Zöliakie - Symptome, Ursachen und Behandlung

Schnelleinstieg in unsere Themen
Zöliakie ist eine Unverträglichkeit des Dünndarms gegenüber Gluten. Menschen mit Zöliakie haben häufige chronische Durchfälle oder Bauchschmerzen, aber auch Kopfschmerzen oder Hautveränderungen sind möglich. Behandelt wird die Zöliakie mit einer Gluten-freien Diät. Gluten, ein Sammelbegriff für Proteine (Klebereiweiss), löst bei Menschen mit einer Glutenunverträglichkeit eine Immunreaktion aus. Diese kann im Dünndarm dazu führen, dass die Schleimhaut und die hier sitzenden Darmzotten angegriffen werden. In der Folge kann es zu einem Nähr-und Mineralstoffmangel kommen. Ärzte empfehlen zur Behandlung der Zöliakie eine strikte, Gluten-freie Diät – ein Leben lang.
Was ist Zöliakie?
Bei der Zöliakie, die früher auch als einheimische Sprue bezeichnet wurde, handelt es sich um eine wiederkehrende (chronische) entzündliche Erkrankung der Darmschleimhaut. Sie zählt zu den Immunerkrankungen und wird durch eine Unverträglichkeit gegenüber dem Weizeneiweiß (Weizenprotein) Gluten hervorgerufen – daher wird umgangssprachlich auch von einer Gluten-Unverträglichkeit gesprochen.
Für Menschen mit Zöliakie ist es wichtig, ihr gesamtes Leben auf Gluten in Nahrungsmitteln zu verzichten, denn die wiederkehrenden Entzündungen durch die Immunreaktionen nach Verzehr schädigen die Darmzotten im Dünndarm. Darmzotten vergrößern die Darmoberfläche und ermöglichen dem Dünndarm so die Nährstoffaufnahme. Bei Menschen mit Zöliakie sind die Darmzotten verkümmert, wodurch ein Nähr-, Vitamin und Mineralmangel sowie Darmbeschwerden möglich sind.
Häufig geht eine Zöliakie mit einer oder mehr Begleiterkrankungen einher. Dazu zählen unter anderem folgende:
- Depression
- Epilepsie
- Autoimmunerkrankungen wie Diabetes mellitus Typ-I, Hashimoto-Thyreoditis, Morbus Basedow, Psoriasis oder Kollagenosen wie Lupus erythematodes.
- Genetische Erkrankungen wie beispielsweise das Down-Syndrom oder das Ullrich-Turner-Syndrom
Ärzte bezeichnen die Zöliakie auch als Chamäleon unter den Darmerkrankungen, da sie sich in verschiedenen Symptomen äußert, die sowohl den Magen-Darm-Trakt als auch andere Organe betreffen. Die Zöliakie kann in jedem Lebensalter erstmalig auftreten und muss dabei nicht immer Beschwerden verursachen. Mehr als 70 Prozent der betroffenen Menschen erhalten ihre Diagnose, wenn sie 20 Jahre oder älter sind.
In den letzten 50 Jahren hat die Zahl der diagnostizierten Zöliakie-Erkrankungen dank besserer Diagnosemethoden zugenommen. Dennoch gehen Wissenschaftler davon aus, dass weltweit mehr Menschen mit Zöliakie leben, ohne dass sie von ihrer Erkrankung wissen. Frauen sind in einem Verhältnis von 1:3 weniger häufig von dieser Erkrankung betroffen als Männer. Schätzungen zufolge leben in Deutschland etwa zwei bis zehn Menschen von 100 mit Zöliakie.
Eine genetische Veranlagung begünstigt das Auftreten einer Glutenunverträglichkeit, besonders, wenn ein Elternteil bereits an Zöliakie erkrankt ist. Dann liegt das Risiko ebenfalls zu erkranken zwischen fünf und zehn Prozent. Für die Zöliakie werden zwei Risiko-Gene verantwortlich gemacht, die bei etwa einem Drittel der deutschen Bevölkerung auftreten. Jedoch bricht die Erkrankung bei weniger als einem Prozent dieser Merkmalsträger aus. Daraus lässt sich schließen, dass äußere Einflüsse dazu beitragen, dass sich diese Erkrankung entwickelt.
Was ist Gluten?
