Diuretika - Anwendung, Wirkung und Nebenwirkungen

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Zusammenfassung
Diuretika (auch Aquaretika genannt) sind Medikamente, die für eine verstärkte Flüssigkeitsausscheidung sorgen. Sie kommen unter anderem zur Behandlung von Bluthochdruck, Herzschwäche, Nierenschwäche und Wasseransammlungen (Ödemen) zum Einsatz. In der Regel werden sie gut vertragen. Zu den häufigsten unerwünschten Wirkungen zählen Müdigkeit, Schwindel, Schwäche, niedriger Blutdruck und Störungen der Konzentrationen von Elektrolyten (Blutsalze).
Was sind Diuretika?
Diuretika werden umgangssprachlich als Wasser- oder Entwässerungstabletten bezeichnet. Sie sorgen dafür, dass mehr Urin ausgeschieden und dadurch vor allem das Herz entlastet wird.
Nach der Einnahme ist das vermehrte Bedürfnis auf Toilette zu gehen normal und spiegelt den Therapieerfolg wider.
Wie wirken Diuretika?
Das gesamte Blutvolumen eines Menschen wird pro Tag circa 60 Mal durch die Niere geleitet. Ziel davon ist es auf der einen Seite die Niere gut zu durchbluten und auf der anderen Seite Gift- und Abfallstoffe aus dem Blut über die Nieren und Urin auszuscheiden. 98 Prozent der Flüssigkeit und Elektrolyte schleust die Niere in den Körper wieder zurück. Nur ein kleiner Anteil wird mit dem Urin ausgeschieden.
Die Niere hat verschiedene Transporter in ihren Zellen. Diese Transporter tauschen verschiedene Stoffe, Elektrolyte, Moleküle oder auch Flüssigkeit gegeneinander aus. Dadurch werden nur die Substanzen ausgeschieden, die der Körper nicht mehr braucht.
Einer von diesen Transportern ist der Natrium-Kalium-Chlorid-Kotransporter. Er befindet sich in der sogenannten Henle-Schleife und dadurch heißen Hemmstoffe dieses Transporters Schleifendiuretika. Es sind die am stärksten wirksamen Diuretika und sie sind auch bei Einschränkung der Nierenfunktion noch wirksam. In der Regel verwenden Ärzte sie bei akuten Verschlechterungen im Krankenhaus oder langfristig, wenn andere Diuretika, die Thiazide, nicht mehr die gewünschte Wirkung aufweisen.
Bekannte Schleifendiuretika sind Furosemid oder Torasemid.
Furosemid ist kurz wirksam und wird mehrmals am Tag eingenommen. Torasemid ist länger wirksam: Hier reicht eine Tablette 1-2-mal täglich.
Thiazide blockieren einen weiteren Transporter: den Natrium-Chlorid-Kotransporter. Dadurch wird mehr Urin ausgeschieden. Die Wirkung von Thiaziden lässt sich auch höher dosiert nicht verstärken. Lässt die Wirkung nach, greifen Ärzte dann meist auf Schleifendiuretika zurück. Thiazide weiten die Blutgefäße, daher setzen Ärzte sie auch bei der Behandlung von Bluthochdruck ein. Hydrochlorothiazid und Chlortalidon sind Vertreter der Thiazid-Diuretika.
Osmodiuretika sind osmotisch wirksam. Das bedeutet, dass sie als Zuckerstoffe Wasser binden und es mit ausscheiden. Sie sind vor allem für die Ausscheidung von großen Flüssigkeitsmengen relevant und weisen nur einen geringen Elektrolytverlust auf. Mannit und Sorbit sind Osmodiuretika und werden intravenös appliziert.
Da viele der Diuretika Kalium mit ausscheiden, gibt es auch kaliumsparende Diuretika. Triamteren und Amilorid sind Beispiele für solche Wirkstoffe.
Der Einsatz von Triamteren und Amilorid findet nur noch in Kombination mit Hydrochlorothiazid statt. Die kaliumsparenden Diuretika gleichen den Kaliumverlust durch das Thiazid aus. Die Flüssigkeitsausscheidung unter kaliumsparenden Diuretika ist jedoch gering, sodass die Kombination mit anderen Diuretika notwendig ist.
Aldosteron-Antagonisten sorgen unter anderem für einen verminderten Einbau von Natrium-Kanälen in die Niere. Natrium bindet Wasser im Körper und erhöht so das Blutvolumen. Aldosteron-Antagonisten bewirken, dass die Nieren weniger Natrium zurück in den Blutkreislauf zurückführen, wodurch sich die Urinausscheidung erhöht. Sprionolacton und Epleneron sind Beispiele für Aldosteron-Antagonisten.
Wie und für welche Beschwerden werden Diuretika angewendet?
Es gibt eine Vielzahl von Anwendungsbereichen für Diuretika.
Folgende Erkrankungen machen unter anderem die Anwendung von Diuretika notwendig:
- Störungen des Elektrolythaushalts
- Bluthochdruck und Herzschwäche
- Nierenschwäche
- Bedarf der Ausscheidung von körpereigenen und körperfremden Substanzen zum Beispiel im Rahmen einer Vergiftung
Thiazide sind vor allem anfangs für die Behandlung eines Bluthochdrucks, einer Herzschwäche und einer geringen Einschränkung der Nierenfunktion geeignet. Sobald Thiazide nicht mehr wirken, verwenden Mediziner meist Schleifendiuretika.
