Hexenschuss – Symptome, Dauer und Ursache

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Ein Hexenschuss ist ein zumeist plötzlich eintretender, starker Schmerz im unteren Rücken, der Lende. Er zählt zu den Kreuzschmerzen und kann verschiedene Ursachen haben. Oft ist es eine Überlastung der Wirbelsäule durch schweres Heben oder eine ungewohnte, ruckartige Bewegung. Mitunter führt ein daraus folgender Bandscheibenvorfall zu einem Hexenschuss. Aber auch Erkrankungen von Organen, die im Lenden- oder Beckenbereich liegen, können einen Hexenschuss auslösen. Der Schmerz geht von stark überreizten Nerven aus. In vielen Fällen vergeht ein Hexenschuss nach wenigen Tagen von allein wieder und muss nicht therapiert werden. Bei anhaltenden Schmerzen ist jedoch eine Behandlung erforderlich, die neben Schmerzmitteln insbesondere eine Bewegungstherapie umfasst. Ärzte empfehlen, keine Bettruhe zu halten.
Was ist ein Hexenschuss?
Bei einem Hexenschuss, auch akute Lumbago oder lokales Lumbalsyndrom genannt, handelt es sich um plötzliche, schmerzhafte Beschwerden im unteren Rücken, und zwar der Lende (Lumbalbereich der Wirbelsäule). Fachleute sprechen auch von Kreuzschmerz. Ein Hexenschuss ist meist ein Ereignis, bei dem mehrere auslösende Faktoren zusammenkommen. Diese sind häufig unbekannt oder nicht genau festzumachen. In diesem Fall ordnen Fachleute den Hexenschuss den nicht-spezifischen Rückenschmerzen zu. Solche unspezifischen Kreuzschmerzen haben annähernd 80 Prozent der Menschen mindestens einmal im Leben. Ein Hexenschuss kann aber auch eine eindeutige Ursache haben. In diesem Fall handelt es sich um spezifische Kreuzschmerzen.
Von einem Hexenschuss sind häufiger Personen im Alter von 30 bis 50 Jahren betroffen.
Wie äußert sich ein Hexenschuss?
Typisch für den Hexenschuss ist ein plötzlich auftretender (akuter) Schmerz, der für eine bestimmte Zeit anhält und danach von allein wieder verschwindet. Wie lang er andauert, ist bei jedem Betroffenen verschieden, angefangen von einigen Stunden bis hin zu mehreren Tagen. Der Schmerz ist in der Regel bewegungsabhängig, also nur in einer bestimmten Körperhaltung spürbar. Er betrifft auch meist nur eine Seite des Körpers. Allerdings ist er so stark, dass er mitunter in die umgebenden Bereiche ausstrahlt. Schmerzen, die bis ins Bein hinabziehen, sind eher untypisch und ein Zeichen für einen eingeklemmten Ischias-Nerv.
Betroffene können sich bei einem Hexenschuss oft kaum noch bewegen, sind also in ihrer Bewegung erstarrt, oder beugen sich vornüber – eine Schonhaltung, die verhindert, dass es zu weiteren Schmerzen kommt.
Wodurch entsteht ein Hexenschuss?
Bei einem Hexenschuss gehen die Schmerzen von den Nerven aus, die im Lendenbereich aus der Wirbelsäule austreten und die Strukturen rund um den unteren Rücken sowie die dort liegenden inneren Organe versorgen. Dabei sind einzelne Nervenstränge oder ganze Nerven stark gereizt, was sich in Schmerzen äußert.
Für derart gereizte Neven kann es verschiedene Ursachen geben, wie zum Beispiel ein Bandscheibenschaden oder Bandscheibenvorfall (Discusprolaps oder Discushernie). Ein solcher Schaden kann entstehen, wenn die Wirbelsäule in einem bestimmten Bereich zu stark belastet oder falsch bewegt wird. Das passiert häufiger beim Heben schwerer Gegenstände oder bei ungewohnten, ruckartigen Bewegungen. Das Risiko für einen Bandscheibenvorfall ist besonders erhöht, wenn die Rückenmuskulatur zu schwach und untrainiert ist. Dann sind die einzelnen Gelenke zu wenig stabilisiert und die Bandscheibe kann herausrutschen.
Im Gegensatz dazu können starke Verspannungen eine Blockade in den Wirbelgelenken und damit auch Schmerzen verursachen.
