Akupressur – Punktuelle Massage als Therapie

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Zusammenfassung
Die Akupressur gehört zur traditionellen chinesischen Medizin (TCM) und ist damit eine sehr alte Behandlungsmethode, die heute meistens als Ergänzung zu konventionellen, westlichen Therapien eingesetzt wird. Mithilfe gezielter, punktueller Druckausübung sollen eine ganze Reihe von Beschwerden behandelt und die Gesundheit wiederhergestellt werden. Bisher gibt es aber erst wenige wissenschaftliche Belege für die Wirksamkeit der Akupressur und dies auch nur bei ganz bestimmten Beschwerden.
Was ist Akupressur?
Wie bei der Akupunktur ist auch die Akupressur eine Behandlungsmethode aus der traditionellen chinesischen Medizin (TCM), die dem ähnelnde Shiatsu-Massagetechnik wird aber auch in der japanischen Medizin oft angewendet. Anstelle von Nadeln werden die Akupressur-Punkte auf der Haut hier jedoch mit Druck behandelt. Der Name leitet sich dementsprechend aus den lateinischen Begriffen „acus“ (Nadel) und „premere“ (drücken) ab. Man geht davon aus, dass die Akupressur das Vorgängerverfahren der Akupunktur ist. Die Idee hinter der Akupressur ist, dass Krankheiten im Körper durch eine Störung der „Energiebahnen“ verursacht werden und diese durch den Druck auf die richtigen Punkte wieder ins Gleichgewicht gebracht werden können. Für diese Theorie oder die Energiebahnen an sich (auch Meridiane oder Tsubos genannt) gibt es keinerlei Belege. Dementsprechend ist die genaue Wirkweise der Akupressur nicht geklärt.
Wann führt man die Akupressur durch?
Die Akupressur gehört zu den komplementären, alternativen Medizinverfahren (CAM vom englischen Begriff Complementary and Alternative Medicine) und wird daher meistens als Ergänzung zur konventionellen Therapie eingesetzt. Als alternative Behandlungsmethode kommt Akupressur beispielsweise infrage, wenn aufgrund von Unverträglichkeiten bestimmte Medikamente nicht eingenommen werden können oder diese keine ausreichende Wirksamkeit zeigen, aber auch wenn der Arzt eine schonendere Behandlungsmethode für Patienten sucht, die bereits eine Therapie-Odyssee hinter sich haben. Ebenfalls zu den CAM zählen Akupunktur, Phyto-Therapie oder Osteopathie.
Verschiedene Studien zeigen, dass Akupressur bei unterschiedlichen Beschwerden helfen kann, darunter:
- Menstruationskrämpfe/-schmerzen (Dysmenorrhö)
- Wehenschmerzen
- Erbrechen, Schmerzen und Fatigue im Zusammenhang mit verschiedenen Krebsdiagnosen und -behandlungen
- Angstzustände vor Operationen
- akute Knöchelverstauchung
Aber auch in anderen Bereichen, bei denen die Wirkung noch nicht umfassend wissenschaftlich belegt werden konnte, findet die Akupressur Anwendung. Dazu zählen:
- Rücken- und Nackenschmerzen
- Kopfschmerzen
- Verdauungsbeschwerden
- Schlafstörungen
- Atemwegsbeschwerden
- Tennisellenbogen
- Stress
Im Gegensatz zur Akupunktur, die manchmal von gesetzlichen Krankenkassen übernommen wird, muss eine Akupressur-Behandlung selbst bezahlt werden.
Was wird bei der Akupressur gemacht?
Da die Akupressur ebenso wie die Akupunktur auf der Manipulation von Energiebahnen basiert, sind mit jedem Symptom bestimmte Punkte am menschlichen Körper assoziiert, die auf diesen Energie-Meridianen liegen. Die zwölf Haupt-Meridiane sind wiederum bestimmten Körperbereichen oder Organen zugeordnet. Neben solchen Lungen- oder Herzmeridianen gibt es noch weitere Meridiane ohne Zuordnung zu bestimmten Organen. Insgesamt liegen auf diesen Meridianen mehr als 350 Punkte, die in verschiedenen Kombinationen gedrückt werden, was den Strom der Lebensenergie (Chinesisch „Qi“, gesprochen „chi“) wiederherstellen soll. Welche der Punkte dabei massiert werden, hängt von den spezifischen Beschwerden ab, die behandelt werden sollen.
