Potenzmittel - Anwendung, Wirkung und Nebenwirkungen

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Zusammenfassung
Potenzstörungen sind in allen Altersgruppen vertreten. Eigentlich verstand man unter einer Potenzstörung eine Zeugungsunfähigkeit, die nicht direkt etwas mit dem Penis des Mannes oder der Erektion (Samenerguss) zu tun hat. Heute sprechen die meisten von einer erektilen Dysfunktion (Erektionsstörung), wenn eine ungenügende Anzahl oder Dauer der Erektion, über einen Zeitraum von mindestens 6 Monaten, vorliegt. Kommt diese kurzzeitig vor, wird sie nicht als Erkrankung eingestuft. Eine krankhafte erektile Dysfunktion sollte von einem Arzt abgeklärt werden, denn diese kann auf ernsthafte Krankheiten hinweisen.
Neben einer Umstellung des Lebensstiles können medikamentöse Potenzmittel zum Einsatz kommen. Sildenafil ist der bekannteste Wirkstoff und gehört zu den Phopshodiesterase-5-Hemmern (PDE-5-Inhibitor). Sie finden unter anderem Anwendung bei Männern mit erektiler Dysfunktion. Als Tablette eingenommen verstärken sie die Erektion. Ohne eine sexuelle Stimulierung, entsteht aber keine Erektion. Unerwünschte Wirkungen sind beispielsweise Kopfschmerzen oder Schwindel.
Was sind Potenzmittel?
Potenzmittel, wie z.B. Sildenafil, sind Medikamente, welche die Erektion des Penis und damit das Sexualleben verbessern.
Bevor diese Wirkstoffe angewendet werden, wird Ihr Arzt ein ausführliches Gespräch mit Ihnen führen und eine sorgfältige körperliche Untersuchung (besonders Herzuntersuchungen) durchführen. Wichtig sind Vorerkrankungen und einzunehmende Arzneimittel, die ggf. gegen einen Einsatz solcher Potenzmittel sprechen können. Erektionsstörungen können verschiedene Ursachen haben. Potenzmittel sind nicht in der Lage das Problem ursächlich zu beheben. Sie wirken unterstützend auf die Erektion.
In Deutschland, der Schweiz und Österreich sind diese Medikamente allein über ein Rezept des Arztes verfügbar. Ob der Wirkstoff Krankenkassenleistung sein kann, sollte mit der jeweiligen Krankenkasse besprochen werden. Von einem Kauf ohne Rezept über z.B. das Internet, sollten Sie Abstand nehmen.
Wie wirken Potenzmittel?

Potenzmittel hemmen ein bestimmtes Enzym, die Phosphodiesterase Typ 5 (PDE-5). Neben dem Wirkstoff Sildenafil sind weitere Wirkstoffe dieser Gruppe zu nennen, wie Tadalafil, Vardenafil oder Avanafil.
Um zu verstehen, wofür genau die Phosphodiesterase-5 verantwortlich ist, ist es wichtig grob zu wissen, wie die Erektion des Penis abläuft. Der Penis besteht aus mehreren Schwellkörpern (Corpus cavernosum und spongiosum), welche für die Erektion verantwortlich sind.
Die Vergrößerung und auch Versteifung des Penis entstehen durch einen erhöhten Blutfluss. Sexuelle Erregung, zum Beispiel durch wahrgenommene Berührungen oder andere Reize, erzeugt einen verstärkten Blutfluss in die Schwellkörper. Der körpereigene Botenstoff Stickstoffmonoxid (NO) ist essenziell für die Bildung von sogenanntem cGMP (cyklisches Guanosinmonophsophat), welches für eine Erweiterung der penisversorgenden Gefäße verantwortlich ist. Durch größere Gefäße fließt mehr Blut und die Schwellkörper dehnen sich aus.
Aufgrund der Vergrößerung des Penis entsteht zunehmend mehr Druck auf die Venen (Blutgefäße), welche das Blut aus dem Penis transportieren. Dadurch verbleibt das Blut länger in den Schwellkörpern und die Erektion bleibt bestehen.
