Furosemid - Anwendung, Wirkung und Nebenwirkungen

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Zusammenfassung
Furosemid hat einen harntreibenden Effekt. Der Wirkstoff aus der Gruppe der Diuretika sorgt dafür, dass der Körper vermehrt Elektrolyte und Wasser ausscheidet. Zu häufigen Anwendungsgebieten zählen Flüssigkeitsansammlungen (Ödeme), zum Beispiel aufgrund einer Erkrankung des Herzens oder der Nieren. Auch bei Bluthochdruck kommt Furosemid häufiger zum Einsatz. Meist wird es in Form von Tabletten eingenommen.
Furosemid kann verschiedene Nebenwirkungen haben, unter anderem Störungen im Elektrolythaushalt oder Kreislaufbeschwerden.
Was ist Furosemid?
Furosemid ist ein harntreibendes Mittel (Diuretikum). Es fördert die Ausscheidung von Natrium-, Kalium- und Chlorid-Ionen aus dem Körper. Gleichzeitig schwemmt es verstärkt Wasser aus und senkt dadurch den Blutdruck und beseitigt Wassereinlagerungen (Ödeme).
Wie wirkt Furosemid?
Furosemid beeinflusst den Wasser- und Elektrolythaushalt im Körper und hat eine kurze, rasche und starke Wirkung.
Schadstoffe und Abfallprodukte des Körpers werden von den kleinsten Funktionseinheiten der Nieren, den Nephronen, aus dem Blut gefiltert. Jedes Nephron besteht aus einem Nierenkörperchen und einem Nierenkanälchen. Die Nierenkörperchen filtern mit ihren feinen Poren das Blut. Das wässrige Filtrat, welches auch als Primärharn bezeichnet wird, gelangt anschließend in die Nierenkanälchen. Dort wird der Harn konzentriert: Rund 99 Prozent des Wassers sowie weitere nützliche Bestandteile wie zum Beispiel Salze werden wieder dem Blut zugeführt und verbleiben so im Körper. Übrig bleibt der hoch konzentrierte Sekundärharn – das ist der Harn, der letztlich ausgeschieden wird.
Furosemid ist ein Wirkstoff aus der Gruppe der Schleifendiuretika. Diese hemmen die Wiederaufnahme von Wasser und Salzen aus dem Primärharn. Der Patient scheidet diese dann vermehrt aus. Ihren Namen haben die Schleifendiuretika von ihrem Wirkort: Sie beeinflussen einen bestimmten Abschnitt in den Nieren, die Henlesche Schleife.
Wie und für welche Beschwerden wird Furosemid angewendet?
Furosemid wird häufig für Flüssigkeitsansammlungen im Gewebe (Ödemen) angewendet. Solche Wassereinlagerungen entstehen zum Beispiel als Folge von:
- Erkrankungen des Herzens, z. B. Herzschwäche,
- Erkrankungen der Leber,
- Nierenerkrankungen
Auch Bluthochdruck (Hypertonie) oder eine erhöhte Kaliumkonzentration im Körper (z. B. durch bestimmte Medikamente oder eine Nierenerkrankung) kann mit Furosemid behandelt werden.
Furosemid steht in Form von Tabletten, Kapseln, als Lösung zum Einnehmen und als Injektions- bzw. Infusionslösung zur Verfügung. Letztere kommt in der Regel nur zum Einsatz, wenn der Patient das Medikament nicht einnehmen kann oder wenn eine besonders schnelle Wirkung erzielt werden soll.
Tabletten mit Furosemid sollten unzerkaut und auf nüchternen Magen zusammen mit Flüssigkeit eingenommen werden. Die Höhe der Dosis richtet sich unter anderem nach der Art und Schwere der Erkrankung. Generell gilt: Die Dosis sollte so niedrig wie möglich und so hoch wie nötig sein. Auch die Dauer der Behandlung variiert von Patient zu Patient.
Nicht verwendet werden soll Furosemid, wenn:
- Eine Allergie gegen Furosemid oder Sulfonamide (mögliche Kreuzallergie) besteht
- überempfindlich auf Wirkstoffe aus der Gruppe der Sulfonamide reagieren, da sie dann häufig auch Furosemid schlecht vertragen (Kreuzallergie)
- ein Nierenversagen mit sehr geringer oder fehlender Harnausscheidung vorliegt
- ein Leberversagen (Coma und Peaecoma hepaticum) mit Bewusstseinsstörungen vorliegt
- Sie einen ausgeprägten Kalium- oder Natriummangel haben,
- zu wenig zirkulierendes Blut im Körper vorhanden ist (Hypovolämie)
- zu wenig Flüssigkeit im Körper enthalten ist (Dehydratation, "Austrocknung")
Auch für Stillende ist Furosemid ungeeignet, da der Wirkstoff in die Muttermilch übergeht und die Milchbildung hemmt. Bei Schwangeren können harntreibende Mittel die Durchblutung des Mutterkuchens beeinträchtigen. Ob Furosemid dem Ungeborenen schadet, kann noch nicht abschließend beurteilt werden. Daher sollten Schwangere Furosemid ausschließlich in besonderen Fällen und nur vorübergehend erhalten.
