Morbus Parkinson - Ursachen, Symptome und Behandlung

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Zusammenfassung
Die Parkinson-Krankheit, auch Morbus Parkinson genannt, ist eine Erkrankung von Nervenzellen im Gehirn. Durch den Verlust an Nervenzellen kommt es zu einer Verlangsamung von Bewegungsabläufen. Einen ersten Hinweis für eine Parkinson-Krankheit liefern Bewegungseinschränkungen, die zunächst nur auf eine Seite des Körpers beschränkt sind. Im Verlauf der Erkrankung können Symptome wie Muskelstarre und Muskelzittern auftreten. Oft bekommen betroffene Menschen auch Probleme damit, sich Dinge zu merken oder sie werden dement.
Um die Symptome von Morbus Parkinson behandeln zu können, ist ein frühzeitiger Therapiebeginn empfehlenswert. Die Therapie lässt sich individuell nach Alter und Erkrankungsdauer anpassen. Obwohl die Parkinson-Krankheit bisher nicht heilbar ist, können Medikamente und begleitende Bewegungstherapien die Lebensqualität und Lebenserwartung der Patienten deutlich verbessern.
Was ist Morbus Parkinson?
Morbus Parkinson ist eine Erkrankung des Gehirns, bei der es zu einem Verlust von Nervenzellen, auch Neuronen genannt, kommt. Das Gehirn besteht aus einem komplexen Geflecht vieler Neuronen, welche für die Kommunikation und Weiterleitung von Nervenimpulsen verantwortlich sind.
Bei Morbus Parkinson sind Neuronen betroffen, die den Botenstoff Dopamin produzieren und ausschütten. Diese sogenannten Dopamin-produzierenden (dopaminergen) Neuronen sind wichtig für bewusste (willkürliche) und unterbewusste (unwillkürliche) Bewegungsabläufe. Wenn Dopamin nicht mehr im ausreichenden Maß produziert wird, führt dies unter anderem zu einer Verlangsamung und Verminderung von Bewegungen sowie zu einer Muskelstarre oder einem Muskelzittern.
An Morbus Parkinson leiden vermehrt ältere Menschen, die Krankheit bricht durchschnittlich in einem Lebensalter zwischen 55 und 60 Jahren aus. In Deutschland sind rund 219.000 Personen erkrankt, Frauen und Männer in etwa gleicher Anzahl.
Was sind Anzeichen von Morbus Parkinson?
Zu Beginn von Morbus Parkinson kann das Gehirn den Verlust an Nervenzellen noch ausgleichen. Das gelingt jedoch nicht mehr, wenn mehr als die Hälfte der Dopamin-produzierenden Neuronen abgestorben (degeneriert) sind.
Ein schleichender einseitiger Beginn der Symptome ist dabei charakteristisch für Morbus Parkinson. Frühsymptome beinhalten verminderte und verlangsamte Spontanbewegungen, das bedeutet, dass eine einfache Handlung, wie beispielsweise das Wechseln der Kleidung, länger dauern kann als früher. Aber auch Schlafstörungen sowie Schmerzen im Schulterbereich oder in der Wirbelsäule treten auf.

Im Verlauf von Morbus Parkinson treten die typischen Leitsymptome auf:
- Bewegungsverlangsamung (Bradikinese) bis hin zur Bewegungshemmung (Akinese)
- Muskelversteifung (Rigor)
- Muskelzittern (Tremor) vor allem der Arme und Beine
- Störung der aufrechten Körperhaltung (posturale Instabilität)
Zusätzlich können Begleitsymptome auftreten, insbesondere:
- Störungen der Blasen- und Darmfunktion
- Empfindungsstörungen der Haut (zum Beispiel erhöhtes Schmerzempfinden auf normale Reize)
- Psychische Symptome (zum Beispiel Depressionen) und Schlafstörungen
- Kognitive Beeinträchtigungen (zum Beispiel Vergesslichkeit, in fortgeschrittenen Stadien Demenz)
Neben den Leit- und Begleitsymptomen können, abhängig vom Stadium der Parkinson-Krankheit und der Verlaufsform, weitere Symptome auftreten. Mit Fortschreiten der Krankheit nehmen Betroffene eine für die Erkrankung typische gebeugte Haltung beim Stehen und Gehen ein. Zudem kommt es zu einer reduzierten Mimik und Gestik und einer Störung des Schluckvorgangs (Dysphagie). Außerdem verringert sich im Laufe der Parkinson-Krankheit die Sprechlautstärke (Hypophonie), sodass die Stimme leise und monoton wird. Durch die motorischen Einschränkungen steigt zusätzlich die Pflegebedürftigkeit der Patienten.
