Niedriger Blutdruck (Hypotonie) - Ursachen und Behandlung

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Ein Niedriger Blutdruck (Hypotonie) ist in den meisten Fällen harmlos und muss deshalb in der Regel nicht medikamentös behandelt werden. Anders sieht es aus, wenn die Ursache der Hypotonie eine Grunderkrankung oder körperliche Fehlfunktion ist. Aus diesem Grunde empfiehlt es sich, immer zunächst einen Arzt aufzusuchen, um den niedrigen Blutdruck medizinisch abklären zu lassen. Verbirgt sich keine schwerwiegende Erkrankung hinter den Beschwerden, gibt es eine Vielzahl von Hausmitteln und Methoden, um die vielgestaltigen Symptome zu lindern und den Blutdruck zu steigern.
Wie äußert sich niedriger Blutdruck?
Der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zufolge gilt bei Frauen ein Blutdruck von unter 100/60 mmHg (Millimeter Quecksilbersäule) und bei Männern von unter 110/70 mmHg als niedrig. Von niedrigem Blutdruck sind in Deutschland zwischen drei bis fünf Millionen Menschen betroffen. In vielen Fällen handelt es sich lediglich um eine Kreislaufstörung, die in bestimmten Situationen Schwindel, Benommenheit, Sehstörungen aber auch Stürze hervorrufen kann und keiner medizinischen Behandlung bedarf. Bisher galt als gesichert, dass ein niedriger Blutdruck, dem keine Erkrankung zugrunde liegt, Herz und Kreislauf schont und damit langfristig die Gesundheit fördert. Allerdings gibt es neuere Studien, wonach Hypotonie die Herzgesundheit schwächt und die Sterblichkeit möglicherweise erhöht.
Obgleich ein niedriger Blutdruck häufig symptomlos verläuft, kann er bei manchen Menschen oder in bestimmten Situationen Beschwerden verursachen. Symptome eines niedrigen Blutdrucks können unter anderem sein:
- Sehstörungen (Schwarzwerden vor den Augen, Sternchen sehen)
- Schwindel
- Benommenheit
- erhöhter Puls
- Herzrasen
- Übelkeit
- Müdigkeit
- Schlaflosigkeit
- Kopfschmerzen
- Konzentrationsmangel
- Ohrensausen
- Blässe
- kalte Hände und Füße
- Schwitzen
- Zittern
- kurze Ohnmacht
- Schock (Ausgelöst durch einen massiven und raschen Blutdruckabfall stellt der Schock einen lebensbedrohlichen Notfall dar, der umgehend ärztliche Betreuung erfordert)
Was verursacht niedrigen Blutdruck?
Mediziner unterscheiden verschiedene Formen des niedrigen Blutdrucks:
Bei der primären oder konstitutionellen Hypotonie ist keine Ursache für den niedrigen Blutdruck erkennbar. Betroffen sind vor allem junge, sehr schlanke Frauen, hagere ältere Menschen und Sportler.
Bei der sekundären Hypotonie liegt dem niedrigen Blutdruck eine nachweisbare Ursache zugrunde, meist basiert er auf der Einnahme von Medikamenten oder einer Vorerkrankung: Hierzu zählen unter anderem:
- Herzinsuffizienz (Herzschwäche)
- Aortenstenose (Herzklappenfehler)
- Perikarderguss (krankhafte Flüssigkeitsansammlung zwischen der Herzhaut und dem Herzbeutel)
- Schilddrüsenunterfunktion
- Nebenniereninsuffizienz (Nebennierenschwäche)
- Venenschwäche
- Nervenerkrankungen (Parkinson = Schüttellähmung/Erkrankung des zentralen Nervensystems, Polyneuropathie = Erkrankung des peripheren Nervensystems)
- Alkohol-, Nikotin- und Drogenkonsum
- Zu geringe Trinkmenge
- Durchfall und Erbrechen
Bei der regulativen Hypotonie (auch orthostatische Hypotonie genannt) kommt es zu Beschwerden bei schnellen Lagewechseln, etwa nach dem Bücken oder einem zu schnellen Wiederaufrichten aus einer liegenden Position heraus. In der Folge fällt der Blutdruck ab. Ursache hierfür ist das Unvermögen des Organismus, den Blutdruck und die Blutverteilung im Körper rasch genug an die neue Position anzupassen. Dem Betroffenen ist dann unter Umständen schwindelig, er fühlt sich benommen, hat Herzrasen und sieht kleine Sternchen. Allerdings hält dieser Zustand in der Regel nur wenige Sekunden oder Minuten an. Die regulative Hypotonie zeigt sich in allen Altersgruppen, kommt jedoch bei älteren und kranken Menschen häufiger vor. Je nachdem, wie stark die Unterversorgung des Gehirns mit Sauerstoff ausfällt, kann es zu einer kurzen Ohnmacht (Synkope) kommen. Dem Menschen wird schwarz vor Augen und sie sind für einen kurzen Moment nicht ansprechbar.
