Botox – Anwendung, Wirkung und Nebenwirkungen

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Zusammenfassung
Botulinumtoxin (Botox) ist ein vom Bakterium Clostridium Botulinum erzeugtes, sehr starkes Nervengift. In der Medizin wird es aufgrund seiner muskelentspannenden Wirkung bei verschiedenen Krankheitsbildern zur Symptomlinderung eingesetzt. Dazu zählen beispielsweise bestimmte Blasenfunktionsstörungen und Erkrankungen des Nervensystems, die mit einer erhöhten Muskelspannung einhergehen. Darüber hinaus wird Botulinumtoxin in bestimmten Fällen zur Vorbeugung von Migräneanfällen sowie bei einer Überfunktion der Schweißdrüsen angewendet. Unabhängig von der Erkrankung wird Botox von einem Arzt oder einer Ärztin mittels einer Spritze verabreicht – in der Regel direkt in den betroffenen Muskel – und wirkt meist für mehrere Monate, bevor die Anwendung wiederholt werden muss.
Was ist Botox?
Viele Menschen kennen Botox als ein Medikament, das in der kosmetischen Medizin zur Glättung von Falten eingesetzt wird. Der Wirkstoff von Botox, Botulinumtoxin, ist ein starkes Nervengift und unter allen bekannten Toxinen das für den Menschen giftigste. Bekannt wurde die Substanz ursprünglich durch eine lebensgefährliche Form der Lebensmittelvergiftung, den Botulismus. Botulinumtoxin ist ein Stoffwechselprodukt des Bakteriums Clostridium botulinum, das sich vor allem in luftdicht verpackten Lebensmitteln wie Wurst- und Fischkonserven stark vermehren kann. Werden entsprechende Lebensmittel vor dem Verzehr nur unzureichend erhitzt, kann das enthaltene Botulinumtoxin schon in geringsten Mengen einen Botulismus auslösen. Dabei kommt es zu einer fortschreitenden Lähmung der Muskulatur, einschließlich der Herz- und Atemmuskulatur. In der Medizin wird Botox nicht nur kosmetisch zur Faltenglättung, sondern auch zur Symptomlinderung bei verschiedenen Krankheitsbildern eingesetzt.
Botulinumtoxin ist vielen Menschen nur als Botox bekannt. Dabei handelt es sich allerdings nicht um den tatsächlichen Namen des Nervengifts, sondern um eine geschützte Markenbezeichnung für das botulinumtoxin-haltige Präparat eines Pharmaunternehmens.
Wie wirkt Botox?
Botulinumtoxin ist ein Nervengift, das beim Menschen zu einer Lähmung der Muskulatur führt. Der betroffene Muskel kann sich also unter dem Einfluss des Toxins nicht mehr zusammenziehen (kontrahieren).
Muskelkontraktionen und damit Bewegungen entstehen normalerweise dadurch, dass mit dem Muskel in Verbindung stehende Nervenzellen einen Botenstoff, das sogenannte Acetylcholin, ausschütten. Das freigesetzte Acetylcholin bindet von außen an die Muskelzellen und aktiviert dadurch im Inneren der Muskelzellen Vorgänge, die dazu führen, dass sich die Muskelzellen kurzfristig zusammenziehen. Das an die Muskelzellen gebundene Acetylcholin wird vom Organismus rasch wieder abgebaut. Der Muskel erschlafft daraufhin, bis durch erneute Ausschüttung von Acetylcholin die nächste Bewegung eingeleitet wird. Botulinumtoxin verhindert die für eine Bewegung erforderlichen Muskelkontraktion, indem es die Freisetzung von Acetylcholin aus den Nervenzellen langfristig blockiert. Dadurch kommt es zu einer anhaltenden Muskelerschlaffung. Darüber hinaus hemmt Botulinumtoxin bestimmte Botenstoffe, die an der Schmerzwahrnehmung beteiligt sind und unterdrückt die Ausschüttung von Sekret aus bestimmten Drüsen, beispielsweise den Schweißdrüsen.
Wie und bei welchen Beschwerden wird Botox eingesetzt?

