Blaue Lippen und Finger - Ursache und Behandlung

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Blaue Lippen und Finger sind ein Symptom, das auf eine verminderte Blut- und Sauerstoffversorgung und somit auf eine Zyanose (bläuliche Verfärbung der Haut) hinweist. Diese kann verschiedene Ursachen haben, beispielsweise Herz-Kreislauf- oder Lungenerkrankungen. Manchmal ist Kälte der Grund dafür, dass der Blutstrom sich besonders in vom Rumpf entfernteren Körperarealen verlangsamt, da sich hier die Blutgefäße stärker zusammenziehen. Auch psychische Faktoren können einen solchen Effekt haben.
Eine Zyanose ist ein ernst zu nehmendes Symptom, da es die Folge schwerer Erkrankungen sein kann. Es sollte deshalb umgehend ärztlich abgeklärt werden.
Warum kommt es zu blauen Lippen und Fingern?
Blaue Lippen und Finger sind ein Symptom, dass vor allem bei Herz-Kreislauf- und Lungenerkrankungen oder bei Kälte auftritt. Dabei scheint die Haut Betroffener insbesondere an diesen Körperstellen bläulich bis violett verfärbt. Tatsächlich ist es aber nicht die Haut, die verfärbt ist, sondern das Blut in den Gefäßen darunter, das normalerweise eine rote Farbe hat. Diese erhält es durch den Sauerstoff, der am Blutfarbstoff (Hämoglobin) und dem sich darin befindenden Eisen gebunden ist. Bei Sauerstoffmangel verfärbt sich das Blut und die darüber liegende Haut oder Schleimhaut blau. Mediziner bezeichnen das als Zyanose oder Blausucht.
An Lippen und Fingern ist die Haut sehr dünn und es ziehen zahlreiche Arterien hindurch. Die Fingernägel sind zudem leicht durchsichtig, weshalb das darunter fließende Blut hindurchscheint. Daher ist die Verfärbung hier besonders deutlich zu sehen.
Was verursacht blaue Lippen und Finger?
Für blaue Lippen und Finger gibt es verschiedenste Ursachen. In der Regel stecken eine verringerte Durchblutung und Verteilung des Sauerstoffs dahinter. Eine Ursache dafür kann eine Gefäßverengung (Vasokonstriktion) als natürliche Reaktion auf Kälte sein. Diese ist oftmals harmlos. Damit an den Körperenden nicht zu viel Wärme verloren geht, ziehen sich Arterien vor allem in entfernteren und abstehenden Körperteilen – auch Akren genannt – zusammen. Dazu zählen zum Beispiel Hände und Füße mit den Fingern und Zehen, die Nase, Ohren sowie Lippen. Das Blut strömt durch die engen Gefäße langsamer und es gelangt weniger frischer Sauerstoff hinein. Dadurch bekommt es allmählich eine bläuliche Farbe. Im Normalfall kehrt das Rosarot zurück, sobald dem Körper Wärme zugeführt wird. Geschieht dies nicht und die Blaufärbung hält an, deutet das auf eine Erkrankung oder sogar Erfrierung hin. Erstreckt sich die blaue Verfärbung symmetrisch über Hände, Füße und Gesicht, insbesondere Nase und/oder Lippen, sprechen Fachleute von einer Akrozyanose. Die Mundschleimhaut und Zunge sind hierbei nicht betroffen.
Eine Zyanose kann neben Kälte und psychischen Faktoren noch weitere Ursachen haben. Zumeist sind es Herz-Kreislauf- und/oder Lungenerkrankungen. Dazu gehören:
- Durchblutungsstörungen
- Herzschwäche (Insuffizienz)
- Herzklappenfehler
- Herzrhythmusstörungen
- Herzinfarkt
- Chronisch-obstruktive Lungenkrankheit (COPD)
- Lungenembolie
Außerdem können Erkrankungen des Blutes wie eine Blutarmut (Anämie) oder eine Gefäßverstopfung (Thrombose) eine Zyanose auslösen.
Hinter all den Erkrankungen stecken unterschiedliche Mechanismen. Bei Lungenerkrankungen ist die Sauerstoffaufnahme beispielsweise schon in der Lunge eingeschränkt. Teilweise kann das lebenswichtige Gas aber auch nicht ausreichend von den roten Blutkörperchen (Erythrozyten) gebunden werden. Dadurch kommt es zu einer verminderten Sauerstoffsättigung im Blut. Das Gleiche passiert bei einer Anämie, bei der entweder zu wenig oder defekte rote Blutzellen, zu wenig Hämoglobin oder ein Eisenmangel vorliegen.
Bei Durchblutungsstörungen, Gefäßverstopfungen oder Erkrankungen des Herzens enthält das Blut zwar genügend Sauerstoff, verteilt sich aber nicht ausreichend und gleichmäßig im Körper. Bei Herzklappenfehlern kann es ins Herz zurücklaufen und sich mit verbrauchtem Blut vermischen. Die Folge ist auch hierbei eine verminderte Sauerstoffversorgung.
Wann sollte man bei blauen Lippen und Fingern zum Arzt?
