Hörsturz - Symptome, Ursachen und Behandlung

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Bei einem Hörsturz verliert der Betroffene von jetzt auf gleich Teile seines Hörvermögens; manchmal ertaubt er auf einem Ohr auch ganz. In der Regel ist nur ein Ohr in Mitleidenschaft gezogen, selten beide. Schmerzen treten nicht auf. Die Ursachen eines Ohrinfarkts liegen bis heute weitgehend im Dunkeln. Fachleute vermuten, dass unter anderem großer beruflicher oder emotionaler Stress zu Durchblutungsstörungen im Innenohr führen kann, die dann einen Hörsturz auslösen. Diskutiert werden zudem Schäden an der Halswirbelsäule, Diabetes mellitus, virale oder bakterielle Infektionen sowie Schlaganfälle oder Bluthochdruck, um nur einige zu nennen. Bei 30 bis 80 Prozent der Menschen mit Ohrinfarkt bildet sich die Hörminderung binnen weniger Tage wieder zurück. Passiert dies nicht, besteht die Therapie in der Gabe von Kortison, außerdem gilt es, die jeweilige Grunderkrankung mit zu behandeln, die womöglich zum Hörsturz geführt hat.
Was ist ein Hörsturz?
Bei einem Hörsturz (Ohrinfarkt) verringert sich das Hörvermögen von einer Sekunde auf die andere. Typisch ist, dass sich dem Phänomen keine bestimmte Ursache zuordnen lässt. Die Fähigkeit zu hören kann dabei teilweise oder ganz verloren gehen, wobei in der Regel nur ein Ohr erkrankt. Bis heute ist wissenschaftlich nicht geklärt, welche Auslöser der Schwerhörigkeit des Innenohrs zugrunde liegen. In Deutschland erkranken jedes Jahr etwa 160 bis 400 von 100.000 Menschen. Am häufigsten kommt der Hörsturz bei Personen um die 50 Jahre vor, wobei das Alter immer weiter sinkt. Frauen und Männer sind gleichermaßen betroffen.
Experten unterscheiden fünf Arten des Hörsturzes: den Hochton-Hörverlust, den
Tiefton-Hörverlust, den Mittelton-Hörverlust, den alle Frequenzen betreffenden pantonalen Hörverlust sowie Taubheit beziehungsweise eine der Taubheit ähnelnde Schwerhörigkeit. Die Einteilung richtet sich also zum einen danach, welcher Frequenzbereich betroffen ist, zum anderen danach, wie schwerwiegend die Innenohrschwerhörigkeit ist.
Wie äußert sich ein Hörsturz?

Betroffene berichten, dass sie ganz plötzlich auf einem Ohr deutlich schlechter hören (Innenohrschwerhörigkeit); bei schweren Fällen ertauben sie sogar vollständig. Hinzu kommt häufig das Gefühl, dass es im Ohr drückt oder ein Wattebausch darin steckt. Außerdem kommt es vor, dass sich die Region rund um die Ohrmuschel pelzig anfühlt. Obgleich ein Hörsturz nicht schmerzhaft ist, geht er häufig mit weiteren Symptomen einher, welche die Lebensqualität stark beeinträchtigen können – darunter Schwindelgefühle und lästige Ohrgeräusche bis hin zum Tinnitus.
Was verursacht einen Hörsturz?
Bis heute ist wissenschaftlich nicht geklärt, welche Auslöser einem Ohrinfarkt zugrunde liegen. Als gesichert gilt, dass die Schallleitung vom Außenohr zum Mittelohr und von dort zum Innenohr noch reibungslos funktioniert. Erst ab dort starten die Probleme mit der Schallweiterleitung. Fachleute vermuten, dass unter anderem eine gestörte Durchblutung des Innenohrs dafür verantwortlich sein könnte. Dies bedeutet, dass der Körper nicht mehr in der Lage ist, das Innenohr mit genügend Sauerstoff und Nährstoffen zu versorgen, sodass die feinen Sinnes- beziehungsweise Haarzellen des eigentlichen Hörorgans (Corti-Organ) Schaden nehmen. Sie sind dann nicht mehr fähig, die mechanischen Reize in Form der Schallwellen in elektrische Signale umzuwandeln, die über den Hörnerv an das Gehirn weitergeleitet werden. Der Betroffene hört dann nicht mehr richtig.
Es gibt mehrere mögliche Auslöser für einen gestörten Blutfluss:
- Anhaltender Stress
- Abnutzungserscheinungen an der Halswirbelsäule
- Schlaganfall
- Blutdruckschwankungen
- Stoffwechselerkrankungen wie z. B. Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Diabetes mellitus
Außer Durchblutungsstörungen kommen weitere mögliche Risikofaktoren für einen Hörsturz in Betracht:
- Bakterielle Infektionen wie beispielsweise eine Mittelohrentzündung
- Eine durch Zecken übertragene Borreliose
- Virale Infektionen, zum Beispiel durch das Herpes zoster simplex-Virus, Mumps, Masern , das Influenza-Virus (Grippe), oder das Humane Immundefizienz-Virus (HIV)
- Starkes Rauchen
- Hoher Cholesterinspiegel
- Bluthochdruck (Hypertonie)
Auch wenn ein Hörsturz kein akuter Notfall ist, sollten Betroffene ihn ernst nehmen und bald einen Arzt aufsuchen.
