Aciclovir - Anwendung, Wirkung und Nebenwirkungen

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Zusammenfassung
Aciclovir ist ein antivirales Medikament, das die Vermehrung von Herpesviren hemmt. Diese Viren verursachen beispielsweise Lippenherpes, Gürtelrose und Windpocken. Das Arzneimittel kann lokal (als Creme) oder systemisch (als Tablette, Injektion oder Infusion) angewandt werden. Da Aciclovir direkt auf das Erbgut infizierter Zellen wirkt (virustatische Wirkung), ist es gut verträglich. Wichtig für eine erfolgreiche Therapie ist der frühzeitige Einsatz kurz nach Ausbruch der Erkrankung. Zudem muss das Medikament vergleichsweise häufig verabreicht werden. Grundsätzlich sollte wegen der Möglichkeit der Kristallbildung im Urin ausreichend Flüssigkeit aufgenommen werden, insbesondere von älteren Patienten und solchen mit Niereneinschränkungen.
Was ist Aciclovir?
Aciclovir kommt bei Erkrankungen zum Einsatz, die durch Herpesviren verursacht werden. Es zählt zur Arzneimittelgruppe der Virustatika, die auf die Vervielfältigung des Erbguts der Viren wirkt und somit deren Vermehrung verringert.
Der Wirkstoff wird lokal als Creme, Gel oder Salbe angewendet, um die Dauer des Ausbruchs zu verkürzen und die Symptome zu mildern. Bei Lippenherpes beispielsweise verringert sich die Dauer der Erkrankung um ungefähr einen Tag. Zudem können diese lokalen Anwendungen die Bildung von Bläschen und Krusten teilweise verhindern. Für diese Darreichungsform wird in Deutschland kein Rezept benötigt.
Im Gegensatz dazu sind Präparate mit Aciclovir in Tablettenform in Deutschland rezeptpflichtig. Auch diese Anwendungsform kann die Dauer einer Lippenherpes-Infektion um etwa einen Tag verkürzen. Ob Tabletten wirksamer sind als eine äußerliche Behandlung, ist nicht belegt.
Wie wirkt Aciclovir?
Viren benötigen für ihre Vermehrung ein Enzym, die Polymerase, die das Virus-Erbgut (DNA) herstellt. Aciclovir liegt zunächst als inaktive Substanz vor. Sobald es in die von Viren befallenen Zellen gelangt, erfolgt eine Umwandlung zu dem aktiven Wirkstoff Aciclovirtriphosphat. Die Polymerase baut nun die aktive Form fälschlicherweise als Baustein in die Virus-DNA ein. Durch diesen „Fehler“ können keine weiteren Bauteile an die DNA-Kette angehängt werden, und es kommt zum Abbruch der Kette. Die Virenvermehrung ist somit gestoppt.
Die sogenannte Halbwertszeit, in der die Konzentration des Arzneimittels im Körper des Patienten auf ihren halben Wert sinkt, ist bei Aciclovir mit knapp drei Stunden relativ kurz. Die Niere scheidet bis zu 80 Prozent des Medikaments unverändert aus. Daher muss der Wirkstoff relativ häufig verabreicht werden.
Wie und bei welchen Beschwerden wird Aciclovir angewendet?
Aciclovir kommt zum Einsatz bei Infektionen mit
- Herpes-simplex-Viren (Typ 1 und 2)
- Varizella-Zoster-Viren
Diese Viren verursachen
- Lippenherpes (Herpes labialis)
- Genitalherpes (Herpes genitalis)
- Hirnentzündung (Herpes simplex Enzephalitis)
- Hornhautentzündung (Herpes simplex Keratitis)
- Gürtelrose (Herpes zoster, ist speziell das Gesicht betroffen, spricht man von Zoster ophthalmicus)
- Windpocken
Folgende Anwendungsformen sind möglich (und richten sich nach der Erkrankung):
- Creme, Lippencreme oder Augensalbe
- (Film-)Tablette
- Infusion (besonders angezeigt bei immungeschwächten Personen, bei denen ein schwerer Verlauf der Krankheit auftreten könnte)
- Injektion
- Suspension
Folgende Dosierungen werden empfohlen, bei einer möglichst frühen Verabreichung (innerhalb der ersten 24 Stunden nach Ausbruch):
- Creme: Gegen Lippenherpes wird die Creme fünfmal täglich alle vier Stunden dünn auf die betroffene Haut aufgetragen.
- Tablette: Bei einer Infektion mit Herpes simplex nehmen Erwachsene fünfmal täglich eine Tablette mit 200 Milligramm Aciclovir in einem Abstand von vier Stunden ein. Bei Herpes zoster empfiehlt sich alle vier Stunden eine Dosis von 800 Milligramm.
