankenkassen, des ärztlichen Fachpersonals, der Apotheker und Apothekerinnen sowie der Kassenärztlichen Vereinigungen zu integrieren. Das soll die Qualität der Versorgung unterstützen, die Effizienz von Versorgungs- und Verwaltungsprozessen steigern sowie alle Nutzungsgruppen von Konnektoren unabhängig machen.
Folglich wird das Stammdatenmanagement über die elektronische Gesundheitskarte sowie die Authentifizierung für die Leistungserbringenden über die Smartcard mittelfristig nicht das einzige Mittel zur Authentifizierung sein. Auch lässt die e-Authentifizierung eine verbesserte Nutzung digitaler Angebote über das Smartphone zu. Versicherten ist es dann möglich, die Apps der TI zu nutzen, wie beispielsweise die elektronische Patientenakte oder das E-Rezept . Das macht eine mobile und sichere Patientenversorgung möglich.
Seit Januar 2024 wurden elektronische Anwendungen wie die digitale Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung und das E-Rezept erfolgreich eingeführt.
Veröffentlicht am: 31.10.2023
Letzte Aktualisierung: 07.08.2024
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Quellen
[1] gematik: Die Telematikinfrastruktur. Auf dem Weg nach vorn. https://www.gematik.de/telematikinfrastruktur
[2] gematik: Arena für digitale Medizin. Whitepaper Telematikinfrastruktur 2.0 für ein föderalistisch vernetztes Gesundheitssystem. https://www.gematik.de/fileadmin/user_upload/gematik/files/Presseinformationen/gematik_Whitepaper_Arena_digitale_Medizin_TI_2.0_Web.pdf
[3] aerzteblatt.de. Telematikinfrastruktur 2.0 soll ohne Konnektoren auskommen. https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/128080/Telematikinfrastruktur-2-0-soll-ohne-Konnektoren-auskommen
[4] Bundesdruckerei.de. Föderiertes Identitätsmanagement in der Telematikinfrastruktur. https://www.bundesdruckerei.de/de/Fokusthemen/Expertentipps/Mit-sicheren-Identitaeten-zur-Telematikinfrastruktur
[5] heise online. Aus für Konnektor und elektronische Gesundheitskarte: Gematik stellt TI 2.0 vor. https://www.heise.de/news/Aus-fuer-Konnektor-und-elektronische-Gesundheitskarte-Gematik-stellt-TI-2-0-vor-5032098.html
[6] Bundesärztekammer. Telematikinfrastruktur und ihre Anwendungen. https://www.bundesaerztekammer.de/themen/aerzte/digitalisierung/digitale-anwendungen/telematikinfrastruktur