Wann zum Arzt bei niedrigem Blutdruck?
Auch wenn sich ein niedriger Blutdruck in vielen Fällen als harmlos und nicht behandlungsbedürftig herausstellt, empfiehlt es sich, die Ursachen der Hypotonie stets ärztlich abklären zu lassen. Suchen Sie dazu ihren Hausarzt oder Internisten auf. Dies gilt vor allem für ältere Menschen. Schließlich besteht die Möglichkeit, dass sich dahinter eine ernsthafte Erkrankung verbirgt. Der Gang zum Arzt ist insbesondere dann angebracht, wenn einfache Maßnahmen und Hausmittel, die den Symptomen des niedrigen Blutdrucks entgegenwirken, nicht anschlagen.
Was macht der Arzt bei niedrigem Blutdruck?
Im Rahmen der Diagnostik wird der Arzt zunächst ein ausführliches Anamnesegespräch führen, um sich über die bisherige Krankengeschichte zu informieren. Im weiteren Verlauf steht die ein- oder mehrmalige Messung des Blutdrucks an. Da der Blutdruck je nach Arm unterschiedlich ausfallen kann, wird er in der Regel an beiden Armen gemessen. Manchmal wird auch eine 24-Stundenmessung durchgeführt um festzustellen, ob bestimmte Situationen oder Zeiten zu dem niedrigen Blutdruck führen.
Ein einfacher klinischer Test zur Überprüfung der Kreislauffunktion ist der sogenannte Schellong-Test. Ziel ist es, herauszufinden, ob Beschwerden wie Schwindel oder Müdigkeit auf eine Fehlregulation des Kreislaufs zurückzuführen sind. Zu diesem Zweck setzt der Arzt den betroffenen Menschen einer Belastungssituation aus (schnelles Aufstehen von der Untersuchungsliege nach einer mehrminütigen Ruhephase), während er gleichzeitig kontrolliert, wie sich Blutdruck und Puls verändern. Danach wird die Person aufgefordert, zehn Minuten zu stehen. Wieder werden Blutdruck und Puls gemessen und etwaige Symptome wie Zittern, Schweißausbruch, Schwindel oder Sehstörungen dokumentiert. Möglicherweise schreibt der Arzt während dieser Zeit ein EKG (Elektrokardiogramm).
Eine weitere Methode zur Bestimmung eines niedrigen Blutdrucks ist die Kipptisch-Untersuchung, die aufwändiger ist und in der Regel im Krankenhaus durchgeführt wird. Sie dient vor allem der Abklärung von kurzen Ohnmachten. Hierbei wird der betroffene Mensch mit Riemen auf dem Kipptisch fixiert, auf dem er etwa zehn Minuten in Ruhe verbringt. Während dieser Zeit erfolgt die Messung von Blutdruck und Herzströmen (EKG). Nach Ablauf der Ruhezeit wird der Tisch aufrecht gestellt und die Messungen fortgeführt.
Fällt die Hypotonie besonders stark aus, ohne dass die bisherige Diagnostik einen Hinweis auf eine Ursache geliefert hat, kann der Arzt weitere diagnostische Schritte erwägen, darunter eine Ultraschalluntersuchung des Herzens (Echokardiografie) und Blutuntersuchungen. Mit ihrer Hilfe lässt sich schwerwiegenden, bisher nicht entdeckten Erkrankungen wie zum Beispiel der Schilddrüse, der Nebennieren oder des Herzens und der Gefäße auf die Spur kommen.
