Antibabypille - Anwendung, Wirkung und Nebenwirkungen

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Zusammenfassung
Die Antibabypille ist ein verhütendes Medikament und wird angewendet um eine ungewollte Schwangerschaft zu vermeiden. Durch die gegebenen Hormone verändert sich der weibliche Zyklus und die Eizellenreifung, sowie der Eisprung werden verhindert. Abhängig von den individuellen Anforderungen der Anwenderin und möglichen Begleiterkrankungen gibt es verschiedene Präparate. Unerwünschte Nebenwirkungen können vorkommen.
Anzeichen hierfür sind Zwischenblutungen, Übelkeit, Wasseransammlungen, Brustschmerzen, Stimmungsschwankungen und Depressionen.
Was ist die Antibabypille?
Die „Pille“ ist eine umgangssprachliche Bezeichnung für ein hormonelles Verhütungsmittel für die Frau. Die Einnahme erfolgt als Tablette und verhindert die Reifung der Eizelle und den Eisprung. Mediziner bezeichnen die Antibabypille auch als orales Kontrazeptivum, da sie die Empfängnis (Konzeption) verhindert. Viele Präparate enthalten eine Kombination aus einem Östrogen und einem Gestagen (Kombi-Pille/Mikropille), andere nur ein Gestagen (Gestagenpille und Minipille).
Wie wirkt die Antibabypille?

Grundlage für die Wirkung der Antibabypille ist das Verständnis des weiblichen Menstruationszyklus. Wichtiges Wirkprinzip sind die Konzentrationen der Sexualhormone Östrogen und Gestagen.
Ohne Einnahme der Antibabypille weisen die Hormone eine monatliche Schwankung auf, wodurch der Zyklus entsteht. Während des Zyklus reift in den Eierstöcken eine Eizelle heran, die über den Eisprung freigesetzt wird und danach von einem Spermium befruchtet werden kann.
Wenn dauerhaft hohe Gestagen- und Östrogenkonzentrationen vorhanden sind, wie sie die Antibabypille erzeugt, bleibt der Eisprung aus und die Eizelle ist nicht befruchtbar. Zusätzlich können die männlichen Spermien schlechter in die Gebärmutter um eine Eizelle zu befruchten. Reine Gestagenpräparate (s.g. Minipille) wirken überwiegend über diesen Mechanismus. Außerdem hindern Sie den Aufbau der Gebärmutterschleimhaut, damit sich die Eizelle im Falle einer Befruchtung nicht einnisten kann. Eine Reifung einer Eizelle verhindern reine Gestagenpräparate nicht in allen Fällen.
Einphasige Östrogen-Gestagen-Präparate enthalten in jeder Pille die gleiche Konzentration an Sexualhormone auf. Viele Frauen empfinden diese Art Pille als Vorteil, da sie sie ohne „Pillenpause“ einnehmen können und so eine Menstruation (Regelblutung) vermeiden können. Mehrphasige Präparate sind unterschiedlich zusammengesetzt. Meist hat man hier 3x7 oder 4x7 gleiche Tabletten, wobei die letzten 7 Tabletten meist kein Hormon enthalten. Mehrphasige Präparate müssen genau nach Reihenfolge eingenommen werden.
Wie und bei welchen Beschwerden werden Antibabypillen angewendet?
Vor jeder Verordnung der Pille untersucht ein Frauenarzt den Körper auf Erkrankungen, die gegen eine Einnahme sprechen. Dazu gehört auch eine Untersuchung des unteren Intimbereichs und der Brust.
Die erste Verordnung wird meist auf 3 Monate begrenzt. Dann erfolgt eine weitere Kontrolluntersuchung. Sollten Nebenwirkungen auftreten kann Ihr Arzt einen Präparate-Wechsel durchführen.
Eine Verschreibung der Pille, ohne Einverständnis der Eltern, ist ab dem 14. Lebensjahr zur Verhinderung einer unerwünschten Schwangerschaft möglich. Allerdings liegt es im Ermessen des Arztes, ob er eine Verschreibung geben möchte. Vor dem 14. Lebensjahr ist die Einwilligung eines Elternteils erforderlich. Patienten zwischen 16 und 18 Jahren können normalerweise ohne Wissen der Eltern ein Rezept erhalten.
In der Regel ist ein Pillenblister, also ein Medikamentenstreifen, für einen Monat vorgesehen. Die erste Einnahme erfolgt zumeist am ersten Tag der Regelblutung. Kombi-Präparate werden oft 21 x täglich eingenommen. Danach folgt eine Woche „Pillenpause“. Nun kommt es zu einer Monatsblutung, die meist geringer ausfällt, als wenn keine „Pille“ eingenommen werden würde. Nach 7 Tagen wird dann der nächste Blister angefangen, auch wenn die Regelblutung noch nicht zu Ende sein sollte. Reine Gestagenpräparate werden in der Regel durchgängig ohne Pillenpause eingenommen.
Eine korrekte Einnahme erhöht die Sicherheit, eine ungewollte Schwangerschaft zu vermeiden. Als Maß verwenden Mediziner den Pearl-Index (benannt nach Raymond Pearl aus den USA von 1933). Er beschreibt, wie viele von 100 Frauen unter der Einnahme in einem Jahr schwanger wurden. Der natürliche Pearl-Index liegt bei 80 bis 85, ohne Verhütungsmittel werden also von 100 Frauen 80 bis 85 schwanger. Die Antibabypille weist einen Pearl-Index von 0,1-1 auf. Das bedeutet, je kleiner der Pearl-Index, umso sicherer die Verhütungsmethode.
Worauf genau sollte man bei der Einnahme der Antibabypille achten?