Bei Gluten handelt es sich um Weizenproteine, die Bäckern auch als Klebereiweiße bekannt sind. Diese kommen im Weizenmehl vor und sorgen dafür, dass der Teig elastisch und dehnbar wird. Damit sorgen sie für die guten Kneteigenschaften und Backqualitäten von Weizenmehl.
Was sind die Symptome einer Zöliakie?
Menschen können an einer Zöliakie erkrankt sein, ohne dass sich Symptome bemerkbar machen. Wenn Symptome auftreten, können sich diese auf den Magen-Darm-Trakt, aber auch auf andere Körperbereiche auswirken.

Symptome, die den Magen-Darm-Trakt betreffen (gastrointestinale Symptome):
- chronische Bauchschmerzen
- Blähungen (Flatulenz)
- Erbrechen mit und ohne Übelkeit
- Mineralstoffmangel
- chronische Durchfälle (Diarrhö)
- Verstopfung (Obstipation)
Symptome, die sich möglicherweise in anderen Körperbereichen ausprägen:
- chronische Erschöpfung oder Müdigkeit
- Leistungsknick
- Nachtblindheit
- Kopfschmerzen
- gestörte Bewegungskoordination (Ataxie)
- Muskelschmerzen (Myalgie) und Muskelschwäche
- ungewollter Gewichtsverlust
- Gelenkschmerzen (Arthralgie)
Tritt die Zöliakie bereits im Kindesalter auf, kommt es möglicherweise zu Entwicklungsstörungen, die in erster Linie das körperliche Wachstum betreffen. So sind Kleinwuchs oder eine verminderte Wachstumsgeschwindigkeit mögliche Folgen. Ebenso ist es möglich, dass Kinder mit Zöliakie spät pubertieren (Pubertas tarda).
Weitere Symptome erkrankter Kinder sind:
- Durchfall oder massiger stark riechender Stuhlgang
- Blähbauch
- Gewichtsverlust
- Blässe
- Übelkeit
Wie entsteht die Zöliakie?
Bei gesunden Menschen spaltet das unter anderem in der Dünndarmschleimhaut vorkommende Enzym Gewebe-Transglutaminase das mit den Mahlzeiten aufgenommene Gluten. Bei Menschen mit Zöliakie aktivieren einzelne Bestandteile dieses Weizeneiweißes Immunzellen. Diese bilden in der Folge sogenannte Auto-Antikörper gegen die Gewebe-Transglutaminase und die unter der Dünndarmschleimhaut liegenden Bindegewebsschicht (Endomysium), die einzelne Muskelfasern umgibt.
Nehmen Menschen mit einer Unverträglichkeit gegenüber Gluten wiederholt Lebensmittel zu sich, die diese Immunreaktionen auslösen, schädigen die chronischen Entzündungen auf Dauer die Schleimhaut und damit die Darmzotten des Dünndarms. Diese verkleinern sich und damit auch die Oberfläche des Dünndarms. In der Folge ist es dem Dünndarm nicht mehr möglich, die gleiche Menge an Nähr- und Mineralstoffen sowie Vitaminen aufzunehmen, wodurch es zu Mangelerscheinungen kommt.
Wie stellt der Arzt die Diagnose Zöliakie?
Wenn bereits der Verdacht besteht, dass die Beschwerden möglicherweise auf eine Zöliakie zurückzuführen sind, ist es ratsam, sich zunächst wie gewohnt weiter zu ernähren, bis die Untersuchung beim Arzt stattgefunden hat. Sonst sind entzündliche Darmreaktionen möglicherweise nicht nachweisbar.
Der erste Ansprechpartner bei Symptomen, die so vielfältig sind wie bei der Zöliakie, ist der Hausarzt. Dem ausführlichen Gespräch zu den Symptomen (Anamnese) folgt in der Regel eine körperliche Untersuchung. Dabei hört der Arzt den Bauch nach Darmgeräuschen ab, durch Klopfen und Tasten prüft er, ob sich hier Flüssigkeiten, Verdickungen oder Luft feststellen lassen.
Labortest
Nach einer Blutentnahme lassen sich mit einem im Labor durchgeführten Zöliakie-Test Antikörper im Blutserum nachweisen, die für diese Erkrankung typisch sind.