Wie entsteht Morbus Parkinson?
Bei Morbus Parkinson kommt es zu einem Verlust von Dopamin-produzierende Neuronen, dieser Vorgang wird auch als Neurodegeneration bezeichnet.
In ca. 75 % aller Erkrankungsfälle tritt die Neurodegeneration ohne eindeutige Ursache auf. Diese Form von Morbus Parkinson wird auch idiopathisches Parkinson-Syndrom (kurz IPS) genannt. In seltenen Fällen liegen genetisch bedingte Ursachen zugrunde. Außerdem kann ein atypisches Parkinson-Syndrom im Rahmen anderer neurodegenerativer Erkrankungen auftreten. In sehr seltenen Fällen rufen schädliche Substanzen (zum Beispiel Mangan, Kohlenmonoxid, Zyanid), die Einnahme von Medikamenten (zum Beispiel Antipsychotika) oder Entzündungen des Gehirns die Parkinson-Krankheit hervor. Diese Form der Parkinson-Krankheit wird als symptomatisches oder sekundäres Parkinson-Syndrom beschrieben.
Gut zu wissen
Bei Morbus Parkinson kommt es zunächst zu einem fortschreitenden Absterben der Dopamin-produzierenden Nervenzellen, die sich in der schwarzen Substanz des Gehirns (Substantia nigra) befinden. Die Substantia nigra liegt im Mittelhirn und ist ein Bestandteil der Basalganglien. Die Basalganglien sind maßgeblich an der Verarbeitung von motorischen und nicht-motorischen Bewegungsabläufen beteiligt. Außerdem unterdrücken sie Bewegungen, die aktuell nicht benötigt werden. Dementsprechend leisten die Basalganglien einen wichtigen Beitrag für den Teil des Gehirns, der insbesondere bei der Planung und dem Beginn einer Bewegung eine bedeutsame Rolle spielt. Ein Verlust an dopaminergen Neuronen macht sich meist erst bemerkbar, wenn nur noch 20 bis 30 Prozent funktionstüchtiger Neuronen verfügbar sind. Infolgedessen kann das Gehirn die Signale für verschiedene Bewegungsabläufe nicht mehr verarbeiten und es kommt zu motorischen Einschränkungen.
Wie stellt der Arzt Morbus Parkinson fest?
Liegt ein Verdacht auf Morbus Parkinson vor, ist es ratsam einen erfahrenen Neurologen aufzusuchen. Einen ersten Hinweis für eine Parkinson-Krankheit liefern Bewegungseinschränkungen, die zunächst nur auf einer Seite auftreten.
Der behandelnde Arzt führt zunächst eine Befragung zu dem Krankheitsverlauf und den Leit- und Begleitsymptomen (Anamnese) durch. Dabei stellt der Arzt Fragen zu Vorerkrankungen, Medikamenteneinnahme und familiären Erkrankungen. Außerdem führt er körperliche Untersuchungen durch, um die Funktionen des Nervensystems zu überprüfen (zum Beispiel Reflexreaktionen und Beweglichkeit).
Bei einer Erstdiagnose nimmt der Arzt zudem bildgebende Verfahren wie die Computertomografie (CT) oder die Magnetresonanztomographie (MRT) zur Hilfe, um andere Erkrankungen des Gehirns auszuschließen. Der behandelte Neurologe kann zusätzlich anhand einer Dopamin-Transporter-Szintigrafie die Menge an Dopamin-produzierenden Nervenbahnen darstellen, welche bei der Parkinson-Krankheit meist reduziert ist. Der Levodopa-Test ermöglicht die Abgrenzung des idiopathischen Parkinson-Syndroms vom atypischen Parkinson-Syndrom. Liegt nach einmaliger Gabe von Levodopa (L-Dopa) eine Symptomverbesserung vor, deutet dies auf ein idiopathisches Parkinson-Syndrom hin. L-Dopa ist eine Vorstufe des Botenstoffs Dopamin und wird im Gehirn zu Dopamin umgewandelt.