Wie wird ein Hörsturz diagnostiziert?
Erster Ansprechpartner bei einer plötzlich auftretenden, einseitigen Hörminderung oder gar Ertaubung ist in aller Regel der Hals-Nasen-Ohren-Arzt. Ihn interessiert zu Beginn vor allem die bisherige Krankengeschichte der betreffenden Person (Anamnese), welche Medikamente er einnimmt und welche akuten Beschwerden ihn in die Praxis führen. Weitere wichtige Aspekte sind vor allem, seit wann die Symptome bestehen, ob sie nur ein Ohr oder beide betreffen und ob sich Ohrengeräusche oder Schwindel eingestellt haben.
Die körperliche Untersuchung erfolgt unter anderem mithilfe eines Ohrmikroskops, das einen Blick ins Ohr erlaubt. Weitere diagnostische Mittel sind ein Hörtest (Weber-Versuch) mit einer Stimmgabel und eine Überprüfung des Gehörs auf Basis der Tonaudiometrie. Ziel ist es, zu ermitteln, welches Ohr schlechter hört und ab welcher Lautstärke die betreffende Person höhere Frequenzen hört. Ein weiteres Standardverfahren ist der sogenannte Rinne-Versuch. Mit ihm lässt sich unterscheiden, ob das Ohr unter einer Schallempfindungs- oder einer Schallleitungsstörung leidet.
Um sicherzugehen, dass die Hörminderung oder Ertaubung tatsächlich einem Hörsturz geschuldet ist, muss der Arzt außerdem andere mögliche Ursachen ausschließen:
- ein Ohrenschmalzpfropf
- eine Herpes-Infektion
- ein Paukenerguss
- eine Hirnhautentzündung (Meningitis)
- ein Akustikusneurinom (gutartiger Hirntumor)
- ein Tubenkatarrh (entzündete Ohrtrompete)
- Morbus Menière (Innenohr-Erkrankung mit anfallsartigem, langanhaltendem Drehschwindel)
- Multiple Sklerose
Um nach Entzündungszeichen oder einer Infektion zu suchen, wird der Arzt in der Regel ein Blutbild anordnen.
Wie wird ein Hörsturz behandelt?
Vermutet der Arzt einen entzündlichen Prozess oder fühlt sich der Betroffene stark beeinträchtigt, wird er meist rasch eine Therapie mit Glukokortikoiden (Kortison) einleiten. Sind die Beschwerden dagegen nur gering, kann man durchaus zwei bis drei Tage abwarten, ob sich das Hörvermögen von selbst wieder normalisiert. Bei 30 bis 80 Prozent der Menschen, die einen Ohrinfarkt erleiden, ist dies der Fall.
Die Behandlung mit Kortison, das antientzündlich und abschwellend wirkt, nimmt die erkrankte Person im häuslichen Umfeld vor. Ein stationärer Klinikaufenthalt ist nur dann vonnöten, wenn entweder eines oder beide Ohren ertaubt sind oder das vom Hörsturz nicht betroffene Ohr bereits stark schwerhörig oder ertaubt ist.
Darüber hinaus ist es unabdingbar, eine dem Hörsturz womöglich zugrundeliegende Grunderkrankung ebenfalls zu behandeln – also zum Beispiel hohen Blutdruck, hohe Cholesterinwerte oder eine bakterielle oder virale Infektion.
Was können Sie selbst bei einem Hörsturz tun?
Nicht selten ist ein Hörsturz eine Reaktion des Organismus auf permanenten Stress. Nehmen Sie die Signale Ihres Körpers daher ernst und vermeiden Sie in den Wochen nach der Diagnose konsequent stressauslösende Faktoren. Manchmal bedeutet dies auch, diese erst einmal zu identifizieren, um sie anschließend ausschalten zu können. Setzen Sie Ihr Gehör zudem keinen Lärmquellen aus.
Damit Sie schnell wieder gesund werden, sollten Sie sich viel Ruhe gönnen und versuchen abzuschalten. Nutzen Sie hierfür zum Beispiel Entspannungsverfahren wie Meditation, Yoga oder die progressive Muskelentspannung. Auch Spaziergänge in der Natur helfen dabei, auf andere Gedanken zu kommen und Stress abzubauen.
Veröffentlicht am: 10.03.2025
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Quellen
[1] HNO-Ärzte im Netz. Deutscher Berufsverband der Hals-Nasen-Ohrenärzte e. V. Was ist ein Hörsturz? https://www.hno-aerzte-im-netz.de/krankheiten/hoersturz/was-ist-ein-hoersturz.html
[2] Amboss. Hörsturz. https://www.amboss.com/de/wissen/horsturz/
[3] IQWiG. Hörsturz. https://www.gesundheitsinformation.de/glossar/hoersturz.html
[4] S1-Leitlinie der Dt. Ges. f. Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie. Hörsturz (Akuter idiopathischer sensorineuraler Hörverlust). https://register.awmf.org/assets/guidelines/017-010l_S1_Hoersturz_2014-02-verlaengert.pdf
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