Nervenschmerzen - Ursache und Behandlung

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Nervenschmerzen können am gesamten Körper auftreten – entweder nur an einer Stelle oder an verschiedenen Stellen gleichzeitig. Zurückzuführen sind sie auf Nervenschädigungen, die vielfältige Ursachen haben können. Sie entstehen beispielsweise durch eine Grunderkrankung, einen Unfall oder eine Operation. Nervenschmerzen drücken sich in unterschiedlichen Symptomen aus, die oft anfallsartig auftreten. Betroffene sollten sich frühzeitig von einem Neurologen behandeln lassen, um zu verhindern, dass die Nervenschmerzen chronisch werden.
Wie äußern sich Nervenschmerzen?
Die Symptome der Nervenschmerzen können in ihrer Intensität variieren. Sie überkommen die Person plötzlich und werden oft als stark empfunden. Diese auch neuropathische Schmerzen genannten Gefühlsstörungen äußern sich bei jedem Menschen anders und werden häufig beschrieben als
- kribbelnd
- stechend
- brennend
- elektrisierend
- einschießend
Typischerweise treten Nervenschmerzen in Ruhe auf. Sie können kurz, das heißt über einen Zeitraum weniger Sekunden bis Minuten, oder auch über Stunden, Tage und Wochen auftreten. Manchmal werden sie auch chronisch und halten länger an.
Nervenschmerzen unterscheiden sich von anderen Schmerzen dahingehend, dass die Schmerzen nicht an den Nervenendigungen auftreten, sondern dort, wo die Nervenbahn geschädigt ist. So verändert sich auch die Sensibilität der Haut. Das bedeutet, dass äußere Reize wie Temperatur (Kälte, Wärme) oder Druck in den Arealen, in denen eine Nervenschädigung auftritt, zum Beispiel als stärker oder weniger schmerzhaft empfunden werden als vorher oder an einer anderen Körperstelle. Oft verändern sich die Symptome im Laufe der Zeit und fallen mal stärker oder weniger intensiv aus.
Zudem sind weitere Beschwerden möglich wie eine Allodynie oder eine Hyperalgesie (gesteigerte Schmerzempfindlichkeit). Bei beidem reagieren betroffene Menschen selbst auf schwache äußere Reize mit starken Schmerzen.
Neben den Gefühlsstörungen kommt es bei geschädigten Nerven auch zu Fehlfunktionen der mit ihnen verbundenen Muskeln. Diese zeichnen sich unter anderem durch ein Schwächegefühl in der Muskulatur aus, aber auch Lähmungen sind möglich.
Was verursacht Nervenschmerzen?

Treten Nervenschmerzen auf, sind sie die Folge von gereizten oder geschädigten Nervenfasern des zentralen (Gehirn und Rückenmark) oder des peripheren Nervensystems. Bei Letzterem handelt es sich um die Nerven, die im Körper außerhalb von Gehirn und Rückenmark verlaufen.
Nervenschädigungen haben unterschiedliche Ursachen, daher variieren die Nervenschmerzen in ihrer Ausprägung. Die Gefühlsstörungen im peripheren Nervensystem treten entweder lokal begrenzt (fokal), multifokal (mehrere Krankheitsherde, die über den Körper verteilt sind, die sich gleichzeitig bemerkbar machen) oder generalisiert auf. Bei Letzterem sind im Verlauf der Erkrankung alle Nerven betroffen.
Im peripheren Nervensystem kommt es durch unter anderem folgende Erkrankungen zu Nervenschmerzen:
- Bei einer akuten Gürtelrose-Infektion (Herpes-Zoster).
- Nach überstandener Gürtelrose im Rahmen der Post-Zoster-Neuralgie.
- Bei Diabetes mellitus: Hier schädigt ein dauerhaft erhöhter Blutzucker die Nervenfasern an verschiedenen Stellen im Körper. Oft empfinden Betroffene brennende Schmerzen an den Füßen.
- Vitamin-B12-Mangel führt auf Dauer dazu, dass sich die Myelinscheiden, die für eine rasche Reizweiterleitung entlang der Nervenfasern verantwortlich sind, zurückbilden. Dies hat unter anderem Taubheitsgefühle, Kribbeln oder Lähmung zur Folge.
- Bei Trigeminusneuralgie, die sich durch heftige Schmerzen im Gesicht äußert.
- Nach der Amputation von Brustdrüsengewebe bei Brustkrebs kann es zu Brustschmerzen kommen (Phantomschmerzen).
- Nach einer Borreliose-Infektion, dann treten im Rahmen des Bannwarth-Syndroms möglicherweise Schmerzen im Kopf, Gesicht oder Bauch auf.
- Nach einem operativen Eingriff an der Wirbelsäule (Postdisektomie-Syndrom)
- Engpass-Syndrome wie das Karpaltunnelsyndrom. Dabei wird der Mittelhandnerv im Bereich des Handgelenks eingeengt.
- Nach einem Bandscheibenvorfall
- Einer akuten oder chronischen Radikulopathie. Dabei handelt es sich um eine Schädigung oder Reizung einer Nervenwurzel. Das ist die Stelle, an der die Nerven in das Rückenmark ein- oder austreten.
