Lercanidipin - Anwendung, Wirkung und Nebenwirkungen

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Zusammenfassung
Lercanidipin ist ein sogenannter Calciumkanalblocker vom Typ Dihydropyridin. Diese Medikamentengruppe erweitert die Blutgefäße und senkt damit den Blutdruck im Herz-Kreislauf-System. Der Wirkstoff wird zur Behandlung von arteriellem Bluthochdruck (Hypertonie) verwendet. Durch die Blutdrucksenkung kann Lercanidipin schweren Folgeerkrankungen wie Herzinfarkt und Schlaganfall vorbeugen.
Das Medikament wird nur einmal täglich verabreicht, da es sich aufgrund seiner „fettliebenden“ Eigenschaften im Gewebe anreichert und dadurch länger wirksam ist. Entscheidend ist die Einnahme 15 Minuten vor einer Mahlzeit. Damit es nicht zu Blutdruckschwankungen kommt, ist es wichtig, das Medikament möglichst immer zur selben Uhrzeit einzunehmen – am besten zusammen mit einem großen Glas Wasser.
Zu den häufigeren Nebenwirkungen zählen Hitzegefühl und Wasseransammlungen (Ödeme) in den Armen und Beinen.
Was ist Lercanidipin?
Lercanidipin gehört zu der Wirkstoffgruppe der Calciumkanalblockern (Dihydropyridine), die die Blutgefäße erweitern und somit den Blutdruck senken. Ihr Anwendungsgebiet ist somit ein hoher Blutdruck (Hypertonie)von Erwachsenen > 18 Jahren. Arzneimittel mit diesem Wirkstoff werden 1-mal täglich eingenommen, da sie eine lange Wirkungszeit haben.
Wie wirkt Lercanidipin?
In den Muskelzellen der Blutgefäßwände sind Calciumkanäle enthalten. Strömt Calcium über diese Kanäle in das Zellinnere, kommt es zu einer Anspannung, die die Blutgefäße verengt. Dieser Mechanismus wird durch die Gabe von Lercanidipin unterbrochen, indem es die Calciumkanäle blockiert. Die Blutgefäße bleiben entspannt und der Blutdruck wird nicht mehr erhöht.
Der Wirkstoff ist bereits in der dritten Generation verfügbar und beeinflusst gezielt die Calciumkanäle in den Arterienwänden.
Das Arzneimittel verfügt über eine hohe Bioverfügbarkeit, also eine schnelle Resorption und hohe Verfügbarkeit am Wirkort. Zusätzlich ist es lipophil (fettlöslich) und reichert sich so im Körpergewebe an. Dadurch hält die Wirkung länger an, man spricht auch von einer Depot-Wirkung. Da Nahrungsfette, die die Aufnahme und Verfügbarkeit des Wirkstoffs stark erhöhen, ist eine Einnahme 15 Minuten vor einer Mahlzeit wichtig.
Wie und für welche Beschwerden wird Lercanidipin angewendet?
Patienten mit leichter bis mittelschwerer arterieller Hypertonie (Bluthochdruck) nehmen Lercanidipin ein. Man spricht von Bluthochdruck, wenn die gemessenen Blutdruckwerte dauerhaft mehr als 140 mmHg systolisch und beziehungsweise oder 90 mmHg diastolisch betragen. Entscheidend für die Diagnose ist dabei der höhere der beiden Werte.
Tabletten mit Lercanidipin sollten einmal täglich mindestens 15 Minuten vor einer Mahlzeit mit einem großen Glas Wasser eingenommen werden. Sie sind mit Bruchkerben versehen und somit bei Bedarf teilbar. Dabei sollte die zweite Tablettenhälfte vor Licht geschützt aufbewahrt und möglichst am nächsten Tag verbraucht werden. Sie sollten nicht gleichzeitig mit Grapefruitsaft oder Grapefruit verwendet werden, da dies die Wirkung beeinflussen kann.
Die Dosis für Erwachsene beträgt üblicherweise 10 mg des Wirkstoffs 1-mal pro Tag. Ist eine Dosiserhöhung durch den Arzt erforderlich, sollte diese schrittweise durchgeführt werden, denn es dauert ca. 2 Wochen, bis die maximale Wirkung erreicht wird. Die maximale Tagesdosis beträgt 20-30mg.
Höhere Dosierungen bringen keinen weiteren Nutzen, könnten aber zu verstärkten unerwünschten Wirkungen führen.
Lercanidipin ist mit anderen Herzmedikamenten (wie Betablockern, Diuretika oder ACE-Hemmern) kombinierbar. Es besteht aber die Möglichkeit, dass eine Dosisanpassung erfolgen muss.
Nicht eingenommen werden sollte Lercanidipin von
- Schwangeren und Stillenden
- Personen, die überempfindlich auf den Wirkstoff reagieren
- Personen mit schweren Leberfunktionsstörungen
- Personen mit Nierenschädigungen oder Patienten die Dialysepflichtig (Blutwäsche) sind
- Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren, da keine ausreichenden Daten für diese Patientengruppe vorliegen
- Personen mit Herzerkrankungen, wie instabiler Angina pectoris (zeigt sich durch Schmerzen im Brustkorb, die in Ruhe auftreten und immer schlimmer werden), Herzrhythmusstörungen, Herzinsuffizienz
- Personen mit einem Myokardinfarkt (Herzinfarkt), der weniger als vier Wochen zurückliegt
- Patienten die Arzneimittel einnehmen, die den Stoffwechsel der Leber hemmen, wie Pilzmittel (Ketoconazol, Itraconazol), Antibiotika (Erythromycin, Troleandomycin, Clarithromycin), virenhemmende Medikamente (Ritonavir)
- Personen, die z.B. eine Organtransplantation erhalten haben (sie erhalten Medikamente um eine Abstoßungsreaktion zu verhindern) (z.B. Ciclosporin)
Gerade zu Beginn der Therapie wird eine strengere Überwachung der Dosis für ältere Personen sowie Patienten mit Leber- oder Nierenproblemen empfohlen.