Handelt es sich um einen niedrigen Blutdruck ohne Krankheitswert, ist dieser in der Regel nicht behandlungsbedürftig. In diesem Fall reichen oft Maßnahmen, die der Betroffene im eigenen Alltag umsetzen kann. Nur wenn die Hypotonie den Betroffenen stark belastet, kann der Arzt unter Umständen Medikamente verschreiben, die den Blutdruck erhöhen.
Was können Sie selbst bei niedrigem Blutdruck tun?
Es gibt zahlreiche einfache Maßnahmen, um die Beschwerden, die ein niedriger Blutdruck hervorrufen kann, zu mildern:

- Trinken Sie noch vor dem Aufstehen ein großes Glas Wasser, um den Blutdruck zu erhöhen
- Achten Sie auf eine erhöhte Kochsalzzufuhr, indem Sie nachsalzen oder kräftige Gemüse- oder Fleischbrühen zu sich nehmen. Der Grund: Das Salz bindet Wasser und lässt über eine Erhöhung des Blutvolumens auch den Blutdruck ansteigen
- Nehmen Sie ausreichend Flüssigkeit zu sich, am besten 2 bis 2,5 Liter am Tag. Ideal sind Wasser, ungesüßte Tees sowie Sportdrinks mit Natrium und Kalium
- Bewegen Sie sich ausreichend. Ausdauersportarten wie Radfahren, Schwimmen, Walken oder Joggen, aber auch regelmäßige Spaziergänge eignen sich besonders gut bei niedrigem Blutdruck
- Gezieltes Krafttraining wie Liegestütze, Kniebeugen oder Geräteübungen in einem Fitnessstudio tragen dazu bei, die Muskulatur zu stärken und so die Pumpfunktion zu verbessern – vor allem der Venen in den Beinen.
- Lassen Sie immer mal wieder das Auto stehen und steigen Sie stattdessen auf das Fahrrad. Für Bewegung sorgen Sie auch, indem Sie eine Haltestelle früher aus dem Bus oder der Bahn aussteigen und den Rest zu Fuß gehen oder statt mit dem Aufzug zu fahren, die Treppe steigen.
- Tragen Sie Kompressionsstrümpfe, wenn Sie zu Venenschwäche oder Krampfadern neigen. Sie verhindern, dass das Blut in den Beinen versackt.
- Nutzen Sie die Vorteile der Hydrotherapie (Wassertherapie), um den Kreislauf zu trainieren. Gut geeignet sind Wechselduschen, Kneippkuren, Trockenbürstenmassagen zum Herzen hin und Saunagänge
- Bleiben Sie auch bei längerem Stehen in Bewegung, indem Sie immer mal wieder auf den Zehen wippen.
- Verbringen Sie Ihre Ferien in klimatischen Reizzonen wie etwa an der Nordsee oder im Hochgebirge
- Achten Sie darauf, genügend zu schlafen und nehmen Sie sich ausreichend Zeit für das Aufstehen
- Verzichten Sie auf Alkohol, Nikotin und andere Drogen
Veröffentlicht am: 22.03.2023
Quellen
[1] Was tun bei niedrigem Blutdruck. Internisten im Netz. https://www.internisten-im-netz.de/aktuelle-meldungen/aktuell/was-tun-bei-zu-niedrigem-blutdruck.html (letzter Abruf 1.8.2022)
[2] Blutdruck. Pschyrembel Online. https://www.pschyrembel.de/Blutdruck/T0135/doc/ (letzter Abruf 2.8.2022)
[3] Niedriger Blutdruck (Hypotonie). Öffentliches Gesundheitsportal Österreichs. https://www.gesundheit.gv.at/krankheiten/herz-kreislauf/hypotonie.html (letzter Abruf 1.8.2022)
[4] Wann ist niedriger Blutdruck bedenklich? Internisten im Netz. https://www.internisten-im-netz.de/aktuelle-meldungen/aktuell/wann-ist-niedriger-blutdruck-bedenklich.html (letzter Abruf 29.7.2022)
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