Was sollte vor einer Furosemid-Anwendung mit dem Arzt besprochen werden?
Unter bestimmten Voraussetzungen sollten vor einer Therapie mit Furosemid abgeklärt werden, ob der Wirkstoff geeignet ist. Zu diesen gehören, wenn:
- Ein stark erniedrigter Blutdruck vorliegt
- Sie älter sind und andere Medikamente einnehmen, die zu einem Blutdruckabfall führen können und andere Erkrankungen haben, bei denen ein Risiko für einen Blutdruckabfall besteht
- Eine Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) besteht. Hier sollen regelmäßige Blutzuckerkontrollen durchgeführt werden
- Sie an Gicht leiden, sind regelmäßige Untersuchungen der Harnsäure im Blut notwendig
- Sie an einer Harnabflussbehinderung (vergrößerte Prostata, Harnstauungsniere, Harnleiterverengung) leiden. Hier darf Furosemid nur angewendet werden, wenn für einen freien Harnabfluss gesorgt wird, da eine plötzlich einsetzende Harnflut zu einer Harnsperre (Harnverhalten) mit Überdehnung der Harnblase führen kann
- Sie einen verminderten Eiweißgehalt im Blut, durch ein nephrotisches Syndrom (Eiweißverlust, Fettstoffwechselstörung, Wassereinlagerung) haben, benötigen Sie eine vorsichtige Einstellung der Dosierung.
- eine rasch fortschreitende Nierenfunktionsstörung, verbunden mit einer schweren Lebererkrankung (z.B. Leberzirrhose) vorhanden ist
- Sie unter Durchblutungsstörungen der Hirngefäße oder der Herzkranzgefäße leiden
Welche Nebenwirkungen können bei Furosemid auftreten?
Arzneimittel können neben erwünschten auch unerwünschte Wirkungen auslösen. Zu den häufigsten zählen:
- Störungen im Elektrolythaushalt, "Austrocknung" (Dehydratation), zu wenig zirkulierendes Blut im Körper (Hypovolämie)
- erhöhte Triglyceridwerte (bestimmte Blutfette)
- erhöhte Kreatininwerte im Blut
- niedriger Blutdruck, Kreislaufprobleme beim Aufstehen (insbesondere nach einer Infusion)
- Kreislaufbeschwerden wie Kopfschmerzen oder Schwindel, Kreislaufkollaps (bei hohem Flüssigkeitsverlust, v. a. bei Älteren und Kindern)
- Eindickung des Bluts (erhöhte Hämokonzentration)
- zu niedrige Natrium- und Chloridspiegel im Blut mit Beschwerden wie Teilnahmslosigkeit, Schwäche, Appetitlosigkeit, Wadenkrämpfen, Schläfrigkeit, Erbrechen
- zu niedriger Kaliumspiegel im Blut mit Anzeichen wie Muskelschwäche, Missempfindungen in den Gliedmaßen (z. B. Kribbeln), Lähmungen, Erbrechen, Verstopfung, Pulsunregelmäßigkeiten
- bei Patienten mit schwerer Leberschwäche: Funktionsstörungen des Hirns (hepatische Enzephalopathie)
- erhöhtes Urinvolumen
Gibt es Wechselwirkungen mit Furosemid?
Furosemid kann die Wirkung anderer Arzneimittel verändern – und umgekehrt. Um mögliche Wechselwirkungen zu vermeiden, wird der Arzt sorgfältig abwägen, mit welchen Medikamenten Furosemid kombiniert werden kann. Es ist also wichtig, dass Ihr Arzt weiß, wenn Sie andere Arzneimittel verwenden, kürzlich verwendet haben oder verwenden wollen.
Die Wirkung von Furosemid kann während einer gleichzeitigen Behandlung mit nachfolgen genannten Wirkstoffen bzw. Präparategruppen beeinflusst werden:
- entzündungshemmende Medikamente aus der Gruppe der nicht-steroidalen Antiphlogistika (NSAR, Entzündungshemmer), z.B. Acetylsalicylsäure, Indometacin. Diese schwächen die Wirkung von Furosemid. Patienten, die zu wenig Körperwasser oder zu wenig zirkulierendes Blut im Körper haben, kann die Kombination zu einem Nierenversagen führen.
- kortisonhaltige Präparate (Glukokortikoide), Abführmittel oder der Wirkstoff Carbenoxolon können mit Furosemid zu einem verstärkten Kaliumverlust führen.