Welche Nebenwirkungen können bei Lercanidipin auftreten?
Lercanidipin kann neben den erwünschten auch unerwünschte Wirkungen zeigen. Anzeichen hierfür sind:
- Angina pectoris, die sich mit einem Engegefühl im Brustkorb, aufgrund ungenügender Blutzufuhr im Herzen, zeigt
- Allergische Reaktion mit Juckreiz, oder Nesselsucht
- Ohnmacht, Schwindel, Blutdruckabfall
- Kopfschmerzen
- Schneller und/oder unregelmäßiger Herzschlag
- Sodbrennen, Übelkeit, Bauchschmerzen, Erbrechen, Durchfall
- Muskelschmerzen
- Vermehrte Urinausscheidung
- Leberfunktionsstörungen (regelmäßige Blutbildkontrollen sollten erfolgen)
- Hitzegefühl
- periphere Ödeme (Wasseransammlungen in den Armen und Beinen)
Durch das Auftreten verschiedener Nebenwirkungen wie Erschöpfung, Schwindel, Müdigkeit oder Schwäche können die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen (auch im Haushalt) beeinflusst werden. Bitte bedenken Sie, dass Sie sich und andere gefährden könnten.
Gibt es Wechselwirkungen zwischen Lercanidipin und anderen Wirkstoffen?
Im Körper wird Lercanidipin über ein Enzymsystem in der Leber abgebaut. Werden diese Enzyme durch andere Arzneistoffe, sogenannte Enzym-Inhibitoren gehemmt, wird der Wirkstoff nicht mehr abgebaut und reichert sich an. Im umgekehrten Fall, bei zusätzlicher Einnahme von Enzym-Induktoren, wird Lercanidipin schneller abgebaut und ist somit weniger wirksam oder zeigt mehr unerwünschte Wirkungen. Es ist wichtig, dass Sie Ihren Arzt informieren, wenn Sie weitere Medikamente einnehmen, einnehmen wollen oder kürzlich eingenommen haben. Ein besonderes Augenmerk sollte auf folgende Präparate gesetzt werden:
- Arzneimittel zur Behandlung eines Krampfleidens (z.B. Phenytzoin, Phenobarbital, Carbamazepin)
- Antibiotika zur Behandlung einer Tuberkulose (z.B. Rifampicin)
- Antiallergika (z.B. Astemizol, Terfenadin)
- Herzwirksame Medikamente (z.B. Amiodaron, Chinidin, Sotalol)
- Schlafmittel (z.B. Midazolam)
- Herzmittel (z.B. Digoxin)
- Betablocker zur Behandlung von hohem Blutdruck, Herzrhythmusstörungen oder Herzmuskelschwäche (z.B. Metoprolol)
- Magentherapeutika die zur Behandlung von Sodbrennen, magengeschwüren oder Verdauungsstörungen angewendet werden (z.B. Cimetidin)
- Cholesterinsenker (z.B. Simvastatin)
Vorsicht ist bei gleichzeitiger Einnahme von Alkohol und Grapefruitsaft geboten, da sich die Wirkung von Lercanidipin verstärken kann. Zudem können fettreiche Speisen den Wirkstoffspiegel stark erhöhen.
Weitere Tipps und Hinweise:
- Ernähren Sie sich gesund und ausgewogen, damit Sie Ihr Normalgewicht halten oder erreichen können
- Rauchen kann sich ungünstig auf den Blutdruck auswirken. Wenn möglich, rauchen Sie nicht
- Moderater Sport, wie Radfahren, Spazierengehen, Walking oder Schwimmen, kann Ihre Therapie unterstützen. 3-mal pro Woche für 30 Minuten, reichen schon. Aber nicht übertreiben
- Nehmen Sie regelmäßig die Kontrolltermine Ihres Arztes wahr. Es ist wichtig, dass er die verschiedenen Blutwerte (Cholesterin, Leberwerte, Nierenwerte) sowie den Blutdruck prüft
- Messen Sie regelmäßig Ihren Blutdruck und wenden Sie sich an Ihren Arzt, wenn dieser dauerhaft zu hoch ist.
Veröffentlicht am: 19.09.2023
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ATC Code(s)
ATC Codes sind internationale Klassifikationen von Wirkstoffen und Arzneimitteln.
- C08CA13
- Quelle: Gelbe Liste
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Quellen
https://www.gelbe-liste.de/arzneimitteltherapiesicherheit/cyp-interaktionen
https://www.gelbe-liste.de/arzneimitteltherapiesicherheit/cyp-interaktionen/cyp3a4
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Michaela Tünnermann ist seit vielen Jahren als Apothekerin bei SHOP APOTHEKE tätig. Sie hat unter anderem smart THERAPIE PLUS mit aufgebaut, um Menschen mit chronischen Erkrankungen zu helfen, besser mit ihrer Therapie leben zu können. Mit ihrer langjährigen Expertise steht sie hinter unseren Ratgebern von SHOP APOTHEKE, mit denen wir Sie umfassend über verschiedene gesundheitsbezogene Themen informieren und Ihnen wichtige Apotheker-Tipps geben.