Die Phopshodiesterase-5 sorgt für den Abbau von cGMP. Durch die Einnahme von PDE-5-Hemmern wird dieser Abbau verhindert und es bleibt mehr cGMP übrig. Dadurch steigt der Blutfluss und die damit verbundene Erektion verstärkt sich. Die Wirkung bleibt solange bestehen, bis der Wirkspiegel sinkt und das Enzym wieder anfängt cGMP abzubauen.
Die Wirkung von Sildenafil setzt beispielsweise nach 30-60 Minuten ein. Wichtig für die Verbesserung der Erektion ist auch eine sexuelle Stimulation. Das heißt, die alleinige Einnahme von Sildenafil in Ruhe ohne sexuelle Reize sorgt nicht für eine Erektion. Erst wenn die Lust geweckt ist, verstärkt Sildenafil die sonst zu schwache Erektion. Es gibt verschiedene Einnahmemöglichkeiten als Schmelz-, Kau-, oder Schlucktablette.
Die allgemein übliche Dosierung für einen Erwachsenen beträgt 50mg Sildenafil ca. 60 Minuten vor dem Geschlechtsverkehr. Je nachdem kann in Absprache mit dem Arzt eine Verminderung auf 25mg oder Erhöhung auf 100mg notwendig sein. Wichtig ist, dass der Wirkstoff maximal 1-mal pro Tag und mit der maximalen Tageshöchstmenge von 100mg verwendet werden soll.
Wie und für welche Beschwerden werden Potenzmittel angewendet?
Ein medizinisch begründeter Einsatz ist die erektile Dysfunktion (Erektionsstörung). Darunter verstehen Mediziner eine nicht ausreichende Erektion und den damit verbundenen unbefriedigenden Geschlechtsverkehr. Ursächlich dafür können verschiedenste Erkrankungen des Gefäßsystems, Hormonhaushalts und der Nerven sein. Auch psychische Einflüsse, wie zum Beispiel Depressionen, sind häufig.
Die Phosphodiesterase-5-Hemmer wurden ursprünglich zur Behandlung von Herz-Kreislauferkrankungen entwickelt. Teilnehmer an den Studien zur Wirksamkeit bemerkten jedoch zunehmend starke Erektionen. Durch die Wirkung auf das männliche Glied ist der Einsatz in anderen medizinischen Bereichen zunehmend in den Hintergrund geraten und die erektile Dysfunktion ist mittlerweile der Hauptanwendungsbereich.
Anderer Einsatzbereich der Phosphodiesterase-5-Hemmer ist die Pulmonale Hypertonie (ein erhöhter Druck in den Blutgefäßen der Lunge, Lungenhochdruck).
Nicht eingenommen werden sollten Phosphodiesterase-5-Hemmer wenn:
- Eine gleichzeitige Therapie mit Nitraten (gefäßerweiternde Medikamente zur Behandlung eines hohen Blutdrucks) durchgeführt wird
- Schwere Herz- oder Lebererkrankungen vorliegen
- Ein sehr hoher oder sehr niedriger Blutdruck vorliegt oder vor kurzem ein Schlaganfall oder Herzinfarkt erlitten wurde
- Innerhalb der letzten 6 Monate ein Herzinfarkt oder Schlaganfall vorkam
Gut zu wissen:
Vor der Einnahme von Phosphodiesterase-5-Hemmern untersucht der Arzt vor allem die Herzfunktion. Schwere Herz- oder Gefäßerkrankungen sprechen gegen die Einnahme dieser Potenzmittel.
Welche Nebenwirkungen können bei Potenzmittel auftreten?
