Windpocken – Symptome, Ansteckung und Behandlung

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Windpocken sind eine hochansteckende Viruserkrankung, die sich durch eine Impfung vermeiden lässt. Sie sind in Deutschland meldepflichtig und zeichnen sich durch kleine, mit Flüssigkeit gefüllte Bläschen aus. Einmal erkrankt, sind Menschen ihr Leben lang gegen diese Viren immun. Da sie nach überstandener Erkrankung jedoch im Körper verbleiben, können Betroffene als Folge eine Gürtelrose entwickeln. Dies geschieht vor allem, wenn das Immunsystem durch höheres Alter oder durch eine schwächende Erkrankung nicht mehr genügend Abwehrkräfte gegen die Krankheitserreger mobilisieren kann. Bei Windpocken werden in erster Linie die Symptome behandelt. Nur bei einem erhöhten Risiko für Komplikationen oder bei einem schweren Verlauf setzen Ärzte Medikamente ein, die das Virenwachstum hemmen.
Was sind Windpocken?
Windpocken (Varizellen) sind eine in Deutschland meldepflichtige und hochansteckende Infektionskrankheit, die von Varizella-Zoster-Viren (kurz VZV), einem Herpes-Virus, verursacht werden. Sie äußern sich durch einen charakteristischen Hautausschlag, der am ganzen Körper einen starken Juckreiz auslöst. Die Windpocken kommen weltweit vor und sind die häufigste Infektionskrankheit im Kindesalter – besonders Kinder bis zehn Jahre sind betroffen.
Menschen, die sich in ihrer Kindheit mit den Viren anstecken, sind dadurch lebenslang immun und können auch bei Kontakt mit Erkrankten keine Dritten infizieren. Jedoch verleiben die Viren nach überstandener Krankheit weiterhin im Körper und nisten sich in den Nerven-wurzeln im Bereich des Rückenmarks oder der Hirnnerven ein. Wird das Immunsystem durch Erkrankung, starken Stress oder durch das Alter schwächer, werden die Varizella-Zoster-Viren häufig wieder aktiv und lösen so eine Gürtelrose (Herpes zoster) aus. Dabei handelt es sich um einen oft als sehr schmerzhaft empfundenen Hautausschlag.
Stecken sich Erwachsene mit Varizellla-Zoster-Viren an, verlaufen die Windpocken in der Regel schwerer als bei Kindern, zum Teil, weil häufiger Komplikationen auftreten. Daher empfehlen Mediziner für ältere oder immungeschwächte Menschen eine Impfung.
Wie äußern sich Windpocken?
Nach einer Infektion mit Varizella-Zoster-Viren vergehen zwischen acht Tagen und vier Wochen bis zu den ersten Anzeichen der Erkrankung. Bereits zwei Tage, bevor der Ausschlag auftritt, können Infizierte jedoch andere Menschen anstecken.
Zu Beginn der Erkrankung fühlen sich die Betroffenen in der Regel abgeschlagen und haben oft Fieber. Diesem folgt der für die Windpocken typische Hautausschlag: Kleine, mit Flüssigkeit gefüllte Bläschen breiten sich vom Kopf, über Rumpf, Arme und Beine bis zu den Füßen aus. Dabei sparen sie weder die behaarte Kopfhaut noch die Schleimhaut oder die Genitalien aus. Die Bläschen trocknen nach etwa drei bis fünf Tagen aus – allerdings entstehen während dessen neue, sodass immer alle Stadien des Hautausschlages gleichzeitig am Körper auftreten. Da die Windpocken mit einem starken Juckreiz einhergehen, kratzen die betroffenen Menschen die Bläschen oft auf, wodurch die Bläschen narbig abheilen.
Komplikationen bei Windpocken
Bei Windpocken können Komplikationen auftreten:
- Aufkratzen der Bläschen begünstigt, dass sich die Haut durch so eingetragene Bakterien entzündet.
- Eine Lungenentzündung zählt bei den Windpocken zu einer gefürchteten Komplikation und tritt bei etwa jedem fünften Erwachsenen auf. Sie entwickelt sich bereits in den ersten Tagen nach Krankheitsausbruch. Eine Lungenentzündung ist immer ernst zu nehmen, unabhängig davon, wie schwer sie verläuft. Besonders gefährdet sind Schwangere.
- In selten Fällen können Windpocken das zentrale Nervensystem betreffen und Gleichgewichtsstörungen hervorrufen oder die Hirnhäute reizen, wodurch sich eine Gehirn- oder Hirnhautentzündung entwickeln kann.
Eine Windpockeninfektion der werdenden Mutter betrifft auch das Ungeborene. Erkrankt die Schwangere in den ersten sechs Monaten, führt die Infektion beim Kind möglicherweise zu Hautveränderungen, schweren Fehlbildungen, neurologischen Krankheiten oder Augenschäden. Eine Infektion kurz vor der Geburt kann für das Ungeborene lebensbedrohlich sein.