Es ist sinnvoll, die Pille jeden Tag möglichst zu der gleichen Zeit einzunehmen. Viele Frauen wählen feste Zeiten aus, die in ihren Alltag passen, z.B. abends vor dem Schlafengehen oder jeden Morgen nach dem Aufstehen.
Wird eine Pilleneinnahme vergessen, kann diese bei Kombinationspräparaten, die ein Östrogen und ein Gestagen enthalten, bis zu einem bestimmten Zeitpunkt nachgeholt werden. Da dieser Zeitpunkt von Pille zu Pille variiert, sollte dies immer in der Packungsbeilage nachgelesen werden. Wichtig ist im Zweifel aber die Rücksprache mit dem Arzt. Anders verhält es sich bei reinen Gestagen-Pillen. Diese sollen auf die Stunde genau gleich eingenommen werden. Aber auch hier gilt, dass eine Pille, nach Vergessen, nachgenommen werden kann, wenn es in der Packungsbeilage beschrieben wird. Prinzipiell sollte aber, nach vergessener Einnahme, für die restlich Einnahmezeit, bis zur regulären Pillenpause oder Beginn des neuen Blisters, zusätzlich mit einem Kondom verhütet werden, damit man auf der sicheren Seite ist.
Die Wirkung der Pille kann durch verschiedenes beeinträchtigt werden. Durchfall führt zu einem geringeren Wirkspiegel und Erbrechen innerhalb der ersten Stunden nach der Einnahme zu verminderter Wirkstoffaufnahme. Die Wirkung ist dann nicht gewährleistet und man sollte zusätzlich, bis zum Beginn des neuen Blisters zusätzliche Verhütungsmethoden, wie z.B. Kondome verwenden.
Damit der Arzt die richtige Entscheidung zur Verordnung der Pille treffen kann, sollte er wissen, welche Erkrankungen vorliegen. Nicht eingenommen werden sollten Antibabypillen, wenn:
- ein Herz- oder Hirninfarkt in der Vergangenheit
- Gerinnungsstörungen
- Bluthochdruck
- Migräne
- oder akute Lebererkrankungen
vorliegen.
Die meisten dieser Erkrankungen sprechen gegen die Einnahme eines kombinierten Östrogen-Gestagen-Präparats. Gegebenenfalls besteht die Möglichkeit auf ein reines Gestagen-Präparat umzusteigen. Dazu gehören neben der Minipille und der Gestagenpille auch die Dreimonatsspritze oder die Hormonspirale, die vom Arzt in die Gebärmutter eingesetzt wird.
Welche Nebenwirkungen können bei der Antibabypille auftreten?
Wie jedes Medikament haben auch Hormonpräparate Nebenwirkungen. Die häufigsten werden hier genannt:
- Kopfschmerzen, Schwindel
- Übelkeit
- Hautreaktionen
- Libido-Veränderungen (Lust auf sexuelle Aktivität)
- Depressive Verstimmung
- Trockene Scheide
Die wichtigste und schwerwiegendste Nebenwirkung ist das erhöhte Thromboserisiko. Unter einer Thrombose versteht man Blutgerinnsel in Arterien und Venen. Verschließt ein Blutgerinnsel ein Gefäß vollständig, kann es zu einem Herz- oder Hirninfarkt kommen. Das Risiko für schwere Komplikationen unter der Einnahme der Antibabypille steigt mit zunehmendem Alter über 35 Jahren. Zusätzlich kann es durch Rauchen, hohen Blutdruck, Diabetes und Nierenerkrankungen erhöht werden.
Gibt es zwischen der Antibabypille und anderen Arzneimitteln Wechselwirkungen?
Informieren Sie Ihren Arzt, wenn Sie andere Medikamente verwenden, kürzlich verwendet haben oder verwenden wollen. Zudem können Sie wichtige Medikamentenwechselwirkungen ganz einfach online checken. Einige Medikamente beeinflussen den Abbau der Sexualhormone und gefährden die verhütende Wirkung der Antibabypille. Dazu gehören Antibiotika wie Rifampicin, Penicilline und Sulfonamide.
Was ist die Pille danach?
Die Pille danach gehört zu den Antibabypillen, die Frauen nach dem ungeschützten Geschlechtsverkehr einnehmen können, um dadurch eine mögliche Befruchtung zu verhindern (postkoitale Kontrazeptiva). Je nach Wirkstoff wird sie spätestens 3 oder 5 Tage nach dem Geschlechtsverkehr eingenommen.
Da die Pille danach einen erhöhten Hormonanteil besitzt, können verstärkte Nebenwirkungen auftreten. Hierzu gehören Spannungsgefühl in der Brust, Schmierblutungen, Übelkeit, Unterleibschmerzen, Müdigkeit, Durchfall, Erbrechen und Regelschmerzen. Treten Nebenwirkungen auf, sollten sie innerhalb 48 Stunden vorüber sein.
Hinweis: Die Pille danach ist nicht zur dauerhaften Verhütung geeignet.
Veröffentlicht am: 09.01.2024
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Quellen
[1] Bönisch, H.: Duale Reihe Pharmakologie und Toxikologie. Thieme, Stuttgart 2016
[2] Weyerstahl T.: Duale Reihe Gynäkologie und Geburtshilfe. Thieme, Stuttgart 2013
[3] S3-Leitlinie der deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe: Hormonelle Empfängnisverhütung, Stand 09.20, AWMF-Registernummer 015/015
[4] Dragoman, M. et al.: A Systematic Review and Meta-Analysis of Venous Thrombosis Risk among Users of Combined Oral Contraception. International Journal of Gynaecology and Obstetrics: The Official Organ of the International Federation of Gynaecology and Obstetrics 2018, 141(3): 287–94
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