Degenerative Veränderungen der Wirbelsäule, die zum Beispiel durch Verschleiß oder eine Erkrankung der Knochen (Osteoporose) und/oder des Knorpels hervorgerufen werden, können ebenfalls Auslöser für einen Hexenschuss sein. Osteoporose kann beispielsweise zu einem Wirbelbruch (Fraktur) führen, bei dem die Wirbelknochen sich so verschieben, dass Nerven eingeklemmt und gereizt werden. Veränderungen an der Wirbelsäule werden ebenfalls durch eine zu schwache Rückenmuskulatur, Fehlhaltungen, Übergewicht und zu wenig Bewegung begünstigt.
Ein Hexenschuss ist mitunter auch die Folge von Organerkrankungen wie der Nieren oder den Geschlechtsorganen. Auch Rückenmarkstumoren können die Ursache für starke Schmerzen im unteren Rücken sein.
Wie wird ein Hexenschuss diagnostiziert?
Bei einem Hexenschuss ist in der Regel der Hausarzt der erste Ansprechpartner. Dieser erkundigt sich zunächst in einem ausführlichen Gespräch über die Beschwerden im Einzelnen (Anamnese). Auch psychosoziale Aspekte werden hierbei besprochen. Dazu gehören Angaben darüber, ob die betreffende Person stark unter Stress steht oder wie die Bedingungen am Arbeitsplatz aussehen.
Dem schließt sich eine umfassende körperliche Untersuchung an, über die der Arzt versucht, die Schmerzen genauer einzuordnen. Er tastet dabei unter anderem den Rumpf und Rücken ab und führt gegebenenfalls Bewegungs-/Funktionstest durch. So überprüft er beispielsweise, in welchen Positionen oder bei welchen Bewegungen die Schmerzen auslösbar sind, von wo der Schmerz kommt und ob es Hinweise für eine konkrete Ursache gibt.
Bildgebende Verfahren wie eine Röntgen- oder Ultraschalluntersuchung sowie Magnetresonanztomografie (MRT) kommen ohne konkrete Hinweise auf eine bestimmte Ursache nicht zum Einsatz. Besteht jedoch zum Beispiel der Verdacht eines Schadens an der Wirbelsäule oder einer Erkrankung eines Organs, dienen bildgebende Verfahren der näheren Untersuchung oder auch dem Ausschluss einer anderen Erkrankung.
Ähnliches gilt für Labortests, auch sie gehören nicht zu den Standardmaßnahmen bei unspezifischem Rückenschmerz. Besteht jedoch der Verdacht einer Entzündung oder liegen andere Auffälligkeiten vor, entnehmen Ärzte mitunter eine Blutprobe und untersuchen beispielsweise auf Entzündungsfaktoren wie das C-reaktive Protein (CRP) sowie die Blutsenkungsgeschwindigkeit (BSG).
Wie wird ein Hexenschuss behandelt?
Ein Hexenschuss ist ein akutes Ereignis und verursacht plötzliche, starke Schmerzen. Oft gehen sie innerhalb weniger Tage von allein wieder weg, sodass keine Therapie notwendig ist. Bleiben sie aber bestehen, ist ärztlicher Rat und eine gezielte Behandlung gefragt.
Die Therapie ist bei akuten Schmerzen in erster Linie auf deren Linderung mithilfe von Medikamenten ausgerichtet. Eingesetzt werden zumeist Schmerzmittel (Analgetika) wie nicht-steroidale Antiphlogistika (NSAID) bzw. Antirheumatika (NSAR). Das sind Wirkstoffe wie Ibuprofen oder Diclofenac. Sie sollten nur kurzzeitig eingenommen werden. Bei länger bestehenden oder bereits chronischen Schmerzen können Wirkstoffe wie Kortison helfen.
Darüber hinaus gehören nicht-medikamentöse Verfahren zu den Standardmaßnahmen bei Hexenschuss und anderen unspezifischen Kreuzschmerzen. Dazu gehören:
- Physiotherapie: um die Bewegungsfähigkeit wiederherzustellen
- Entspannungsverfahren (progressive Muskelrelaxation): um möglichen Muskelverspannung und Blockaden entgegenzuwirken sowie zum Abbau von psychischen Belastungen
- Massage: als aktivierende und unterstützende Maßnahme bei weniger akuten Schmerzen
Früher galt Bettruhe als eine der ersten Maßnahmen bei einem Hexenschuss. Von dieser raten Ärzte inzwischen dringend ab. Es hat sich gezeigt, dass eine möglichst früh einsetzende Bewegungstherapie effektiver den Kreuzschmerzen entgegenwirkt. Bei länger bestehenden Kreuzschmerzen kann eine Rückenschule dazu beitragen, die Beschwerden auch langfristig zu lindern.
