Somatropin – Anwendung, Wirkung und Nebenwirkungen

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Zusammenfassung
Somatropin ist ein Wachstumshormon, das in der Hirnanhangdrüse produziert wird. Im Zusammenspiel mit anderen Faktoren und Hormonen spielt es eine wichtige Rolle beim Wachstum von Muskeln, Knochen und Knorpeln. Daneben beeinflusst es auch den Zucker-, Fett- und Eiweißstoffwechsel. Medizinisch wird es hauptsächlich bei Kindern eingesetzt, um Wachstumsstörungen, die auf einem Mangel dieses Stoffes beruhen, zu behandeln. Auch bei Erwachsenen, die aus bestimmten Gründen keine ausreichenden Mengen des Hormons selbst herstellen können, findet es Anwendung. Daneben wird es missbräuchlich als Anabolikum im Sport verwendet.
Was ist Somatropin?
Somatropin ist ein Wachstumshormon, das im Vorderlappen der Hirnanhangdrüse (Hypophyse) produziert wird. Es existieren auch diverse andere Bezeichnungen dafür, zum Beispiel Somatotropin, somatotropes Hormon (SH), im Englischen auch „growth hormone“ (GH) oder „human growth hormone“ (HGH).
Das Hormon lässt sich biotechnologisch (d.h. künstlich mit Hilfe von gentechnisch veränderten Mikoorganismen oder in Zellkulturen) herstellen und wird dann als rhGH bezeichnet, was für „rekombinant human growth hormone“ (rhGH) steht. Das bedeutet rekombinant hergestelltes menschliches Wachstumshormon.
Wie wirkt Somatropin?

Die Somatropin-Produktion im Körper wird von einem Teil des Gehirns gesteuert, namentlich vom Hypothalamus. Dieser setzt bei Bedarf ein Hormon frei, dass die Hirnanhangdrüse dazu bringt, Somatropin herzustellen und ins Blut abzugeben. So gelangt es in die Leber und andere Organe, wo es seine Wirkung entfaltet:
Das Wachstumshormon hemmt die Zuckeraufnahme und dessen Nutzung im Muskel. Es wirkt also dem Insulin entgegen und erhöht den Blutzuckerspiegel. Zusätzlich sorgt es dafür, dass Fettdepots abgebaut werden. Außerdem bringt es vor allem die Leber dazu, vermehrt den insulinähnlichen Wachstumsfaktor (im Englischen Insulin-like-growth-Faktor oder IGF-1) zu bilden. Dieser beeinflusst im Zusammenspiel mit Hormonen der Schilddrüse, der Niere und Sexualhormonen seinerseits zahlreiche Prozesse, die mit dem Wachstum zusammenhängen. So stimuliert IGF-1 das Längenwachstum von Knochen sowie den Muskel- und Knorpelaufbau.
Erhöhte Zucker- und Fettgehalte im Blut signalisieren dem Gehirn, die Produktion von Somatropin zu drosseln. Es führt dazu, dass weniger Somatropin-freisetzendes Hormon und vermehrt Somatostatin produziert wird. Dadurch setzt die Hirnanhangdrüse weniger Wachstumshormon frei. Die Auswirkungen des Hormons reduzieren damit indirekt seine Produktion und Freisetzung. Durch diesen Mechanismus ist sichergestellt, dass sich seine Wirkung nicht zu stark entfaltet.
Somatropin wird natürlicherweise während der Pubertät vermehrt ausgeschüttet und ist für das teilweise rasante Längenwachstum der Jugendlichen in dieser Zeit verantwortlich.