Für die Einnahme von Diuretika gilt:
- Zeitgleich genügend Flüssigkeit zu sich nehmen
- Liegt ein Flüssigkeitsverlust durch Durchfall oder Erbrechen vor, Rücksprache mit dem Arzt halten, ggf. wird Ihr Arzt das Diuretikum absetzen. Bitte niemals eigenständig mit einer solchen Therapie aufhören.
- Morgens einnehmen, um nachts nicht vermehrt auf Toilette zu müssen
Nicht eingenommen werden sollten Schleifendiuretika bei bekannten Nierenerkrankungen mit Problemen der Harnausscheidung oder schwere Leberfunktionsstörungen. Auch bei zusätzlicher Diabetes- und Gichterkrankungen ist Vorsicht geboten und natürlich bei Überempfindlichkeit gegenüber den Wirkstoffen
Thiazide sind nicht geeignet, wenn Diabetes oder eine eingeschränkte Leberfunktion vorliegt. Auch ein zu geringer Blutdruck und Verengungen der Herzkranzgefäße sprechen gegen die Einnahme von Thiaziden.
Osmodiuretika erzeugen eine hohe Volumenbelastung, da viel Flüssigkeit über die Niere ausgeschieden wird, aber zunächst erst zur Niere transportiert wird. Bei Einschränkungen der Herzfunktion verwenden Mediziner somit keine Osmodiuretika.
Während einer Schwangerschaft ist die Einnahme von manchen Diuretika möglich. Behandelnde Ärzte kontrollieren hierbei regelmäßig die Nierenfunktion und die Elektroyltkonzentrationen im Blut.
Welche Nebenwirkungen können bei Diuretika auftreten?
Neben der gewünschten Wirkung können Diuretika auch unerwünschte Wirkungen auslösen. Anzeichen hierfür sind:
- Niedriger Blutdruck
- Zu wenig Flüssigkeit im Körper (Exsikose) mit Folgeerscheinung wie beispielsweise Verwirrung
- Elektrolytstörung: veränderte Kalium- und Natriumspiegel
- Calciumverlust mit Knochenschwund (Osteoporose) als Folge
- allergische Reaktionen
- Erhöhung Blutzucker- und Harnsäurespiegel
- Müdigkeit, Schwindel, Schwächegefühl
- Muskelkrämpfe, Muskelverspannungen kommen besonders vor, wenn der Magnesiumwert absinkt (eine unerwünschte Wirkung der Schleifendiuretika)
- Hoher Blutzucker und niedrige Kaliumwerte können durch Thiazide ausgelöst werden
Aufgrund veränderter Elektrolytwerte (insbesondere Kalium) sollen regelmäßige Kontrollen der Werte durchgeführt werden. Besonders eine Änderung der Kaliumwerte kann zu Herzrhythmusstörungen führen.
Gibt es Wechselwirkungen zwischen Diuretika und anderen Arzneimitteln?
Diuretika bewirken vor allem eine erhöhte Harnausscheidung. Daher beeinflussen folgende Faktoren die Wirkung der Diuretika:
- Alkohol
- Lithium
- Abführmittel
- Antiarrhythmika
- Herzglykoside
- Zytostatika
- Glukokortikoide (Kortison)
- Kaliumpräparate sollen nur unter ärztlicher Kontrolle verwendet werden, wenn kaliumsparende Diuretika verwendet werden
- Betablocker (zur Behandlung eines hohen Blutdrucks) können durch Thiazide verstärkt werden
- Aminoglykosid (Antibiotikum) mit Schleifendiuretikum kann zu einer Schädigung der Hörleistung führen
Die Erhöhung des Kaliumspiegels unter einem kaliumsparenden Diuretikum lässt sich positiv beeinflussen, wenn gleichzeitig Bluthochdruckmedikamente wie ACE-Hemmer oder Sartane eingenommen werden. Dies ist aber auch mit kaliumhaltigen Nahrungsmitteln, wie zum Beispiel Bananen, möglich.
Allgemeine Hinweise:
- während einer Behandlung mit einem Diuretikum sollten die Elektrolytwerte regelmäßig kontrolliert werden. Vorrangig sind hier Kalium und Magnesium.
- Beachten Sie, dass auch einige Lebensmittel entwässernd wirken. Hierzu zählen grüner und schwarzer Tee, Kaffee, Kakaobohnen, Mate, Gurarana, Kolanüsse, Löwenzahn, Brennnessel, Birkenblätter, Schachtelhalmkraut, Goldrute, Orthosiphonblätter, Spargel, Ananas, Artischocke, Reis und geringem Maße Wein.
Veröffentlicht am: 05.09.2023
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ATC Code(s)
ATC Codes sind internationale Klassifikationen von Wirkstoffen und Arzneimitteln.
- C03, C03E, C03X
- Quelle: Gelbe Liste
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Quellen
Graefe K.: Duale Reihe Pharmakologie und Toxikologie. Thieme, Stuttgart 2016
Karajala, V. et al.: Diuretics in Acute Kidney Injury. Minerva Anestesiologica 2009, 75.5: 251–57
Sica, D. et al.: Thiazide and Loop Diuretics: Thiazide and Loop Diuretics. The Journal of Clinical Hypertension 2011, 13.9: 639–43
Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung e.V.: Pocket Leitlinie: Therapie der chronischen Herzinsuffizienz (Stand 2005)
Bundesärztekammer (BÄK), Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV), Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF). Nationale VersorgungsLeitlinie Chronische Herzinsuffizienz – Langfassung, 3. Auflage. Version 3. 2019
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