Wichtig zu wissen:
Auch wenn die beiden Begriffe Akupressur und Shiatsu häufig austauschbar verwendet werden, handelt es sich dabei nicht um die gleiche Behandlungsmethode. Während Shiatsu meist eine Massage des gesamten Körpers einschließt, fokussiert sich Akupressur auf einige bestimmte Punkte. Zusätzlich wird bei Shiatsu der Druck vom Behandelnden mit dem ganzen Körper ausgeübt, während bei der Akupressur nur Arme oder Hände zur Druckausübung eingesetzt werden. Der Druck kann im Rahmen der Akupressur kreisend, schiebend, knetend oder pulsierend ausgeübt werden – bei Shiatsu ist der Druck immer stetig.
Wie schnell die Akupressur wirkt, ist von Fall zu Fall unterschiedlich. Die Wirkung kann sofort, nach wenigen Minuten oder erst nach mehreren Sitzungen eintreten. Ebenso hängt auch die Dauer der Wirkung von Faktoren wie den zugrundeliegenden Beschwerden ab.
Welche Formen der Akupressur gibt es?
Wie bei einer normalen Massage gibt es auch bei der Akupressur verschiedene Techniken. So kann der Druck auf einem Punkt gehalten werden, es können kreisende Bewegungen durchgeführt werden oder der Punkt wird mehrfach fest gedrückt. Der Druck kann dabei je nach Stelle und Kraftbedarf zum Beispiel über Finger, Hände, Ellenbogen oder Knie ausgeführt werden.
Je nachdem, welche Beschwerden behandelt werden sollen, findet die Akupressur gleichzeitig mit verschiedenen anderen Behandlungsmethoden statt.
Wichtig zu wissen:
Auch wenn das Verletzungsrisiko bei der Akupressur sehr gering ist, sollte auf keinen Fall Druck auf verletzte oder entzündete Stellen ausgeübt werden! Der Druck sollte zudem nicht zu stark sein, damit keine Hämatome entstehen.
Schwangere sollten die Akupressur vermeiden, da der Druck auf einige Punkte potenziell frühzeitige Wehen auslösen kann. Bei Herz-Kreislauf-Problemen sollten die Anwendung zuvor mit dem Arzt abgesprochen werden.
Kann ich Akupressur selbst durchführen?
Da bei der Akupressur im Gegensatz zur Akupunktur keine Nadeln verwendet werden, ist die Gefahr einer Verletzung hier wesentlich geringer und es braucht keine spezielle Ausbildung. Eine Studie zeigte, dass Akupressur, die mithilfe einer App selbst zuhause angewandt wurde, bei Menstruationsbeschwerden zu einer signifikanten Verringerung der Schmerzen im Vergleich zur Standardbehandlung führte. Auch bei anderen Beschwerden wie der saisonalen allergischen Rhinitis („Heuschnupfen“) gibt es erste Hinweise, dass selbstdurchgeführte Akupressur diese lindern kann. Insbesondere für die Selbstbehandlung gibt es eine ganze Reihe Produkte wie Massageknäufe, Akupressur-Matten oder -Stifte, welche die Behandlung erleichtern sollen.
Die Akupressur kann prinzipiell auch zur Selbstbehandlung angewendet werden. Das Wissen um die richtigen Punkte und die Technik zur Druckausübung ist dennoch wichtig. Im Idealfall wenden Sie sich für die Behandlung beispielsweise an Physiotherapeuten, Ärzte oder Heilpraktiker mit einer entsprechenden Zusatzausbildung.
Veröffentlicht am: 17.10.2023
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