Budesonid - Anwendung, Wirkung und Nebenwirkungen

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Zusammenfassung
Budesonid ist ein Wirkstoff, der mit dem Kortison verwandt ist. Kortison ist ein Hormon, welches vom Körper selber hergestellt wird. Vor allem bei chronisch entzündlichen Reaktionen im Körper, beispielsweise des Verdauungstraktes oder der Atemwege kommt Budesonid zur Anwendung. Der Wirkstoff hemmt körpereigene Prozesse, die eine Entzündung im Körper immer weiter nähren. Optimal wirkt der Budesonid erst, wenn es regelmäßig angewendet wird. Budesonid wird heute vor allem lokal bei saisonalen Allergien wie Heuschnupfen, entzündlichen Erkrankungen der Atemwege wie Asthma, der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) oder chronisch entzündlichen Erkrankungen des Darmtrakts, wie Morbus Crohn, eingesetzt. Zu den häufigsten Nebenwirkungen von Budesonid zählen örtliche Pilzerkrankungen im Mund- oder Nasenraum, Husten und Halsirritationen, Lungenentzündung, sowie Schluckbeschwerden. Budesonid ist in Deutschland sowie in den meisten europäischen Ländern rezeptpflichtig und als Tablette, Spray, Suspension, Schaum, Klysmen oder Zäpfchen erhältlich.
Was ist Budesonid?
Budesonid ist ein Wirkstoff, der mit Kortison (Glucocorticoid) verwandt ist. Angewendet wird Budesonid vor allem um chronisch entzündliche Reaktionen im Körper, wie zum Beispiel der Atemwege oder des Verdauungstraktes, zu vermindern. Der Wirkstoff hemmt körpereigene Prozesse, die eine Entzündung im Körper immer weiter nähren. So könnte sich bei einer chronischen Erkrankung die Entzündung verselbständigen und durch Schwellungen der betroffenen Haut bzw. Schleimhaut weit reichenden Beschwerden zeigen.
Optimal wirkt der Stoff erst, wenn er regelmäßig angewendet wird. Budesonid wird bei ganzjährigem oder saisonalem allergischem Schnupfen wie Heuschnupfen (allergische Rhinitis), Asthma bronchiale, COPD (chronisch obstruktiven Lungenerkrankung) und chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen wie Colitis ulcerosa oder Morbus Crohn angewendet. 2018 wurde Budesonid z.B. in Deutschland, auch zur Behandlung der eosinophilen Ösophagitis (allergieartige chronische Entzündung der Speiseröhre) zugelassen.
Wie wirkt Budesonid?
Im Körper entfaltet Budesonid seine Wirkung, indem es an bestimmte Andockstellen, den Glucocorticoid-Rezeptoren, verschiedener Körperzellen bindet. Dort verändert Budesonid die Stoffwechselprozesse der Zelle. Hierdurch wird die Reaktion auf einen allergieauslösenden Stoff gehemmt und eine Entzündung vermieden. Gleichzeitig hemmt Budesonid die Ausschüttung von Botenstoffen, die eine Immunreaktion auslösen.
Wie und bei welchen Beschwerden wird Budesonid angewendet?
Budesonid ist angepasst an die jeweilige Erkrankung in verschiedenen Darreichungsformen erhältlich und wird unter anderem eingesetzt für
- entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn, Colitis ulcerosa und akuter mikroskopischer Kolitis
- entzündliche Erkrankungen der Speiseröhre wie der eosinophilen Ösophagitis
- Atemwegserkrankungen wie Asthma bronchiale, COPD
- die nasale Anwendung bei allergischem Schnupfen und Nasenpolypen
- Autoimmunhepatitis (Leberentzündung) bei Erwachsenen
Orale Anwendung von Budesonid
Unter anderem ist dieser Wirkstoff für die Behandlung von Morbus Crohn, leichter bis mäßig schwerer Colitis ulcerosa und akuter mikroskopischer Kolitis ist Budesonid zur oralen Anwendung in verschiedenen Darreichungsformen geeignet: als Hartkapsel mit veränderter Wirkstofffreisetzung, Retardtabletten, Schmelztabletten unterschiedlicher Wirkstärken und als magensaftresistentes Granulat (wird erst im Darm gelöst).
Die empfohlene Tagesdosis von Erwachsenen, für diese Erkrankungen liegt bei 9 Milligramm Budesonid. Das Medikament soll z.B. bei Morbus Crohn, etwa eine halbe Stunde vor dem Frühstück unzerkaut, mit reichlich Flüssigkeit eingenommen. In der Regel dauert es 2-4 Wochen, bis die vollständige Wirkung erreicht wird. Die Therapie wird im Allgemeinen 8 Wochen durchgeführt.