Wie behandelt der Arzt Morbus Parkinson?
Der behandelnde Arzt wählt die Therapiestrategieindividuell unter Berücksichtigung von Alter, Stadium der Erkrankung und dem Vorhandensein weiterer Erkrankungen aus. Es ist ratsam die Therapie von Morbus Parkinson frühzeitig zu beginnen, da die Beschwerden unterschiedlich schnell fortschreiten können. Die Therapie verfolgt dabei das Ziel
- die motorischen, kognitiven und psychiatrischen Symptome der Erkrankung zu verringern,
- die Selbstständigkeit in den Aktivitäten des täglichen Lebens zu erhalten,
- Pflegebedürftigkeit zu verhindern und
- Lebensqualität zu erhalten und wiederzugewinnen.
Das idiopathische Parkinson-Syndrom ist derzeit nicht heilbar, jedoch sind Leit- und Begleitsymptome gut zu behandeln. Die medikamentöse Behandlung beinhaltet die Kombination von verschiedenen Wirkstoffen und ist ein wichtiger Baustein der Therapie. Bei einem Patienten mit frühen Krankheitsbeginn (Alter unter 70 Jahren) und keinen weiteren Erkrankungen führen häufig Dopamin-ähnliche Wirkstoffe (Dopamin-Agonisten) zu Linderungen der Symptome. Diese Wirkstoffe ahmen die Wirkung des fehlenden Botenstoffs Dopamin nach. Bei älteren Betroffenen (Alter über 70 Jahre) mit zusätzlichen Erkrankungen kommt L-Dopa, eine Vorstufe von Dopamin, zum Einsatz. Liegen nur sehr geringe Symptome vor, können auch MAO-B-Hemmer verwendet werden, die zwar schwächer wirksam aber meist besser verträglich sind. Diese Wirkstoffe erhöhen im Gehirn die Dopaminmenge, indem sie den Abbau von Dopamin verhindern. Die Behandlung mit Dopamin-Agonisten und L-Dopa kann mit zunehmender Therapie-Dauer zu Schwankungen in der Wirkung führen. Außerdem können Nebenwirkungen wie Störungen des Bewegungsablaufes, psychiatrische Veränderungen (Schlaflosigkeit, Unruhe, Psychosen) und Herz-Rhythmus-Störungen auftreten.
Weitere unterstützende Therapien der Parkinson-Krankheit stellen die Physiotherapie und Ergotherapie dar. Diese sind für den Erhalt von Bewegungs- und Handlungsfähigkeit im Alltag wichtig. Bei Patienten mit Sprechstörungen kann eine logopädische Sprachtherapie helfen.
Was können Sie selbst bei Morbus Parkinson tun?
Bei einer frühzeitigen Diagnose von Morbus Parkinson lassen sich die Symptome gut behandeln. Daher ist es empfehlenswert bei dem geringsten Verdacht auf Morbus Parkinson einen Arzt aufzusuchen. Betroffene und Angehörige können sich zudem Hilfe und Unterstützung im Umgang mit der Erkrankung bei einer Beratungsstelle für Parkinson-Erkrankte holen. Diese berät die Betroffenen auch zu Möglichkeiten einer häuslichen oder stationären Pflege. Außerdem bieten Selbsthilfegruppen eine Gelegenheit zum Austausch von Parkinson-Patienten und deren Angehörigen.
Veröffentlicht am: 22.12.2021
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Quellen
[1]: Mutschler Arzneimittelwirkungen. 11. Auflage, Seite 329 – 339. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart (2020).
[2]: Deutsche Gesellschaft für Neurologie (2016). Leitlinien für Diagnostik und Therapien in der Neurologie – Idiopathisches Parkinson-Syndrom.
[3]: Pschyrembel Klinisches Wörterbuch online. Parkinson-Syndrom (Stand 09.2021). https://www.pschyrembel.de/Parkinson-Syndrom/K0GCW (letzter Abruf 03.10.2021)
[4]: AMBOSS. Parkinson-Syndrom und Morbus Parkinson (Stand 27.07.2021). https://next.amboss.com/de/article/C30qkf?q=Parkinson#Zdb93b3c75079be8a7afc25d1253112b6 (letzter Abruf 02.10.2021)
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