Phosphodiesterase-5-Hemmer können neben der erwünschten Wirkung auch unerwünschte Wirkungen auslösen. Anzeichen hierfür sind:
- Kopfschmerzen, Schwindel, Tinnitus (Ohrgeräusche), Migräne
- Durchfall, Übelkeit
- Gliederschmerzen
- Hautrötung, vor allem im Gesicht
- Sehstörungen, trockene Augen, Augenschmerzen
- Hautausschlag
- verstopfte Nasen
- Hitzewallung
- Schlafstörungen, Angst, nächtlicher Schweiß
- Husten
- Haarausfall
- Fieber
- Hoher oder niedriger Blutdruck, erhöhter Puls
Gibt es Wechselwirkungen zwischen Potenzmittel und anderen Wirkstoffen?
Es ist wichtig, dass Ihr Arzt weiß, welche Medikamente Sie verwenden, verwendet haben oder verwenden wollen. Ein besonderes Augenmerk sollte auf folgendes gelegt werden:
- eine gleichzeitige Behandlung mit einem Nitrat (zur Behandlung eines hohen Blutdrucks), kann zu einem gefährlich Blutdruckabfall führen
- Amylnitrit, auch als Poppers bekannt, kann ebenfalls zu einem gefährlichen Blutdruckabfall führen
- Während der gleichzeitigen Einnahme von Medikamenten zur Behandlung einer HIV-Infektion, sollte das Potenzmittel in niedrigster Stärke verwendet werden
- Patienten, die gleichzeitig einen Alphablocker (zur Behandlung eines hohen Blutdrucks) verwenden, sollten mit verstärkt auftretenden unerwünschten Wirkungen rechnen. Hierzu zählen Schwindel und Benommenheit.
Alkohol kann die Wirkung des Potenzmittels herabsetzen. Vermeiden Sie übermäßige Mengen Alkohol.
Wenn es im Verlauf der Einnahme oder in der Zeit, wenn noch Wirkstoff im Körper vorhanden ist, zu einem Herzinfarkt oder zu anfallsartigen Schmerzen in der Herzgegend kommt, ist Vorsicht geboten. Unabhängig von der Einnahme eines Potenzmittels ist die Abklärung in einer Notaufnahme nötig. Wichtig ist dann, die Einnahme des Potenzmittels zu kommunizieren. Denn häufig verabreichen Mediziner in der Akutphase eines Herzinfarkts sogenannte Nitrate. Eine zu den Potenzmitteln ähnliche Wirkweise sorgt für eine Weitstellung der Herzkranzgefäße. Durch diese Dopplung der Weitstellung von Gefäßen versackt das Blut und es kann nicht richtig aus dem Körper in Richtung Herz zurück gepumpt werden. Die Folge ist ein lebensgefährlicher Abfall des Blutdrucks.
Allgemeine Hinweise und Tipps:
- Sprechen Sie in Ihrer Partnerschaft offen und holen Sie rechtzeitig Rat vom Arzt ein, um eine genaue Diagnose und therapeutische Maßnahme zu erhalten
- Vermeiden Sie Medikamente aus zweifelhaften Quellen
- Erlernen Sie Entspannungsübungen. Hier eignen sich autogenes Training oder Yoga
- Beckenbodentraining und Atemtechniken können unterstützen
- Es können auch andere Hilfsmittel verwendet werden, um eine Erektion zu verbessern. Eine Vakuumpumpe oder ein Penisring zum Beispiel verhindern den Rückfluss des Blutes aus den Schwellkörpern
Veröffentlicht am: 19.01.2024
Quellen
Bönisch, H.: Duale Reihe Pharmakologie und Toxikologie. Thieme, Stuttgart 2016
Haensch C.-A. et al.: Diagnostik und Therapie der erektilen Dysfunktion, S1-Leitlinie 2018; in: Deutsche Gesellschaft für Neurologie (Hrsg.), Leitlinien für Diagnostik und Therapie in der Neurologie. Online: www.dgn.org/leitlinien
Gong, B. et al.: Direct Comparison of Tadalafil with Sildenafil for the Treatment of Erectile Dysfunction: A Systematic Review and Meta-Analysis. International Urology and Nephrology, 2017; 49(10): 1731–40
Khera, M. et al.: Erectile Dysfunction. BMJ Clinical Evidence, 2011; 1803
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