Auch bei einigen Erkrankungen spielt es eine Rolle. Bei Kindern und Jugendlichen, in deren Hypophyse sich ein Somatropin-produzierender Tumor befindet, entwickeln einen Hochwuchs. Bei Erwachsenen führt ein solcher Tumor zur Akromegalie. Dabei beginnen Körperteile wie Nase, Kinn, Hände oder Füße zu wachsen, obwohl die Person eigentlich bereits ausgewachsen ist.
Auf der anderen Seite führt eine Funktionsstörung der Hirnanhangdrüse, die zu einer reduzierten Somatropin-Freisetzung führt, zu Kleinwuchs.
Wie und bei welchen Beschwerden wird Somatropin eingesetzt?
Der Wirkstoff wird bei Kindern eingesetzt, die Aufgrund einer Fehlfunktion der Hypophyse im Wachstum zurückbleiben (hypophysärer Minderwuchs). Auch bei einigen genetisch bedingten Wachstumsstörungen, wie sie beim Ullrich-Turner- oder dem Prader-Willi-Syndrom vorkommen, oder solchen, die mit einem Nierenversagen (Niereninsuffizienz) zusammenhängen, wird es angewendet.
Seltener kommt es bei Erwachsenen zum Einsatz, denen es nachgewiesenermaßen an einer ausreichenden Menge des Hormonesfehlt, beispielsweise nach einer Operation an der Hypophyse. Zu diesen Zwecken wird rekombinantes, das heißt künstlich hergestelltes, Somatropin täglich, am besten abends, unter die Haut gespritzt.
Außerhalb zugelassener Anwendungen wird es als Anabolikum für den Muskelaufbau missbraucht und für Anti-Aging-Therapien verwendet.
Welche Nebenwirkungen können bei Somatropin auftreten?
Häufige Nebenwirkungen bei der Behandlung des hypophysären Minderwuchses sind Kopfschmerzen und Übelkeit. Daneben kann es zu Flüssigkeitsansammlungen (Ödemen) an einem Teil des Sehnervens (Papillenödem) kommen.
Bei Erwachsenen bilden sich in einigen Fällen Ödeme an den Gliedmaßen. Außerdem sind Muskel- oder Gelenkschmerzen möglich.
Durch möglicherweise erhöhte Blutzuckerspiegel ist es für Menschen mit Diabetes, die Somatropin einnehmen, unter Umständen nötig, ihre Insulindosis anzupassen.
Gibt es Wechselwirkungen bei der Anwendung von Somatropin?
Weil Somatropin Auswirkungen auf andere Hormonsysteme hat, kann es zu Wechselwirkungen mit entsprechenden Behandlungen kommen. So beeinflusst es möglicherweise die Therapie einer Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose). Deshalb sollte der Therapieerfolg hier engmaschig überwacht werden.
Bei Frauen, die gleichzeitig Östrogen einnehmen ist unter Umständen eine höhere Dosis Somatropin nötig.
Glukokortikoide hemmen den Effekt des Wachstumshormons. Sie werden zum Beispiel bei Autoimmunerkrankungen oder Störungen in der Funktion der Nebennieren eingesetzt.
Die genauen Gegenanzeigen, Neben- und Wechselwirkungen sind vom jeweiligen Präparat und dem individuellen Fall abhängig. Vor der Anwendung ist es deshalb dringend empfohlen, mit Arzt oder Apotheker Rücksprache zu halten oder sich intensiv mit den Inhalten der Packungsbeilage auseinanderzusetzen.
Veröffentlicht am: 15.01.2025
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ATC Code(s)
ATC Codes sind internationale Klassifikationen von Wirkstoffen und Arzneimitteln.
- H01AC01
- Quelle: Gelbe Liste
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Quellen
[1] Fachinformationsverzeichnis Deutschland. Somatropin. Unter: https://www.fachinfo.de/suche/fi/002045
[2] Löffler/Petrides Biochemie und Pathobiochemie. 9. Auflage, Springer-Verlag Berlin Heidelberg (2014)
[3] Mutschler Arzneimittelwirkungen. 11. Auflage. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart (2020).
[4] Pharmakologie und Toxikologie – von den molekularen Grundlagen zur Pharmakotherapie, Springer Medizin Verlag Heidelberg (2012)
[5] Pschyrembel Klinisches Wörterbuch online. Somatropin. https://www.pschyrembel.de/Somatropi%CC%A3n/K0LL6/doc/
[6] Pschyrembel Klinisches Wörterbuch online. IGF-1. https://www.pschyrembel.de/IGF-1/K0AJB/doc/
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