Wie kommt es zur Infektion mit den Varizella-Zoster-Viren?
Die Ansteckung mit den Varizella-Zoster Viren erfolgt über eine Tröpfcheninfektion. Erkrankte übertragen die Erreger durch Niesen, Husten, Atmen oder Sprechen durch winzige Speicheltröpfchen an die Atemluft. Besonders ansteckend ist die Flüssigkeit in den Bläschen. Kratzen Erkrankte diese auf oder platzen sie, lassen sich die Viren so über die Hände an andere Personen übertragen. Auch verunreinigte Gegenstände machen eine Ansteckung möglich, wenn sie zuvor mit infizierten Händen berührt wurden. Mögliche Quellen sind dann:
- Handläufe von Treppen oder Rolltreppen
- Türgriffe
- Wasserhähne
- Spielzeug
- Geschirr
Sobald die Bläschen nach etwa fünf bis sieben Tagen verkrustet sind, ist der betroffene Mensch nicht mehr ansteckend.
Eine Gürtelrose bricht entweder aus, wenn bei einmal an Windpocken erkrankten Menschen das Immunsystem schwächelt oder Menschen sich über eine Schmierinfektion anstecken. Anders als bei Windpocken, stecken sich Menschen nicht über die Atemluft an. Die Übertragung erfolgt, wenn sie mit der Bläschenflüssigkeit oder den Krusten in Berührung kommen, beispielsweise über die Hände oder indirekt durch den Kontakt mit verunreinigten Gegenständen. Wenn die Person noch keine Windpocken hatte, führt die Ansteckung zu einer Windpocken-Erkrankung, nicht zu einer Gürtelrose.
Wie stellt der Arzt die Diagnose Windpocken?
Der Arzt erkennt die Windpocken an ihrem charakteristischen Hautausschlag mit Bläschenbildung. Nur selten muss die Bläschenflüssigkeit auf Erreger untersucht werden, wenn Zweifel bei der Diagnose bestehen oder bei einem komplizierten Verlauf. Für eine weitere medizinische Einschätzung erkundigt sich der Arzt nach der bisherigen Krankheitsgeschichte, wie lange die Symptome bereits bestehen und ob weitere Beschwerden hinzugekommen sind (Anamnese). Zudem könnte es sein, dass sich der Arzt nach einer bestehenden Schwangerschaft erkundigt, sollte dies noch nicht ersichtlich sein. Wenn Schwangere an Windpocken erkrankt sind, empfiehlt der Arzt, in der frauenärztlichen Praxis vorstellig zu werden.
Besondere Untersuchungen sind in der Regel nur bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem oder bei Schwangeren nötig.
Wie behandelt der Arzt Windpocken?
Bei Windpocken behandeln die Ärzte in der Regel nur die Beschwerden. Da sie mit einem starken Juckreiz einhergehen, spielt die Hautpflege eine große Rolle. Dabei können zum Beispiel Hautlotionen, die entzündungshemmende Gerbstoffe oder Zink enthalten, zum Einsatz kommen. Manchmal können auch Antihistaminika eingesetzt werden. Paracetamol lindert Beschwerden wie Fieber und Gliederschmerzen, auch bei Kindern. Die Wirkstoffe Ibuprofen (Acetylsalicylsäure (ASS) nur nach ärztlicher Anweisung) sind für Kinder und Jugendliche mit Windpocken nicht geeignet.
Nimmt die Erkrankung einen schweren Verlauf oder soll dieser bei Risikogruppen wie schwangeren Frauen vermieden werden, setzen Ärzte oft Virostatika ein, die eine weitere Vermehrung der Viren verhindern sollen.
Wie können Sie sich vor Windpocken schützen?
Der beste Schutz für Sie und Ihre Lieben ist eine Windpocken-Impfung zum frühestmöglichen Zeitpunkt. Wenn Ihnen nicht bekannt ist, ob sie bereits im Kindesalter an Windpocken erkrankt waren oder dagegen geimpft wurden, lässt sich die Impfung leicht nachholen. Das gilt auch innerhalb von fünf Tagen nach dem Kontakt mit einer erkrankten Person. So lässt sich oft verhindern, dass die Windpocken noch ausbrechen oder zumindest lässt der Verlauf sich positiv beeinflussen.
Besonders wenn Kinderwunsch besteht, ist es zum eigenen Schutz und dem des Ungeborenen wichtig sicherzustellen, dass eine ausreichende mütterliche Immunabwehr gegen die Erreger besteht.
Der Kontakt zu Menschen mit Windpocken sollte so lange gemieden werden, wie diese noch ansteckend sind.
Veröffentlicht am: 13.08.2024
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ICD Code(s)
ICD Codes sind Internationale statistische Klassifikationen der Krankheiten zu finden z.B. auf Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen (AU) oder Ärztebriefen.
- B01; P35
- Quelle: Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte - https://klassifikationen.bfarm.de/icd-10-gm/kode-suche/htmlgm2025/index.htm
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