In der ästhetischen Medizin wird die muskelentspannende Wirkung von Botulinumtoxin zur Glättung von Falten genutzt. Darüber hinaus wird Botox bei verschiedenen neurologischen Krankheitsbildern eingesetzt, die mit einer erhöhten Muskelspannung (Spastik) in bestimmten Körperregionen einhergehen:
- Schiefhals (zervikale Dystonie)
- Wiederkehrende oder anhaltende Krämpfe der Augenlider (Blepharospasmus) und Gesichtszuckungen
- Erhöhte Muskelspannung im Bereich der Fuß- und Handgelenke nach einem Schlaganfall
- Erhöhte Muskelspannung der Fußgelenke und des Fußes bei Personen mit infantiler Zerebralparese
Zudem wird Botox bei verschiedenen Blasenfunktionsstörungen angewendet:
- Überaktive Blase mit übermäßigem und häufigem Harndrang und Inkontinenz, sofern die Betroffenen nicht ausreichend auf herkömmliche Therapien angesprochen haben
- Harninkontinenz bei Erwachsenen, bei denen die Muskelspannung des Blasenmuskels aufgrund bestimmter Verletzungen des Rückenmarks oder einer Multiplen Sklerose erhöht ist
Weitere Anwendungsgebiete sind
- eine unnatürlich starke Schweißbildung aufgrund einer Überfunktion der Schweißdrüsen im Bereich der Achseln (Hyperhidrosis axillaris) .
- die Vorbeugung von Migräneanfällen bei Menschen mit chronischer Migräne, die andere vorbeugende Therapien nicht vertragen oder bei denen diese keine ausreichende Wirkung gezeigt haben.

Die Verabreichung von Botulinumtoxin erfolgt durch einen Arzt oder eine Ärztin, die Dosierung hängt vom verwendeten Präparat sowie der zugrundeliegenden Erkrankung ab. Der Wirkstoff wird direkt in den Muskel gespritzt, der zum Erschlaffen gebracht werden soll. Bei der Faltenglättung wird der Wirkstoff unter die Haut verabreicht. Da die Wirkung nach einiger Zeit nachlässt, ist es in der Regel notwendig, die Behandlung regelmäßig zu wiederholen. Meist setzt die Wirkung von Botulinumtoxin innerhalb weniger Tage ein und hält für mindestens drei Monate an.
Welche Nebenwirkungen können bei Botox auftreten?
Allgemeine Nebenwirkungen, die bei der Verabreichung von Botox auftreten können, sind:
- Örtlich begrenzte Muskelschwäche
- Muskelschwäche in angrenzenden oder entfernten Muskeln
- Nebenwirkungen im Bereich der Verabreichungsstelle (Schmerzen, Entzündungen, Lähmungen, Sensibilitätsstörungen, Druckempfindlichkeit, Schwellungen, Hautrötung, Infektionen, Blutungen, Blutergüsse)
- Fieber
- Grippeähnliche Symptome
- Erniedrigter Blutdruck
- Ohnmacht
Je nach zugrundeliegender Erkrankung, Verabreichungsstelle und Alter der behandelten Personen sind zahlreiche weitere Nebenwirkungen möglich. Für Betroffene ist es ratsam, diese im Vorfeld der Behandlung mit der behandelnden Arztpraxis oder der betreuenden Apotheke abzuklären.
Gibt es Wechselwirkungen bei Botox?
Für Botox wurden keine klinisch relevanten Wechselwirkungen beschrieben. Allerdings wurden entsprechende Wechselwirkungen bislang nicht gezielt in wissenschaftlichen Studien untersucht. Es ist denkbar, dass die Wirkung von Botulinumtoxin durch folgende Medikamente verstärkt wird:
- Aminoglykosidantibiotika
- Spectinomycin
- Andere Arzneimittel, die die Reizleitung vom Nerv auf den Muskel beeinflussen
Kommt es bei der Anwendung eines Botulinumtoxins zu einer muskulären Schwäche, kann sich diese zusätzlich verstärken, wenn vorzeitig, also bevor die Wirkung abgeklungen ist, ein anderes Botulinumtoxin-Präparat verabreicht wird.
Veröffentlicht am: 21.01.2025
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ATC Code(s)
ATC Codes sind internationale Klassifikationen von Wirkstoffen und Arzneimitteln.
- M03AX21, M03AX22
- Quelle: Gelbe Liste
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Quellen
[1] Mutschler Arzneimittelwirkungen. 11. Auflage. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart (2020).
[2] Apotheken Umschau. Beipackzettel Botox. https://www.apotheken-umschau.de/medikamente/beipackzettel/botox-100-allergan-einheiten-plvzhereinj-lsg-1610232.html?file=c06c4d85130cbee45d24f79bda0128c3
[3] Pschyrembel. Online. Botulinumtoxine. https://www.pschyrembel.de/Botulinumtoxine/K042J
[3] Pschyrembel. Online. Clostridium botulinum. https://www.pschyrembel.de/Clostridium%20botulinum/K052K
[4] Pschyrembel. Online. Botulismus. https://www.pschyrembel.de/Botulismus/K042K
[5] Deutsche Hirnstiftung. Botulinumtoxin – ein heilsames Gift. https://hirnstiftung.org/2021/09/magazin-1-botulinumtoxin/
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