Dekubitus - Grade, Symptome & Ursachen

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Als Dekubitus bezeichnet man ein Druckgeschwür, das sich oft bei bettlägerigen Menschen bildet. Dabei drückt das Körpergewicht durch das lange Liegen intensiv auf bestimmte Körperstellen. Häufige Stellen, an denen ein Dekubitus entsteht, sind zum Beispiel Steißbein und Fersen. Die Haut ist dann so stark belastet, dass eine offene Wunde entsteht, die häufig starke Schmerzen auslöst. Wenn der Druck verringert wird, heilt die Stelle bei sorgfältiger Pflege in der Regel in einigen Wochen ab. Die Wundstelle wird mittels Verbandsauflagen, in schweren Fällen manchmal operativ, behandelt. Selten geraten Erreger in die Wunde, die unter Umständen eine Sepsis auslösen. In diesem Fall werden meist Antibiotika eingesetzt.
Was ist Dekubitus?
Dekubitus ist die Fachbezeichnung für Druckgeschwüre am Körper, die sich oft als offene Wunde äußern. Menschen, die in ihrer Bewegung eingeschränkt sind, zum Beispiel weil sie krank, gelähmt oder schwach sind, liegen oft über eine lange Zeit in der gleichen Position. Dadurch wird auf bestimmte Körperstellen ein hoher Druck ausgeübt und die Haut verletzt. Die entstehende Wunde ist meist lokal begrenzt. Es sind meistens ältere Menschen betroffen. Im Krankenhaus entwickeln etwa 30 Prozent dieser Patientengruppe Druckgeschwüre.
Was sind Symptome bei Dekubitus?
Ein Dekubitalgeschwür ruft in vielen Fällen starke Schmerzen hervor. Die Druckstelle lässt sich in verschiedene Schweregrade einteilen, sodass vier Stadien unterschieden werden. Diese sind:
- Stadium 1: Die Haut ist gerötet aber weist keine Verletzungen auf. Die Stelle ist im Vergleich zu umliegenden Bereichen eventuell härter oder weicher und auch wärmer oder kälter.
- Stadium 2: Die Haut ist oberflächlich verletzt. Die ersten Hautschichten sind abgeschürft und das Geschwür ähnelt einer Blase.
- Stadium 3: Die entstandene Wunde ist sehr tief und reicht manchmal bis zur Fettschicht, die dann sichtbar wird. Das Gewebe ist stark geschädigt und teilweise abgestorben (Nekrose).
- Stadium 4: Alle Hautschichten und das umliegende Gewebe sind stark geschädigt. Knochen und Sehnen sind sichtbar.
Außerdem stellt Dekubitus für Viele eine große psychische Belastung dar. Menschen mit Druckgeschwüren ziehen sich häufig wegen Schamgefühlen zurück und vermeiden soziale Kontakte. Nicht selten entstehen als Folge Depressionen, die psychotherapeutische Unterstützung erfordern.
Wie entsteht Dekubitus?
Dekubitus entsteht dann, wenn über eine lange Zeit die gleiche Körperposition beibehalten wird und deswegen ein großer Druck auf einzelne Körperstellen einwirkt – dies stört mit der Zeit die Durchblutung. In der Folge ist die Sauerstoff- und Nährstoffversorgung der umliegenden Gewebe nicht mehr ausreichend gewährleistet: Die Haut wird an dieser Stelle dünner und es kommt zu einer Wundstelle. Dauert der Druck hier an, sind an der Druckstelle Schmerzen möglich.
Die häufigsten Stellen, an denen sich ein Druckgeschwür bildet, sind jene, wo Knochen direkt unter der Haut sitzen und keine Fettschicht, die als Polster den Druck mindern würde, vorhanden ist. Solche Stellen sind zum Beispiel: Steißbein, Ferse, Hüfte, Schulterblatt, Ohr und Hinterkopf.