Speiseröhren-Magen-Dünndarmspiegelung
Bei einem entsprechenden Verdacht folgt die Überweisung zu einem Gastroenterologen, einem Arzt, der auf Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes spezialisiert ist. Dieser entnimmt im Rahmen einer Speiseröhren- und Magenspiegelung, bei der er auch den oberen Teil des Zwölffingerdarms untersucht (Ösophagus-Gastro-Duodenoskopie), eine Gewebeprobe. Wenn diese die für die Zöliakie typischen Veränderungen aufweist, ist eine Glutenunverträglichkeit wahrscheinlich.
Oft erfolgt die Diagnose aber verzögert – meist erst nach Jahren – denn nicht immer lassen die beschriebenen Symptome auf eine Zöliakie schließen.
Wie behandelt der Arzt die Zöliakie?
Hat der Arzt eine Zöliakie festgestellt, empfiehlt er eine Gluten-freie Diät. Mit dieser sollten betroffene Menschen am besten direkt nach der Diagnose anfangen. Das Ziel dieser Diät ist es, weitere Entzündungen der Dünndarmschleimhaut zu verhindern, damit die Darmzotten nicht weiter geschädigt werden, sich die Darmschleimhaut wiederaufbauen kann und sich ein Nähr-, Vitamin- und Mineralstoffmangel wieder ausgleicht – dies kann einige Jahre dauern.
Manchmal kann es auch nötig sein, auf Nahrungsergänzungsmittel, die beispielsweise Folsäure, Vitamin B12 oder Vitamin D enthalten, zurückzugreifen, wenn hier trotz strikter Diät ein Mangel bestehen bleibt.
Da die Zöliakie viele verschiedene Körperbereiche betrifft, ist es wichtig, die Risiken für Langzeitkomplikationen zu minimieren. Mögliche Folgeerkrankungen sind:
- Unfruchtbarkeit (Infertilität) bei Männern und Frauen
- Risiko für Früh- und Fehlgeburten
- neurologische Erkrankungen
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Die Zöliakie ist eine nicht heilbare Erkrankung. Durch die Gluten-freie Diät verschwinden die Symptome allerdings in der Regel.
Was können Sie selbst bei Zöliakie tun?
Wenn Sie regelmäßig Bauchschmerzen, chronischen Durchfall oder generell den Verdacht haben, dass Ihre Beschwerden von Ihrer Ernährung herrühren, dann ist es ratsam, das Gespräch mit einem Arzt zu suchen. Stellt dieser die Zöliakie fest, ist es wichtig, sich strikt an die Gluten-freie Diät zu halten.
Dieser Einschnitt in die Essgewohnheiten stellt vor allem symptomfreie Menschen mit Zöliakie vor eine Herausforderung. Wichtig sind regelmäßige Kontrolluntersuchungen, um die Krankheitsentwicklung zu überwachen und mögliche Mangelzustände frühzeitig aufzudecken.
Veröffentlicht am: 13.05.2024
____________________________________________________________________________________________________________________________
ICD Code(s)
ICD Codes sind Internationale statistische Klassifikationen der Krankheiten zu finden z.B. auf Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen (AU) oder Ärztebriefen.
- K90
- Quelle: Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte - https://klassifikationen.bfarm.de/icd-10-gm/kode-suche/htmlgm2025/index.htm
____________________________________________________________________________________________________________________________
Quellen
[1] Al-Toma A et al. “European Society for the Study of Coeliac Disease (ESsCD) guideline for coeliac disease and other gluten-related disorders.” United European Gastroenterology Journal vol. 7,5 (2019): 583-613. doi:10.1177/2050640619844125. https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC6545713/
[2] Pschyrembel.de Zöliakie. https://www.pschyrembel.de/Z%C3%B6liakie/K0PD5
[3] Allergieinformationsdienst: Zöliakie. https://www.allergieinformationsdienst.de/krankheitsbilder/zoeliakie
Unsere Qualitätssicherung

„Die Beratung unserer Kunden auf höchstem pharmazeutischem Standard und damit jeden Tag zu Ihrer individuellen Gesundheit beizutragen ist mir ein Herzensanliegen und ist essentieller Bestandteil meiner täglichen Arbeit.“
Als Senior Expert im Bereich Pharma Service steht Louisa Wehleit hinter unseren Ratgebern. Hier vermitteln wir umfassendes Wissen im Bereich Wohlfühlen und Gesundheit. Mit unserem Ratgeber können Sie sich umfassend zu verschiedenen Gesundheitsthemen informieren und auf wertvolle Apotheker-Tipps zurückgreifen.