- Arzneimittel, die vor allem über die Nieren ausgeschieden werden, z.B. Probenecid zur Behandlung von Gicht oder Methotrexat zur Behandlung von Rheuma und zur Unterdrückung der körpereigenen Abwehr. Diese Wirkstoffe können die Effekte von Furosemid abschwächen. Umgekehrt kann Furosemid den Wirkstoffspiegel dieser Medikamente erhöhen, was zu verstärkten Nebenwirkungen führen kann.
- Phenytoin zur Behandlung von Schmerzen und Krampfanfällen, da es die Wirkung von Furosemid schwächt.
- das Magenmittel Sucralfat kann die Aufnahme von Furosemid aus dem Darm vermindern und die Wirkung so abschwächen. Zwischen den beiden Wirkstoffen sollte ein Einnahmeabstand von mindestens 2 Stunden eingehalten werden.
- bestimmte Herzmedikamente (Glykoside). Bei gleichzeitigem Kalium- oder Magnesiummangel kann der Herzmuskel empfindlicher auf Glykoside reagieren.
- Arzneimittel, die bestimmte Veränderungen im EKG auslösen können (verlängerte QT-Zeit) wie z.B. Terfenadin oder einige Medikamente gegen Herzrhythmusstörungen.
- Schmerzmittel aus der Gruppe der Salicylate können die Wirkung von Furosemid verstärken.
- Arzneimittel, die schädlich für die Nieren sein können, z.B. bestimmte Antibiotika (Cephalosporin, Polymyxine, Aminoglykoside) können durch Furosemid verstärkt werden.
- Arzneimittel, die dem Gehör schaden können, z.B. Aminoglykoside wie Kanamycin, Tobramycin oder Gentamicin können in der gehörschädigenden Wirkung verstärkt werden. Auftretende Hörschädigungen sind nicht wieder heilbar
- der Wirkstoff Cisplatin zur Behandlung von Krebserkrankungen kann das Risiko für einen Hörschaden und eine Schädigung der Nieren erhöhen.
- Eine gleichzeitige Gabe von Lithium zur Behandlung bipolarer Störungen bedarf engmaschige Kontrollen der Lithiumwerte
- Arzneimittel, die ebenfalls harntreibend oder blutdrucksenkend wirken können in Verbindung mit Furosemid zu starken Blutdruckabfällen führen. Besonderes Augenmerk sollte auf Arzneimittel der Gruppen ACE-Hemmer oder der Sartane gesetzt werden
- blutzuckersenkende Mittel (Antidiabetika) oder Arzneimittel, die den Blutdruck erhöhen (Sympathomimetika) können durch Furosemid eine verminderte Wirkung zeigen
- das Asthmamittel Theophyllin oder bestimmte muskelentspannende Arzneimittel können durch Furosemid in der Wirkung vermindert werden
- Wer mit dem Wirkstoff Risperidon aus der Gruppe der Neuroleptika behandelt wird, sollte Furosemid nur nach Nutzen-Risiko-Bewertung erhalten. Schilddrüsenhormone (z.B. Levothyroxin) und hohe Dosen Furosemid können den Schilddrüsenhormonspiegel beeinflussen. Dieser muss dann regelmäßig überwacht werden. Patienten sollten während der Behandlung keine großen Lakritzmengen konsumieren, da hierdurch die Kaliumausscheidung verstärkt wird.
Allgemeine Informationen:
- Regelmäßige Kontrollen des Arztes sollten stets wahrgenommen werden, da vor allem während einer Langzeitbehandlung bestimmte Blutwerte wie Kalium, Natrium, Calcium, Bicarbonat, Kreatinin, Harnstoff, Harnsäure und Blutzucker unter Beobachtung stehen sollten
- Für Sportler ist es wichtig zu wissen, dass Furosemid in Dopingkontrollen zu positiven Ergebnissen führt.
- Vermeiden Sie größere Mengen Lakritze, da diese zu vermehrten Kaliumverlusten führen und den Blutdruck erhöhen können
- Furosemid ist Lichtempfindlich und kann seine Farbe durch zu viel Licht verändern. Dieses beeinträchtigt die Wirkung allerdings nicht.
Veröffentlicht am: 04.08.2023
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ATC Code(s)
ATC Codes sind internationale Klassifikationen von Wirkstoffen und Arzneimitteln.
- C03CA01
- Quelle: Gelbe Liste
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Quellen
https://www.gelbe-liste.de/wirkstoffe/Furosemid_283
https://www.bfarm.de/SharedDocs/Downloads/DE/Arzneimittel/Pharmakovigilanz/Risikoinformationen/RisikoBewVerf/a-f/antipsychotika/bescheid_20111807_risperidon.pdf?__blob=publicationFile&v=3
Schneider, D., Richling, F.: Checkliste Arzneimittel A-Z. Thieme, Stuttgart 2017
Bönisch, H.: Duale Reihe Pharmakologie und Toxikologie. Thieme, Stuttgart 2016
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