Auch eine Autoimmunhepatitis von Erwachsenen kann mit Budesonid behandelt werden. Die empfohlene Tagesdosis beträgt hier 3x tägl. 3 mg = 9mg pro Tag. Später wird die Dosierung meist auf 6 mg pro Tag gesenkt, um die Wirkung zu erhalten. Wenn möglich, sollte die Anwendung von Budesonid in der Erhaltungsphase mit dem Immunsuppressivum Azathioprin kombiniert werden.
Für die innere Anwendung von Budesonid liegen für Kinder unter zwölf Jahren kaum Erfahrungswerte vor. Eine Behandlung mit dem Wirkstoff Budesonid sollte hier vermieden werden. Für die Altersgruppe von zwölf bis 18 Jahren liegen bisher keine Dosisempfehlung vor.
Eine innerliche Behandlung mit dem Wirkstoff Budesonid sollte nicht abrupt beendet, sondern schrittweise reduziert werden. Dies nennt man ausschleichendes Absetzen.
Rektale Anwendung von Budesonid
Zur Akutbehandlung der Colitis ulcerosa sind für Erwachsene zusätzlich ein Rektalschaum, Klysmen und eine Rektalsuspension zur Einführung in den Enddarm mit zwei Milligramm Budesonid erhältlich. Die Rektalsuspension und die Klysmen ist für die abendliche Anwendung (können aber auch morgens verwendet werden, wenn man nach dem Einführen 5 Minuten auf der linken und 5 Minuten auf der rechten Seite liegen bleibt), der Rektalschaum eignet sich in der gleichen Dosierung sowohl für die Anwendung morgens als auch abends. In der Regel wird die Behandlung mit diesem Medikament 4 Wochen andauern und kann durch den Arzt im Bedarfsfall auf 8 Wochen verlängert werden. Die volle Wirkung tritt meist nach zwei bis vier Wochen ein.
Inhalation von Budesonid
Für Kinder und Jugendliche liegen keine Daten zur Anwendung bei COPD vor. Erwachsene jedoch inhalieren zweimal täglich eine Dosis von 200 bis 400 Mikrogramm Budesonid.
Budesonid in Form der Pulverinhalation mit einem entsprechenden Inhalator gehört bei Asthma bronchiale in der Regel zur Langzeitbehandlung. Ist das Asthma leicht bis mäßig und die Erkrankung stabil, kann von einer zweimal täglichen Dosierung auf eine einmal tägliche reduziert werden. Dabei
liegt die ein- bis zweimal tägliche Dosis für Erwachsene und Jugendliche über zwölf Jahren bei 400 Mikrogramm Budesonid. Die maximale tägliche Dosis beträgt 1600 Mikrogramm täglich. Kinder von fünf bis zwölf Jahren erhalten in der Regel 400µg pro Tag. Bei Bedarf wird der Arzt diese auf maximal 800µg pro Tag erhöhen.
Vernebler
Asthma bronchiale kann in der Langzeittherapie auch über einen Vernebler mit einer Budesonid-Suspension behandelt werden. Diese Behandlung eignet sich besonders, wenn Treibmittel- oder Pulverinhalatoren nicht infrage kommen.
Dabei erhalten Säuglinge ab dem sechsten Monat sowie Kinder bis zu zwölf Jahren üblicherweise zweimal täglich eine Dosis von 0,5 bis 1 Milligramm. Die allgemeine Dosis für Erwachsene und Jugendliche über zwölf Jahren liegt bei ein bis zwei Milligramm Budesonid zweimal täglich. Um die Beschwerdefreiheit zu erhalten, kann die Einnahme von Budesonid auf die individuell niedrigste Dosis eingestellt werden. Dafür eignet sich bei Säuglingen ab dem sechsten Monat sowie Kindern bis zwölf Jahren eine zweimal tägliche Dosis von 0,25 bis 0,5 Milligramm. Diese kann für Menschen ab zwölf Jahren auf 0,5 bis ein Milligramm erhöht werden.
Nasale Anwendung
Für die Behandlung und die Vorbeugung von saisonbedingtem und ganzjährigem allergischen Schnupfen (wie zum Beispiel Heuschnupfen) und Nasenpolypen ist Budesonid als Nasenspray mit 32, 50 und 64 Mikrogramm pro Sprühstoß erhältlich.
Für Erwachsene und Kinder ab sechs Jahren wird eine zweimal tägliche Standarddosis von 64 Mikrogramm pro Nasenloch oder einmal täglich 128 Mikrogramm pro Nasenloch empfohlen. Bei allergischem Schnupfen kann auch eine geringere Dosis von 50 Mikrogramm zweimal täglich pro Nasenloch angewendet werden. Eltern sollten ihre Kinder bei der Einnahme unterstützen und anleiten.