Auch die äußeren Bedingungen spielen eine Rolle, ob und wie schnell ein Dekubitus entsteht. Dabei kommt es darauf an, wie die Auflagefläche beschaffen ist und ob Scherkräfte (Reibung) entstehen. Ebenso Körperbau und Körpergewicht sind individuelle Faktoren, die zur Entstehung beitragen: Ein schweres Körpergewicht vergrößert den Druck auf die betroffene Hautstelle und belastet diese stärker, als es bei leichteren Personen der Fall ist. Ein zu leichtes Körpergewicht (Unterernährung) allerdings führt dazu, dass keine Fettpolster vorhanden sind, die den Druck teilweise abfangen.
Weitere Risikofaktoren, die es wahrscheinlicher machen, dass ein Dekubitus entsteht, sind:
- Lähmungen, die zu Bewegungseinschränkungen führen
- Diabetes: Diabetespatienten entwickeln manchmal Neuropathien, also Nervenleiden, wodurch Schmerzen meist kaum wahrgenommen werden
- Durchblutungsstörungen
- Inkontinenz (Blasenschwäche)
- Zu geringe Flüssigkeitszufuhr
- Infektionen
Wie stellt der Arzt die Diagnose Dekubitus?
Der Arzt ist in der Lage durch eine sogenannte Wundanamnese Dekubitus zu diagnostizieren. Dabei wird die Wunde nach Punkten wie zum Beispiel Lokalisation, Größe, Tiefe und Geruch begutachtet. Je nach Beschaffenheit der Wunde wird dann der Schweregrad bestimmt und verschiedene Behandlungsschritte eingeleitet. Ab Stadium 2 wird in der Regel ein Abstrich der Wunde abgenommen, um mittels Laboruntersuchungen festzustellen, ob diese infiziert ist.
In einigen Fällen ist das Stadium nicht zuzuordnen, da die Wunde von Schorf (eine natürliche Schutzschicht des Körpers) bedeckt ist, die es erschwert, die Tiefe der Wunde zu erkennen. Dies gelingt oft erst, wenn diese entfernt ist.
Wie behandelt der Arzt Dekubitus?
Ziel der Dekubitus Behandlung ist es, die Druckstelle zu entlasten, um so ein Abheilen zu ermöglichen. Je nach Schweregrad zieht sich eine erfolgreiche Therapie von nur einigen Wochen bis hin zum chronischen Verlauf, der mehrere Monate beansprucht. Die Kausaltherapie und die Lokaltherapie sind die zwei Vorgehensweisen, auf die sich die Therapie stützt und die parallel koordiniert werden.
Kausaltherapie
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Druckentlastung: Wurde ein Dekubitalgeschwür diagnostiziert, ist es zunächst wichtig, den Druck von der betroffenen Stelle zu nehmen. Ziel ist es, die Durchblutung wiederherzustellen und zu verhindern, dass die Stelle weiterhin belastet wird. Zur Druckentlastung stehen verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung:
- Regelmäßiges Umlagern – also Ändern der Position bei bettlägerigen Menschen
- So weit wie möglich regelmäßiges Aufstehen und Aufsetzen
- weiche Matratzen und Sitzkissen
Ernährungsverbesserung: Es ist wichtig auf eine ausreichende Energiezufuhr zu achten und sicherzustellen, dass genügend Vitamine und Mineralien aufgenommen werden.
Schmerztherapie: Die Geschwüre lösen oft starke Schmerzen aus, die sich medikamentös behandeln lassen. Für manche Menschen ist es hilfreich, den Verlauf in einem Schmerztagebuch zu dokumentieren. Außerdem wird durch eine Schmerztherapie in vielen Fällen die Mobilität verbessert, was wiederum hilfreich für die Druckentlastung ist.
Lokaltherapie:
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Infektionsbekämpfung: Wenn Erreger in die Wunde gelangen und diese infizieren, stellt dies eine mögliche Komplikation im Abheilungsprozess dar. In schweren Fällen wird dadurch eine Sepsis (Blutvergiftung) ausgelöst. Um diese Infektionen zu bekämpfen, werden in der Regel Antiseptika und Antibiotika verwendet.
Wundtoilette: Kommt es in fortgeschrittenen Stadien dazu, dass das umliegende Gewebe abstirbt (Nekrose), wird dieses in der Regel entfernt. Da es dabei manchmal zu Schmerzen kommt, wird dabei häufig die betroffene Stelle örtlich betäubt.