Sind die Kreuzschmerzen spezifisch und haben eine konkrete Ursache, richtet sich die Therapie speziell darauf aus. Entweder mit dem Ziel, die zugrundeliegende Erkrankung zu heilen oder die Beschwerden zu lindern. Wie die Therapie aussieht, ist von der jeweiligen Erkrankung und ihrem Schwergrad abhängig.
Was Sie bei einem Hexenschuss tun können?
Neben den konventionellen Verfahren können Sie selbst noch das eine oder andere bei Kreuzschmerzen tun. Ärzte empfehlen beispielsweise, die betreffenden Stellen mit Wärme zu behandeln. Legen Sie dazu mehrmals täglich zum Beispiel ein Wärmekissen oder eine Wärmflasche für maximal 10 Minuten auf. Da Wärme nicht immer und bei jedem hilft, sollte sie möglichst begleitend zu konventionellen Verfahren angewendet werden.
Ebenso begleitend kann eine Psychotherapie und psychotherapeutische Betreuung hilfreich sein, wenn der Kreuzschmerz psychische Ursachen hat. Ärzte empfehlen diese nachdrücklich vor allem Menschen mit psychischen Erkrankungen wie Depressionen, um auch langfristig schmerzfrei zu bleiben.
Erkrankungen am Bewegungsapparat bedürfen oft einer längeren Behandlung. Bleiben Sie geduldig und führen Sie die Therapie konsequent durch. Nur so können Sie verhindern, dass der Hexenschuss wiederkommt oder bleibende Beschwerden verursacht und chronisch wird. Zur Therapie gehören meist auch Änderungen am Lebensstil, vor allem aber mehr Bewegung und eine konsequente Stärkung des Rückens. Seien Sie also so aktiv wie möglich. Überdenken Sie auch, ob Ihr Arbeitsplatz ergonomisch eingerichtet ist. Sprechen Sie mit Ihrem Arbeitgeber, welche Möglichkeiten hier für Sie bestehen.
Veröffentlicht am: 17.04.2025
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Quellen
[1] Bundesärztekammer (BÄK), Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV), Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF): Nationale VersorgungsLeitlinie Nicht-spezifischer Kreuzschmerz. Stand 2017 (in Überarbeitung). https://register.awmf.org/assets/guidelines/nvl-007l_S3_Kreuzschmerz_2017-03-abgelaufen.pdf
[2] PatientenLeitlinie zur Nationalen VersorgungsLeitlinie Kreuzschmerz. Stand 2017 (in Überarbeitung). https://register.awmf.org/assets/guidelines/nvl-007p_S3_Kreuzschmerz_2017-11-abgelaufen.pdf
[3] Pschyrembel Online. Lumbago. https://www.pschyrembel.de/Lumbago/K0DBJ
[4] Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). Lumbago. https://www.gesundheitsinformation.de/glossar/lumbago.html#:~:text=Als%20Lumbago%20(lumbus%2C%20lat.,Lumbago%20auch%20%E2%80%9EHexenschuss%E2%80%9C%20genannt
[5] Deutsche Familienversicherung. Hexenschuss: Ursachen, Symptome & Behandlung. https://www.deutsche-familienversicherung.de/krankenhauszusatzversicherung/ratgeber/artikel/hexenschuss-ursachen-symptome-und-behandlung/
[6] Orthopädische Gelenk-Klinik Gundelfingen. Was tun bei Hexenschuss (Lumbago)? https://gelenk-klinik.de/wirbelsaeule/hexenschuss-lumbago.html
[7] Hessing Klinik. Hexenschuss oder Ischialgie? https://www.klinikum-straubing.de/urologie/unser-behandlungsangebot/niere/nierenbeckenentzuendung.html
[8] Rheumaliga Schweiz. Was tun bei einem Hexenschuss? https://www.rheumaliga.ch/blog/2019/hexenschuss
[9] AOK. Hexenschuss: Wenn es urplötzlich in den Rücken schießt. https://www.aok.de/pk/magazin/koerper-psyche/muskel-skelett-system/hexenschuss-lumbago-was-tun/
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Michaela Tünnermann ist seit vielen Jahren als Apothekerin bei Shop Apotheke tätig. Sie hat unter anderem smart THERAPIE PLUS mit aufgebaut, um Menschen mit chronischen Erkrankungen zu helfen, besser mit ihrer Therapie leben zu können. Mit ihrer langjährigen Expertise steht sie hinter unseren Ratgebern von Shop Apotheke, mit denen wir Sie umfassend über verschiedene gesundheitsbezogene Themen informieren und Ihnen wichtige Apotheker-Tipps geben.