Eingerissene Mundwinkel - Ursache und Behandlung

Eingerissene Mundwinkel sind unangenehm und können immer wieder auftreten. Oft haben sie harmlose Ursachen und sind beispielsweise auf kalte Winter oder trockene Heizungsluft zurückzuführen. Treten sie jedoch häufiger auf, bleiben sie bestehen oder entzünden sie sich, ist der Gang in die ärztliche Praxis sinnvoll. Eventuell liegt den eingerissenen Mundwinkeln eine ernst zu nehmende Erkrankung wie Diabetes mellitus oder eine Infektion mit Keimen wie Bakterien, Pilzen oder Viren zugrunde. Ist die Ursache behoben, klingen die Symptome wieder ab.

Eingerissene Mundwinkel werden auch als Mundwinkelrhagaden (Cheilitis angularis) bezeichnet. Dem Namen entsprechend reißt die Haut in den Mundwinkeln ein, nachdem sie zuvor oft gerötet und gereizt war, eventuell zusätzlich gespannt hat. Mundbewegungen beim Lachen, Essen oder Sprechen sind dann oft sehr schmerzhaft, weil die Mundwinkel wiederholt und häufig sogar tiefer aufreißen. In der Folge bilden sich zusätzlich Krusten. Manchmal sind auch Infektionen möglich, denn die eingerissenen Mundwinkel bieten Keimen wie Herpesviren, Bakterien oder Pilzen einen Nährboden.

Eingerissene Mundwinkel haben vielfältige Ursachen. Die Haut an den Lippen ist größtenteils frei von Talgdrüsen, welche die Lippen mit einem ausreichend schützenden Fettfilm überziehen könnten. Daher trocknen die Lippen und die Mundwinkel besonders bei kalter Winter- oder Heizungsluft schneller aus und werden somit weniger elastisch: Die strapazierte dünne Haut an den Lippen und den Mundwinkeln reißt dadurch leichter ein.

Neben trockener Haut begünstigt auch übermäßige Nässe eingerissene Mundwinkel. So trocknet beispielsweise häufiges Lecken mit der Zunge die Lippen und Mundwinkel aus, da das wenige vorhandene Hautfett ausgewaschen wird. Weitere Gründe für Schädigungen der dortigen Haut sind Umstände, unter denen sich Speichel vermehrt in den Mundwinkeln ansammeln kann. Dazu zählen unter anderem:

• Eine Fehlstellung des Unterkiefers (Prognathie), bei welcher der Unterkiefer im Vergleich zum Oberkiefer zu weit hervorsteht.
• Durch höheres Lebensalter oder starken Gewichtsverlust reduzierte Hautspannung, die sich in vermehrter Faltenbildung in den Mundwinkeln äußert.
• Schlechtsitzende Zahnprothesen
• Daumenlutschen

Auch wenn Zahnseide zu aggressiv angewendet- oder ständig durch den Mund geatmet wird, kann dies zu eingerissenen Mundwinkeln führen.

Weitere mögliche Ursachen für eingerissene Mundwinkel sind:

• Erkrankungen wie Diabetes mellitus, Morbus Crohn, Colitis ulcerosa, Lupus erythematodes , HIV-Infektion
• Vitamin- und Nährstoffmangel, darunter besonders Vitamin B, Eisen, Zink und Vitamin C
• Blutarmut (Anämie)
• Allergische Reaktionen, zum Beispiel gegenüber Zahnpasta, Kosmetika oder Nickel, das in manchen festen Zahnspangen vorkommt
• Neurodermitis
• Infektion mit Bakterien (zum Beispiel Staphylokokken, Streptokokken)
• Krankheitsbedingt verstärkter Speichelfluss

Klingen die Symptome nicht ab oder treten sie wiederholt auf, ist es ratsam, ärztlichen Rat einzuholen, um andere Erkrankungen auszuschließen. Bilden sich Krusten, nässen die eingerissenen Mundwinkel oder breiten sich die Symptome über die Mundwinkel hinaus aus, könnte es sein, dass sich Keime angesiedelt und eine Infektion ausgelöst haben. Diese benötigt dann je nach Erreger eine gezieltere Behandlung.

In der Regel reicht dem Arzt die Blickdiagnose, um eingerissene Mundwinkel zu erkennen. Um sich ein genaues Bild zu verschaffen, untersucht er meist auch den Mundraum im Hinblick auf Infektionen oder andere Auffälligkeiten an Zahnfleisch oder Mundschleimhaut.

Da die trockene Haut an den Lippen und Mundwinkeln nicht immer auf Heizungsluft oder dergleichen zurückzuführen ist, versucht der Arzt zunächst im Gespräch (Anamnese), weitere mögliche Gründe herauszufinden. Dafür sind für ihn Informationen beispielsweise darüber interessant, wie häufig die eingerissenen Mundwinkel auftreten, wie die tägliche Gesichtspflege aussieht, ob es Probleme mit einem Zahnersatz gibt oder Allergien bestehen. Da den eingerissenen Mundwinkeln möglicherweise auch ein Vitamin- oder Nährstoffmangel zugrunde liegt, fragt der Arzt auch nach der Ernährung und dem generellen Empfinden.

Um einen Verdacht zu bestätigen, eignen sich labortechnische Blutuntersuchungen. Mit diesen lassen sich Erkrankungen wie Diabetes mellitus oder Mangelerscheinungen aufdecken und im Anschluss geeignete Behandlungsmaßnahmen ergreifen. Sind die eingerissenen Mundwinkel entzündet, entnimmt der Arzt mit einem sterilen Tupfer gegebenenfalls einen Abstrich. Dieser kann im Anschluss auf Keime untersuchen werden. Bei stark entzündeten eingerissenen Mundwinkeln lindern Salben mit Glukokortikoiden die Symptome. Liegt eine Infektion vor, verschreibt der Arzt bei einer Besiedelung mit Pilzen ein Antimykotikum, bei einer Infektion mit Bakterien ein Antibiotikum. Sind die eingerissenen Mundwinkel auf eine Herpesinfektion zurückzuführen, empfiehlt der Arzt in vielen Fällen ein frei verkäufliches Präparat mit dem Wirkstoff Aciclovir.

Ist die Ursache für die eingerissenen Mundwinkel behoben, heilen sie in der Regel problemlos aus.

Unabhängig von einem eventuell vorliegenden Nährstoff- oder Vitaminmangel ist eine ausgewogene Ernährung grundsätzlich sinnvoll, um eingerissenen Mundwinkeln vorzubeugen. Mangelt es jedoch an beidem, ist es wichtig, dass Sie die ärztlich empfohlenen Präparate wie verschrieben einnehmen.

Liegt den eingerissenen Mundwinkel eine Allergie zugrunde, sollten Sie den oder die Auslöser meiden.

Veröffentlicht am: 06.12.2023

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[1] Pschyrembel Online. Cheilitis angularis. https://www.pschyrembel.de/Mundwinkelrhagade/K02E5/doc/ (letzter Abruf 05.12.2023)
[2] Hausarztwissen Online (Deximed). Entzündungen der Mundwinkel (Mundwinkelrhagaden) https://deximed.de/home/klinische-themen/hals-nase-ohren/patienteninformationen/mundhoehle/mundwinkel-entzuendung (letzter Abruf 05.12.2023)
[3] DAZ.online. Was tun bei Mundwinkelrhagaden. https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2019/05/02/was-tun-bei-mundwinkelrhagaden/chapter:2 (letzter Abruf 05.12.2023)
[4] Ulfig N.: Lippen, Wangen, Gaumen: Histologie. Kurzlehrbuch Histologie, Thieme, 2019.