- Narben
- Verschiedene Medikamente (z.B. Chemotherapie)
- Gifte (Toxine)
- Erberkrankungen wie Morbus Fabry, Amyloidose
- Tumoren
- Alkoholmissbrauch
Folgende Erkrankungen lösen Nervenschmerzen aus, die vom zentralen Nervensystem ausgehen:
- Schlaganfälle (Apoplex)
- Nervenverletzungen nach einem Unfall oder einem chirurgischen Eingriff an der Wirbelsäule
- Neurologische, entzündliche Erkrankungen, zum Beispiel Multiple Sklerose, Myelitis
- Tumoren
Wann zum Arzt bei Nervenschmerzen?
Nervenschmerzen gehören zum Formenkreis der chronischen Schmerzen und lassen sich je nach Ursache unterschiedlich erfolgreich behandeln. Dies belastet die betroffene Person psychisch und physisch oft erheblich und schränkt die Lebensqualität möglicherweise stark ein. Ein früher Behandlungsbeginn ist daher sehr wichtig, um zu verhindern, dass die Nervenschmerzen chronisch werden: Sobald die Nervenschmerzen auftreten, ist es sinnvoll, in der hausärztlichen Praxis vorstellig zu werden. Besteht der Verdacht auf eine neurologische Erkrankung, erfolgt eine Überweisung an die entsprechenden Fachärzte.
Was macht der Arzt bei Nervenschmerzen?
Als Erstes erfolgt die Anamnese. Bei diesem ausführlichen Gespräch zur Krankengeschichte erkundigt sich der Neurologe über Grunderkrankungen wie Diabetes mellitus. Auch frühere Operationen oder Unfälle könnten Nerven verletzt haben und für die Beschwerden verantwortlich sein. Neben der Art der Symptome erfragt der Arzt zudem, wie schmerzhaft diese sind. Dem Gespräch folgt die neurologische Untersuchung, mit der sich neuropathische Beschwerden aufdecken lassen, die der betroffenen Person möglicherweise nicht bewusst waren. Zum Einsatz kommen Tests
- zur Messung der Nervenleitgeschwindigkeit (Neurographie).
- wie die quantitative sensorische Testung (QST). Dabei werden die Haut und darunterliegende Nervenfasern mittels Temperatur (Wärme, Kälte) oder mechanischer Reize ( z.B. Vibrationen oder Druck) untersucht.
- zur Messung der Leitfähigkeit. Dadurch wird die Funktion der Nervenbahnen von der Haut über das Rückenmark in das Gehirn (Untersuchung der somatosensibel evozierten Potenziale, SEP) überprüft.
Direkt zu erkennen sind geschädigte, große Nerven mittels bildgebender Verfahren wie der Magnetresonanztomographie (MRT) oder der Computertomographie (CT). Darüber hinaus entnimmt der Neurologe möglicherweise eine Probe aus einem betroffenen Nerv, um sie auf Veränderungen zu untersuchen. Eine Blutentnahme unterstützt bei der Feststellung von entzündlichen Prozessen oder chronischen Erkrankungen wie Diabetes mellitus.
Nervenschmerzen lassen sich durch die Behandlung der zugrunde liegenden Erkrankung lindern. Dies gibt den Nervenfasern die Möglichkeit, sich zu erholen und möglicherweise neu aufzubauen. Zusätzlich zu dieser Behandlung empfinden viele Betroffene physikalische Therapien als hilfreich. Manche erhalten zudem eine Psychotherapie, die unter Umständen mit der Gabe von Antidepressiva unterstützt wird.
Das können Sie selbst bei Nervenschmerzen tun
Nervenschmerzen lassen sich in der Regel nicht gezielt vorbeugen, dafür sind die Ursachen zu vielfältig. Grundsätzlich ist es allerdings sinnvoll, auf einen gesunden Lebensstil mit einer ausgewogenen und gesunden Ernährung und einem achtsamen Umgang mit dem eigenen Körper und der Psyche zu achten. Treten Nervenschmerzen auf, ist es wichtig, diese zeitnah ärztlich untersuchen zu lassen.
Veröffentlicht am: 14.02.2024
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Quellen
[1] Schlereth T. et al., Diagnose und nicht interventionelle Therapie neuropathischer Schmerzen, S2k-Leitlinie, 2019, in: Deutsche Gesellschaft für Neurologie (Hrsg.), Leitlinien für Diagnostik und Therapie in der Neurologie. Online: https://register.awmf.org/assets/guidelines/030-114l_S2k_Diagnose-nicht-interventionelle-Therapie-neuropathischer-Schmerzen_2022-06.pdf
[2] Gesundheitsinformation des (Informationen des IQWiQ). Fibromyalgie – chronische Schmerzen verstehen.
https://www.gesundheitsinformation.de/chronische-schmerzen-verstehe
[3] Anästhesisten im Netz. Nervenschmerzen, https://www.anaesthesisten-im-netz.de/schmerzmedizin/haeufige-schmerzarten/nervenschmerzen/
[4] Deutsche Schmerzgesellschaft e. V. Nervenschmerzen. https://www.schmerzgesellschaft.de/topnavi/patienteninformationen/schmerzerkrankungen/nervenschmerzen
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