Nicht angewendet sollte Budesonid bei
- Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff
- schwerer Leberfunktionsstörung wie Leberzirrhose
- schwerer Niereninsuffizienz (hier nur in Rücksprache mit dem behandelnden Arzt bzw. der Ärztin)
Budesonid unterdrückt das Immunsystem, daher ist es wichtig, regelmäßig zu den ärztlichen Kontrolluntersuchungen zu gehen, vor allem, wenn bereits andere Erkrankungen wie Bluthochdruck, Tuberkulose oder Diabetes mellitus bestehen. Das Risiko für eine systemische, also den ganzen Körper betreffende, Glucocorticoid-Nebenwirkung ist in solchen Fällen besonders hoch, wenn über einen längeren Zeitraum eine hohe Dosis eingenommen wurde.
Durch die Unterdrückung des Immunsystems begünstigt Budesonid Infektionen und einen schwereren Verlauf derselben. Daher sollte während der Einnahme eine Infektion mit Windpocken oder Masern unbedingt vermieden und im Verdachtsfall umgehend ein Arzt aufgesucht werden.
Liegt bei einer Lebererkrankung keine Zirrhose vor oder ist die Funktion nur geringfügig beeinträchtigt, sind keine speziellen Dosierungsanpassungen erforderlich.
Während einer Schwangerschaft sollten Frauen vermeiden, Budesonid oral oder rektal einzunehmen, es sei denn, der Nutzen übersteigt nach ärztlicher Abwägung die Nachteile. Dies gilt auch für die inhalative Anwendung. Die nasale Anwendung sollte vor allem im ersten Trimester der Schwangerschaft nur nach ärztlicher Empfehlung erfolgen.
Welche Nebenwirkungen von Budesonid können auftreten?
Je nachdem, für welche Erkrankung und in welcher Darreichungsform Budesonid eingenommen wird, unterscheiden sich die Nebenwirkungen.
Sehr häufig tritt das Cushing-Syndrom auf. Dabei kann es zu verschiedenen Symptomen kommen wie
- einem Vollmondgesicht durch Fetteinlagerungen
- Stammfettsucht, eine Form von Adipositas, bei der die Fettverteilung am Körper hauptsächlich den Oberkörper betrifft
- Diabetes mellitus
- Bluthochdruck (Hypertonie)
Häufige Nebenwirkungen sind unter anderem
- Pilzerkrankungen (Candidosen) im Nasen-Rachen-Raum
- Reizmagen (Dyspepsie)
- erhöhtes Infektionsrisiko
- Muskel- und Gelenkschmerzen, Muskelschwäche und -zuckungen
- Knochenschwund (Osteoporose)
- Kopfschmerzen
- Depressionen
Gibt es Wechselwirkungen mit Budesonid?
Budesonid kann bei gleichzeitiger Einnahme andere Wirkstoffe in ihrer Wirkung verändern oder selbst nicht mehr wie gewünscht wirken:
Unter anderem zählen dazu:
- Herzglykoside, die zur Behandlung von Herzrhythmusstörungen eingesetzt werden. Ihre Wirkung kann durch Budesonid verstärkt werden.
- Anti-Pilzmittel wie Ketoconazol zur Vorbeugung und Behandlung von Pilzerkrankungen der Haut, z.B. Fußpilz, erhöhen die Konzentration von Budesonid im Blut um das sechsfache. Die bisherige Datenlage lässt keine Dosisempfehlung für die zeitgleiche oder um zwölf Stunden zeitversetzte Einnahme von Ketoconazol und Budesonid zu.
- Cobicistat-haltige Produkte und CYP3A-Inhibitoren, das heißt Hemmstoffe, die bestimmte Enzyme daran hindern, Budesonid in der Leber abzubauen, führen in Kombination mit Budesonid zu einer hohen Blutkonzentration des Kortisons. Damit steigt die Gefahr von Nebenwirkungen, die den ganzen Körper betreffen (systemische Nebenwirkung).
- Bei Grapefruitsaft besteht ebenfalls die Wahrscheinlichkeit, dass sich bei gleichzeitiger Einnahme die Plasmakonzentration von Budesonid erhöht.
- Carbamazepin (gegen Epilepsie) und Rifampicin (Antibiotikum) können die Konzentration von Budesonid im Blut verringern und eine entsprechende Dosisanpassung nötig machen.
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ATC Code(s)
ATC Codes sind internationale Klassifikationen von Wirkstoffen und Arzneimitteln.
- A07EA06, D07AC09, R01AD05, R03BA02
- Quelle: Gelbe Liste
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Veröffentlicht am: 10.03.2023
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Quellen
Gelbe Liste: https://www.gelbe-liste.de/wirkstoffe/Budesonid_473
Deutsche Apotheker Zeitung: https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2020/08/03/kann-man-nasale-glucocorticoide-einfach-austauschen
Kompetenznetz Darmerkrankungen e. V.: https://www.kompetenznetz-darmerkrankungen.de/files/cto_layout/Medikamente/patienteninformation_budesonid_aktualisiert-1.pdf
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