Färben sich die Lippen oder Finger wegen Kälte blau, besteht noch kein Grund zur Sorge. Zwar zeigt der Körper auf diese Weise, dass die Sauerstoffversorgung in einigen Bereichen herabgesetzt ist, in der Regel ist dies aber nicht gesundheitsschädigend. Wichtig ist, dass die Blaufärbung bei Wärmezufuhr wieder verschwindet. Bleibt sie bestehen, spricht dies für Erkrankung oder sogar Erfrierung und es sollte unverzüglich ein Arzt aufgesucht werden.
Auch wenn es unabhängig von Kälte zu einer deutlichen Blaufärbung der Lippen und Finger kommt, besteht der Verdacht einer krankheitsbedingten Zyanose. Da die zugrunde liegenden Ursachen unter Umständen lebensbedrohlich sind, sollte unbedingt ärztlicher Rat eingeholt werden, um schnellstmöglich mit der Behandlung beginnen zu können.
Was macht der Arzt bei blauen Lippen und Fingern?
Da blaue Lippen und Finger unterschiedlichste, zumeist krankheitsbedingte, Ursachen haben können, gilt es, die Grunderkrankung festzustellen. Denn eine Zyanose lässt sich nur durch die Therapie der Ursache behandeln.
Der Arzt lässt sich vom Patienten dafür zunächst alle Beschwerden beschreiben und erhebt die Krankengeschichte (Anamnese). Steht die Ursache fest, bestimmt er die entsprechende Therapie.
Abhängig von der Grunderkrankung und deren Schweregrad umfasst die Behandlung in der Regel die Einnahme von Medikamenten. Das können beispielsweise Wirkstoffe gegen Herz-Kreislauf- sowie Gefäßerkrankungen oder Eisenpräparate bei Blutarmut sein. Unter Umständen ist auch eine Operation notwendig, beispielsweise bei verengten oder verstopften Gefäßen sowie Herzklappenfehlern. Oft wird zusätzlich eine Ernährungsumstellung empfohlen.
Sind psychische Faktoren wie Stress der Auslöser, können eine Änderung des Lebensstils oder auch eine psychotherapeutische Behandlung helfen.
Was können Sie selbst bei blauen Lippen und Fingern tun?
Neigen Sie dazu, bei Kälte zum Beispiel im Winter schnell auszukühlen und blaue Lippen und Finger zu bekommen, dann halten Sie sich gut warm. Tragen Sie im Freien mehrere Kleidungsschichten (Zwiebeltechnik) und verwenden Sie zum Beispiel Thermowäsche. Diese eignet sich besonders gut, um vor allem den Körperstamm warm zu halten. So bleiben die Gefäße in Händen und Beinen länger warm und die Blutversorgung dort wird aufrechterhalten. Wenn Sie eine Unterkühlung vermuten, begeben Sie sich unverzüglich nach drinnen beziehungsweise ins Warme, um zu vermeiden, dass die Körpertemperatur weiter absinkt.
Wenn eine Erkrankung vorliegt, ist es besonders wichtig, dass Sie deren Behandlung so gut Sie können unterstützen. Insbesondere Herz- und Lungenerkrankungen erfordern Ruhe. Achten Sie also darauf, dass Sie sich in der ersten Zeit schonen und die Behandlung wie vom Arzt verschrieben durchführen. Nehmen Sie anstrengendere Aktivitäten wie Sport erst nach Rücksprache mit Ihrem Arzt wieder auf. Nichtsdestotrotz fördert Bewegung die Durchblutung und kann unter Umständen einer erneuten Zyanose entgegenwirken. Ärzte raten daher nach Möglichkeit zu regelmäßiger Bewegung.
Sollten Sie rauchen, ist es ratsam, es einzustellen. Eine Zyanose bedeutet ohnehin eine verringerte Sauerstoffversorgung. Das Rauchen kann den Effekt noch verstärken und das Risiko für schwere Komplikationen zunehmend erhöhen.
Veröffentlicht am: 06.05.2024
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Quellen
[1] Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für pädiatrische Kardiologie. Abklärung einer Zyanose im Kindes- und Jugendalter. (Stand: 2017, in Überarbeitung) https://register.awmf.org/assets/guidelines/023-002l_S2k_Abklaerung-einer-Zyanose-Kinder-Jugendliche_2018-07-abgelaufen.pdf
[2] Herold, G. Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2022
[3] Baenkler, H., et al. Kurzlehrbuch Innere Medizin. Vollständig überarbeitete Auflage, Thieme, Stuttgart 2021
[4] MedLexi. Blaue Lippen. https://medlexi.de/Blaue_Lippen
[5] MedLexi. Zyanose. (Blaufärbung der Haut und Schleimhäute) https://medlexi.de/Zyanose_(Blauf%C3%A4rbung_der_Haut_und_Schleimh%C3%A4ute)
[6] Pschyrembel.online. Zyanose. https://www.pschyrembel.de/Zyanose/K0PG3
[7] Kardionet.de. Blaue Lippen – Zyanose. https://www.kardionet.de/zyanose-herz-lunge-blut-haemoglobin/ (letzter Abruf: 02.03.2023)
[8] Springer Medizin. Akrozyanose. https://www.springermedizin.de/emedpedia/klinische-angiologie/akrozyanose?epediaDoi=10.1007%2F978-3-662-61379-5_108
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