- Infusion: Eine Lösung aus beispielsweise 25 Milligramm/Milliliter Konzentrat ist durch langsame Infusion intravenös innerhalb einer Stunde alle acht Stunden zu verabreichen. Die Behandlung kann fünf bis 21 Tage dauern. Bei der Behandlung von Kindern wird das Körpergewicht berücksichtigt (zum Beispiel 20 Milligramm/Kilogramm Körpergewicht alle vier Stunden). Bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion ist besonders bei Infusionen Vorsicht geboten.
Im Falle einer Überdosierung können sich Kristalle im Blut bilden. Dann ist eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr zu gewährleisten. Gegebenenfalls wird der Wirkstoff per Blutwäsche (Hämodialyse) aus dem Blutkreislauf entfernt.
Eine individuelle Anpassung der Dosierung sollte in Abhängigkeit von der Darreichungsform bei bestimmten Patientengruppen erfolgen:
- Bei älteren Patienten könnte eine gestörte Nierenfunktion vorliegen, daher ist eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr während der Einnahme besonders wichtig.
- Bei Patienten, insbesondere Kindern, mit Nierenfunktionsstörung ist die Dosierung entsprechend der Schwere der Störung anzupassen.
- Bei stark übergewichtigen (adipösen) Patienten sollte die Berechnung der Dosis einer Infusion nicht nur nach dem Körpergewicht erfolgen, um eine Überdosierung zu vermeiden.
Auch bei Säuglingen und Kleinkindern kommt Aciclovir zum Einsatz.
Nicht eingenommen werden sollte Aciclovir von Personen, die überempfindlich auf den Wirkstoff oder Bestandteile des zu verabreichenden Arzneimittels reagieren.
In der Schwangerschaft und Stillzeit ist Aciclovir in Tablettenform mit Vorsicht und unter sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung einzusetzen. Die lokale Anwendung als Creme ist jedoch bei Schwangeren und Stillenden problemlos möglich.
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Welche Nebenwirkungen können bei Aciclovir auftreten?
Cremes und Tabletten mit antiviralen Wirkstoffen wie Aciclovir sind in der Regel gut verträglich. Nebenwirkungen treten oft erst bei höheren Dosierungen oder bei einer Infusionstherapie auf.
Nebenwirkungen treten oft erst bei höheren Dosierungen oder bei einer Infusionstherapie auf.
Zu den häufigsten Nebenwirkungen von Aciclovir zählen
- Kopfschmerzen
- Schwindel
- Verdauungsstörungen (Übelkeit, Erbrechen, Durchfall)
- Hautreaktionen (wie Ausschlag, Juckreiz, Abschuppung)
Weitere Nebenwirkungen können je nach Darreichungsform mit unterschiedlicher Häufigkeit auftreten, etwa Nierenfunktionsstörungen, Fieber, Auswirkungen auf das zentrale Nervensystem (wie Müdigkeit, Verwirrung, Niedergeschlagenheit), allergische Reaktionen und Venenentzündungen (Phlebitis).
Gibt es Wechselwirkungen mit Aciclovir?
Bei einer Anwendung von Aciclovir als Creme sind keine Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten zu erwarten.
Wird das Arzneimittel als Tablette oder Infusion verabreicht, können Wechselwirkungen unter anderem auftreten in Kombination mit
- Gicht-Medikament (Probenecid)
- Mittel gegen Sodbrennen (Cimetidin)
- Antiasthmatikum (Theophyllin)
- Immunsuppressiva (Mycophenolat-Mofetil, Ciclosporin, Tacrolimus)
- Lithium (zur Behandlung psychischer Störungen)
Informieren Sie Ihren Arzt, wenn Sie andere Medikamente verwenden, kürzlich verwendet haben oder verwenden wollen. Zudem können Sie wichtige Medikamentenwechselwirkungen ganz einfach online checken.
Veröffentlicht am: 25.04.2023
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ATC Code(s)
ATC Codes sind internationale Klassifikationen von Wirkstoffen und Arzneimitteln.
- ATC D06BB03, ATC D06BB03, ATC J05AB01, ATC S01AD03
- Quelle: Gelbe Liste
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Quellen
[1] Deutsche Apotheker Zeitung https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2019/06/28/varizella-zoster-ein-virus-zwei-gesichter
[2] Embryotax https://www.embryotox.de/arzneimittel/details/aciclovir/
[3] Gelbe Liste https://www.gelbe-liste.de/wirkstoffe/Aciclovir_231
[4] Gesundheitsinformation https://www.gesundheitsinformation.de/lippenherpes.2604.de.html
[5] Gesundheitsinformation https://www.gesundheitsinformation.de/wie-gut-helfen-cremes-und-tabletten-bei.2604.de.html
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