Wundversorgung: Es ist wichtig, die Wunde regelmäßig – meistens zwei bis drei Mal täglich - zu säubern und je nach Wundheilungsphase (Fortschritt der Abheilung) entsprechend mit Wundauflagen zu verbinden. In der Regel wird hierzu kein Mull verwendet, da dieser möglicherweise in der Wunde kleben bleibt, stattdessen wird eine feuchte Wundbehandlung durchgeführt. Dabei eignen sich beispielsweise Polyurethan-, Hydrokolloid- oder Schaumstoffauflagen, welche die Wunde feucht halten und überschüssiges Wundsekret aufsaugen.
Die Dekubitus Behandlung erfordert ein strukturiertes Wundmanagement, das individuell abgestimmt ist. Weitere Möglichkeiten, um je nach Bedarf die Abheilung zu unterstützen, sind:
- Elektrotherapie: Mittels Elektroden auf der Haut werden Stromimpulse in den Körper abgegeben, die die Durchblutung fördern sollen und die Zellen dazu anregen zu regenerieren und neu zu wachsen.
- Vakuumversiegelungstherapie: Hierbei wird die Wunde luftdicht verschlossen und an eine Pumpe angeschlossen, die einen Unterdruck erzeugt. So wird die Wunde dauerhaft feucht gehalten und das Wundsekret fließt permanent ab.
- Operationen: Bei einer operativen Behandlung gibt es die Hauttransplantation und die sogenannte Lappenplastik-Technik. Letzteres bedeutet, dass der Dekubitus entfernt und durch Gewebe einer anderen Körperstelle ersetzt wird. Bei der Hauttransplantation dagegen wird die offene Wunde durch Haut von einer anderen Köperstelle abgedeckt und so die natürliche Wundheilung unterstützt.
Was können Sie selbst bei Dekubitus tun?
Wenn Sie das Gefühl haben, dass Sie ein Druckgeschwür entwickelt haben, ist es empfehlenswert direkt mit einem Arzt darüber zu sprechen und nicht abzuwarten, dass die Wunde von selbst wieder abheilt. Gemeinsam mit dem Arzt wird dann meistens ein geeignetes Behandlungsprogramm zusammengestellt.
Zusätzlich ist es in vielen Fällen hilfreich auf spezielle Matratzen und Kissen auszuweichen, die besonders weich sind und den Druck möglichst geringhalten. Es ist empfehlenswert sich hierfür mit Ihrer Krankenkasse in Verbindung zu setzen, denn in vielen Fällen übernimmt diese die Kosten für diese Hilfsmittel.
Versuchen Sie außerdem so gut es geht Scherkräfte zu vermeiden, indem Sie die betroffenen Stellen nicht über das Bett ziehen und reiben. Hierfür ist es ebenfalls hilfreich Bettbezüge aus Seide anstatt aus Baumwolle zu benutzen.
Bei Inkontinenz ist es wichtig darauf zu achten, die Binden oder Windeln regelmäßig zu wechseln, da sonst die Haut durch den Urin und Stuhl permanent gereizt wird und Bakterien ausgesetzt ist.
Um Dekubitus möglichst vorzubeugen, gilt es – wie auch für einen generellen gesunden Lebensstil – auf eine ausgewogene Ernährung zu achten. Es ist wichtig genügend zu trinken, um zu verhindern, dass die Haut austrocknet und strapaziert wird. In der Regel sind Feuchtigkeitscremes ebenfalls hilfreich, um die Haut geschmeidig zu halten.
Veröffentlicht am: 13.03.2024
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ICD Code
ICD Codes sind Internationale statistische Klassifikationen der Krankheiten zu finden z.B. auf Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen (AU) oder Ärztebriefen.
- L89
- Quelle: Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte - https://klassifikationen.bfarm.de/icd-10-gm/kode-suche/htmlgm2025/index.htm
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Quellen
[1]: Gesundheitsinformation. Druckgeschwür (Dekubitus). Stand 27.07.2022
https://www.gesundheitsinformation.de/druckgeschwuer-dekubitus.html
[2] Dekubitus. Dekubitus-Ratgeber.
https://www.dekubitus.de/ratgeber/allgemein
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